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Augenblicke des Semesters

70 Jahre Mensa eins – Von Dahlem nach Neuseeland – May Ayim, Stimme der afrodeutschen Literatur – Neue Studie zum Schwänzeltanz

24.05.2023

Seit sieben Jahrzehnten ein schöner Ort für Lernpausen: Die Mensa eins.

Seit sieben Jahrzehnten ein schöner Ort für Lernpausen: Die Mensa eins.
Bildquelle: Universitätsarchiv Freie Universität Reinhard Friedrich RF_0107-03

70 Jahre „Guten Appetit“

Happy Birthday Mensa eins

Als die Freie Universität im Wintersemester 1948/49 ihren Lehrbetrieb aufnahm, sorgte zunächst eine hölzerne Mensabaracke für die Verköstigung von Studierenden und Lehrenden. Zu Beginn der 1950er-Jahre wurden die Architekten Hermann Fehling und Peter Pfankuch mit einem Mensaneubau beauftragt – es war das frühe Hauptwerk der beiden Architekten. Dieses Gebäude im Stil der funktionalen Moderne der 1920er- Jahre sollte sich von den Dahlemer Villen und Landhäusern sowie den benachbarten Gründerzeitbauten der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft absetzen. Außerdem sollte es eine Brücke schlagen zum neuen Campus: Gegenüber, kaum 300 Meter entfernt, wurde der Henry-Ford-Bau errichtet. Im Laufe der Zeit wurde das Mensagebäude mehrmals umstrukturiert. 2010 eröffnete im Erdgeschoss die erste universitäre vegetarische Mensa Deutschlands, die „Mensa FU Veggie No. 1“. 2020 musste sie aufgrund der Corona-Pandemie schließen, aber nach umfangreichen Umbauarbeiten ging der Betrieb im Dezember 2022 mit einem japanisch inspirierten Konzept und Namen wieder los; er lautet: „Mensa Shokudō (FU I)“.

Für Thomas Conrad, Student der Veterinärmedizin, hieß es: Studieren in Düppel – Praktikum in Neuseeland.

Für Thomas Conrad, Student der Veterinärmedizin, hieß es: Studieren in Düppel – Praktikum in Neuseeland.
Bildquelle: privat

Von Dahlem ans andere Ende der Welt

Schafe voraus!

Aus Neuseeland, genauer aus dem beschaulichen Städtchen Gore im Süden der beiden Inseln, hieß es „Kia ora - hallo“ für Thomas Conrad, Student der Veterinärmedizin der Freien Universität. Bei einem sechswöchigen Praktikum konnte er sich mit den Besonderheiten der tierärztlichen Arbeit im Land der Kiwis vertraut machen. „Die landwirtschaftlichen Strukturen des Landes unterscheiden sich von den deutschen vor allem in ihrer Größe. Auf Farmen mit mehreren tausend Schafen und Rindern müssen Routineaufgaben wie die Eingabe von Wurmkuren äußerst effizient durchgeführt werden“, erzählt Conrad. Begünstigt wird das durch ein saisonales System. Alle Schafe bekommen landesweit zur selben Zeit ihre Lämmer und werden kastriert und geimpft. In der ausschließlichen Freilandhaltung werden die Tiere zudem eher auf Widerstandsfähigkeit als auf Hochleistung gezüchtet. Die besondere Insellage und die strengen Einfuhrkontrollen haben das Land und dessen Tiere bisher vor vielen in Europa verbreiteten Krankheiten bewahrt. „Da die neuseeländische Landwirtschaft nicht subventioniert wird und großem internationalen Preisdruck ausgesetzt ist, sind die veterinärmedizinischen Möglichkeiten aber leider wie auch hierzulande eingeschränkt“, erklärt der angehende Veterinär, „den landschaftlichen Ausblick haben sie uns aber voraus.“         

May Ayim (rechts) gilt als eine der wichtigsten Stimmen der schwarzen Community.

