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Vertiefungsseminar
Mindestlöhne und soziale Sicherung in der EU
Ralf Himmelreicher
Hinweise für Studierende
Hausarbeit (ca. 3000 Wörter) oder 3 Kurzessays (jeweils ca. 1000 Wörter) sind Bestandteil der aktiven Teilnahme.
Kommentar
Zum 1. Oktober 2022 ist der im Jahr 2015 eingeführte gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf 12 Euro brutto je Stunde gestiegen. Von zunächst 9,82 Euro im Januar über 10,45 Euro im Juli und schließlich 12 Euro zum 1. Oktober, stieg der Mindestlohn im Kalenderjahr 2022 um rund 22 Prozent. Dies war der bislang stärkste Anstieg innerhalb eines Jahres seit seiner Einführung. Allerdings war zum Zeitpunkt der Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro die hohe Inflation noch nicht abzusehen, welche den Reallohnzuwachs der Mindestlohnbeziehenden erheblich gedämpft hat. Zudem belasten postpandemische sowie Effekte durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine das soziale und wirtschaftliche Umfeld erheblich. Insgesamt sind mit Mindestlöhnen sowohl Hoffnungen als auch Warnungen verbunden. Er kann Jobs vernichten, die sich zu diesem Lohn nicht mehr rechnen. Er kann zur Prekarisierung von vormals legal Beschäftigten beitragen, oder, und das ist politisch intendiert: ein Ausfransen niedriger Löhne verhindern, den Niedriglohnsektor insgesamt verkleinern und das Lohnniveau durch Spillover-Effekte erhöhen. Zudem können ergänzende Sozialleistungen reduziert oder überflüssig werden. Nach ILO-Angaben verfügen weltweit mehr als 100 Staaten über nationale Mindestlohnregelungen. Ohne nationale Mindestlöhne kommen in der EU einige skandinavische Länder und z. B. Österreich sowie Italien aus. Was können Mindestlöhne leisten, auch mit Blick auf die soziale Sicherung, und warum gibt es entwickelte Länder ohne gesetzliche Lohnuntergrenze? Im Seminar werden zunächst Grundlagen zum Thema Lohnfindung im Kontext sozialer Sicherung gelegt. Diese werden durch empirische Länderstudien vertieft. Besondere Aufmerksamkeit wird darauf gelegt, welchen Personenkreisen Mindestlöhne nutzen können, und ob Mindestlöhne in modernen offenen Gesellschaften überhaupt flächendeckend durchsetzbar sind. Zu solchen und weiteren Themen können eigene qualitative und quantitative Untersuchungen durchgeführt werden. Schließen
Literaturhinweise
- Baumann, Arne; Bruttel, Oliver; Dütsch, Matthias; Himmelreicher, Ralf; Ohlert, Clemens (2018): Methoden zur Evaluation des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland. In: Zeitschrift für Evaluation, 17 (1), S. 81-107.
- ILO (2022): Global Wage Report 2022-23: The impact of COVID-19 and inflation on wages and purchasing power, Geneva.
- Mindestlohnkommission (2023): Vierter Bericht zu den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns. Bericht der Mindestlohnkommission an die Bundesregierung nach § 9 Abs. 4 Mindestlohngesetz, Berlin.
- Lübker, Malte; Schulten, Thorsten (2024): WSI-Mindestlohnbericht 2024. WSI Report, Düsseldorf.
16 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
Di, 15.10.2024 10:00 - 12:00
Di, 22.10.2024 10:00 - 12:00
Di, 29.10.2024 10:00 - 12:00
Di, 05.11.2024 10:00 - 12:00
Di, 12.11.2024 10:00 - 12:00
Di, 19.11.2024 10:00 - 12:00
Di, 26.11.2024 10:00 - 12:00
Di, 03.12.2024 10:00 - 12:00
Di, 10.12.2024 10:00 - 12:00
Di, 17.12.2024 10:00 - 12:00
Di, 07.01.2025 10:00 - 12:00
Di, 14.01.2025 10:00 - 12:00
Di, 21.01.2025 10:00 - 12:00
Di, 28.01.2025 10:00 - 12:00
Di, 04.02.2025 10:00 - 12:00
Di, 11.02.2025 10:00 - 12:00