13421 Praxisseminar

SoSe 23: Tempus fugit? Zeitmodelle, Bildzeiten und Zeitbilder in frankoflämischen Kalendarien

Karin Gludovatz

Hinweise für Studierende

Achtung: Das Seminar beginnt am 25.04. !

Kommentar

Die Möglichkeiten, Zeit durch Messungen und Ordnungssysteme erfahrbar zu machen, individuelle und kollektive Tätigkeiten nach Zeitabläufen auszurichten, also das Leben und Tun nach Zeiteinheiten zu strukturieren hat sich durch die Jahrhunderte und in verschiedenen Kulturen ebenso gewandelt wie das Verständnis davon, was Zeit ist und wie sie ‚entsteht‘ – ist sie gegeben, wird sie geschaffen, kann sie genutzt oder verschwendet werden, und was ist Zeit überhaupt? Existiert sie ohne Messung, lässt sie sich sichtbar machen, ist das Temporale eine universale Kategorie und wie bestimmen Individuen, Gesellschaften oder Gegenstände Zeitlichkeit. Das spätmittelalterliche Stundenbuch ist, wie der Name schon anzeigt, ein ‚Zeitobjekt‘ par excellence. Zieht man die damit verbundenen Kulturtechniken und Praktiken wie Schreiben, Malen, Lesen, Blättern, Öffnen, Schließen in die Betrachtung ein, könnte man es fast als ‚Zeitmaschine‘ verstehen. Nicht nur sind die Struktur der text- und bildlichen Ausstattung und die Nutzung des Stundenbuchs an Zeiteinheiten (Stunden, Kirchenjahr) gebunden, es wird üblicherweise von einem Kalender eingeleitet, der einen wesentlichen Bestandteil darstellte. Auf diese Kalendarien, ihren Gebrauch, ihre bildliche Ausstattung und die in ihnen repräsentierten und die durch sie generierten Zeitentwürfe fokussiert das Seminar. Davon ausgehend werden wir uns mit Vorstellungen von Zeit und Zeitlichkeit im 14. und 15. Jahrhundert auseinandersetzen. Das Seminar wird dafür auch auf die Bestände aus der Faksimilesammlung Noack des KHI zurückgreifen, anhand derer sich der Umgang mit Kalendern auch praktisch erfahren lässt. Ergänzt wird die Lehrveranstaltung durch einen praxisbezogenen Online-Workshop in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin: In einem IIIF-basierten Workspace annotieren die Teilnehmer:innen Miniaturen zu den Monatsarbeiten in digitalisierten Handschriften aus dem 14.–16. Jahrhundert. TEI als Auszeichnungssprache und XML als Metasprache, der Umgang mit ICONCLASS als ein taxonomisch aufgebauter Fachthesaurus zur (vor)ikonographischen Beschreibung sowie das manuelle Annotieren von Bildregionen werden in vier Tutorien vorgestellt und praktisch eingeübt. Im Rahmen des zweiwöchigen Datathons entstehen Datensets auf Grundlage der asynchron durch die Studierende erstellten Bildannotationen, die maschinenlesbar und weiterverarbeitbar sind. Diese werden abschließend über das SBB-Lab zur Nachnutzung veröffentlicht. Schließen

Literaturhinweise

Literatur (Auswahl): Willemsen, Annemarieke, The game of the month: playful calendars in Ghent-Bruges books of hours, in: Manuscripts in transition: recycling manuscripts, texts and images, hg. v. Brigitte Dekeyzer und Jan Van der Stock, Paris u.a.2005, S. 419-430; Winfried Görke, Datum und Kalender. Von der Antike bis zur Gegenwart, Berlin 2011; Wittekind, Susanne, Orte der Zeit. Form, Funktion und Kontext von Kalenderbildern im Mittelalter, in: Das Bild der Jahreszeiten im Wandel der Kulturen und Zeiten, hg. v. Thierry Greub, München-Paderborn 2013, S. 201-227; Henisch, Bridget Ann, The medieval calendar year, University Park, Pa. 2000; Oliver, Judith, Christian calendars and secular labors of the months: a reassessment, in: Tributes to Adelaide Bennett Hagens, hg. v. Pamela A. Patton und Judith K. Golden, London-Turnhout 2017, S. 111-131; Christian Kiening, Poetik des Kalenders in der Zeit des frühen Buchdrucks, Zürich 2020; Calendars in the making: the origins of calendars from the Roman Empire to the later Middle Ages, hg. v. Sacha Stern, Leiden-Boston 2021; Christian Kiening, Erfahrung der Zeit, 1350-1600, Göttingen 2022. Georg Vogeler und Patrick Sahle, XML, in: Fotis Jannides, Hubertus Kohle und Malte Rehbein (Hg.), Digital Humanities. Eine Einführung, Stuttgart 2017, S. 128-146; Andrea Rapp, Manuelle und automatische Annotationen, in: Fotis Jannides, Hubertus Kohle und Malte Rehbein (Hg.), Digital Humanities. Eine Einführung, Stuttgart 2017, S. 253-267; Hans Brandhorst und Etienne Posthumus, Iconclass. A key to collaboration in the digital humanities, in: Colum Hourihane (Hg.), The Routledge companion to medieval iconography, London 2016, S. 201–218. https://doi.org/10.4324/9781315298375 Schließen

13 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Di, 25.04.2023 12:00 - 14:00

Dozenten:
Univ.-Prof. Dr. Karin Gludovatz

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Di, 02.05.2023 12:00 - 14:00

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Di, 09.05.2023 12:00 - 14:00

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Di, 16.05.2023 12:00 - 14:00

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Di, 23.05.2023 12:00 - 14:00

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Di, 30.05.2023 12:00 - 14:00

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Di, 06.06.2023 12:00 - 14:00

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Di, 13.06.2023 12:00 - 14:00

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Di, 20.06.2023 12:00 - 14:00

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Di, 04.07.2023 12:00 - 14:00

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Di, 11.07.2023 12:00 - 14:00

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Di, 18.07.2023 12:00 - 14:00

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Studienfächer A-Z