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Vertiefungsseminar
SoSe 23: Grausamkeit der heilen Welt: Das Volksstück und seine Neukonzeptionen
Annika Becker
Kommentar
„Das Volksstück ist für gewöhnlich krudes und anspruchsloses Theater (...) Da gibt es derbe Späße, gemischt mit Rührseligkeiten, da ist hanebüchene Moral und billige Sexualität. Die Bösen werden bestraft, und die Guten werden geheiratet, die Fleißigen machen eine Erbschaft, und die Faulen haben das Nachsehen.“ So beschreibt Bert Brecht das alte Volksstück, als ein Theater über das Volk und für das Volk, das in erster Linie auf Unterhaltung und Belehrung abzielt und sich in der immer gleichen Erzählung von Gottesfurcht, Tugendhaftigkeit und Heimatidyll verliert. Brecht, Horváth und Fleißer entlarven diese heile Welt in ihren neuen Volksstücken als Illusion. Die dörfliche Innigkeit entpuppt sich als gnadenloser, gesellschaftlicher Zwang, der Bildungsjargon als Abbild der Sprachlosigkeit verdrängt den Dialekt und die konsequente Umkehrung eines etablierten Wertesystems zielt ab auf die Desillusionierung des Publikums. Das erneuerte Volksstück ist damit Vorreiter eines ‚Antivolksstücks‘, das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in der Gegenwartsdramatik zum Schauplatz historisch-kritischer Reflexion über das Volk selbst wird. Im Seminar werden wir die Geschichte des Volksstücks vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart ergründen und anhand verschiedener dramatischer Werke die Entwicklung des Volksstückes zum Antivolksstück diskutieren.
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14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Mi, 19.04.2023 10:00 - 12:00
Mi, 26.04.2023 10:00 - 12:00
Mi, 03.05.2023 10:00 - 12:00
Mi, 10.05.2023 10:00 - 12:00
Mi, 17.05.2023 10:00 - 12:00
Mi, 24.05.2023 10:00 - 12:00
Mi, 31.05.2023 10:00 - 12:00
Mi, 07.06.2023 10:00 - 12:00
Mi, 14.06.2023 10:00 - 12:00
Mi, 21.06.2023 10:00 - 12:00
Mi, 28.06.2023 10:00 - 12:00
Mi, 05.07.2023 10:00 - 12:00
Mi, 12.07.2023 10:00 - 12:00
Mi, 19.07.2023 10:00 - 12:00