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Schimmel entdeckt – was nun?

23.09.2021

Sichtbarer Schimmel wird abgesaugt

Sichtbarer Schimmel wird abgesaugt
Bildquelle: Fotografin: Norah C. Allen

Das Prozedere der Schimmelbeseitigung in Schutzbekleidung

Das Prozedere der Schimmelbeseitigung in Schutzbekleidung
Bildquelle: Fotografin: Norah C. Allen

Im August 2021 fiel uns auf einem “Klimamess- Rundgang” durch die Magazine in einem Kellermagazin eine sehr hohe relative Luftfeuchtigkeit von 66% und eine Temperatur von 19 °C negativ auf. Für Papier sollten die Werte bei 18 °C und 35-55 % relativer Luftfeuchtigkeit liegen. Beim genauen Hinschauen sah man bereits erste Ausblühungen von weißlichem Schimmel besonders an alten Aktenordnern. Diese sind am Rücken mit einem organischen Material bezogen und verleimt, welches den Sporen wohl einen guten Nährboden geboten hat. Nach intensivem Prüfen der anderen Archivmaterialien zeigte sich, dass diese nicht vom Schimmel betroffen waren.

Im ersten Schritt wurde versucht, die Ursache für die hohe Luftfeuchte herauszufinden. Eine offensichtliche Rohrleckage konnte nicht festgestellt werden und das Fenster war verschlossen sowie dicht. Die Klimamessung im benachbarten Kellerflur brachte jedoch ähnliche Ergebnisse. Um auszuschließen, ob die Feuchtigkeit von den Wänden oder vom Boden kommt, wurden Messungen mit speziellen Geräten an den Oberflächen vorgenommen. Das Ergebnis war negativ – es konnte keine erhöhte Feuchtigkeit festgestellt werden. Das Problem könnte demzufolge an einer eher sinkenden Temperatur liegen, die die sommerlich hohe Feuchtigkeit nicht mehr binden konnte, so dass die Werte der Luftfeuchtigkeit im Raum stiegen. Durch einen Luftentfeuchter konnte hingegen im gesamten Raum die relative Luftfeuchtigkeit um ca. 10 % gesenkt und stabilisiert werden. Da dieses Problem vor allem im Sommer auftritt, bleibt vorerst die Hoffnung, dass sich das Klima bei kühleren Außentemperaturen und weniger Feuchte wieder auf günstigere Werte einpendelt. Ein kompletter Umzug mit den Beständen ist zurzeit nicht möglich und deshalb muss mit den Grundbedingungen gearbeitet werden.

Im zweiten Schritt musste eine Methode zur Rettung der Archivalien gefunden und nach dem Aufwand abgewogen werden. Die Methode sollte effektiv, realisierbar für nur wenige Mitarbeiter*innen und nicht sehr zeitaufwändig sein. In unserem Fall wählten wir die Methode des Absaugens der befallenen Bestände mit Hilfe eines speziellen “Schimmelstaubsaugers”. Da es sich um ca. 30 lfm Archivgut handelte, wird ein komplettes Umverpacken der Bestände erst mittelfristig geschehen. Schritt für Schritt, so wie es personell vom Arbeitsaufwand möglich ist, kann die Umverpackung in Archivkartonagen angegangen werden.

Doch bevor die Reinigung erfolgen konnte, stand der Schutz des Menschen an erster Stelle! Durch Schutzausrüstung bewahren wir uns vor dem Kontakt mit krankheitserregenden Sporen, weshalb zuvor das Einkleiden mit z.B. einem Overall, einer FFP3-Maske, Handschuhen und einer Schutzbrille Priorität hatte. Die “Absaug-Aktion” führten zwei Mitarbeiter*innen des Archivs durch, indem die befallenen Materialien ausfindig gemacht, herausgezogen und abgesaugt wurden (siehe Foto 2).

Nach der aktiven Schimmelentfernung wird weiterhin mit Luftentfeuchtern gegengesteuert und die relative Luftfeuchtigkeit sowie die Temperatur gemessen, um Veränderungen zu dokumentieren und schnell handeln zu können, bevor der Schimmel erneut Nährboden findet.