Preisverleihung 2013
News vom 19.06.2013
Margherita-von-Brentano-Preis 2013 wird an das Projekt MISEAL verliehen
Am Mittwoch, 10. Juli 2013 wird der Margherita-von-Brentano-Preis an das Verbundprojekt MISEAL verliehen.
Die Feierlichkeiten finden im Hörsaal A des Henry-Ford-Baus der Freien Universität Berlin, Garystraße 35, 14195 Berlin statt. Beginn ist um 18:00 Uhr.
Zur Einladung
Um Rückmeldung an einladung@fu-berlin.de wird gebeten.
Über das Projekt
Den Zugang zu Bildung öffnen
In Lateinamerika, der Weltregion mit den größten sozialen Ungleichheiten, ist die Hoffnung auf soziale Mobilität und auf ein besseres Leben mit dem Zugang zur Hochschulbildung verbunden. Die Ausschlussmechanismen aus den Universitäten sind heute weniger offensichtlich und erkennbar als früher. Doch sie sind weiterhin dafür verantwortlich, dass sozial benachteiligte gesellschaftliche Gruppen, vor allem Frauen, immer noch an den Hochschulen geringer vertreten sind. Zugleich haben lateinamerikanische Universitäten Förderprogramme und –maßnahmen entwickelt, um diese Diskriminierung zu bekämpfen.
Ausgehend vom Lateinamerika-Institut unter der Leitung von PD Dr. Martha Zapata Galindo und Prof. Dr. Marianne Braig wird gemeinsam mit Prof. Dr. Maria da Costa vom Geschlechterforschungsprogramm PAGU der Universidade Estadual de Campinas in Brasilien ein internationales Netzwerk koordiniert, in welchem renommierte Frauen- und Geschlechterforscherinnen aus zwölf lateinamerikanischen und vier europäischen Universitäten mitarbeiten.
Das von der Europäischen Union finanzierten Verbundprojekt MISEAL (Medidas para la inclusión social y equidad instituciones de educación superior en América Latina) untersucht und entwickelt Maßnahmen und Instrumente, die die Teilhabe und Gleichstellung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen an der Hochschulbildung in lateinamerikanischen Ländern ermöglichen sollen.
Das Projekt basiert auf einer kritischen Analyse bestehender Konzepte zu sozialer Inklusion und Gleichstellung sowie daraus abgeleiteter Politiken an lateinamerikanischen Hochschulen. Die Untersuchung beschränkt sich dabei nicht nur auf eine Diskriminierungsform, sondern gründet sich auf eine intersektionale Perspektive unter Einbezug der Ausgrenzungskriterien Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Alter, sexuelle Orientierung und körperliche Verfasstheit.
Die Zielsetzung des Verbundprojekts MISEAL weist deutliche inhaltliche Gemeinsamkeiten mit dem hochschulpolitischen Engagements Margherita von Brentanos auf. Sie setzte sich bereits in den 1960er Jahren kritisch gegen Argumente und Verfahren ein, welche die Zulassung von Frauen zum Studium und ihr Weiterkommen bis in die oberen Hierarchien der Universität blockierten und verhinderten. Mit beeindruckender Klarheit analysierte sie schon damals Diskriminierungsmechanismen innerhalb der deutschen Hochschule: „Solange in der Beziehung einer Gruppe zur Anderen Diskriminierung herrscht, solange sind Aussagen über die ‚Natur’ der Diskriminierten in Wahrheit Aussagen über die Natur der Diskriminierung.“ Sie setzte sowohl auf die direkte Förderung von Frauen als auch auf eine Reform universitärer Strukturen, die den Sinn von Demokratie und Gleichheit effektiv bewahren. Von Brentanos Analysen über Grundlagen und Mechanismen, welche Diskriminierung in alltäglichen Hochschulprozessen zur Regel machen, sind auch für lateinamerikanische Erfahrungen äußerst aktuell. Ihre Empfehlungen im Kampf für Gleichberechtigung sind für die weitere Durchführung des MISEAL-Projektes unabdingbar: „Hartnäckigkeit“ in der Zielverfolgung, Mut „gegen geschlossene Fronten anzugehen“, „die Fähigkeit Offenkundiges aber Nichteingestandenes auszusprechen“, und Phantasie „das Bestehende utopisch zu überschreiten“.
Aufgrund seines herausragenden Beitrags zur Internationalisierung von Lehre und Forschung im Bereich von Gleichstellung wird der Margherita-von-Brentano-Preis der Freien Universität Berlin im Jahre 2013 an das von der Europäischen Union geförderte Verbundprojekt MISEAL vergeben.