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Lehrveranstaltung

Religionswissenschaft (WE 8)

Religionswissenschaft 30 LP (Studienordnung 2015)

0143d_m30

Die aktuelle Studien- und Prüfungsordnung finden Sie bitte hier .

  • Einführung in die Religionswissenschaft

    0360bA1.1

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten verfügen über grundlegende Kenntnisse der Grundbegriffe und Methoden der Religionswissenschaft sowie der mit ihnen verbundenen Religions- und Kulturtheorien. Sie sind zur Reflexion und Analyse der darauf bezogenen Forschungspositionen fähig. Sie können mit grundlegender Fachliteratur umgehen und selbstständig wissenschaftlich arbeiten (Interpretation, Argumentation, Präsentation).

    Inhalte:

    Geboten wird ein forschungsgeschichtlicher Überblick. In der Einführung werden theoretische Ansätze, Fragestellungen, Quellen sowie grundlegende Begriffe und Arbeitsmethoden der Religionswissenschaft vorgestellt. Das Seminar dient der exemplarischen Erprobung der in der Einführung behandelten Interpretations- und Analyseverfahren. Dabei werden grundlegende Techniken des (religions-)wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt sowie der Umgang mit grundlegender Fachliteratur eingeübt.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Einführungskurs / 2 SWS / wird empfohlen Seminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Klausur (90 Minuten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14050 Einführungskurs
      Gedächtnis und Gewalt (Insa Eschebach)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Gesellschaftliche Gruppen und Nationen entwickeln jeweils eigene Gedächtnislandschaften und besetzen dieselben historischen Ereignisse retrospektiv mit durchaus unterschiedlichen Deutungen. Auch nach den Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges, in dem 66 Millionen Menschen ums Leben kamen, hat sich in Europa kein kohärentes Gedächtnis durchgesetzt. Gedächtnis ist ein wichtiger Marker für „Identität und moralische Verfasstheit von Kollektiven und Nationen“ (Radonic / Uhl). Vor diesem Hintergrund bietet der Kurs eine Einführung in unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses. Diskutiert wird „Gedächtnis“ als Begriff und Konzept sowie als ein gesellschaftliches Praxis- und Konfliktfeld. Behandelt werden Fragen wie: Was bedeutet „negatives Gedächtnis“ (Knigge)? Wie unterscheiden sich Theorien wie die des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs) vom sozialen Gedächtnis (Burke / Welzer) bzw. vom kulturellen oder religiösen Gedächtnis (Assmann)? Thematisiert werden auch Ansätze wie die der gegenläufigen Gedächtnisse (Diner) und der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) aber auch - last but not least - die Gedächtnistheorien von Bergson und Nietzsche. Die Erinnerung an Gewalterfahrungen ist für die jüdische und christliche Religion von konstitutiver Bedeutung; die hebräische Bibel erwähnt das Verb zachar (erinnern) nicht weniger als 169 Mal. Der Kurs geht daher auch der Frage nach, wie sich das Bewusstsein von der Notwendigkeit der Erinnerung religiös vermittelt.

      Literaturhinweise

      Ljiljana Radonic / Heidemarie Uhl (Hg.), Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Zur Neuverhandlung eines kulturwissenschaftlichen Leitbegriffs, Bielefeld 2016. Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988. Jan Assmann, Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2018.

    • 14052 Einführungskurs
      Der diesseitige Gott: Religionswissenschaft um 1900 (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entsteht zeitgleich mit der Religionswissenschaft die Religionssoziologie. Beide treten auch unabhängig voneinander auf, doch befruchten sie sich gegenseitig, und dieses Wechselverhältnis bestimmt bis heute das Selbstverständnis der Religionswissenschaft. Religionssoziologie verortet Religion – das Heilige und Transzendente inbegriffen – im Diesseits der Gesellschaft und untersucht deren Spuren in den Bereichen des Sozialen, des Politischen und der Kultur. Prominent für diesen Zugang, der sich aus der Religionskritik seit der Aufklärung herleitet, ist etwa die Gleichsetzung von Religion und Gesellschaft in einer Art ritualistischer Selbstfeier bei Émil Durkheim (1858-1917), die Verschränkung von Kapitalismus und protestantischer Ethik bei Max Weber (1864–1920) oder die Anerkennung der psychologischen Bedeutung der Religion als einer „Kulturform“ bei Georg Simmel (1858-1918). Weber untersucht (mit unterschiedlicher Überzeugungskraft) neben dem Protestantismus auch die Wirtschaftsethik anderer Weltreligionen, vom Konfuzianismus und Taoismus über den Hinduismus und Buddhismus bis hin zu den drei monotheistischen Religionen. Darüber hinaus entwickelt er den ursprünglich religiösen Begriff des Charisma in einem politischen Sinne weiter. Alle drei Autoren teilen nicht nur die Überzeugung der engen Verbindung von Religiösem und Sozialem, sondern auch einen besonderen Fokus auf ökonomische Grundlagen gesellschaftlicher Phänomene, der besonders prägnant in Simmels berühmtmn Satz „Geld wird Gott“ zum Ausdruck kommt. Das Seminar versteht sich als Einführung in die wichtigsten religionssoziologischen Schriften der 3 Autoren und in die Religionssoziologie als solche.

