Springe direkt zu Inhalt

Der Geehrte

Der ehemalige Dozent der Freien Universität Berlin Feryad Fazil Omar wurde für seinen Einsatz für Minderheiten und die Vermittlung kurdischer Sprache und Kultur mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

23.02.2023

Feryad Fazil Omar: „Ich vertrete die, die sich nicht selber vertreten können.“

Feryad Fazil Omar: „Ich vertrete die, die sich nicht selber vertreten können.“
Bildquelle: Michael Fahrig

Der renommierte Literatur- und Sprachwissenschaftler, kurdische Schriftsteller und frühere Kurdisch-Dozent der Freien Universität Berlin, Feryad Fazil Omar, ist mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Es wurde ihm am 21. Dezember 2022 im Rahmen einer von der Ernst-Reuter-Gesellschaft maßgeblich initiierten und unterstützten Veranstaltung in der ,Rostlaube‘ von Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote überreicht.

In ihrer Laudatio verwies Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote auf das herausragende zivilgesellschaftliche Engagement von Feryad ­Fazil Omar für den Schutz und die Durchsetzung der weltweiten Menschenrechte. „Ihr unermüdliches und vielseitiges Engagement als Wegbereiter der Forschung und Lehre der kurdischen Sprache, Kultur und Geschichte in Deutschland sowie Ihre außerordentlichen Verdienste als Vermittler zwischen der deutschen und der kurdischen Kultur – all das würdigt diese Auszeichnung“, betonte die Senatorin.

Auszeichnung und Verleihungsurkunde erhielt Feryad Fazil Omar aus Händen von Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote.

Auszeichnung und Verleihungsurkunde erhielt Feryad Fazil Omar aus Händen von Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote.
Bildquelle: Michael Fahrig

Dozent für kurdische Sprache, Literatur und Geschichte

Omar kam 1950 im Irak zur Welt und lebt seit fast 45 Jahren in Berlin. Zunächst war er in der nordirakischen Stadt Sulaimaniya Dozent an der ersten kurdischen Universität. Nachdem er ein Forschungsstipendium an der Freien Universität erhalten hatte, verließ er 1978 den Irak. Bis 1982 studierte er Iranistik am gleichnamigen Institut der Freien Universität. Von 1982 bis 2018 war er dort Dozent für kurdische Sprache, Literatur und Geschichte. Omar hielt unter anderem Seminare und Vorlesungen über die kurdische Sprache, Literatur, Geschichte und Politik und widmete sich dem Verfassen von Lehr- und Wörterbüchern zur kurdischen Sprache und Literatur. Außerdem übersetzte er kurdische Literatur ins Deutsche und schrieb selbst Gedichte auf Deutsch sowie auf Kurdisch.

Zu seinen wichtigsten Werken gehören zudem das erstmals 1992 erschienene Kurdisch-Deutsche Wörterbuch (Zentralkurdisch/Sorani) und 2016 das Deutsch-Kurdische Wörterbuch (Sorani). Diese Werke sind seitdem mehrfach neu aufgelegt und erweitert worden. Im Februar 2022 wurde Omar von der Salahaddin University in Erbil mit dem PhD ehrenhalber ausgezeichnet. Drei Monate später wurde er Ehrenmitglied der dortigen „Kurdish Academy“.

Der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde Deutschland Ali Ertan Toprak würdigt Feryad Fazil Omars Übersetzung von „Mem u Zîn“.

Der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde Deutschland Ali Ertan Toprak würdigt Feryad Fazil Omars Übersetzung von „Mem u Zîn“.
Bildquelle: Michael Fahrig

Omar ist Gründer und Präsident des „Instituts für Kurdische Studien e. V.“ in Berlin. Zudem war er von 2012 bis 2017 Bundesvorsitzender der Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“. Neben seinem wissenschaftlichen Engagement und seinem Einsatz für die Menschenrechte ist er ein politisch unabhängiger Beobachter und Kommentator der kurdischen Belange sowie der ethnischen und religiösen Minderheiten im Nahen Osten.

