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Seminar
SoSe 23: Einführung in die Philosophie der Wahrnehmung
Stefanie Grüne
Kommentar
Wenn wir z.B. eine rote Tomate wahrnehmen, dann scheint es uns so, dass uns die Tomate und ihre Röte direkt präsent sind, wir also in einer Relation zu der Tomate und ihrer Röte stehen. Andererseits gibt es auch Fälle von Fehlwahrnehmungen, in denen die Gegenstände um mich herum nicht so beschaffen sind, wie sie mir sinnlich erscheinen. Es ist z.B. möglich, dass ich eine unreife blass-grüne Tomate anschaue, die mit rotem Licht angeleuchtet ist und die für mich genauso aussieht, wie eine Tomate, die tatsächlich rot ist. In einem solchen Fall stehe ich offenkundig nicht in einer Relation zur Röte der Tomate, da die Tomate die Eigenschaft, rot zu sein gar nicht besitzt.
In der Wahrnehmungsphilosophie, in der es hauptsächlich um die Frage geht, wie unsere sinnlichen Erfahrungen, d.h. unsere korrekten Wahrnehmungen, Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen beschaffen sind und wie diese sich zur wahrnehmbaren Realität verhalten, orientieren sich manche Philosophen vor allem am Fall der korrekten Wahrnehmung, manche dagegen in erster Linie am Fall von Fehlwahrnehmungen. Sogenannte Naive Realisten, die den Fall der korrekten Wahrnehmung als zentral ansehen, gehen davon aus, dass Wahrnehmungen wesentlich Relationen zu Gegenständen und ihren Eigenschaften sind. Sinnesdatentheoretiker, für die der Fall von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen entscheidend ist, nehmen an, dass die direkten Gegenstände unserer Wahrnehmung nicht außergeistige, physische Gegenstände, sondern geistige Entitäten sind, so dass wir außergeistige Gegenstände immer nur indirekt wahrnehmen. Vertreter der dritten Hauptströmung in der Philosophie der Wahrnehmung, die sogenannten Repräsentationalisten, wenden gegen Sinnesdatentheoretiker ein, dass die Tatsache, dass nicht alle unsere Wahrnehmungen oder sinnlichen Erfahrungen korrekt sind, einen nicht zu der Annahme zwingt, dass die direkten Objekte unserer Wahrnehmung geistige Entitäten sind. Sie analysieren sinnliche Erfahrungen stattdessen als Repräsentationen. In unserem Seminar werden wir diese verschiedenen Positionen besprechen, miteinander vergleichen und uns einen Überblick darüber verschaffen, was jeweils für und gegen sie spricht.
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Literaturhinweise
Einführende Literatur: Crane, Tim + French, Craig (2005/2021), ”The problem of perception”, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/perception-problem/).
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Mi, 10.05.2023 12:00 - 14:00
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Mi, 19.07.2023 12:00 - 14:00