Die beste aller Welten: Leibniz, Theodizee
Bernd Roling
Kommentar
Mit gutem Grund hat Peter Strawson die Leibnizsche Philosophie einst als einzige Alternative zum Realismus titulieren können, die in sich vollständig geschlossen in Erscheinung treten konnte. Der Mann aus der niedersächsischen Provinz ist für vieles bekannt geworden, für die Infinitesimalrechnung und die Auseinandersetzung mit Newton, für die Hofhistoriographie des Hauses Hannover, die zu wenigen Monographien, aber zu tausenden von Zettelkästen geführt hatte, für Rechenmaschinen, überschwemmte Harzbergwerke und liebevoll ausgegrabene Einhörner, für die Mitbegründung der Indogermanistik, der Finno-Ugristik und der Slawistik, als Folklorist, der sich mit Osterritten in der Lausitz beschäftige, und als Leitfigur wissenschaftlicher Akademien in ganz Europa, als begeisterter China-Freund und Korrespondent der Jesuiten im Reich der Mitte, als geduldiger und gutherziger Briefpartner von, so hat man den Eindruck, beinahe jedem Menschen, der dem großen Imperium des Weltgeistes zuarbeiten wollte (und auch der anderen), vor allem aber als Philosoph. In seinem System, dem vielleicht letzten, das dieses Wort noch verdient, entwickelt Leibniz Überlegungen der klassischen neuscholastischen wie schulphilosophischen Traditionen weiter, um auf die Aporien des Cartesianismus eine Antwort zu finden. Vor allem in den ‚Vernunftgründen der Natur und der Gnade‘ und der ‚Monadologie‘ entwirft Leibniz dazu eine Begriffsphilosophie, die auf die Frage nach der Vollkommenheit der Welt, dem Verhältnis von Natur und Gnade, der Vereinbarkeit von Freiheit und göttlicher Allmacht, eine ebenso elegante wie überzeugende Antwort finden wollte. Die ‚Theodizee‘, die wir in diesem Seminar gemeinsam lesen und diskutieren wollen, transformiert diese Versuche in eine Theorie, die sich wie ein Durchmarsch durch die Philosophiegeschichte liest und diese Antwort zur Vollendung bringt.
Literatur: Als Textgrundlage: Gottfried Wilhelm Leibniz, Versuche in der Theodicée, über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Übels, übersetzt von Arthur Buchenau, Hamburg 1996. Zur Einführung z. B. Thomas Liske, Gottfried Wilhelm Leibniz, München 2000, oder Hans Poser, Gottfried Wilhelm Leibniz zur Einführung, Hamburg 2016.
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