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Worum geht es

Auf den ersten Blick mag es manchmal schwer erscheinen, zwischen einem Flirt und einer sexuellen Grenzverletzung zu unterscheiden. Auch Betroffene sind sich manchmal nicht im Klaren, ob es sich bei dem Erlebten wirklich um sexualisierte Diskriminierung handelt. Teilweise fürchten sie zudem für das Erlebte mitverantwortlich zu sein. Es ist wichtig, ein klares Verständnis von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt zu entwickeln, um frühzeitig entgegenwirken und weitere Formen sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt verhindern zu können.

Was ist sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt?

Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt bezeichnen sexuell bzw. sexistisch gefärbte Verhaltensweisen, die die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Personen verletzen und sie gegebenenfalls benachteiligen. Hierzu gehören herabsetzende oder beleidigende verbale Äußerungen, visuelle Darstellungen sowie körperliche Übergriffe in verschiedenen Formen. Eine konkrete Aussage oder Handlung kann von verschiedenen Personen oder in verschiedenen Kontexten unterschiedlich wahrgenommen werden – wichtig ist daher, dass die betroffene Person selbst entscheidet, wann für sie eine persönliche Grenze überschritten wird. Durch die Überschreitung der Grenzen der Betroffenen ist sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt eine spezifische Form der Machtdemonstration.

Diskriminierendes und gewaltvolles sexualisiertes Handeln unterscheidet sich durch das Fehlen einer Einvernehmlichkeit und die Entwürdigung einer Person von respektvollen, wechselseitigen und wohltuenden Kontakten, wie Flirts und Komplimenten. Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt stehen damit den grundlegenden menschlichen Rechten der Gleichheit und der Selbstbestimmung, wie sie im Grundgesetz, den Menschenrechten und den UN-Frauenrechten festgeschrieben sind, entgegen.

Da sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt in Hierarchien und gesellschaftliche Machtverhältnisse eingebunden sind, können sie in allen gesellschaftlichen Bereichen auftreten. Häufiges Ziel sind Frauen, Trans*- und Inter*-Personen. Auch Männer können betroffen sein. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Tabus berührt, weswegen sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt oft nicht öffentlich gemacht wird.

Um dies zu verdeutlichen, finden Sie hier einige eindeutige Beispiele für sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt:

  • Jemand sucht bedrängende körperliche Nähe oder fordert Sie zu unerwünschten sexuellen Handlungen auf.
  • Eine Person äußert Ihnen gegenüber obszöne Bemerkungen.
  • Jemand berührt Sie immer wieder scheinbar zufällig.
  • Es fallen anzügliche Bemerkungen über Ihr Aussehen oder Ihr Privatleben.
  • Ihnen werden wiederholt unerwünschte Einladungen ausgesprochen.
  • Sie fühlen sich von taxierenden Blicken belästigt.
  • Sie erhalten unerwünschte Nachrichten mit sexuellem Bezug.
  • In Ihrem Büro werden unerwünscht pornografische Darstellungen angebracht oder herumgereicht.
  • Ihnen wird nachgestellt (Stalking).
  • Sie werden gewaltvoll zu sexuellen Handlungen gezwungen.

Manchmal beginnt sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt jedoch auf subtilere Weise und Handlungen bewegen sich in einem Graubereich, wie in diesem Beispiel: Sie treffen sich mit Ihrem Vorgesetzten in einem Café, um vor einer wichtigen Veranstaltung noch einmal die zentralen Punkte durchzugehen. Während des Gesprächs schlägt Ihr Vorgesetzter Ihnen zweimal vor, später noch gemeinsam etwas trinken zu gehen. Vielleicht sind sie befreundet und er möchte Ihnen etwas Wichtiges erzählen. Womöglich sind sie auch für diese Arbeitsstelle gerade erst nach Berlin gekommen und er möchte Ihnen die Gegend etwas zeigen. Es kann aber auch sein, dass er die Hierarchie und die Situation ausnutzen möchte. Um dies einzuordnen ist es wichtig, den Kontext zu kennen und die eigenen Gefühle und die Wahrnehmung der konkreten Situation ernst zu nehmen.

Wenn Sie sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt erfahren haben, möchten wir Ihnen anbieten, sich Unterstützung zu suchen und gegen diese Grenzverletzungen vorzugehen. Sie selbst tragen keinerlei Verantwortung für das Geschehene, diese liegt allein bei den Täter*innen!

Gibt es einen Unterschied zu „sexueller Belästigung“ und „sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt“?

Unter dem Begriffspaar „sexuelle Belästigung“ werden Handlungen und Aussagen verstanden, die ebenfalls als sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt gelten. Die Bezeichnung „sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt“ beinhaltet darüber hinaus jedoch auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Formen der Diskriminierung und Gewalt aufgrund des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität. Zudem wird durch die Verwendung des Begriffs „sexualisiert“ im Vergleich zu „sexuell“ stärker betont, dass Sexualität lediglich als Mittel zum Ausleben der Macht- und Kontrollbedürfnisse der Täter*innen missbraucht wird. Entsprechendes Handeln ist somit nicht vergleichbar mit einvernehmlichen sexuellen Handlungen, die auf gegenseitigem Vertrauen, Interesse und auf Nähe basieren.

Warum ist es gerade an der Hochschule wichtig, gegen sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt vorzugehen?

An Hochschulen entstehen durch die Hierarchiestrukturen im Studien- und Arbeitsalltag oft große Abhängigkeitsverhältnisse, die sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt begünstigen können. Einerseits ist es durch diese für viele Betroffene schwerer, gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt anzugehen, da sie negative Konsequenzen für ihr Studium oder ihre wissenschaftliche / berufliche Laufbahn befürchten. Ihre Handlungs- und Entscheidungsspielräume sind somit eingeschränkt. Andererseits sind es Organisationsstrukturen, wie Einzelsprechstunden, die ein begünstigendes Klima für sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt schaffen können. Damit Täter*innen sich nicht sicher fühlen können, ist eine konfrontative Thematisierung an der Hochschule wichtig.

Was sind die Folgen von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt?

Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt kann einen massiven Eingriff in das Leben der Betroffenen darstellen. Die Missachtung der persönlichen Grenzen führt dazu, dass die Betroffenen sich unwohl fühlen und unter andauernder Angst und Anspannung leiden. Dies kann zu Konzentrationsschwierigkeiten, Rückzug und Demotivation führen.

In schwereren Fällen leiden Betroffene unter dem Verlust des Selbstwertgefühls und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder gar einer Depression oder körperlichen Folgen von Gewalteinwirkung. Wenn Betroffene nicht unterstützt werden, können die Angst vor weiteren Übergriffen und die gesundheitlichen Folgen dazu führen, dass Betroffene sich immer weiter isolieren und schließlich ihr Studium abbrechen oder ihr Arbeitsverhältnis auflösen