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EXIST-Gründerstipendium für knuper

News vom 07.06.2018

„Wieso nicht einfach mal selbst etwas riskieren?“
Das Team knuper im Interview:

knuper ist frisch durchgestartet mit einem EXIST-Gründerstipendium! Die drei Gründer Fabian Bruckschen, Till Koebe und Melina Ludolph berichten im Interview von der aufregenden Startphase eines jungen Unternehmens. Betreut wird das Team durch ihren Mentor Prof. Dr. Timo Schmid vom Institut für Statistik und Ökonometrie der Freien Universität Berlin und von Profund Innovation.


Worum geht es bei knuper?

Fabian: knuper ist ein EXIST gefördertes Startup, das sich mit nicht-traditionellen Daten beschäftigt. Genauer heißt das, dass wir durch die Auswertung von beispielsweise Mobilfunkmetadaten soziodemografische Schlüsselindikatoren bestimmen. Dies können Armut, Alphabetisierung oder andere Indikatoren sein. Die Daten beziehen sich dabei nicht auf Individuen, um keine Privatsphäre zu verletzen, sondern auf die lokale Ebene. Große Umfragen und Zensus werden zum Beispiel nur sehr selten durchgeführt, weil sie etwa zu teuer oder auch zeitintensiv sind. In vielen Ländern fehlt außerdem auch schlichtweg das Geld, um Umfragen überhaupt erst ordnungsgemäß durchführen zu können. Deshalb fokussieren wir uns unter anderem auf Entwicklungsländer. Da bieten solche neuartigen Datenquellen eine gute Möglichkeit, um Lücken zu füllen. Auf Grundlage der gewonnenen Daten können wir statistische Schätzungen abgeben, mit denen dann kleine geografische Räume in Hinblick auf die untersuchten Indikatoren beschrieben werden können.

Wie sind die Idee und das Konzept für euer Startup entstanden?

Fabian: Angefangen hat alles mit einer Challenge in Senegal, an der Till und ich noch während unseres Masterstudiums an der Freien Universität teilgenommen haben. Dort haben wir versucht Zentren mit einem geringen Alphabetisierungsgrad über Mobilfunkmetadaten zu lokalisieren. Wir haben schnell bemerkt, wie viel nutzbare Informationen man auf diese Art und Weise gewinnen kann und dass dieses Verfahren gleichzeitig kaum genutzt wird. So entstand dann ziemlich schnell der Wunsch, dieses Projekt in eine Geschäftsidee und ein Softwareprodukt zu verwandeln.

Was ist euer aktueller Stand?

Melina: Momentan beschäftigen wir uns mit der bevorstehenden Gründung unseres Unternehmens und mit den Herausforderungen, die damit einhergehen. Zurzeit ist das viel Bürokratie rund um Drittmittelverwaltung, Sozialversicherung, etc. Gerade in der Anfangsphase wird man mit vielem konfrontiert, mit dem man nicht gerechnet hatte.
Till: Außerdem steht gerade die Umsetzung unseres Pilotprojektes an. Da geht es um Armutsmessung im Sudan.
Fabian: Genau! Da befinden wir uns aktuell in der Feedbackrunde und werden dann in den nächsten Monaten das Projekt mit einem Workshop vor Ort abschließen.
Till: Und unsere Website ist gerade in der Entstehung. Wir haben uns bereits mit verschiedenen Web Agencies getroffen und die Richtige für uns ausgewählt.
Die Gründung steht also kurz bevor.
Melina:
Richtig. In circa zwei Monaten ist es soweit.

Was sind eure nächsten Schritte und wie ist eure Zukunftsvision - Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Melina: Wir sind gerade tatsächlich dabei unsere Visionen und Mission konkret auf den Punkt zu bringen. Also genau zu klären, was wir eigentlich wollen, was uns Spaß macht und ob das, was wir momentan machen, noch deckungsgleich ist mit der Ursprungsidee, die wir im Ideenpapier beschrieben haben.
Fabian: Unser Mentor, Prof Dr. Timo Schmid, hat uns da den nötigen Schubs gegeben, uns wirklich damit zu beschäftigen und uns festzulegen. Uns allen dreien ist nämlich noch nicht ganz klar, wo wir uns in fünf Jahren sehen.

Ein bisschen mehr zu euch: Fabian, du warst schon einmal Part eines Startups. Was hat dich dazu bewegt, dein eigenes Unternehmen zu gründen?

