WiSe 22/23: Dance and Ecologies
Kirsten Maar
Kommentar
Vermehrt beschäftigt sich der Tanz seit einigen Jahren mit Fragen post-humanistischer Choreographie und Fragen einer politischen Ökologie. Dabei hat sich der Begriff der Ökologie von seiner alleinigen Bedeutung im Kontext des Umweltschutzes gelöst und reicht in die Bereiche von Anthropozentrismuskritik, Dingpolitik oder human-non-human-Studies hinein. Mit seiner Entnaturalisierung hin zu einer Ökologie des Sozialen, der Beziehungen und Verteilungen, ist zugleich auch die Dimension des oikos / gr. „Haushaltes“ als einem Gefüge gegenseitiger Abhängigkeiten adressiert. Inwiefern haben neue, neoliberale Produktionsbedingungen das Verhältnis zu unserer Umgebung verändert und wie spiegeln sich diese auch im Verhältnis von Kunst und Arbeit? Das Seminar untersucht diese Verschiebungen seit der Avantgarde um die vorletzte Jahrhundertwende: von den holistischen Ansätzen des „freien Tanzes in der freien Natur“ über die 1960er Jahre, Buckminster Fullers „Raumschiff Erde“ und den „The Whole Earth Catalogue“, über das Aufkommen von Kybernetik und Systemtheorie hin zu Netzwerken und Begriffen wie assemblage oder relational aesthetics daraufhin, Beziehungen und Abhängigkeiten in ganzheitlichen, offenen oder geschlossenen Systemen zu denken. Welche alternativen Techniken und Praktiken erfordert dieses Feld und welche kollaborativen Formate generiert ein ’oikologisches’ Denken? In welcher Form ist die Diskussion um unser Umweltwissen und unsere Beziehungsweisen untrennbar von Fragen der Dekolonisierung? Dazu diskutieren wir einschlägige Texte von Bruno Latour, Erin Manning, Martina Ruhsam, Mette Ingvartsen, Ann-Cooper Albright u.a. und kontextualisieren diese Ansätze anhand von Ausstellungs- und Aufführungsbesuchen., die wir daraufhin befragen, wie jene relationalen Modelle in den jeweiligen künstlerischen Projekten und Praktiken re-konstruiert werden (z.B. in Arbeiten von Martha Hincapié Charry, Jared Gradinger und Angela Schubot, Mette Ingvartsen, Eva Meyer-Keller, Khvay Samnang, Stefanie Wenner, Sabine Zahn, u.a.).
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung