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Einführungskurs
WiSe 23/24: Letzte Dinge?! Über Religion und Materialität
Stefan Laube
Kommentar
In der Eschatologie des Christentums bedeuten die Vier Letzten Dinge – Tod, Gericht, Himmel, Hölle/Fegefeuer – postmortale Etappen auf dem Weg zu Erlösung bzw. Verdammnis. Ein 1993 erschienenes Lexikon der letzten Dinge vereint Lemmata zum Sterben des Menschen, zu seinem Umgang mit dem Tod und zu Bestattungsgebräuchen. `Letzte Dinge´ sind aber auch körperliche Überreste von Heiligen sowie Objekte, die der materiellen Verwertung und Aussortierung entzogen werden und in Kirche und Museum kommen. Aus einer religiösen Haltung, aus Geschichtsbewusstsein, entwickelt sich ein Bedürfnis nach sinnlich wahrnehmbaren Mittlern, an denen sich eine Reflexion über Heiliges, über Vergangenes, entzünden kann. Bleibend sind diese Resonanzen mit dem materiellen Objekt verknüpft, wie z.B. in der Religionskundlichen Sammlung zu Marburg, in der Rudolf Ottos Theorie um das Heilige Plastizität gewinnt. Materielle Kraftfelder zwischen Glauben und Wissen stehen im Zentrum des Seminars – vornehmlich aus der christlichen Tradition, aber unter vergleichendem Einbezug anderer Religionen (wie z.B. beim Fetisch in afrikanischen Religionen). Insbesondere sollen `Biographien´ ausgewählter Dinge gemeinsam erarbeitet werden. Interessant wird es immer dann, wenn komplexe Transformationen von Dingen aufgezeigt werden können, die einen differenzierten Befund ermöglichen: von der ursprünglichen sakralen Funktion über profane Bedeutung bis zur ästhetischen Eigenexistenz im Museum. Im Kirchenraum können diese – meist verschränkten, oft gegenläufigen – Phänomene ebenso beobachtet werden, wie in Kunst- und Wunderkammern. Die postume Verehrung Martin Luthers war davon ebenso geprägt wie das Wissenstheater des Pietismus sowie die institutionalisierte Musealisierung des 19. und des 20. Jahrhunderts. Schließen
Literaturhinweise
- Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006;
- Stefan Laube: Von der Reliquie zum Ding. Heiliger Ort – Wunderkammer – Museum, Berlin: Akademie, 2011;
- Karl-Heinz Kohl: Die Macht der Dinge: Geschichte und Theorie sakraler Objekte, München: Beck, 2003;
- Colleen McDannel: Material Christianity. Religion and Popular Culture in America, New Haven: Yale University Press, 1995.
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16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 17.10.2023 10:00 - 12:00
Di, 24.10.2023 10:00 - 12:00
Di, 31.10.2023 10:00 - 12:00
Di, 07.11.2023 10:00 - 12:00
Di, 14.11.2023 10:00 - 12:00
Di, 21.11.2023 10:00 - 12:00
Di, 28.11.2023 10:00 - 12:00
Di, 05.12.2023 10:00 - 12:00
Di, 12.12.2023 10:00 - 12:00
Di, 19.12.2023 10:00 - 12:00
Di, 09.01.2024 10:00 - 12:00
Di, 16.01.2024 10:00 - 12:00
Di, 23.01.2024 10:00 - 12:00
Di, 30.01.2024 10:00 - 12:00
Di, 06.02.2024 10:00 - 12:00
Di, 13.02.2024 10:00 - 12:00