      Literaturhinweise

      Hubert Knobloch: Religionssoziologie, Berlin: de Gruyter 1999. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Hg. und eingel. von Dirk Kaesler, 3., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010.

    • 14055 Einführungskurs
      Hades – Jenseitserfahrungen und Unterweltsvorstellungen in der griechisch-römischen Antike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Wohin geht man nach dem Tod? An einem dreiköpfigen Hund vorbei in die dunkle Unterwelt? Vor Gericht, ins Schlaraffenland oder auf die Insel der Seligen? In das nächste Leben hinein? Zum Mond? Keine Epoche der griechischen bzw. griechisch-römischen Antike hatte eine einheitliche Eschatologie (Lehre über die „letzten Dinge“), sondern es gab eine bunte Vielfalt an Vorstellungen von der letzten (?) Reise, vom Jenseits und von seinen Göttern. In diesem Seminar greifen wir signifikante Momente der Gestaltung, Tradierung und Neubearbeitung von Erzählungen über das Jenseits – den Hades – aus verschiedenen Epochen auf, um damit antike Reflexionen über den Tod und das Leben im Wandel der Zeit und vor dem Hintergrund ihrer spezifisch literarischen und philosophischen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Kontexte besser zu erfassen. Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt; fachliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Gasthörer*innen sind ausdrücklich willkommen.

    • 14054 Seminar
      Jenseitsreisen von der Antike bis in die Moderne (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Der Gang in die Unterwelt ist ein topisches Muster der (mythischen) Heldenreise, wie sie insbesondere aus dem antiken Epos bekannt ist. Die Überschreitung der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, die Gegenwart eines Lebenden unter Toten ist ein Tabubruch, eine Umkehrung der natürlichen Ordnung, ein Spiel mit dem eigenen Leben. Ihre Erzählungen sind daher immer von einer existentiellen Spannung getragen. Unterweltsreisen können verschiedene Gründe haben: die antiken Heroen Odysseus und Aeneas suchen den dunklen Ort auf, um Wissen über ihre Zukunft zu erlangen, verbunden mit dem Wunsch, den verstorbenen Eltern zu begegnen. Dantes Gang durch das Inferno in der Göttlichen Komödie geht weit über eine solche Funktionalisierung hinaus, indem er zum Teil einer Lebensreise wird, die im Paradies ihren Abschluss findet. Darüber hinaus kann die Unterwelt der Ort des Gerichts sein, das Strafen verhängt oder Rettung verheißt wie im Jenseitsmythos des Platonischen Staates. Sie kann aber auch, seit der Moderne, Ort tieferen Wissens um die Vergangenheit, die Natur oder das eigene Unterbewusstsein sein – so in der Archäologie, der Geologie und Psychoanalyse des 19. Jhdts und ihren Narrativen. Die moderne Literatur wiederum kann die Suche nach der Begegnung mit den Verstorbenen komplett entzaubern, wie es James Joyce im Hades-Kapitel seines Ulysses tut. Im Seminar werden diese Funktionen und Darstellungsmuster – Wissenserwerb, Strafgericht und Seelenschicksal, Suche nach den Ursprüngen der Kultur und des eigenen Ich – anhand literarischer Texte aus Antike und Moderne untersucht. Eine entscheidende Frage dabei wird sein, wie und warum gerade der Tod und seine Topographie für die genannten Muster, und damit nicht zuletzt für eine Art mythischer Wahrheit, funktionalisiert wird. Das Textcorpus der erwähnten Autoren wird u.a. durch Texte aus dem Neuen Testament (Christi Höllenfahrt), von Jule Vernes (Reise ins Innere der Erde), T.H. Wells (Time Machine) und Herta Müller (Atemschaukel) ergänzt. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

    • 14056 Seminar
      Märtyrer – religiöse und politische Selbstopfer (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Märtyrer und Märtyrerinnen sind Personen, die immenses Leid, Schmerz und Tod auf sich nehmen, um etwas – in der Regel ihren religiösen Glauben – zu ‚bezeugen‘. Die Herkunft des Wortes aus dem Neuen Testament bindet das Martyrium an die Passion Christi und verleiht so dem Leiden Sinn. Die Wortbedeutung (von griechisch martys = ‚Zeuge‘) betont weniger die körperliche Qual als den Akt des Bekenntnisses, das sich in der Regel öffentlich-medial, durch ganz bewusste Inszenierungen vollzieht. Somit ist das Martyrium auch eine Szene, ein Schauspiel, eine performative Selbstdarstellung. Es changiert zwischen innerem Glaubensbekenntnis und nach außen gerichteter Propaganda. In allen drei monotheistischen Religionen gelten Märtyrer als exemplarische Heilige. Ihr (selbstgewähltes) Leiden, das auch als Selbstopfer verstanden werden kann, prädestiniert die Märtyrer zu einer besonderen Nähe zu Gott. Ihre selbstzerstörerischen und bisweilen selbstverherrlichenden Akte, die sich gleichwohl häufig unter Zwang vollziehen, verweisen auf ein intrikates Verhältnis von Gewalt und Religion. Im Seminar sollen ausgewählte Beispiele von Märtyrern und Märtyrerinnen anhand literarischer und bildlicher Zeugnisse untersucht werden: von Antigone und Sokrates über die Römerin Lucretia und die Christin Perpetua, den jüdischen Stamm der Makkabäer, die Mystikerinnen des Mittelalters, die Heilige Cäcilia oder den Heiligen Sebastian bis hin zur RAF, der Performance-Künstlerin Marina Abramovic und dem weiblichen Selbstopfer in Lars von Triers Breaking the Waves. Bei allen Figuren wird es um das genaue Verhältnis von fremder Repression und eigener Todeswahl gehen, aber auch um die Spannung zwischen der religiösen und der politischen Bedeutung des Todes. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      Gerlitz, Peter, Ephraim Karnafogel, Michael Slusser, Eduard Christen: s.v. Martyrium, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXII, Berlin, New York: de Gruyter 1992, S. 196–220. Weigel, Sigrid (Hg.): Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und Heiligen Kriegern, München: Fink 2007.