May Ayim (rechts) gilt als eine der wichtigsten Stimmen der schwarzen Community.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Stimme der afrodeutschen Literatur

Der Nachlass der Dichterin, Pädagogin und Aktivistin May Ayim liegt im Archiv der Freien Universität.

Afrodeutsch – so bezeichnen und verstehen sich heute viele schwarze Menschen in Deutschland. Maßgeblich geprägt hat den Begriff May Ayim (rechts). Sie gilt als eine der wichtigsten Stimmen der schwarzen Community. 1984 zog Ayim nach Berlin, lernte dort die bedeutende US-amerikanische Schriftstellerin, Wissenschaftlerin und Aktivistin Audre Lorde (links) kennen, die damals Gastprofessorin an der Freien Universität war. In den 1980er- und 1990er-Jahren hatte Ayim selbst an der Freien Universität gewirkt: Im Wintersemester 1992/1993 etwa hielt sie ein Seminar zum Thema „Antirassismus – Persönliche Bewusstseins- und Politische Bildungsarbeit“. In ihrer Zeit in Berlin publiziert Ayim neben wissenschaftlichen Arbeiten auch Gedichte, beginnt eine Ausbildung als Logopädin und wird Mitgründerin der Initiative „Schwarze Menschen in Deutschland“. Im Jahr 1996, mit nur 36 Jahren, nimmt sie sich nach einer psychotischen Krise das Leben. „Wir können der Öffentlichkeit einen umfassenden Blick über den persönlichen, wissenschaftlichen und literarischen Werdegang May Ayims bieten“, sagt Dr. Birgit Rehse, Leiterin des Universitätsarchivs der Freien Universität. Auf rund sechs laufenden Metern finden sich persönliche Unterlagen, Nachweise ihrer Vorträge und Manuskripte ihrer Gedichte. Nun ist ein weiteres wichtiges Zeugnis dazugekommen: May Ayims Abschlussarbeit mit dem Titel „Ethnozentrismus und Geschlechterrollenstereotype in der Logopädie“. Die Arbeit wurde der Freien Universität im Februar 2023 von der „Logopädischen Schule am Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH“ als Schenkung übergeben. Ausfindig gemacht hatte das Dokument die Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Riccarda J. Schneider. 

Mit einem kleinen Transponder kann der Standort einer Biene alle drei Sekunden ausgelesen werden.

Mit einem kleinen Transponder kann der Standort einer Biene alle drei Sekunden ausgelesen werden.
Bildquelle: Randolf Menzel

Neue Studie zum Schwänzeltanz

Dancing Bien

Bislang war angenommen worden, dass Bienen lediglich vom Bienenstock aus Ziele genau ansteuern können. Eine neue Studie von Prof. Dr. Randolf Menzel, Zoologe und Neurobiologe an der Freien Universität, und seinem Team erweitert nun aber diese Erkenntnis. „Bienen sind in der Lage, die metrischen Bezüge zwischen Landmarken so einzuspeichern und für die Vektorbotschaft des Schwänzeltanzes so auszulesen, dass sie von jedem beliebigen Ort zu der im Tanz angegebenen Stelle fliegen können“, sagt Menzel. Die Studie zeigt damit, dass die Tanzkommunikation der Bienen deutlich reichhaltiger ist als bisher vermutet. Darüber hinaus bedeuten die Ergebnisse, dass Bienen über ein metrisches Landschaftsgedächtnis verfügen, in dem sie frei von dem jeweiligen Standort einen anderen Ort direkt ansteuern können. „Wir wissen, dass sie dieses komplexe und reichhaltige Landschaftsgedächtnis während ihrer exploratorischen Flüge als junge Bienen erlernen“, sagt Randolf Menzel weiter. Für die Studie wurden die Flüge der Bienen mit einem besonderen Radargerät verfolgt. Dazu trugen die Bienen einen Transponder, über den ihr Standort alle drei Sekunden ausgelesen wurde.