Donner, Nebel, Hagelsturm. Wetter und Wetterzauber in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
Carolin Pape
Kommentar
Wenn in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texten ein plötzliches Unwetter aufzieht, es hagelt, stürmt, schneit oder ein undurchdringlicher Nebel aufkommt, handelt es sich in den meisten Fällen nicht um ein unbedeutendes Hintergrundphänomen. Die meteorologischen Konstellationen sind hingegen häufig mit verschiedenen Funktionen verknüpft. So können sie etwa den Weg eines Helden zur ‚âventiure‘ ermöglichen, aber auch verhindern; und gerade wenn wir es mit dem Komplex des Wunderbaren zu tun haben, können diese Wetterphänomene unter besonderen Vorzeichen und besonderen Voraussetzungen auftreten.
Insbesondere im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel ist dem Thema Wetter auch in der Literatur eine größere Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Vor diesem Hintergrund weisen Wetterphänomene in der Literatur ein enormes Analysepotential auf, dem wir uns im Laufe des Semesters widmen werden.
Im Seminar werden wir uns zunächst mit Wetterbeschreibungen in antiken und mittelalterlichen enzyklopädischen Texten, wie etwa der ‚Historia naturalis‘ von Plinius d. Ä., den ‚Etymologien‘ des Isidor von Sevilla und dem ‚Buch der Natur‘ des Konrad von Megenberg auseinandersetzen. Auf dieser Basis wenden wir uns dann verschiedenen Texten der höfischen Literatur zu, welche besondere meteorologische Phänomene aufweisen und werden genauer in den Blick nehmen, wie diese jeweils funktionieren, erzählt werden und in welcher Tradition sie stehen. Welches Wissen über Wetter haben beispielsweise die jeweiligen Figuren inne? Welche Funktionen übernimmt das Wetterphänomen für den Verlauf der Handlung? Wem wird die Möglichkeit zuteil, Wetter zu beeinflussen? Hat Wetter eine Verweisfunktion? Wir schließen das Seminar mit einem Ausblick in die Frühe Neuzeit, im Zuge dessen wir uns anhand einzelner Auszüge aus dem ‚Hexenhammer‘ mit magischen Praktiken und Ritualen des Wettermachens auseinandersetzen.
Die mittelhochdeutschen und frühneuzeitlichen Texte werden überwiegend in Auszügen gelesen. Aufgrund des breiten Spektrums sowohl der literarischen Texte als auch der Forschungsliteratur handelt es sich um eine arbeitsintensive Lehrveranstaltung. Die Teilnehmer*innen sollten daher die Bereitschaft zu intensiver Vorbereitung und Diskussion mitbringen. Das Seminar findet als Präsenzveranstaltung in der Rostlaube statt.
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