Vormoderner Feminismus? Schriftstellerinnen der Frühen Neuzeit
Annika Nickenig
Kommentar
Viele Themen, die noch heute in feministischen Theorien diskutiert werden, haben Autorinnen bereits in der Frühen Neuzeit zur Sprache gebracht: die gesellschaftlichen Vorstellungen von ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, die Bedeutung von Natur vs. Kultur (insbesondere Bildung und Erziehung) für die Herausbildung einer bestimmten Geschlechterrolle, Fragen von Autonomie, Emanzipation und ‚agency‘ usw. Auch die für Frauen schwierigen Schreib- und Publikationsbedingungen werden von Schriftstellerinnen schon in der Vormoderne diskutiert, ebenso wie die Bedeutung von diskursiven und narrativen Mustern in der Darstellung der Geschlechter.
Aber macht es Sinn, aktuelle feministische Theorien und Ansätze der neueren Gender Studies auf Texte zu übertragen, die viele Jahrhunderte vorher entstanden sind? Lassen sich frühneuzeitliche Autorinnen als ‚Vorläuferinnen‘ oder sogar ‚Wegbereiterinnen‘ moderner Feminismen verstehen? Gibt es so etwas wie eine spezifische ‚weibliche‘ Literaturtradition und ein dezidiert ‚weibliches‘ Schreiben? Im Seminar werden wir diese Fragen gemeinsam diskutieren und dabei insbesondere Texte von Christine de Pizan, Marguerite de Navarre, Louise Labé und Marie de Gournay lesen. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit allgemeineren literaturhistorischen und gattungstheoretischen Fragen sowie mit verschiedenen Konzepten von Autorschaft.
Hinweis: Das Seminar beginnt erst in der zweiten Semesterwoche, am 22.10.24
15 Termine
Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung
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