    • 14059 Seminar
      Sakralisierung in der Religion (Hartmut Zinser)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      In den letzten Jahrzehnten ist viel über Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion, Religionsfreiheit, Privatisierung von Religion et al.) geschrieben und gestritten worden. Dabei wird häufig das Konzept ‚heilig‘ bzw. ‚sakral‘ vorausgesetzt, meist wird es nicht einmal deutlich bestimmt. In der Religionswissenschaft hat man sich eher selten mit dem Thema Sakralisierung (Heiligung, Weihung; heilig ist das für den Einzelnen Unverfügbare) beschäftigt. Sakralisierungen sehen jedoch in den Religionen unterschiedlich aus und das muss auch für eine Säkularisierung in den einzelnen Religionen berücksichtigt werden. In dem Seminar sollen die Prozesse der Sakralisierung in den einzelnen Religionen und ihre Begründungen dargestellt und analysiert werden. Sakralisierungen sind zu beobachten von Personen (Priestern), von Orten (Tempel, Kirchen, Kultstätten), von Tagen und Zeiten (Feste, z.B. Ostern und Weihnachten), schließlich auch von Texten (Bibel, Koran) und vieles andere. Wie nehmen die Religionen Sakralisierungen vor und welche individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen entspringen daraus?
      Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zu den einzelnen Sakralisierungen Referate übernehmen. 

  • Historisches Modul I

    0360bA1.2

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten verfügen über grundlegende religions- und kulturgeschichtliche Kenntnisse der griechisch-römischen Antike und/oder der Antikerezeption bzw. außereuropäischer Religionen. Sie sind zur Reflexion und Analyse der darauf bezogenen Forschungspositionen befähigt. Sie sind mit der Religionswissenschaft als historisch arbeitender Disziplin vertraut. Sie können grundlegende Fakten aus dem Bereich der Religions- und Kulturgeschichte der Antike und/oder ihrer Rezeption bzw. außereuropäischer Religionen chronologisch und geographisch richtig zuordnen. Sie sind in der Lage, mit darauf bezogenen historischen Quellen methodisch-kritisch umzugehen. Die Studierenden kennen zentrale Aspekte der historischen Modellierung von Geschlechterverhältnissen sowie ihrer sozialer und religiöser Heterogenität.

    Inhalte:

    Geboten wird ein exemplarischer religions- und kulturgeschichtlicher, einführender Überblick über die griechischrömische Antike und/oder die Antikenrezeption bzw. über außereuropäische Religionen vor allem in zeitlicher, aber auch in räumlicher und thematischer Hinsicht. Dazu gehört insbesondere die Verortung der Religion, der zu ihr gehörigen Praktiken und Vorstellungen sowie der religionshistorischen Entwicklung im jeweiligen kulturellen Kontext, einschließlich ihrer Gender- und Diversity-Aspekte. Zentrale Forschungspositionen, rezeptionsgeschichtliche Transformationen und Methodenprobleme werden dabei in angemessener Weise einbezogen.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Einführungskurs / 2 SWS / wird empfohlen Seminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Klausur (90 Minuten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14055 Einführungskurs
      Hades – Jenseitserfahrungen und Unterweltsvorstellungen in der griechisch-römischen Antike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Wohin geht man nach dem Tod? An einem dreiköpfigen Hund vorbei in die dunkle Unterwelt? Vor Gericht, ins Schlaraffenland oder auf die Insel der Seligen? In das nächste Leben hinein? Zum Mond? Keine Epoche der griechischen bzw. griechisch-römischen Antike hatte eine einheitliche Eschatologie (Lehre über die „letzten Dinge“), sondern es gab eine bunte Vielfalt an Vorstellungen von der letzten (?) Reise, vom Jenseits und von seinen Göttern. In diesem Seminar greifen wir signifikante Momente der Gestaltung, Tradierung und Neubearbeitung von Erzählungen über das Jenseits – den Hades – aus verschiedenen Epochen auf, um damit antike Reflexionen über den Tod und das Leben im Wandel der Zeit und vor dem Hintergrund ihrer spezifisch literarischen und philosophischen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Kontexte besser zu erfassen. Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt; fachliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Gasthörer*innen sind ausdrücklich willkommen.

