SoSe 24: Eifer sucht. Eine literarische Denkfigur zwischen Dichtungstheorie, Erkenntniswunsch und Leidenschaft
Esther von der Osten
Kommentar
Eifer hat viele Gestalten. Als zelos und aemulatio bezeichnet er in der antiken Poetik eine Haltung zur Tradition, die das Nachahmen der Vorgänger als Nach- und Wetteifern versteht. Das französische zèle bezeichnet auch den Glaubens- und den Liebeseifer und wird in literarischen Texten des 17. Jahrhunderts nicht selten mit der Eifersucht, la jalousie, zusammen verhandelt. Doch auch in Kombination mit studieux tritt er oft auf. Mit dem Eifer der begeistert Studierenden nämlich hat derjenige, der im 17. Jahrhundert Konjunktur hat, den Wunsch nach Erkenntnis und Selbsterkenntnis gemein. Wie ein frühneuzeitliches Subjekt, indem es auf den anderen schielt, sich selbst zu sehen versucht, wie dieser Versuch mitunter zur Leidenschaft der Eifersucht wird und wütet, fragen zum Beispiel Shakespeare, Descartes, Madame de Lafayette, Racine, Molière. Auch Autor*innen des 20. und 21. Jahrhunderts wie Marcel Proust, Clarice Lispector, Paul Celan, Hélène Cixous und je ein Beispiel aus Malerei und Film werden im Seminar zur Sprache kommen, das Begriffe der rhetorisch-dichtungstheoretischen Tradition mit der Frage nach der philosophisch-literarischen Verhandlung der Thematik in textnaher Lektüre verbindet.
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Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung