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Pressemitteilung zur Eröffnung der Philologischen Bibliothek, Freie Universität Berlin

Längsschnitt durch die Foster-Bibliothek

 

The Berlin Brain: Freie Universität präsentiert neues Wahrzeichen

Foster-Neubau der Philologischen Bibliothek eröffnet


Berlin ist um ein faszinierendes architektonisches Wahrzeichen reicher - und die Freie Universität um eine neue Adresse: die Philologische Bibliothek des renommierten englischen Architekten Lord Norman Foster. Der Neubau gleicht der Form eines Gehirns und ist deshalb schon im Vorfeld "The Berlin Brain" getauft worden. In der neuen Bibliothek finden 700.000 Bücher aus insgesamt elf verschiedenen philologischen Teilbibliotheken ein neues Zuhause. Die Freie Universität Berlin hat am heutigen Mittwoch in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, und Lord Norman Foster den Neubau feierlich eingeweiht.

Die Bibliothek von Lord Norman Foster ist ein architektonisches Meisterwerk der besonderen Art. "Die Freie Universität Berlin hat sich Zwängen nie unterwerfen wollen, auch denen einer uniformen Architektur nicht", sagt Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Freien Universität Berlin. "So wie sie Austragungsort wissenschaftlicher Dispute und Diskussionsforum der großen Themen in den zurückliegenden 60 Jahren gewesen ist, ein freier Platz des Denkens für freie Menschen, so hat sie sich auch die Freiheit genommen, die jüngere Architekturgeschichte gewissermaßen durchzubuchstabieren."

Die Philologische Bibliothek ist mit einer sphärisch gekrümmten Hüllfläche in das bereits bestehende geisteswissenschaftliche Zentrum der Freien Universität implantiert worden. Der "alte", mit Corten-Stahl verkleidete Gebäudekomplex, der als "Rostlaube" bekannt geworden ist, wurde 1963 von den Architekten Georges Candilis, Alexis Josic, Shadrach Woods und Manfred Schiedhelm entworfen und von 1967 bis 1973 erbaut.

Zunächst war daran gedacht, die einzusetzenden Bauteile der neuen Bibliothek mit dem zweigeschossigen Altbau mehrfach zu verzahnen. Im Laufe der mehrjährigen Planung ging das Büro "Foster and Partners" dazu über, einen innerhalb eines Innenhofes frei stehenden Baukörper zu entwerfen, der nur mit zwei leichten, leuchtend melonengelb-farbenen Übergängen an die Straßen "K" und "L" - zwei parallel verlaufende Hauptflure in der "Rostlaube" - angebunden ist.

Ebenfalls gelb ist das Gitterwerk, das sich zwischen der doppelschaligen Gebäudehülle befindet und sie trägt. Es leuchtet durch einzelne transparent gehaltene Segmente der aus weißen Stoffbahnen gebildeten Membran, die die Innenhaut der Bibliothek darstellt. Die Außenschale ist mit Aluminium- und Glaspaneelen bestückt. Die zweischalige Hülle regelt alle Belange des Wetter-, Kälte- und Sonnenschutzes, die natürliche Belichtung und die Belüftung. Bei Wind öffnen sich an den Luv- und Leeseiten computergesteuerte Klappen, so dass das Klima in der Bibliothek drei Viertel des Jahres natürlich geregelt werden kann: An kalten Tagen brauchen die Bibliothekare die Heizkörper nicht aufzudrehen, die Betonkernaktivierung - eine Art Fußbodenheizung in Gummischläuchen - macht die Bauteile zu Wärme abstrahlenden Flächen. Nach demselben Prinzip funktioniert die Kühlung. "Als Architekturbüro sind wir gerne in Deutschland tätig, nicht zuletzt wegen der aufgeklärten Einstellung, mit der man hier an Themen wie Energieerhaltung und Stadterneuerung herangeht", erklärt Lord Foster.

Genial konzipiert ist auch der Innenraum: Er besteht aus fünf Nutzebenen, auf denen etwa 700.000 Bücher stehen und sich Platz für weitere 100.000 Bücher befindet. Drei Emporen treppen sich von unten nach oben zurück, ihre Außenränder sind wellenförmig ausgeformt und von Ebene zu Ebene gegenläufig geschwungen.

Die Bibliothek verfügt auf der knapp 6300 Quadratmeter großen Nutzfläche über insgesamt 636 WLAN-fähige Lese- und Arbeitsplätze. Darunter zählen etwa hundert Internet- Rechercheterminals und 14 Workstations, bei denen es sich um mit Word-Programmen ausgestattete Computerarbeitsplätze handelt. Die Hälfte der 636 Arbeitsplätze, die sich an den Randzonen der Flächen befinden, ist mit einem festen Internet-Anschluss ausgestattet und verfügt über eine Sicherungsmöglichkeit für persönliche Laptops. In der Bibliothek befindet sich zudem ein EDV-Schulungsraum mit 13 PC-Arbeitsplätzen.

Der Einbau der Philologischen Bibliothek an der Habelschwerdter Allee ist nur eine Teilmaßnahme der umfänglichen Sanierung der Rostlaube , bei der 1990 eine hohe Asbestbelastung festgestellt wurde. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf etwa 59,3 Millionen Euro, die zur Hälfte vom Land und zur Hälfte vom Bund getragen werden. Die Kosten beinhalten den Neubau der Philologischen Bibliothek in Höhe von etwa 18,5 Millionen Euro und die Asbestsanierung von rund vier Millionen Euro.

Berlins Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer erklärt dazu: "Mit dem Abschluss der Arbeiten für die Bibliothek der Freien Universität Berlin stellt der Senat von Berlin ein weiteres wichtiges Projekt fertig, mit dem die Berliner Universitätslandschaft bereichert und wettbewerbsfähig gemacht wird. Ich freue mich, dass es dem Berliner Senat gelungen ist, den berühmten britischen Architekten Lord Norman Foster für die schwierige Aufgabe eines Umbaus mit Asbestsanierung zu gewinnen. Meiner Verwaltung ist es gelungen, durch engagiertes Management die erheblichen Schwierigkeiten - Insolvenzen, Bauzeitverlängerungen, zusätzliche Asbestfunde - zu beherrschen und die Mehrkosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Lord Norman Foster hat ein unverwechselbares Architekturzeichen für die Freie Universität geschaffen, indem er die prägnante Struktur des Altbaus mit einer außergewöhnlichen Form kombinierte. Die Wissenschafts- und Universitätsstadt Berlin ist damit um eine Attraktion reicher geworden."

In der neuen Bibliothek sind elf philologische Teilbibliotheken zusammengeschlossen worden: Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Altamerikanistik und Lateinamerikanistik, Byzantinistik und Neogräzistik, Deutsche Philologie, Englische Philologie, Klassische Philologie, Mittellateinische Philologie, Niederländische Philologie, Romanische Philologie, Slawistik, Vergleichende und Indogermanische Sprachwissenschaft.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Ilka Seer, Kommunikations- und Informationsstelle
Tel.: (030) 838-731 82, E-Mail: pdw@zedat.fu-berlin.de