    • 14057 Einführungskurs
      Werden und Vergehen: Religion und Natur bei den Vorsokratikern (Susanne Gödde, Anna-Maria Gasser)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Sätze wie „Alles ist voller Götter“ (Thales) oder „Es ist unmöglich, zweimal in denselben Fluss zu steigen“ (Heraklit) haben seit je fasziniert und die ‘vorsokratischen’ Philosophen mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Der Umstand, dass aus den Texten dieser Autoren nur jeweils Bruchstücke überliefert sind, macht ihre Werke und Lehren zusätzlich zu einem Mysterium. Das Abgebrochene bietet Raum für Spekulationen. Zudem wurden die Vorsokratiker immer wieder als der Anfang der Philosophie aufgefasst, auch als Vertreter einer rationalen Welterklärung im Gegensatz zu einer mythischen. Unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten interessiert uns im Seminar genau diese Schnittstelle zwischen ‘Mythos’ und Rationalität, zwischen Dichtung und Philosophie. Thematisch wird es um Kosmologien und Seelenkonzepte gehen, um Urelemente und die Potenz der Natur, um die Frage nach Grenzen der Welt und des Erkennbaren, um Schicksal und Zufall, Reinheit und blutiges Opfer. Dabei befassen wir uns mit Thales und Anaximander, Pythagoras und Xenophanes, Heraklit und Parmenides, mit Empedokles und Demokrit. Über die Lektüre der Fragmente und ihrer Überlieferungskontexte hinaus soll auch gefragt werden, wie Philosophen und Philologen des ausgehenden 19. und frühen 20 Jahrhunderts die Vorsokratiker gelesen haben, etwa Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger oder Karl Reinhardt.

      Literaturhinweise

      Christoph Rapp: Vorsokratiker (Beck’sche Reihe: Denker), München: Beck 1997. Jaap Mansfeld (Hg.): Die Vorsokratiker. Griechisch/Deutsch, 2 Bde, Stuttgart: Reclam 1995 & 1996.

    • 14054 Seminar
      Jenseitsreisen von der Antike bis in die Moderne (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Der Gang in die Unterwelt ist ein topisches Muster der (mythischen) Heldenreise, wie sie insbesondere aus dem antiken Epos bekannt ist. Die Überschreitung der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, die Gegenwart eines Lebenden unter Toten ist ein Tabubruch, eine Umkehrung der natürlichen Ordnung, ein Spiel mit dem eigenen Leben. Ihre Erzählungen sind daher immer von einer existentiellen Spannung getragen. Unterweltsreisen können verschiedene Gründe haben: die antiken Heroen Odysseus und Aeneas suchen den dunklen Ort auf, um Wissen über ihre Zukunft zu erlangen, verbunden mit dem Wunsch, den verstorbenen Eltern zu begegnen. Dantes Gang durch das Inferno in der Göttlichen Komödie geht weit über eine solche Funktionalisierung hinaus, indem er zum Teil einer Lebensreise wird, die im Paradies ihren Abschluss findet. Darüber hinaus kann die Unterwelt der Ort des Gerichts sein, das Strafen verhängt oder Rettung verheißt wie im Jenseitsmythos des Platonischen Staates. Sie kann aber auch, seit der Moderne, Ort tieferen Wissens um die Vergangenheit, die Natur oder das eigene Unterbewusstsein sein – so in der Archäologie, der Geologie und Psychoanalyse des 19. Jhdts und ihren Narrativen. Die moderne Literatur wiederum kann die Suche nach der Begegnung mit den Verstorbenen komplett entzaubern, wie es James Joyce im Hades-Kapitel seines Ulysses tut. Im Seminar werden diese Funktionen und Darstellungsmuster – Wissenserwerb, Strafgericht und Seelenschicksal, Suche nach den Ursprüngen der Kultur und des eigenen Ich – anhand literarischer Texte aus Antike und Moderne untersucht. Eine entscheidende Frage dabei wird sein, wie und warum gerade der Tod und seine Topographie für die genannten Muster, und damit nicht zuletzt für eine Art mythischer Wahrheit, funktionalisiert wird. Das Textcorpus der erwähnten Autoren wird u.a. durch Texte aus dem Neuen Testament (Christi Höllenfahrt), von Jule Vernes (Reise ins Innere der Erde), T.H. Wells (Time Machine) und Herta Müller (Atemschaukel) ergänzt. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