Die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz wurde von Jan Diedrichsen, seinem Nachfolger im Bundesvorsitz der „Gesellschaft für bedrohte Völker“, angeregt und unter anderem von der Ersten Vizepräsidentin der Freien Universität, Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott, dem Vorsitzenden der Ernst-Reuter-Gesellschaft und ehemaligen Kanzler der Freien Universität, Peter Lange, sowie von der Iranistik-Professorin Dr. Maria Macuch unterstützt, die alle Omars vielfältiges Wirken auch in Redebeiträgen innerhalb der Veranstaltung würdigten. An ihr nahmen zudem, partiell auch mit Grußworten, Vertreter der Regionalregierung Kurdistan-Irak und der „Kurdish Academy“ sowie der 1. Sekretär der Botschaft der Republik Irak in Berlin teil.

Jan Diedrichsen, Omars Nachfolger im Bundesvorsitz der „Gesellschaft für bedrohte Völker“, hatte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes angeregt.

Jan Diedrichsen, Omars Nachfolger im Bundesvorsitz der „Gesellschaft für bedrohte Völker“, hatte die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes angeregt.
Bildquelle: Michael Fahrig

Feryas Fazil Omar schuf Standard­werke zur kurdischen Sprache

Blechinger-Talcott betonte, dass mit der Auszeichnung Omars erfolgreiche Tätigkeit in der Iranistik ebenso wie sein humanitäres Engagement Anerkennung finde: „Er hat lange Jahre sehr engagiert am Institut für Iranistik gelehrt und zahlreiche Studierende geprägt. Gleichzeitig hat er durch die von ihm herausgegebenen Lexika und Standardwerke wesentlich zum Verständnis für die kurdischen Sprachen und Literaturen in Deutschland und darüber hinaus beigetragen.“ Mit seiner Arbeit habe er weltweit große Anerkennung gefunden und die Freie Universität als ein wichtiges und einzigartiges Zentrum für Kurdische Studien bekannt gemacht. 

Diedrichsen hatte bei seiner Anregung, Omar das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, auf dessen bemerkenswerte Lebensgeschichte und Karriere verwiesen. Im Irak verfolgt und gefoltert, habe er sich den weltweiten Einsatz für die Menschenrechte zur Lebensaufgabe gemacht. Zudem habe er die Sprache und Literatur seiner kurdischen Heimat erhalten und seiner neuen Heimat Deutschland mit einem beeindruckenden ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement zurückgeben wollen, was er, der seit 1993 deutscher Staatsbürger ist, gern als „Großzügigkeit Deutschlands“ ihm gegenüber umschrieben habe. „Feryad Fazil Omar ist ein Menschenrechtler, der durch das Leid der Kurden für die Ungerechtigkeiten der Welt und für die Ohnmacht der oftmals Schwächsten, der Minderheiten besonders sensibilisiert war“, betonte Diedrichsen.

Ein Kulturvermittler und Sprachwissenschafter

Zum Abschluss der Veranstaltung kam der Geehrte dann selbst zu Wort. Sein Anliegen sei nicht nur der Einsatz für die Rechte der Kurdinnen und Kurden, sondern für die aller der Minderheiten, die keine eigene Stimme haben, unterstrich Omar. „Ich vertrete die, die sich nicht selber vertreten können“, sagte der 72-Jährige und blickte mit einem Augenzwinkern auf den Anfang seiner Tätigkeit am Institut für Iranistik zurück. Damals sei er gebeten worden, zwei Semesterwochenstunden Kurdisch zu unterrichten, und zwar „unbesoldet“. Das Wort habe er zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt. Als dann aber weiter ausgeführt wurde, dass „die Mittel knapp“ seien, habe er verstanden, was von ihm erwartet wurde – und der Bitte entsprochen. Da es an grundlegenden Unterrichtsmaterialien fehlte, erstellte er diese kurzerhand selbst. Dies war der Beginn seines Lebenswerks als Kulturvermittler und Sprachwissenschaftler, für das er nun das Bundesverdienstkreuz erhalten hat.