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Grusswort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin (2005)

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin Berlin

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Professor Lenzen,
sehr geehrter Lord Foster,
sehr geehrter Herr Lange,
sehr geehrter Herr Professor Ehlers,
meine Damen und Herren,

Heute ist ein großer Tag für Berlin und ein großer Tag für die Freie Universität.

Heute weihen wir eine Bibliothek ein, von der wir sagen können: Sie ist ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Berlin.

Es war ein Kraftakt, diese neue Philologische Bibliothek zu bauen. Wie könnte es anders sein. Fast anderthalb Jahrzehnte wurde debattiert, geplant, mussten Pläne modifiziert und den finanziellen Möglichkeiten angepasst werden.

Aber heute sehen wir: Die Mühe hat sich gelohnt. Wir - die FU und ihre Studierenden, die Stadt und natürlich der Architekt: Lord Norman Foster - können stolz sein auf dieses beeindruckende Gebäude.

Natürlich wachsen an einem solchen Ort Hoffnungen auf "Clusters of Excellence", auf zukunftsweisende "Interdisziplinarität" und dergleichen mehr - ich bin sicher: Diese Hoffnungen werden sich erfüllen. Denn exzellent waren die Geisteswissenschaften der FU schon immer.

Nur hat bisher ein Zentrum gefehlt, das auch den Anspruch und das Selbstbewusstsein moderner Geisteswissenschaften verkörpert.

Das genau erreicht der Foster-Bau. Ich kenne die Bibliothek bisher ja nur von Bildern - besichtigen darf ich sie ja erst, wenn ich hier meine Arbeit getan habe.

Aber ein wichtiger Vorzug zeigt sich schon auf dem Foto: Wer diese neue Bibliothek betritt, dem wird klar werden, dass Geisteswissenschaftler nicht im weltabgeschiedenen Elfenbeinturm residieren, sondern in einem modernen, kommunikativen Raum, der sich der Stadt und ihren Menschen öffnet.

Die Bibliotheken von elf Instituten sind hier konzentriert. Und man kann sich gut vorstellen, dass sich hier viele interessante Kontakte knüpfen lassen und manche wegweisende Projekte hier in diesen Räumen ihren Anfang nehmen.

Auf jeden Fall wird die neue Philologische Bibliothek die Studierenden anziehen und begeistern. Und ich bin sicher: An diesem Ort werden junge Menschen gerne studieren - und auch gerne mal ein paar Stunden länger.

Das ist ja vielleicht ein Erfolgsgeheimnis von Bibliotheken: Dass sie eine geistig anregende und leistungsfördernde Atmosphäre verbreiten. Und diese Atmosphäre ist ein Stück lebendige Architektur. Das kann man etwa in Hans Scharouns Staatsbibliothek erleben. Und das werden wir auch in Lord Norman Fosters Philologischer Bibliothek erleben.

Deshalb an dieser Stelle mein Dank an Lord Norman Foster.

Lord Norman Foster hat hier in Dahlem ein neues Wahrzeichen für den Wissenschaftsstandort Berlin geschaffen. Und was der Reichstag mit seiner Glaskuppel für den Staat insgesamt bedeutet - nämlich ein Symbol für die Offenheit, Transparenz und auch die Heiterkeit der Berliner Republik - das ist die Philologische Bibliothek hier im Herzen Dahlems: ein Symbol geisteswissenschaftlicher Exzellenz, intellektueller Freiheit, aber auch ein Symbol für das Vergnügen am Studium.

Mein Dank gilt auch all jenen, die für dieses Projekt gekämpft haben, vor allem dem Präsidenten der Freien Universität, Herrn Professor Lenzen und dem Kanzler der FU, Herrn Lange. Dies ist ein gemeinsames Projekt des Landes Berlin und der FU. Und das heißt auch: Land und Uni haben gemeinsam die Finanzierung gestemmt. Und manchmal hat die Uni auf eigene Kosten angeschafft, was die Landesmittel nicht mehr hergaben. Ich erinnere nur daran, das Berlin sich in einem Haushaltsnotstand befindet und die Finanzlage nach wie vor alles andere als rosig ist.

Trotzdem werden Wissenschaft und Forschung vom Senat weiter nachhaltig gefördert. Wissenschaft und Forschung sind ebenso wie Bildung und Kultur wichtige Standortvorteile von Berlin. Wir werden deshalb weiterhin alles tun, um die Attraktivität unserer einzigartigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu stärken.

Das zeigt sich auch darin, dass alle vier Berliner Universitäten in letzter Zeit neue Bibliotheken gebaut haben oder noch bauen. Ich erinnere nur die Bibliothek der Humboldt-Uni in Adlershof. In der Nachbarschaft des Hauptgebäudes der Humboldt- Uni Unter den Linden entsteht ein Bibliotheksbau nach den Plänen des Schweizer Architekten Max Dudler. Und manchmal muss man in diesen Zeiten auch ungewöhnliche Wege gehen, um zum Ziel zu gelangen. Das zeigt die Partnerschaft mit einem Automobilkonzern, die TU und UdK eingegangen sind. Jetzt haben sie eine Volkswagen-Bibliothek.

Auch hier in Dahlem gehen die Arbeiten weiter. Die Rostlaube wird unter der Leitung von Lord Norman Foster weiter saniert - da ist ja schon einiges geschehen. Ein weiterer Neubau ist in Planung. Hier auf diesem Campus findet ein einzigartiger Konzentrationsprozess von Fächern statt, die noch über Dahlem verstreut sind. Das wird der FU neue Impulse geben.

Auch deshalb ist der heutige Tag ein Tag der Hoffnung und der Freude.

Bibliotheken sind Schlüssel zu wissenschaftlicher Exzellenz. Und deshalb bin ich sicher, dass die neue Philologische Bibliothek der FU einen weiteren Schub verleihen wird.

Die Freie Universität ist in ihrer Geschichte stets zu neuen Ufern aufgebrochen. Jeder Aufbruch war ein Abenteuer. Aber das hat diese Universität geprägt. Die FU ist eine dynamische und lebendige Hochschule. Das macht sie so attraktiv und einzigartig. Und wir werden dafür sorgen, dass dies so bleibt.