    • 14056 Seminar
      Märtyrer – religiöse und politische Selbstopfer (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Märtyrer und Märtyrerinnen sind Personen, die immenses Leid, Schmerz und Tod auf sich nehmen, um etwas – in der Regel ihren religiösen Glauben – zu ‚bezeugen‘. Die Herkunft des Wortes aus dem Neuen Testament bindet das Martyrium an die Passion Christi und verleiht so dem Leiden Sinn. Die Wortbedeutung (von griechisch martys = ‚Zeuge‘) betont weniger die körperliche Qual als den Akt des Bekenntnisses, das sich in der Regel öffentlich-medial, durch ganz bewusste Inszenierungen vollzieht. Somit ist das Martyrium auch eine Szene, ein Schauspiel, eine performative Selbstdarstellung. Es changiert zwischen innerem Glaubensbekenntnis und nach außen gerichteter Propaganda. In allen drei monotheistischen Religionen gelten Märtyrer als exemplarische Heilige. Ihr (selbstgewähltes) Leiden, das auch als Selbstopfer verstanden werden kann, prädestiniert die Märtyrer zu einer besonderen Nähe zu Gott. Ihre selbstzerstörerischen und bisweilen selbstverherrlichenden Akte, die sich gleichwohl häufig unter Zwang vollziehen, verweisen auf ein intrikates Verhältnis von Gewalt und Religion. Im Seminar sollen ausgewählte Beispiele von Märtyrern und Märtyrerinnen anhand literarischer und bildlicher Zeugnisse untersucht werden: von Antigone und Sokrates über die Römerin Lucretia und die Christin Perpetua, den jüdischen Stamm der Makkabäer, die Mystikerinnen des Mittelalters, die Heilige Cäcilia oder den Heiligen Sebastian bis hin zur RAF, der Performance-Künstlerin Marina Abramovic und dem weiblichen Selbstopfer in Lars von Triers Breaking the Waves. Bei allen Figuren wird es um das genaue Verhältnis von fremder Repression und eigener Todeswahl gehen, aber auch um die Spannung zwischen der religiösen und der politischen Bedeutung des Todes. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      Gerlitz, Peter, Ephraim Karnafogel, Michael Slusser, Eduard Christen: s.v. Martyrium, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXII, Berlin, New York: de Gruyter 1992, S. 196–220. Weigel, Sigrid (Hg.): Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und Heiligen Kriegern, München: Fink 2007.

    • 14059 Seminar
      Sakralisierung in der Religion (Hartmut Zinser)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      In den letzten Jahrzehnten ist viel über Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion, Religionsfreiheit, Privatisierung von Religion et al.) geschrieben und gestritten worden. Dabei wird häufig das Konzept ‚heilig‘ bzw. ‚sakral‘ vorausgesetzt, meist wird es nicht einmal deutlich bestimmt. In der Religionswissenschaft hat man sich eher selten mit dem Thema Sakralisierung (Heiligung, Weihung; heilig ist das für den Einzelnen Unverfügbare) beschäftigt. Sakralisierungen sehen jedoch in den Religionen unterschiedlich aus und das muss auch für eine Säkularisierung in den einzelnen Religionen berücksichtigt werden. In dem Seminar sollen die Prozesse der Sakralisierung in den einzelnen Religionen und ihre Begründungen dargestellt und analysiert werden. Sakralisierungen sind zu beobachten von Personen (Priestern), von Orten (Tempel, Kirchen, Kultstätten), von Tagen und Zeiten (Feste, z.B. Ostern und Weihnachten), schließlich auch von Texten (Bibel, Koran) und vieles andere. Wie nehmen die Religionen Sakralisierungen vor und welche individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen entspringen daraus?
      Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zu den einzelnen Sakralisierungen Referate übernehmen. 

  • Historisches Modul II

    0360bA1.3

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten verfügen über grundlegende religions- und kulturgeschichtliche Kenntnisse der monotheistischen Traditionen bzw. der Moderne. Sie sind zur Reflexion und Analyse der darauf bezogenen Forschungspositionen befähigt. Sie sind mit der Religionswissenschaft als historisch arbeitender Disziplin vertraut. Sie können grundlegende Fakten aus dem Bereich der Religions- und Kulturgeschichte der monotheistischen Traditionen bzw. der Moderne chronologisch und geographisch richtig zuordnen. Sie sind in der Lage, mit darauf bezogenen historischen Quellen methodisch-kritisch umzugehen. Die Studierenden kennen zentrale Aspekte der historischen Modellierung von Geschlechterverhältnissen sowie ihrer sozialer und religiöser Heterogenität.

    Inhalte:

    Geboten wird ein exemplarischer religions- und kulturgeschichtlicher Überblick über monotheistische Traditionen bzw. die Moderne vor allem in zeitlicher, aber auch in räumlicher und thematischer Hinsicht. Dazu gehört insbesondere die Unterscheidung zwischen den christlichen und anderen monotheistischen Traditionen, die Verortung der jeweiligen monotheistischen Tradition innerhalb der religionshistorischen und kulturellen Entwicklung bzw. die Herausarbeitung der damit zusammenhängenden Besonderheiten der Moderne, einschließlich ihrer Gender- und Diversity-Aspekte. Zentrale Forschungspositionen und Methodenprobleme werden dabei in angemessener Weise einbezogen.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Einführungskurs / 2 SWS / wird empfohlen Seminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Klausur (90 Minuten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14050 Einführungskurs
      Gedächtnis und Gewalt (Insa Eschebach)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Gesellschaftliche Gruppen und Nationen entwickeln jeweils eigene Gedächtnislandschaften und besetzen dieselben historischen Ereignisse retrospektiv mit durchaus unterschiedlichen Deutungen. Auch nach den Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges, in dem 66 Millionen Menschen ums Leben kamen, hat sich in Europa kein kohärentes Gedächtnis durchgesetzt. Gedächtnis ist ein wichtiger Marker für „Identität und moralische Verfasstheit von Kollektiven und Nationen“ (Radonic / Uhl). Vor diesem Hintergrund bietet der Kurs eine Einführung in unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses. Diskutiert wird „Gedächtnis“ als Begriff und Konzept sowie als ein gesellschaftliches Praxis- und Konfliktfeld. Behandelt werden Fragen wie: Was bedeutet „negatives Gedächtnis“ (Knigge)? Wie unterscheiden sich Theorien wie die des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs) vom sozialen Gedächtnis (Burke / Welzer) bzw. vom kulturellen oder religiösen Gedächtnis (Assmann)? Thematisiert werden auch Ansätze wie die der gegenläufigen Gedächtnisse (Diner) und der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) aber auch - last but not least - die Gedächtnistheorien von Bergson und Nietzsche. Die Erinnerung an Gewalterfahrungen ist für die jüdische und christliche Religion von konstitutiver Bedeutung; die hebräische Bibel erwähnt das Verb zachar (erinnern) nicht weniger als 169 Mal. Der Kurs geht daher auch der Frage nach, wie sich das Bewusstsein von der Notwendigkeit der Erinnerung religiös vermittelt.

