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Seminar
SoSe 24: Die völkische Rebellion. Autoritärer Nationalismus. Geschichte, Theorie, Kritik.
Bruno Heidlberger
Kommentar
Wir befinden uns in einer Zeitenwende. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine stellen Russland und China die regelbasierte liberale Nachkriegsordnung in Frage. Das Scheitern der USA als Demokratie ist denkbar. Auch in Europa gewinnen rechtsextremistische Parteien immer mehr an Zulauf, als ob es das 20. Jahrhundert und seine blutigen Lehren nicht gegeben hätte. Erneut stehen sich Freiheit und Demokratie auf der einen und der Autoritarismus auf der anderen Seite gegenüber. „Die Welt ist heute mit einer Pandemie des Autoritarismus konfrontiert“ (Amartya Sen: 2020). In Krisenzeiten ist die Sehnsucht nach autoritären Maßnahmen erfahrungsgemäß besonders groß.
In den Ländern des Westens hat ein längst tot geglaubtes Gespenst sein Haupt wieder erhoben. Seine Profiteure treten als Stimme »des Volkes« gegen die »abgehobenen Eliten« auf und ziehen eine klare Trennungslinie zwischen »uns« und »den Fremden«, zwischen »Freund und Feind«. Ehemalige Konservative verbünden sich mit Neonazis und planen millionenfache Deportationen.
Rechtsradikale arbeiten seit Jahrzehnten daran, ihre Pläne umzusetzen. Die AfD ist nicht vom Himmel gefallen. Sie versteht sich als Anti-68er Partei. Wer der »antiliberalen Konterrevolution« (Timothy Garton Ash) erfolgreich entgegentreten will, muss sich mit ihrer Geschichte, ihren Ursachen und ideologischen Mustern auseinandersetzen. Die Revolte gegen die offene Gesellschaft hat eine lange Vorgeschichte. Geschichte wiederholt sich nicht, gleichwohl erinnert die heutige Debatte an die geistigen und politischen Kämpfe der Weimarer Republik. Ideologisch gesehen sind die »Neuen« Rechten der Gegenwart Anhänger der »Konservativen Revolution«, wie sie zu Zeiten der Weimarer Republik propagiert wurde, einer illiberalen Weltanschauung, die, wie der Historiker Fritz Stern formulierte, »dem Nationalsozialismus ähnlich« ist. Autoren wie Ernst Jünger, Carl Schmitt, Arthur Moeller van den Bruck oder Martin Heidegger trommelten damals gegen die junge Demokratie. Dass sich die »Neuen« Rechten positiv auf die »Konservative Revolution« beziehen, zeigt ihren Extremismus.
Die Ideologie der »Neuen« Rechten ist antipluralistisch, autoritär, diktatorisch. Die AfD folgt den Strategien der »Neuen« Rechten: Begriffe völkisch umzudeuten, antiaufklärerische Forderungen öffentlich zu verankern und so Affekte zu mobilisieren mit dem Ziel, die Demokratie von innen heraus zu zerstören. Wesentlich an den Strategien rechter Hegemoniebildung ist, die öffentliche Sagbarkeitsgrenze zu verschieben, so zu tun als seien Rassismus und völkischer Nationalismus einfach nur Meinungen, die in einer Demokratie gleichberechtigt neben anderen diskutiert werden sollten. Die langen Linien antiliberalen Denkens für die heutige Debatte aufzuarbeiten, diese zu reflektieren und kritisch zu prüfen, ist das Ziel des Seminars.
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14 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Fr, 19.04.2024 14:00 - 16:00
Fr, 26.04.2024 14:00 - 16:00
Fr, 03.05.2024 14:00 - 16:00
Fr, 10.05.2024 14:00 - 16:00
Fr, 17.05.2024 14:00 - 16:00
Fr, 24.05.2024 14:00 - 16:00
Fr, 31.05.2024 14:00 - 16:00
Fr, 07.06.2024 14:00 - 16:00
Fr, 14.06.2024 14:00 - 16:00
Fr, 21.06.2024 14:00 - 16:00
Fr, 28.06.2024 14:00 - 16:00
Fr, 05.07.2024 14:00 - 16:00
Fr, 12.07.2024 14:00 - 16:00
Fr, 19.07.2024 14:00 - 16:00