Die "Protokolle der Weisen von Zion" – Ein Erfolg transnationaler Geschichtsfälschung
Dr. Francesco Di Palma
Was sind die „Protokolle der Weisen von Zion“? Welche Akteure waren daran beteiligt und über welche Kanäle verbreiteten sie sich? Welchen Widerhall erzielten sie? Die tausendjährige Mär von der jüdischen Verschwörung zur Erlangung der Weltherrschaft wird in den „Protokollen“ kolportagehaft aufgegriffen und im modernen Gewand weitergesponnen. Ihre Geschichte kann nicht losgelöst vom soziokulturellen Kontext erzählt werden, in dem sie Gestalt annahmen.
Mit dem Heraufkommen des „wissenschaftlichen Antisemitismus“ und der Verschärfung besonders aggressiver nationalistischer Strömungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte der Judenhass in Europa eine unrühmliche Renaissance, die den Weg zu systematischer Diskriminierung und schließlich zum Massenmord ebnete. Widersacher der jüdischen Assimilation bzw. Akkulturation agierten oft transnational und konnten so die übliche Zensur umgehen. Ihre Propaganda erfreute sich enormer Beliebtheit und trug wesentlich zur weiteren Verselbständigung antisemitischer Clichés bei.
Die Vorlesung führt in die Vorgeschichte der berühmten Schmähschrift Ende des 19. Jahrhunderts ein, klärt Gründe und Hintergründe um ihre Entstehung und fragt nach deren langfristiger Wirkung im gesamteuropäischen Kontext.