      Literaturhinweise

      Ljiljana Radonic / Heidemarie Uhl (Hg.), Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Zur Neuverhandlung eines kulturwissenschaftlichen Leitbegriffs, Bielefeld 2016. Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988. Jan Assmann, Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2018.

    • 14051 Einführungskurs
      Zum Denken von Michel Foucault. Sorge um sich und Technologie des Selbst (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Selbsttechniken“, „Technologien des Selbst“ und „Sorge um sich“ gehören zu den Problemfeldern aus dem Spätwerk von Michel Foucault. Diesen Begriffen liegt die Überzeugung zugrunde, dass ein Subjekt oder ein Selbst nicht einfach gegeben sind, sondern zunächst gebildet und formiert werden müssen. Mit „Technologien des Selbst“ bezeichnet Foucault dabei eine Reihe von historisch spezifischen Verfahren und Operationen, mit denen der oder die Einzelne auf sich selbst einwirkt, sich selbst bearbeitet, diszipliniert oder prüft. Diese können von Tagebuchschreiben und Traumdeutung über Askese und Gymnastik bis hin zu Praktiken der Buße reichen. Michel Foucault entwickelt seine Überlegungen zu Technologien des Selbst dabei ausgehend von der Antike und dem frühen Christentum; sein Interesse richtet sich insbesondere auf die Möglichkeit des Subjekts, sich selbst und die eigene Lebensführung experimentell zu entfalten – jenseits von biopolitischer Macht und gesellschaftlicher Norm. Er sucht damit nach einer eigenständigen Lebensform, die es dem Menschen erlaubt, sein Dasein nach künstlerischen Gesichtspunkten zu organisieren, seine ethischen Maßstäbe durch persönliche Entscheidung und seine Identität nach eigenen Stilkriterien auszubilden – das Leben wird zum Kunstwerk, die Existenz zu einer Frage der Ästhetik. Unter dieser Perspektive, die auf eine neue Freiheit des Subjekts abzielt, vereinen sich grundlegende Fragestellungen (ethischer oder politischer Natur) mit alltagsnahen und lebenspraktischen Problematiken gleichermaßen. Das Lektüreseminar soll die Studierenden an maßgebliche Thesen und Begriffe Foucaults rund um das Thema der Subjektivierung heranführen.

      Literaturhinweise

      Bibliographie: M. Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989. M. Foucault, Analytik der Macht, Frankfurt a.M. 2005. M. Foucault, Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt a.M. 2007. M. Foucault, Die Geständnisse des Fleisches, Berlin 2019.

    • 14052 Einführungskurs
      Der diesseitige Gott: Religionswissenschaft um 1900 (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entsteht zeitgleich mit der Religionswissenschaft die Religionssoziologie. Beide treten auch unabhängig voneinander auf, doch befruchten sie sich gegenseitig, und dieses Wechselverhältnis bestimmt bis heute das Selbstverständnis der Religionswissenschaft. Religionssoziologie verortet Religion – das Heilige und Transzendente inbegriffen – im Diesseits der Gesellschaft und untersucht deren Spuren in den Bereichen des Sozialen, des Politischen und der Kultur. Prominent für diesen Zugang, der sich aus der Religionskritik seit der Aufklärung herleitet, ist etwa die Gleichsetzung von Religion und Gesellschaft in einer Art ritualistischer Selbstfeier bei Émil Durkheim (1858-1917), die Verschränkung von Kapitalismus und protestantischer Ethik bei Max Weber (1864–1920) oder die Anerkennung der psychologischen Bedeutung der Religion als einer „Kulturform“ bei Georg Simmel (1858-1918). Weber untersucht (mit unterschiedlicher Überzeugungskraft) neben dem Protestantismus auch die Wirtschaftsethik anderer Weltreligionen, vom Konfuzianismus und Taoismus über den Hinduismus und Buddhismus bis hin zu den drei monotheistischen Religionen. Darüber hinaus entwickelt er den ursprünglich religiösen Begriff des Charisma in einem politischen Sinne weiter. Alle drei Autoren teilen nicht nur die Überzeugung der engen Verbindung von Religiösem und Sozialem, sondern auch einen besonderen Fokus auf ökonomische Grundlagen gesellschaftlicher Phänomene, der besonders prägnant in Simmels berühmtmn Satz „Geld wird Gott“ zum Ausdruck kommt. Das Seminar versteht sich als Einführung in die wichtigsten religionssoziologischen Schriften der 3 Autoren und in die Religionssoziologie als solche.

      Literaturhinweise

      Hubert Knobloch: Religionssoziologie, Berlin: de Gruyter 1999. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Hg. und eingel. von Dirk Kaesler, 3., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010.

