13602 Seminar

SoSe 23: Dekoloniale Theorie und zeitgenössische Kunst

David Frohnapfel

Kommentar

“Loss of innocence, that is, knowing and acknowledging the work of race, does not automatically entail guilt, repentance, restitution, recognition, responsibility, and solidarity but can call up racist violence, and often results in the continued cover-up of structural racism.” Gloria Wekker, White Innocence, 2016 Der Begriff „Dekolonialität“ hat im Kunstaktivismus der letzten Jahre ein zentrales neues Leben erhalten, das sowohl den Eurozentrismus der Kunstmuseen radikal herausfordert, als auch die strukturellen Beziehungen zwischen dem Kunstsystems und Formen rassifizierender und kapitalistischer Gewalt benennt. Die zunehmende Verwendung des Begriffs Dekolonialität suggeriert einen Paradigmenwechsel in den Künsten und Wissenschaften und ein gesteigertes Bewusstsein dafür, dass man „race“ als eine zentrale analytische Kategorie für die Produktionen von Wissen anerkennen muss. Viele deutschsprachige Kunst- und Kultureinrichtungen werden sich zunehmend ihres indirekten und direkten Mitwirkens an Exklusionsmechanismen bewusst. Dieses neue Bestreben nach Dekolonialisierung von dominant-weißen Institutionen und einer selbstkritischen Auseinandersetzung damit wie Rassifizierungsprozesse in und durch Institutionen operieren, verläuft oft nicht konfliktfrei. Die Konflikte können durch eine „Weiße Fragilität“, Unsicherheit und Defensivität in zwischenmenschlichen Konfliktsituationen zum Ausdruck kommen. Dies tritt oft dann ein, wenn weiße Personen in ihrer strukturellen Position des Privilegs markiert und dadurch sichtbar gemacht werden (Robin DiAngelo 2018, Sara Ahmed 2014). Gleichzeitig, scheint sich der Schlüsselbegriff Dekolonialität auch durch einen oberflächlichen und inflationären Gebrauch zunehmend von einem konkreten Inhalt zu lösen und sich dadurch in seinem politischen, intellektuellen und kritischen Potential regelrecht „abzunutzen“. Das Seminar wird sich dieser „inhaltlichen Abnutzung“ des Dekolonialitätsbegriffs entgegenstellen und sich der konkreten Lektüre von dekolonialen Theoretiker:innen widmen, die die strukturelle Dimension von Machtkontexten als ein globales Weltsystem betonen und einen systemischen Wandel anstreben. Das Seminar wird ebenfalls die Gründe diskutieren, wieso Dekolonialität so zentral die Konflikte innerhalb des künstlerischen Feldes prägt. Was können dekoloniale Theoretiker:innen und das Konzept der Dekolonialität für uns analytisch, politisch und zwischenmenschlich leisten, woran Begriffe wie Postkolonialität, Diversität oder Marxismus bisher gescheitert sind? Das Seminar möchte Eve Tucks und K. Wayne Yangs wichtigen Appell folgen, uns kollektiv daran zu erinnern: „[W]hat is unsettling and what should be unsettling [about decolonization].“ Schließen

Literaturhinweise

Bibliographie: A Questionnaire on Decolonization. 2020., ed. by Huey Copeland, Hal Foster, David Joselit, and Pamela M. Lee, October 174. Decolonizing Art Institutions. 2017. ed. by Dorothee Richter & Ronald Kolb, On Curating 35. Mierzoeff, Nicholas. 2023. White Sight: Visual Politics and Practices of Whiteness, The MIT Press. Mignolo, Walter. 2011. The Darker Side of Western Modernity: Global Futures, Decolonial Options, Duke University Press. Robinson, Cedric. 2020. Black Marxism: The Making of the Black Radical Tradition, Penguin Books. Tuck, Eve and K. Wayne Yang. 2012. “Decolonization is not a Metaphor, Decolonization: Indigeneity”, in: Education & Society, Vol. 1, No.1, pp.1-40. Vergès, Françoise. 2022. A Feminist Theory of Violence. A Decolonial Perspective, Pluto Press. Wynter, Silvia. 2006. “On How We Mistook the Map for the Territory, and Reimprisoned Ourselves in Our Unbearable Wrongness of Being, in: Not Only The Master’s Tools, ed. by Lewis R. Gordon and Jane Anna Gordon, Paradigm Publishers, pp. 107-196. Schließen

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