Der Atomkonflikt in Deutschland – bis in alle Ewigkeit?
Eine Veranstaltung des Forschungszentrums für Umweltpolitik (FFU) der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem BMWi-Projekt SOTEC-radio und mit dem Netzwerk für Nukleares Gedächtnis (NeNuG)
- Mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Beginn: 10. April 2019
- Veranstaltungsorte:
Seminarzentrum der Freien Universität Berlin, Raum L115 und L116, Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin
Freie Universität Berlin, Raum KL25/134, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Beide erreichbar über: U3 Dahlem-Dorf, Bus 110, M11, X83
- Kontakt: PD Dr. Achim Brunnengräber, E-Mail: achim.brunnengraeber@fu-berlin.de
Über Jahrzehnte hinweg war die Nutzung der Atomenergie in der Bundesrepublik Deutschland umstritten und hat zu einer beispiellosen gesellschaftlichen Polarisierung geführt. Die Frage des Umgangs mit dem hochradioaktiven Atommüll spielte in diesem Konflikt stets eine zentrale Rolle, wie auch die Proteste um den Transport von Castor-Behältern mit hochradioaktiven Abfällen nach Gorleben aufs deutlichste zeigten. Nach dem Gorleben-Moratorium und dem sogenannten Atomausstieg, der für 2022 festgeschrieben wurde, ist Bewegung in die Debatte gekommen.
Die Kommission „Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ (2014 bis 2016, kurz: Endlager-Kommission) und die Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Atomausstiegs (2015 bis 2016, kurz: Finanzierungs-Kommission) brachten neue Dynamiken in den Umgang mit dem Atommüll. Das Standortauswahlgesetz (StandAG) wurde nach einem breiten Parteienkompromiss verabschiedet, die Behördenstruktur wurde neugestaltet und ein Nationales Begleitgremium (NBG) für die Standortsuche eingerichtet. Die Diskussionen zwischen Entscheidungsträger* innen und der Anti-Atom-Bewegung oder mit der Öffentlichkeit haben sich seither deutlich intensiviert.
Auffallend an den vielfältigen Prozessen ist, dass alle Bemühungen um eine erfolgversprechende Standortsuche im wahrsten Sinne des Wortes von der Vergangenheit eingeholt werden. Die jahrzehntelange Polarisierung, die den „Atomkonflikt“ in Deutschland zwischen dem Staat und der Nuklearindustrie auf der einen und der Anti-Atom- Bewegung auf der anderen Seite prägten, wirkt bis heute in alle noch so versöhnlich klingenden Bemühungen eines „Neustarts“ hinein. Immer wieder – bei Veranstaltungen wie in Publikationen – wird die „Aufarbeitung der Vergangenheit“ und der Konflikte um die Nutzung der Kernenergie im Allgemeinen und der Frage der Endlagerung im Speziellen gefordert.
Hier setzt die öffentliche Vortragsreihe an. Sie will einen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit leisten, jedoch nicht dabei stehen bleiben. Die Erinnerungen an Vergangenes sollen vielmehr dabei helfen, dass wir uns daran erinnern, was besser gemacht werden kann und was noch zu tun ist. Auch die neuen politischen Bemühungen um den „Neuanfang“ werden aus diesem Blickwinkel betrachtet. Nach den Auftaktveranstaltungen, die ins Thema einführen, folgt gemäß dieser „Dramaturgie“ ein Blick in die Geschichte des Atomkonflikts, bevor sich die Vorlesungsreihe der Zukunft zuwendet. Die jeweiligen Veranstaltungen sind dialogisch gestaltet, der Titel „Atomkonflikt in Deutschland“ wird quasi zum Programm. Unterschiedliche Positionen sollen von den Referent*innen vorgetragen werden. Daraufhin sollen sie untereinander und mit dem Publikum ins Gespräch kommen.
Die Veranstaltung wird organisiert vom Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU) an der Freien Universität Berlin und unterstützt vom Forschungsprojekt SOTEC-radio: „Konzepte und Maßnahmen zum Umgang mit soziotechnischen Herausforderungen bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle“ (2017 bis 2020). In diesem Projekt verfolgen das FFU, das Öko-Institut und das Institut für Technikfolgenabschätzung (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen interdisziplinären Forschungsansatz. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Weiterer Kooperationspartner der Universitätsvorlesung ist das Netzwerk für Nukleares Gedächtnis (NeNuG), das sich Ende 2017 an der FU Berlin gegründet hat und welches sich mit der Thematik der Aufarbeitung des Atomkonflikts beschäftigt.
Materialien zur Vortragsreihe finden Sie hier.
Die Termine im Überblick
Ausblick: Von der Zwischen- zur Endlagerung – was bringt die Zukunft?
Diskussion mit Wolfram König, Asta von Oppen, Sylvia Kotting-Uhl
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Beteiligungsverfahren im Realexperiment
Diskussion mit Jochen Stay (ausgestrahlt), Roland Schüler, Dr. Monika C.M. Müller
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Der Forschungsreaktor in Wannsee: das Dialogverfahren zum Rückbau
Diskussion mit Dr. Stephan Welzel, (angefragt), Vertreter*innen der Dialoggruppe (angefragt), Silke Freitag, Moderatorin (angefragt)
Ort: Raum KL25/134 Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45 14195 Berlin
Atommüll in der Europäischen Union – eine Gemeinschaftsaufgabe?
Diskussion mit Rebecca Harms, Jan Haverkamp
Ort: Raum KL25/134 Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45 14195 Berlin
Dem Staat vertrauen? Jugendliche in der Standortsuche
Diskussion mit Linda Mederake, Lukas Fachtan, Dagmar Dehmer
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Ökonomie der Endlagerung – wer zahlt die Zeche?
Diskusion mit Jürgen Trittin, Prof. Dr. Claudia Kemfert
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Gorleben – ein schweres politisches Erbe für die Standortsuche
Diskussion mit Martin Donat, Stefan Wenzel, Michael Sailer
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Die Wissenschaft im Atomkonflikt – in der Vergangenheit und Zukunft
Diskussion mit Dr. Armin Grunwald, Dr. Axel Liebscher, Prof. Dr. Christian von Hirschhausen
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Erfolge und Misserfolge der Anti-Atom-Bewegung
Diskussion mit Prof. i.R. Dr. Dieter Rucht, Reinhard Dalchow, Wolfgang Ehmke
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Die industriepolitische Geschichte der nuklearen Utopie
Diskussion mit Prof. i.R. Dr. Joachim Radkau, PD Dr. Lutz Mez, Dr. Jan-Henrik Meyer
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Kriterien für Endlagerstandortsuche – was, wann und wie?
Diskussion mit Dieter Schaarschmidt, Prof. i.R. Dr. rer. nat. Bruno Thomauske, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Röhlig
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Nukleare Hinterlassenschaften – Risiken und Unsicherheiten für die Ewigkeit
Diskussion mit Prof. Dr. Miranda Schreurs, Dr. Anne Eckhardt, Ursula Schönberger
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin
Atommüll – Keiner will ihn haben, aber irgendwo muss er hin
Diskussion mit Rita Schwarzelühr-Sutter, Lukas Fachtan, Dr. Ralf Güldner
Ort: Seminarzentrum, Raum L115 und L116 Otto-von-Simson-Str. 26 14195 Berlin