    • 14053 Seminar
      Hans Blumenbergs Arbeit am Mythos (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Hans Blumenbergs „Arbeit am Mythos“ (1979) ist nicht nur eines der reifsten Werke eines Autors, der zu den wichtigsten Theoretikern der Nachkriegszeit zählt, sondern auch – gemeinsam mit Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ – die wichtigste Auseinandersetzung mit der Frage danach, was man in der Moderne unter ‚Mythos‘ noch verstehen kann. Blumenberg stellt Adorno und Horkheimer eine implizite, scharfe und polemische Replik entgegen: Nicht nur stelle der Mythos keine Regression der aufgeklärten Vernunft dar; vielmehr sei er ein Stück „hochkarätiger Arbeit des Logos“ selbst. Der Mythos repräsentiere kein Gegenstück zur ausgereiften menschlichen Vernunft, sondern eines ihrer legitimen Mittel, das den Menschen dazu verholfen hat (und immer noch verhilft), sich in der Welt, in der sie leben, zurechtzufinden. Anhand ausgewählter Auszüge widmet sich das Seminar der Lektüre des Werkes und dem kritischen Verständnis der Grundthesen und -begriffe, die der Autor vorführt, weswegen das Seminar auch als Einführung in Blumenbergs Denken geeignet ist.

      Literaturhinweise

      H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt a.M. 1979. F. Heidenreich, Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg, München 2005. A. Nichols, Hans Blumenberg’s Theory of Myth, London 2016.

    • 14054 Seminar
      Jenseitsreisen von der Antike bis in die Moderne (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Der Gang in die Unterwelt ist ein topisches Muster der (mythischen) Heldenreise, wie sie insbesondere aus dem antiken Epos bekannt ist. Die Überschreitung der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, die Gegenwart eines Lebenden unter Toten ist ein Tabubruch, eine Umkehrung der natürlichen Ordnung, ein Spiel mit dem eigenen Leben. Ihre Erzählungen sind daher immer von einer existentiellen Spannung getragen. Unterweltsreisen können verschiedene Gründe haben: die antiken Heroen Odysseus und Aeneas suchen den dunklen Ort auf, um Wissen über ihre Zukunft zu erlangen, verbunden mit dem Wunsch, den verstorbenen Eltern zu begegnen. Dantes Gang durch das Inferno in der Göttlichen Komödie geht weit über eine solche Funktionalisierung hinaus, indem er zum Teil einer Lebensreise wird, die im Paradies ihren Abschluss findet. Darüber hinaus kann die Unterwelt der Ort des Gerichts sein, das Strafen verhängt oder Rettung verheißt wie im Jenseitsmythos des Platonischen Staates. Sie kann aber auch, seit der Moderne, Ort tieferen Wissens um die Vergangenheit, die Natur oder das eigene Unterbewusstsein sein – so in der Archäologie, der Geologie und Psychoanalyse des 19. Jhdts und ihren Narrativen. Die moderne Literatur wiederum kann die Suche nach der Begegnung mit den Verstorbenen komplett entzaubern, wie es James Joyce im Hades-Kapitel seines Ulysses tut. Im Seminar werden diese Funktionen und Darstellungsmuster – Wissenserwerb, Strafgericht und Seelenschicksal, Suche nach den Ursprüngen der Kultur und des eigenen Ich – anhand literarischer Texte aus Antike und Moderne untersucht. Eine entscheidende Frage dabei wird sein, wie und warum gerade der Tod und seine Topographie für die genannten Muster, und damit nicht zuletzt für eine Art mythischer Wahrheit, funktionalisiert wird. Das Textcorpus der erwähnten Autoren wird u.a. durch Texte aus dem Neuen Testament (Christi Höllenfahrt), von Jule Vernes (Reise ins Innere der Erde), T.H. Wells (Time Machine) und Herta Müller (Atemschaukel) ergänzt. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

    • 14056 Seminar
      Märtyrer – religiöse und politische Selbstopfer (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Märtyrer und Märtyrerinnen sind Personen, die immenses Leid, Schmerz und Tod auf sich nehmen, um etwas – in der Regel ihren religiösen Glauben – zu ‚bezeugen‘. Die Herkunft des Wortes aus dem Neuen Testament bindet das Martyrium an die Passion Christi und verleiht so dem Leiden Sinn. Die Wortbedeutung (von griechisch martys = ‚Zeuge‘) betont weniger die körperliche Qual als den Akt des Bekenntnisses, das sich in der Regel öffentlich-medial, durch ganz bewusste Inszenierungen vollzieht. Somit ist das Martyrium auch eine Szene, ein Schauspiel, eine performative Selbstdarstellung. Es changiert zwischen innerem Glaubensbekenntnis und nach außen gerichteter Propaganda. In allen drei monotheistischen Religionen gelten Märtyrer als exemplarische Heilige. Ihr (selbstgewähltes) Leiden, das auch als Selbstopfer verstanden werden kann, prädestiniert die Märtyrer zu einer besonderen Nähe zu Gott. Ihre selbstzerstörerischen und bisweilen selbstverherrlichenden Akte, die sich gleichwohl häufig unter Zwang vollziehen, verweisen auf ein intrikates Verhältnis von Gewalt und Religion. Im Seminar sollen ausgewählte Beispiele von Märtyrern und Märtyrerinnen anhand literarischer und bildlicher Zeugnisse untersucht werden: von Antigone und Sokrates über die Römerin Lucretia und die Christin Perpetua, den jüdischen Stamm der Makkabäer, die Mystikerinnen des Mittelalters, die Heilige Cäcilia oder den Heiligen Sebastian bis hin zur RAF, der Performance-Künstlerin Marina Abramovic und dem weiblichen Selbstopfer in Lars von Triers Breaking the Waves. Bei allen Figuren wird es um das genaue Verhältnis von fremder Repression und eigener Todeswahl gehen, aber auch um die Spannung zwischen der religiösen und der politischen Bedeutung des Todes. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      Gerlitz, Peter, Ephraim Karnafogel, Michael Slusser, Eduard Christen: s.v. Martyrium, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXII, Berlin, New York: de Gruyter 1992, S. 196–220. Weigel, Sigrid (Hg.): Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und Heiligen Kriegern, München: Fink 2007.

