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Eine Fälschung für den Papst: Die "Konstantinische Schenkung" – Entstehung, Wirkung, Aufdeckung

Dr. Andreas Fischer

Im 15. Jahrhundert, am Ende des Mittelalters, erkannte man in der sogenannten "Konstantinischen Schenkung" eine Fälschung, die aus der Sicht der Analysten des Textes vom Papsttum zum eigenen Nutzen ersonnen und verwendet worden war. Mehrere Jahrhunderte lang, seit seiner Entstehung im 8. oder 9. Jahrhundert, galt das Dokument als echt. Umstritten war zunächst allein die Gültigkeit der umfangreichen Zugeständnisse, die Kaiser Konstantin (306/324-337) Papst Silvester I. (314-335) gemacht haben soll – und ihre Folgen für die Stellung des Nachfolgers Petri in der Welt.

Denn mit der Schenkung war seitens Konstantins nicht nur die Übergabe verschiedener Zeichen der kaiserlichen Würde verbunden, sondern vor allem die Übertragung des Westens des römischen Reiches an den Papst und seine Nachfolger. Dem Kaiser selbst sollte fortan allein der Osten mit dem Zentrum Konstantinopel vorbehalten bleiben, weil dort, so die Begründung, wo der himmlische Kaiser das religiöse Haupt der Christengemeinschaft eingesetzt habe, der irdische Kaiser keine Macht besitze. Dem Papsttum hingegen war mit dem Schriftstück ein Instrument erwachsen, mit dem es – beginnend mit dem hohen Mittelalter – seine Machtposition gerade gegenüber dem Kaiser im Westen nachdrücklich zur Geltung bringen konnte. Zugleich bot sich über das Dokument freilich auch Angriffsfläche, weil der Eindruck entstehen konnte, die Nachfolger Petri verdankten ihre Stellung einem kaiserlichen Gnadenakt.

Der Vortrag widmet sich ausführlich den politischen Folgen und den Diskussionen darüber, die die Konstantinische Schenkung im Laufe des Mittelalters hervorrief. Dabei wird der Weg der Fälschung von ihrer Entstehung bis zu ihrer Enthüllung als solche mitsamt den damit verbundenen Forschungskontroversen nachgezeichnet.