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CULT_3: Hispan@s en el mundo: Emotionen und räumliche Mobilität

Sektionsleitung: Verena Dolle (Justus-Liebig-Universität Giessen), Danae Gallo González (Justus-Liebig-Universität Giessen), Lirio del Carmen Gutiérrez Rivera (Universidad Nacional de Colombia), Mirjam Leuzinger (Universität Passau)

Link zum Sektionsprogramm (PDF)

Mit dem Titel der Sektion wird gezielt auf die bekannte Sendung Españoles en el mundo des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Televisión Española (TVE) hingewiesen. Dieses Format eroberte 2009 die nationale Bühne und fand schließlich auch Nachahmer auf der anderen Seite des spanischsprachigen Atlantiks. Jede Woche werden in einem bestimmten Land drei bis vier Migrant*innen der jeweiligen spanischsprachigen Nation vorgestellt. Während sie den neuen Wohnort und ihren Alltag zeigen, kommen insbesondere die Gründe des Fortgehens und die Zukunftspläne zur Sprache. Auf dem Rundgang reflektieren sie aber auch die emotionalen Bindungen und Praktiken, die sie sowohl mit dem Zielland als auch mit dem Herkunftsland eingehen.

Im Hinblick auf die Sektion dient dieses Format als Beispiel für die Allgegenwart von Emotionen in Kontexten räumlicher Mobilität. Zudem vereinigt es verschiedene Mobilitätsformen – u.a. Arbeits-, Bildungs- oder Umweltmigration, Exil- oder Reiseerfahrungen, interne, internationale und/oder transnationale Migration – und vertritt somit eine der Sektion zugrundeliegende, weite Auffassung des Phänomens. ‚Migration‘ wird als Oberbegriff für jeden „proceso social de movimiento de personas en el espacio“ (Pries, 2002: 2) verstanden, der von unterschiedlicher Dauer, Frequenz und Ausrichtung sein kann, wie auch aus vielfältigen Gründen eintritt und verschiedene Ziele verfolgt. Demnach umfasst das Konzept ebenso die ‚Transmigration‘, d.h. die Lebensform, welche insbesondere in Zeiten der Globalisierung „la lógica de vivir cambiando de país“ (Pries, 2002: 1) widerspiegelt. Angesichts der Tatsache, dass räumliche Mobilität eine Vielfalt von Emotionen auslöst – von Stolz, Schuldgefühlen oder einer „ambivalencia emocional“ (Boccagni y Baldassar, 2015: 76) bis hin zu dem von der Psychologie identifizierten „duelo migratorio“ (González Calvo, 2005: 77) –, scheint es umso überraschender, dass diese Zusammenhänge mit Ausnahme weniger Studien in der Forschung bislang noch wenig Beachtung gefunden haben.

Mit dem Ziel diese Lücke zu schließen, richtet sich das Forschungsinteresse auf die Emotionen von migrierten oder reisenden Spanier*innen und Hispanoamerikaner*innen sowie auf die jeweiligen sozio- und geopolitischen Kontexte und identitären Intersektionen. Dabei sollen ihre Funktion, Ausdrucksformen, Ritualisierungen, Manipulationen und Verdrängungsmechanismen in verschiedenen Medien herausgearbeitet werden, wie z. B. in audiovisuellen Produktionen, Blogs, (sozialen, institutionellen, lokalen) Netzwerken, in der Musik, Literatur oder Performance, in Fotografie und Kunst, aber auch in empirischen Datensammlungen. In Anlehnung an die weite Definition von Svasek (2008, 2010) umfassen ‚Emotionen‘ vom Umfeld stimulierte diskursive Prozesse, Praktiken und Körpererfahrungen, anhand derer erstens die Welt erfahren, interpretiert und geformt, zweitens die Identität neu konfiguriert, und drittens – mit Hilfe von erlernten Verhaltensmustern – mögliche Folgen vorweggenommen werden.

Forscher*innnen unterschiedlicher Fachrichtungen sind eingeladen, sich mit Beiträgen zu den emotionalen Konstellationen, Netzen und Transformationen, die im Kontext von räumlicher Mobilität entstehen, einzubringen. In Anbetracht der Internationalität und Interdisziplinarität der Sektion sind auch übergeordnete Sichtweisen auf die verschiedenen Emotionskulturen in der hispanischen Welt sowie auf die unterschiedlichen akademischen Kulturen in der Emotionsforschung willkommen.

Kontakt: verena.dolle@romanistik.uni-giessen.de , danae.gallo.gonzalez@romanistik.uni-giessen.de , licgutierrezri@unal.edu.co ,mirjam.leuzinger@uni-passau.de