Fabian: Das stimmt. Dort war ich insgesamt vier Jahre und auch von Anfang an dabei. Die Unternehmenskultur hat mich schon lange fasziniert, aber damals ging es für mich nicht groß weiter – ich war immer irgendwie in der zweiten Reihe. Ich habe gegen Ende weder technisch noch viel Neues gelernt, noch standen große Karrieresprünge bevor. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass die Idee von unserer Challenge in Senegal mir selbst viel bedeutet und großen Spaß gemacht hat. Also habe ich mich gefragt: Wieso nicht einfach mal selbst etwas riskieren?
Also der Wunsch nach Eigenständigkeit und mehr Verantwortung bei der Arbeit?
Fabian:
Genau. Selbst mehr mitentscheiden zu können und einfach mal den Mut zu haben mit einer Idee durchzustarten.

Melina und Till – Wie seid ihr auf die Idee gekommen zu gründen?

Melina: Zurzeit promoviere ich nebenher und hatte zusätzlich noch einen Job bei einer Unternehmensberatung. Für mich hat sich schnell herausgestellt, dass es mich nicht glücklich macht von Montag bis Freitag, morgens bis abends im Büro zu sitzen – das funktioniert für mich einfach nicht, da werde ich verrückt. In einem Startup zu arbeiten, wo man sein eigener Chef ist und sich seine Aufgaben selbst einteilen kann, bietet einfach viel mehr Flexibilität und Eigenständigkeit.
Till: Die fehlende Flexibilität war für mich auch einer der Hauptgründe.Ich war zuvor für internationale Organisationen tätig. Es kam mir immer so vor, als wäre meine Arbeit stark reguliert durch eine Mischung aus Bürokratie und Diplomatie. Ich habe mich oftmals danach gesehnt, meine eigenen Ideen flexibler umsetzen zu können.

Wie hat euer Team zusammengefunden?

Fabian: Till und ich waren ja zusammen im Statistik-Studium. Ziemlich schnell war klar, dass wir keine Ahnung von den finanziellen und wirtschaftlichen Aspekten des Unternehmertums haben und da unbedingt Unterstützung brauchen. Da haben wir sofort an unsere Freundin Melina gedacht, die in dem Bereich bereits langjährige Erfahrung gesammelt hat.
Melina: Lacht. Ja, wir sind schon seit einigen Jahren befreundet. Außerdem haben wir hier in Berlin an der Universität zu dritt unseren Segelschein gemacht. Da war schon mal klar, dass wir zusammen nicht über Bord gehen.

Was hat euch dazu bewegt, euch für das EXIST-Gründerstipendium zu bewerben?

Fabian: Es gibt ja einige Stipendien, für die man sich bewerben kann, aber wir hatten sofort das EXIST-Gründerstipendium im Auge. Mit unserer innovativen und forschungsbasierten Idee haben wir uns ganz gute Chancen ausgerechnet und wollten es zumindest versuchen. Nachdem wir uns dann informiert hatten, welche Anforderungen es gibt und wie der Prozess abläuft, haben wir uns an Profund Innovation gewendet. Unsere Beraterin Anne Kahnt hat uns auch direkt geraten, dass EXIST die beste Wahl für uns wäre.

Was würdet ihr angehenden Entrepreneuren raten?

Till: Mein Rat wäre, von Anfang an den Business Case klar im Auge zu haben. Es war für mich ein großer Unterschied zwischen dem Projekt, das wir im Studium durchgeführt haben und der letztendlichen Umsetzung als Geschäftsidee. Das EXIST-Stipendium ist für uns auf jeden Fall der richtige Rahmen, um diese Frage, wie wir unser Forschungsprojekt in ein richtiges Produkt umwandeln, anzugehen.
Fabian: Ja, das Stipendium ist für uns sehr hilfreich, unser Produkt genau zu definieren und es langsam, aber stetig und nachhaltig zu entwickeln.
Melina: Ich würde jedem raten, genug Geduld mitzubringen. Man schreibt nämlich nicht sofort ein perfektes Ideenpapier und ist dann fertig, sondern es ist ein langer Prozess, in dem viele Änderungen passieren. Man sollte jedenfalls offen und bereit sein, seine Idee immer wieder zu überdenken.

 

Die Fragen stellte Jasmin Hazim

 

 

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