SoSe 23: GK-Medieval English Literatures: Unterseeboote, Flugmaschinen und nackte Philosophen: Das Nachleben Alexanders des Großen zwischen Macht und Märchen
Andrew James Johnston
Kommentar
Kaum eine historische Figur hat die Phantasie so sehr angeregt wie Alexander der Große. Über Epochen und Kontinente hinweg tritt er uns in immer neuer Gestalt entgegen, nicht nur als Eroberer, sondern auch als Forscher, Entdecker und Magier, der Flugmaschinen baute und Unterseebote konstruierte. Von Anfang an umrankten ihn geradezu märchenhafte Legenden, die spätestens ab dem 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, als der sogenannte ‚Alexanderroman‘ entstand, ein veritables Eigenleben führten. Von seiner Entstehung bis ins 16. Jahrhundert gehörte dieser Roman zu den weltweit meistgelesenen Erzähltexten. Er wurde unter anderem ins Lateinische, Koptische, Syrische, Arabische, Armenische, Hebräische, Persische und fast alle europäischen Sprachen übersetzt.
Diese Vorlesung setzt sich mit der verwirrenden Vielfalt kultureller Aneignungen Alexanders auseinander. Wir wollen anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Kulturen, Epochen, Sprachen sowie literarischen und künstlerischen Gattungen untersuchen, wie uns die historische Gestalt Alexanders von Makedonien in immer neuen Formen entgegentritt, welchen kulturellen und literarischen Deutungen sie unterworfen wird, wie sich mit ihr Träume von Expansion und Größe entfalten, aber auch, welches kritische Potenzial sie birgt. Denn schon früh gab es auch das: Die Kritik an Macht und Expansion, die sich an die Figur des Herrschers knüpfte. Gerade weil in Alexander über mehr als 2000 Jahre hinweg Historisches und Märchenhaftes eine unauflösliche Verbindung eingingen, bietet er uns einen einmaligen, kaleidoskopartigen Blick darauf, wie sich Mythenbildung und politische Propaganda, künstlerische Überformung und ideologische Inanspruchnahme in immer neuen Konstellationen und in fast unübertroffener Vielfalt miteinander verbinden.
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