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„Sprachen sind der Schlüssel zur Welt“

Das Selbstlernzentrum der Freien Universität ist ein Teil des Sprachenzentrums – und etwas ganz Besonderes: Es ermöglicht Beschäftigten und Studierenden aller Fachrichtungen, auf ganz unterschiedlichen Wegen eine neue Sprache für sich zu entdecken.

26.05.2023

Die Philologin Dr. Giovanna Tassinari (links) leitet das Selbstlernzentrum, die Studentinnen Jieun Lee (Mitte) und Svenja Wöllecke haben sich dort als Sprachtandem kennengelernt und sind mittlerweile gut befreundet.

Die Philologin Dr. Giovanna Tassinari (links) leitet das Selbstlernzentrum, die Studentinnen Jieun Lee (Mitte) und Svenja Wöllecke haben sich dort als Sprachtandem kennengelernt und sind mittlerweile gut befreundet.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Über den Lehnen der roten Sessel liegen Fleecedecken bereit, in der Ecke gurgelt die Kaffeemaschine. Der blaue Teppich dämpft die Schritte der Studierenden, die in den Holzregalen nach Büchern, DVDs, Übungsbögen oder Brettspielen stöbern. Das Selbstlernzentrum ist ein Ort zum Verweilen, ein gemütlicher Treffpunkt. „Es macht richtig Freude zu sehen, wie Menschen hier zueinander finden“, sagt Dr. Giovanna Tassinari. Die Philologin leitet das Selbstlernzentrum, das sie im Jahr 2005 mit aufgebaut hat. Die Idee: Selbständig, multimedial und im eigenen Tempo eine Sprache lernen, ergänzt durch Beratungen und Peer-Workshops von Studierenden für Studierende. 

„Der Sprachlernhorizont ist viel weiter als man denkt“, sagt Tassinari. „Es gibt so viele Möglichkeiten zu lernen, das gilt auch für Sprachen: Nicht für jeden ist eine App der richtige Weg, nicht jede fühlt sich in einem Kurs wohl.“ Das Selbstlernzentrum bietet Bücher und Übungshefte verschiedenster Sprachen, internationale Filme und Spiele, Lernsoftwares und eine große Auswahl von Lerntipps, die Tassinari über die Jahre zusammengestellt hat. Sie bietet auch Sprachlernberatungen an. Studentische Hilfskräfte, die alle ebenfalls mehrere Sprachen beherrschen, geben Workshops und füttern den Instagram-Kanal (@selbstlernzentrum) mit unterhaltsamen Tipps und Übungen.

Ein nachgefragtes Angebot ist die Vermittlung von Tandem-Paaren, die sich gegenseitig beim Sprachenlernen helfen. So wie Jieun Lee (22) und ­Svenja ­Wöllecke (19). Die Studentinnen haben im Oktober über das Selbstlernzentrum zueinander gefunden und sagen heute: „Wir sind nicht nur Tandem-Partnerinnen, sondern richtig gute Freundinnen.“ ­Wöllecke studiert Koreastudien/Ostasienwissenschaften im zweiten Semester und möchte ihr Koreanisch verbessern, Lee kam im Wintersemester als Austauschstudentin an die Freie Universität. In Südkorea studiert sie Germanistik und Sprachwissenschaften und suchte nach einer Möglichkeit, noch besser Deutsch zu lernen.

„Mittlerweile haben wir zusammen eine eigene Sprache gefunden“, sagt Wöllecke. „Wir mischen Deutsch und Koreanisch und die andere versteht genau, was gemeint ist.“ Während einige Tandem-Paare vor allem am Schreibtisch oder digital lernen, haben die beiden Studentinnen zusammen ein Filmfestival, Theater und Märkte besucht, gemeinsam schöne Cafés entdeckt – und erfolgreich für einen Deutschtest geübt, den Lee für ein Sprachzertifikat benötigte.

Da Wöllecke als Schülerin ein Jahr in Südkorea war, kennen die Studentinnen den Alltag im Land der jeweils anderen. „Für mich ist das der beste Punkt an unserem Sprach-Tandem“, betont Wöllecke: „Wir haben in beiden Ländern gelebt, das verbindet uns, und ich fühle mich von Jieun sehr verstanden.“ Sie ergänzt: „Jieun bringt einen fremden Blick auf Deutschland mit. Das hilft mir, meine eigene Wahrnehmung neu zu bewerten.“ Lee nickt: „Es fällt uns leicht, über politische oder persönliche Themen zu sprechen, ohne drumherum viel erklären zu müssen. Wir können durch unsere geteilten Erfahrungen gut nachvollziehen, wie es der anderen geht.“

Für Giovanna Tassinari sind die beiden Studentinnen das beste Beispiel dafür, was Sprachen ermöglichen können: „Sprachen sind der Schlüssel zur Welt.“ Erst durch Sprachen sei es möglich, aufeinander zuzugehen und Stereotype abzubauen. „Wenn wir Sprachen lernen, öffnen sich neue Wege, die Menschen in anderen Ländern zu verstehen.“