28741

SoSe 23: Kalifornische Ideologie und Technologiekritik

Christian Strippel

Kommentar

Spätestens seit der öffentlichen Bereitstellung von ChatGPT Ende 2022 durch das US-amerikanische Unternehmen OpenAI wird sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft wieder verstärkt über die Potenziale und Risiken von „Künstlicher Intelligenz“ diskutiert. Stehen wir vor einer technischen Revolution, die alles verändern wird – sei es zum Besseren oder Schlechteren? Oder werden die Auswirkungen eher überschaubar sein und die ganze Aufregung ist überzogen? So neu und innovativ die Systeme, um die es dabei geht, auch sein mögen, die Debatte um die Folgen von künstlicher Intelligenz für die Gesellschaft selbst ist über 60 Jahre alt. Im Zentrum der frühen Debatten stand dabei ein Wissenschaftler, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Joseph Weizenbaum. Er ist nicht nur der Erfinder des ersten Chatbots ELIZA (1966) und damit eines frühen Vorfahrens von ChatGPT, sondern auch einer der energischsten Kritiker*innen dieser Technologie. Seine Arbeiten stehen im Fokus dieses Lektüreseminars, das insgesamt eine historische Perspektive auf die aktuellen Debatten einnimmt und sich neben zentralen Texten der Technologiekritik auch mit der Ideengeschichte der sogenannten „Kalifornischen Ideologie“, gegen die sich diese Kritik häufig richtet, befasst. Das Ziel des Seminars ist es, dass die Studierenden vertiefte Kenntnisse über die theoretischen Standpunkte und die lange Tradition hinter den aktuellen Debatten um Künstliche Intelligenz und andere technologische Innovationen erhalten und sie so besser einzuordnen lernen. Schließen