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WiSe 23/24: Religiöse Bildzeichen

Stefan Laube

Kommentar

Religionen kommunizieren im öffentlichen Raum in einer Bildsprache, die sich oft auf Anhieb erschließt. Kreuz, Davidstern und Halbmond, auch unterstützt durch typische Farbgebungen, sind nur die Protagonisten einer differenzierten visuellen Zeichensprache, die es im Seminar zu untersuchen gilt. Derartige Bildzeichen stiften Identität, halten eine Großgruppe zusammen, sie provozieren aber auch, lösen gesellschaftliche Konflikte aus. Um nur zwei umstrittene Fälle aus unserer Zeit und Region zu nennen: Wie wirkt das Kreuz auf der Schlosskuppel des Humboldt-Forums auf die Passanten sowie die Besucher des Museums, wie das Gipfelkreuz auf die Wandernden im Gebirge – wohl ganz unterschiedlich, je nach religiöser Sozialisation der Wahrnehmenden. Worin besteht symboltheoretisch der Unterschied zwischen einem christlichen Kreuz und einem Mercedes-Stern? Von besonderen Interesse wird auch die Mehrfachverwendung von identischen Symbolen in unterschiedlichen Kontexten sein, so wie beim Hexagramm (Davidstern), das für den Alchemisten auf den Zusammenhang von Luft, Wasser, Feuer, Erde (Vier Elemente) verweist oder im späten Mittelalter der Brauereizunft ihr Erkennungsmerkmal gab. Für die Diskussion bietet sich folgende Schlüsselfrage an: Wie muss ein Zeichensystem beschaffen sein, das ebenso über die Abstraktionskraft der Sprache verfügt wie über die Anschaulichkeit von Bildwerken? Mischformen zwischen Text und Bild, wie Embleme, Diagramme und Memes kommen ebenso in den Blick wie semiotische Kondensate (Hieroglyphen, Logos, Icons, Emoticons). Die Bilder- und Textflut unserer digitalen Gegenwart durch Portale wie Twitter, Instragram, TikTok etc. knüpfen gewissermaßen an Zeichenpraktiken der frühen Neuzeit an, als Bildzeichen ubiquitär waren, ob nun in der Natur (Signaturen), in der Stadt (Wappen, Schilder) oder in der Gelehrtenwelt (Hieroglyphen, Embleme) und deren Bedeutung sich auch Nichtlesekundige erschließen konnten. Symboltheoretisch flankiert werden die Fallanalysen durch den präsenzästhetischen Ansatz von Susanne K. Langer sowie einem genuin religiösen Symbolverständnis, wie wir es bei Paul Tillich finden. Schließen

Literaturhinweise

- Limor Shifman: Meme: Kunst, Kultur und Politik im digitalen Zeitalter, Berlin 2014; - Carsten-Peter Warncke: Symbol, Emblem, Allegorie. Die zweite Sprache der Bilder, Köln 2005; - Paul Tillich: Symbol und Wirklichkeit, dritte ergänzte Auflage, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986 (zuerst 1962); - Dietrich Wildung/Moritz Wullen (Hrsg.): Hieroglyphen! (Begleitpublikation zu einer Ausstellung), Berlin 2005. Schließen

16 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mi, 14:00 - 16:00 16 Termine

Mi, 18.10.2023 14:00 - 16:00

Dozenten:
Prof. Dr. Stefan Laube