Stabsfeldwebel Dietmar Scholz
Dietmar Scholz nahm sich am 19. Mai 1976 das Leben.
geboren am 10. Oktober 1947 in Riesa
Suizid am 19. Mai 1976
Ort des Geschehens: Unterkunft der Grenztruppen in Eishausen, Kreis Hildburghausen (Thüringen)
In einem Chiffriertelegramm an den zeitweiligen Einsatzstab der HA I in Berlin und das Kommando der Grenztruppen der DDR meldet MfS-Oberstleutnant Rüdiger, GK-Süd, Abwehr, am 19. Mai 1976 die „Selbsttötung eines Berufs-Uffz. der Grenztruppen der DDR” Dabei handele es sich um den Stabsfeldwebel Dietmar Scholz, der sich in seinem Unterkunftszimmer in der Einheit Eishausen durch einen Kopfschuss selbst getötet hatte. Im Vorfeld des Suizids soll am 18. Mai ein Fehlbetrag in Höhe von 1.900 Mark bei den von Scholz verwalteten „gesellschaftlichen Geldern (Literaturgeld)” festgestellt und er daraufhin unter die „Kontrolle eines verantwortlichen Offiziers” gestellt worden sein. Tags darauf habe er sich morgens bei dem Vorgesetzten melden müssen. Dieser verlangte, dass Scholz nach Hause fahre und sein Sparbuch hole. Dann werde er mit ihm nach Hildburghausen fahren, um den Fehlbetrag in der dortigen Sparkasse einzuzahlen. Als Scholz aus seiner Wohnung zurückgekehrte. Erwartete ihn bereits sein Kompaniechef Major Kummerer und forderte ihn auf, mit ihm zum Bataillonskommandeur zu kommen, er erwarte ihn am Fahrzeug. Als Dietmar Scholz nach zehn Minuten dort nicht erschienen begab sich der Kompaniechef in dessen Dienstraum und fand dort den Unteroffizier tot auf.
Ein weiteres Chiffriertelegramm der MfS-Abwehr bestätigte die vermuteten Motive des Suizids. Scholz sei seit Januar 1972 Beauftragter des NVA-Buch- und Zeitschriftenvertriebes Berlin. Bei einer Kontrolle der Bestände stellte ein Vorgesetzter am 18. Mai 1976 den Fehlbetrag fest. Bereits in der Vergangenheit sei Scholz durch unverantwortlichen Umgang mit gesellschaftlichem Eigentum aufgefallen, im Jahr zuvor sei ebenfalls ein Fehlbetrag von 1.000 Mark in seinem Verantwortungsbereich aufgefallen. Der Fehlbetrag kam zustande, da Scholz Bücher und Schallplatten an Soldaten auslieh, ohne dafür Geld zu kassieren. Er selbst hatte sich nicht bereichert, auf seinem Sparbuch befand sich nur eine geringfügige Summe. Scholz wäre im Herbst 1976 in die Reserve versetzt worden. Er beabsichtigte, eine Tätigkeit beim Zoll der DDR aufzunehmen. (Recherche: TP; Autor: jos.)