15284 Hauptseminar

SoSe 23: Afrika im Zuge der Auflösung der unipolaren Weltordnung : Analysen aus der Perspektive konkurrierender theorie- und praxisbezogener Forschungsansätze

Salua Nour

Kommentar

Die Beurteilungen der Effekte der Auflösung der unipolaren Weltordnung auf Subsahara-Afrika gehen aus den Perspektiven konkurrierender Forschungsansätze sowie der systemtragenden und systemkritischen Medien deutlich auseinander. Divergierende Einschätzungen dieser Effekte liefern auch, je nach Interessenlage, afrikanische und außerafrikanische in der politischen Praxis aktiv oder beratend engagierte Akteure: Positive Effekte werden in der Erweiterung der politischen und wirtschaftlichen Handlungsspielräume Afrikas durch den Eintritt mehrerer potenter Akteure in die internationale Szene, mit denen der ressourcenreiche Kontinent Win-Win-Partnerschaften schließen kann. Auf negative Effekte weisen Kritiker der hegemonialen Verhältnisse im internationalen System hin, die im Übergang zur multipolaren Weltordnung keinen Ausweg für Afrika aus der Marginalisierung, sondern eher die Unterwerfung des Kontinents der Ausbeutung durch einen erweiterten Kreis mächtiger, ausbeutender und miteinander gewaltsam konkurrierender Akteure sehen. Negative Effekte sehen aber auch konservative Apologeten dieser Verhältnisse, da aus ihrer Sicht die Entstehung einer multipolaren Weltordnung mit der Destabilisierung der etablierten sicherheitspolitisch und machtgleichgewichtsmäßig gestützten (liberalen) Ordnung auf internationaler Ebene und deshalb mit der Einschränkung ihres privilegierten Zugriffs auf die Ressourcen dieser Region einhergeht. Der Beurteilung der Effekte der Auflösung der unipolaren Weltordnung auf Subsahara-Afrika fehlt es somit an einer kohärenten, auf der wissenschaftlich-analytischen oder auf der praktisch-pragmatischen Logik bzw. auf kanonisiertem Wissen basierenden Begründung. Schlussfolgerungen aus solchen Studien sind weitgehend spekulativ, normativ oder Ausdruck von Wunschdenken. Diese Studien sind daher nutzlos für die Planung des Handelns in der Praxis bzw. die Konzipierung einer Policy für Akteure, die durch den Status quo und die sich abzeichnende Entwicklung der Macht- und Verteilungsverhältnisse im internationalen System benachteiligt sind. Daraus ergibt sich das mit dieser Lehrveranstaltung verbundene Erkenntnisinteresse: Die Wirkungsmechanismen aufzudecken, die Afrikas Marginalisierung bedingen, und die Auswirkung der Entstehung der multipolaren Weltordnung auf genau diese Mechanismen zu bestimmen, um zu einer empirisch untermauerten, kohärenten Einschätzung der Effekte dieser Prozesse, jenseits von Spekulationen und Wunschdenken, zu gelangen. Damit soll eine Grundlage für politisch verantwortliches und zielführendes Handeln von Akteuren geschaffen werden, die unter Bedingungen krasser Machtungleichgewichte Strategien zur Förderung positiver Effekte und zur Eindämmung negativer Effekte konzipieren müssen. Die methodologische Grundlage der Lehrveranstaltung bildet der praxeologische Forschungsansatz. Dieser bietet einen geeigneten Rahmen für das Praktizieren des methodologischen Pluralismus, die Arbeit mit qualitativen und quantitativen Methoden sowie die Auswertung von Mainstream-Literatur und kritischen Studien im Hinblick auf die Vermeidung manifester Unzulänglichkeiten von Analysen zu dieser Thematik, die einer methodenkritischen Prüfung nicht standhalten. Lernziele: Die Konsolidierung der methodologischen Kenntnisse der Studierenden und ihre Einführung ins Paradigma des praxeologischen Forschungsansatzes, mit dem ihnen anhand der Thematik der Lehrveranstaltung ein neuer Zugang zur Afrikaforschung erschlossen werden soll; die Förderung ihrer Fähigkeit zum autonomen Denken und ihrer Kritikfähigkeit gegenüber ideologischem und normativem Denken; die Schärfung ihres politischen Bewusstseins hinsichtlich ihrer Rolle als Akteure im akademischen und gesellschaftlichen Kontext, deren Verantwortung sich nicht in der Perfektion ihrer wissenschaftlichen und technischen Kompetenzen erschöpft, sondern die Verpflichtung einschließt, die dringlichsten Probleme der Praxis zu identifizieren und sich für ihre Lösung anhand der Erstellung wissenschaftlich fundierter Problemlösungsstrategien zu engagieren. Einführende Literatur: Methodologische Fragen: Acharya, A. et al (2017): Why is there no Non-Western International Relations Theory, Oxford University Press; Walt, S. M. (2012): Theory and Policy in International Relations: Some Personal Reflections, in: Yale Journal of International Affairs , September 18, 2012 - https://www.yalejournal.org/publications/theory-and-policy-in-international-relations-some-personal-reflections-by-stephen-m-walt; am Blackboard ausgehängt: Methodologische Systematisierungshilfe (I) und (II); Nour, S. (2020): Kann die Disziplin der Internationalen Beziehungen ihre schwindende Relevanz für die internationale Politik wiedergewinnen? Zu Afrika in der multipolaren Weltordnung: Engel, Ulf et al, Hrsg. (2013): African Dynamics in a Multipolar World, Africa-Europe Group for Interdisciplinary Studies, Band: 11; Fituni, L. L. (2019): Towards a neo-bipolar model of the world order: Scouting game in Africa ; Klomegah, K. K. (2022): Russia, China and the "Multipolar World". The Kremlin's Evolving Relations with Africa (Kritischer Ansatz); Klomegah, K. K. (2022): US-Africa Relations: Dissecting Geopolitics, Economic Cooperation, Soft Power Strategies in an Emerging Multipolar World (Kritischer Ansatz); Sachs, J. D. (2023): The New World Economy; Vasiliev, A. M. et al, eds. (2021): Africa and the Formation of the New System of International Relations - Rethinking Decolonization and Foreign Policy Concepts, Springer Schließen

14 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 19.04.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 17.05.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 07.06.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 14.06.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 05.07.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 12.07.2023 16:00 - 18:00

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Mi, 19.07.2023 16:00 - 18:00

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