16646 Seminar

WiSe 22/23: Dietrichepik (am Beispiel der 'Virginal')

Meltem Han

Kommentar

Was zeichnet einen Helden (ahd. „helid“) aus? „Ein Held ist ein das Maß des Gewöhnlichen überragender Mensch […]; Stärke und Tapferkeit ermöglichen ihm, außerordentliche Taten zu vollbringen, aus denen ihm Ruhm erwächst. Lebensform des Helden ist die (kriegerische) Tat, seine Lebensnorm die Ehre“ (Lienert 2015). Doch wie lässt sich ein Heldentypus rechtfertigen, der sich kriegerischen Auseinandersetzungen regelmäßig widersetzt – und überdies sowohl von seiner Gefolgschaft als auch vonseiten monströser Widersacher unablässig der „Zagheit“ (oder gar der „Schalkheit“) bezichtigt wird? Für Fishwick scheint der Sachverhalt klar auf der Hand zu liegen: „Style in heroes, as in anything else, changes“ (Fishwick 1969). So auch in der späten Helden- bzw. „âventiurehaften“ Dietrichepik, die den gleichnamigen Sagenhelden Dietrich von Bern – der literarischen Entsprechung des historischen Ostgotenkönigs Theoderich des Großen – immer wieder als gewaltverneinenden „Zauderer“ inszeniert. In der „Virginal“ beschreitet Dietrich von Bern seine erste „âventiure“-Ausfahrt und wird vor die Aufgabe gestellt, Jeraspunt, das Reich Virginals, vom barbarischen Heidenkönig Orkise zu befreien. Obwohl die Bewährungsprobe schnell gelingt und der junge Held dem höfischen Frauendienst mithilfe seines Gefährten mustergültig nachkommen kann, schließt die Episode letztlich mit einer kritischen Selbstbeobachtung des Berners: Dietrich bekundet, „verhowen“ und „von blute nas“ zu sein – und kritisiert das heroische Affekt- und Gewalthandeln als einen geradezu blinden Fleck (bzw. ausgeblendeten „Begleitumstand“) der vermeintlich schillernden „Aventiure“. In diesem Aufbauseminar wird es entsprechend darum gehen, dietrichepische Gewaltdiskurse und Konzeptionen von „êre“ und „Aventiure“ unter intertextueller (d.h. „nachnibelungischer“ und höfisch-romanliterarischer) Perspektive zu untersuchen. Darüber hinaus werden verschiedene kulturtheoretische Ansätze (u.a. Butler, Said) herangezogen, um literarische Gender- sowie Interkulturalitätsentwürfe herauszuarbeiten. Da das Seminar als „Lektüre-Seminar“ konzipiert wird, sollten Sie die Bereitschaft aufbringen, schwierige mittelhochdeutsche Texte (im „Berner Ton“) zu lesen. Bitte beachten Sie, dass die im Aufbauseminar behandelten Dietrichdichtungen i.d.R. keine neuhochdeutsche Übersetzung aufweisen werden. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mo, 17.10.2022 14:00 - 16:00

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