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WiSe 23/24: Diagrammatik: Schaubilder literarischer Welten

Julia Weber

Hinweise für Studierende

Co-Teaching mit Dr. Alexandra Ksenofontova

Kommentar

Wer schon mal Karten auf dem Vorsatz von Fantasy-Büchern betrachtet oder Stammbäume bei der Lektüre von Familiensagas gezeichnet hat, ist mit Diagrammatik bereits in Berührung gekommen. Karten, Modelle, Pläne, Skizzen und Zeichnungen haben in- und außerhalb der Literatur pragmatische, ästhetische und epistemologische Funktionen, denen das junge Forschungsfeld der Diagrammatik nachgeht. In den Kultur- und Medienwissenschaften werden Diagramme tendenziell im engeren Sinne als Schaubilder und visuelle Darstellungen verstanden, die dazu dienen, Beziehungen zwischen unterschiedlichen Sachverhalten zu veranschaulichen. Doch Diagramme zeigen nicht nur bereits existierende Zusammenhänge auf, sie stellen diese immer auch her. Indem sie der Welt, sei es reale oder fiktionale Strukturen und Zusammenhänge unterlegen, verleihen sie ihr überhaupt erst ihre spezifische Kontur. In einem weiteren Sinne können daher auch literarische Texte und Filme als diagrammatisch (wörtlich: „durch die Grammatik hindurch“) operierende „Weisen der Welterzeugung“ (Goodman) betrachtet werden. Wir werden uns im Seminar mit zahlreichen (historischen) Karten, Schaubildern und Zeichnungen in literarischen Texten (u.a. bei Madame de Scudéry, Laurence Sterne, Agatha Christie, Georges Perec, Ursula Le Guin und Peter Handke) beschäftigen und uns darüber hinaus auch Diagramme und Schemata ansehen, die Autor:innen beim Konzipieren ihrer Werke sowie Leser:innen bei der Lektüre von schwierigen Texten angefertigt haben. Im Fokus stehen dabei vor allem die epistemischen Funktionen von Diagrammen: Welche Zusammenhänge lassen sich mithilfe von Schaubildern wie erschließen, und inwiefern ist das Herstellen von neuem Wissen auf diagrammatische Prozesse angewiesen? Schließen

Literaturhinweise

Zur Einführung in das Thema empfehlen wir den Roman La carte et le territoire von Michel Houllebecq (deutsch: Karte und Gebiet), den wir auch im Seminar behandeln werden.
Weitere Literaturhinweise für eine erste Orientierung:
Matthias Bauer / Christoph Ernst (Hg.): Diagrammatik. Einführung in ein kultur- und medienwissenschaftliches Forschungsfeld. Bielefeld 2010.
Birgit Schneider / Christoph Ernst / Jan Wöpking (Hg.): Diagrammatik-Reader. Grundlegende Texte aus Theorie und Geschichte. Berlin 2016.

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