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WiSe 23/24: Der SED-Staat - die zweite deutsche Diktatur?

Daniel Koerfer

Kommentar

Mit dem Untergang der ersten deutschen Diktatur endete 1945 auch die deutsche Staatlichkeit. Die weitere Entwicklung hing entscheidend von der Politik der vier Siegermächte ab. Den drei westlichen Besatzungszonen stand eine vierte, sowjetisch besetzte und kontrollierte gegenüber, in der frühzeitig die Weichen fundamental anders als im Westen gestellt wurden. Eine Schlüsselrolle kam dabei in den Augen der sowjetischen Machthaber der aus der Zwangsvereinigung von SPD und KPD im Frühjahr 1946 hervorgegangenen neuen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu. Als im heraufziehenden kalten Krieg nach dem marktwirtschaftlichen Urknall im Westen (Einführung der D-Mark und Aufhebung der meisten staatlichen Bewirtschaftungsmechanismen, Preissetzungen und Zuteilungen) und der erfolglosen Blockade Berlins 1948/49 die Zeichen auf eine doppelte – und antagonistische – Staatsgründung standen, übernahm diese SED auf dem Weg zur Gründung eines ostdeutschen Staates einen zentralen Part. Tatsächlich war sie die eigentliche Staatspartei der neuen DDR, deren Kürzel schon erstaunlich frühzeitig von manchen ihrer Kritiker mit „Deutsche Diktatorische Republik“ übersetzt wurde. Was waren die Kernelemente dieses Staates, der nur vierzig Jahre existierte? Wie wurde in ihm geherrscht, gelebt, gearbeitet? Was unterscheidet die „Ära Ulbricht“ von der „Ära Honecker“ und wo lag der Keim für seinen Untergang? Welche Rolle spielte der Repressionsapparat (Stichwort „Stasi“) und welche die anhaltende Fluchtbewegung? Und wie stand es um die Beziehungen zum westlichen Nachbarn, mit dem sich die DDR in einem unauflöslichen Systemwettbewerb befand, den sie am Ende – überschuldet und vor immensen ökologischen Problemen stehend – vollständig verlor? All diese Fragen sollen im Seminar behandelt und beantwortet werden. Schließen

Literaturhinweise

Klaus Schroeder, Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949-1990, 3. vollst. übererarb.Neuauflage, Köln 2013 (zur Anschaffung empfohlen); Dietrich Staritz, Die Gründung der DDR – Von der sowjetischen Besatzungsherrschaft zum sozialistischen Staat, 3. Aufl. München 1995; Peter Bender: Die „Neue Ostpolitik“ und ihre Folgen – Vom Mauerbau bis zur Wiedervereinigung, 4. erw. Auflage München 1996; Hermann Weber, Die DDR 1945-1990. Peter Przybylski, Tatort Politbüro – Die Akte Honecker, Hamburg 1991; Arnd Bauerkämper, Sozialgeschichte der DDR, München 2005; Wolfgang Leonhard, Die Revolution entlässt ihre Kinder, 8. Auflage 1998. Schließen