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Hauptseminar
SoSe 24: Psychoanalyse in Lateinamerika: Soziologische Erkundungsgänge einer Disziplin und ihrer Anwendungen
Myriam Sauer
Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen
Die Sprache des Kurses ist generell auf Deutsch, Wortbeiträge auf Spanisch, Portugiesisch oder Englisch sind aber möglich, und werden notfalls übersetzt für andere. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die allgemeine Unterrichtssprache auf Englisch gewechselt wird. Schließen
Kommentar
Die Psychoanalyse besitzt in Lateinamerika --- vor allem in Argentinien und Brasilien --- eine bedeutende Rolle in der Konstruktion von Nation und Staat. Ihre historischen Anwendungen sind vielfältig und reichen von kritischen Explorationen des brasilianischen kollektiven Unbewussten und seiner rassifizierenden und patriarchalen Annahmen (M.D. Magno), kritischer Verknüpfungen von Marxismus und Psychoanalyse (José Bleger) bis hin zur Hinterfragung von Machtstrukturen (Patricia Gherovici). Ebenso aber kennt die Psychoanalyse, etwa beim brasilianischen Sozialpsychologen Arthur Ramos eine sozialrepressive Anwendung, wenn dieser die Theorien Freuds nutzt, um die Unterdrückung Schwarzer und indigener Menschen zu legitimieren.
"Psychoanalyse in Lateinamerika" ist eine soziologische Exploration psychoanalytischer Theorien im 20. Jahrhundert mit Blick auf koloniale Annahmen im Wissensarchiv der Psychoanalyse. Anspruch des Seminars ist eine soziologische Fruchtbarmachung psychoanalytischer Theoreme sowie eine dekoloniale Hinterfragung psychoanalytischer Theorien. Nach einer kurzen Einführung in das klassische psychoanalytische Denken bei Freud und seinen Annahmen über Gender, Race und Kolonialität untersuchen wir sowohl historische psychoanalytische Quellen als auch die Werke kritischer Denker*innen und arbeiten mit Rückgriff auf kritische soziologische Theorien (z.B. Post-Colonial Studies, Black Studies) heraus, welche ideologischen Annahmen in den Texten angelegt sind und wie diese sich auf die Konstituierung lateinamerikanischer Staaten auswirken.
Ebenso vertiefen wir aber auch radikale Anwendungen psychoanalytischen Denkens für die Soziologie in unserer Lektüre von Gherovici oder Bléger und entwickeln ein Gespür für die Verwobenheit von Psyche und Sozialität. Schließen