(S) Ansätze sozialpädagogischen Handelns
Julian Zwingmann
Kommentar
Theorie Sozialer Arbeit als Geschichte(n)? Profession und Disziplin im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft.
Was unterscheidet das Handeln einer Fürsorgerin um etwa 1904 bei einem Wohnungsbesuch in einer Arbeiter:innenfamilie in einer Mietskaserne im Wedding von dem einer heutigen Fachkraft im dortigen Regionalen Sozialen Dienst im Jugendamt? War die Funktion „moderner“ Sozialer Arbeit während ihrer Ursprünge eine andere als sie es heute ist? Und gilt das für alle ihre Handlungsfelder? Wie verändert sich das, was gesellschaftlich als relevant und damit als zu bearbeitendes „Problem“ gilt? Welche Rolle spielen dabei menschliche Ungleichheiten, z.B. soziale, biologische oder genrationale? In welchem Zusammenhang steht das mit „dem“ gesellschaftlichen/professionellen Blick auf Kinder/Jugendliche und ihre Familien als Adressat:innen Soziale Arbeit, z.B. in Form von Recht oder zeitgenössischer Fachliteratur? Und wie nehmen Betroffene das selbst wahr?
Diesen Fragen nähern wir uns im Seminar, indem wir anhand von ausgewählten Schlaglichtern der letzten 150 Jahren bis heute konzeptionelle und theoretische Entwicklungen Sozialer Arbeit in Deutschland nachzeichnen. Schwerpunkt liegt auf der Kinder- und Jugendhilfe und ihren Entwicklungssträngen. Diese untersuchen wir nach Veränderungen, Übergängen und Brüchen, in denen neue theoretische Diskurse Einzug halten, welche die davor herrschenden überlagern. Auf dieser Grundlage rekonstruieren wir das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft, das der Sozialen Arbeit mit Blick auf ihre Adressat:innen seit ihrer Entstehung innewohnt. Dabei geht es immer um die Bearbeitung individueller Rechte und Bedürfnisse auf der einen Seite und gesellschaftlicher Aufträge und Funktionen auf der anderen. Wir diskutieren mit Blick auf die ausgewählten historischen und aktuellen Beispiele die jeweils spezifischen Ausprägungen sowie die teilweise deutlichen Verschiebungen innerhalb des Spannungsfelds und können nach Abschluss des Seminars theoretische Konzeptionen Sozialer Arbeit als zeithistorische Dokumente, d.h. als Ausdruck eines jeweils vorherrschenden „Zeitgeistes“, unter dieser Perspektive einordnen und kategorisieren.
Hierfür nutzen wir neben klassischen Lernformen, wie dem Literaturstudium und Gruppenarbeiten, auch die Arbeit mit Fall- und Rollenspielen. Geplant sind zudem ein Gespräch mit einer Fachkraft sowie eine Exkursion. Das Seminar findet in Präsenz statt.
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