    • 14059 Seminar
      Sakralisierung in der Religion (Hartmut Zinser)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      In den letzten Jahrzehnten ist viel über Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion, Religionsfreiheit, Privatisierung von Religion et al.) geschrieben und gestritten worden. Dabei wird häufig das Konzept ‚heilig‘ bzw. ‚sakral‘ vorausgesetzt, meist wird es nicht einmal deutlich bestimmt. In der Religionswissenschaft hat man sich eher selten mit dem Thema Sakralisierung (Heiligung, Weihung; heilig ist das für den Einzelnen Unverfügbare) beschäftigt. Sakralisierungen sehen jedoch in den Religionen unterschiedlich aus und das muss auch für eine Säkularisierung in den einzelnen Religionen berücksichtigt werden. In dem Seminar sollen die Prozesse der Sakralisierung in den einzelnen Religionen und ihre Begründungen dargestellt und analysiert werden. Sakralisierungen sind zu beobachten von Personen (Priestern), von Orten (Tempel, Kirchen, Kultstätten), von Tagen und Zeiten (Feste, z.B. Ostern und Weihnachten), schließlich auch von Texten (Bibel, Koran) und vieles andere. Wie nehmen die Religionen Sakralisierungen vor und welche individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen entspringen daraus?
      Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zu den einzelnen Sakralisierungen Referate übernehmen. 

  • Analytisches Modul

    0360bA1.4

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten haben exemplarische Kenntnisse des Verhältnisses von Religion zu anderen Bereichen, insbesondere Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft, erworben. Sie sind zur Reflexion und Analyse der darauf bezogenen Forschungspositionen befähigt. Sie sind mit der Religionswissenschaft als analytisch arbeitender Disziplin vertraut. Sie können grundlegende Aspekte des Verhältnisses von Religion zu anderen Bereichen, insbesondere Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft, analytisch erfassen. Sie sind in der Lage, mit darauf bezogenen Materialien, einschließlich von Grundlagentexten der Religionskritik, methodisch-kritisch umzugehen.

    Inhalte:

    Anhand von exemplarischen Materialien sowie unter Einbeziehung von Grundlagentexten der Religionskritik wird das Verhältnis von Religion zu anderen Bereichen behandelt und aufgearbeitet. Dabei geht es vor allem um die Analyse grundlegender Beziehungen bzw. Spannungen zwischen Religion einerseits, Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft andererseits. Zugleich werden Methodenkompetenzen, besonders hinsichtlich interdisziplinärer Anschlussmöglichkeiten der damit zusammenhängenden Forschungspositionen, vermittelt.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Einführungskurs / 2 SWS / wird empfohlen Seminar / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Hausarbeit (ca. 10 Seiten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14050 Einführungskurs
      Gedächtnis und Gewalt (Insa Eschebach)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Gesellschaftliche Gruppen und Nationen entwickeln jeweils eigene Gedächtnislandschaften und besetzen dieselben historischen Ereignisse retrospektiv mit durchaus unterschiedlichen Deutungen. Auch nach den Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges, in dem 66 Millionen Menschen ums Leben kamen, hat sich in Europa kein kohärentes Gedächtnis durchgesetzt. Gedächtnis ist ein wichtiger Marker für „Identität und moralische Verfasstheit von Kollektiven und Nationen“ (Radonic / Uhl). Vor diesem Hintergrund bietet der Kurs eine Einführung in unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses. Diskutiert wird „Gedächtnis“ als Begriff und Konzept sowie als ein gesellschaftliches Praxis- und Konfliktfeld. Behandelt werden Fragen wie: Was bedeutet „negatives Gedächtnis“ (Knigge)? Wie unterscheiden sich Theorien wie die des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs) vom sozialen Gedächtnis (Burke / Welzer) bzw. vom kulturellen oder religiösen Gedächtnis (Assmann)? Thematisiert werden auch Ansätze wie die der gegenläufigen Gedächtnisse (Diner) und der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) aber auch - last but not least - die Gedächtnistheorien von Bergson und Nietzsche. Die Erinnerung an Gewalterfahrungen ist für die jüdische und christliche Religion von konstitutiver Bedeutung; die hebräische Bibel erwähnt das Verb zachar (erinnern) nicht weniger als 169 Mal. Der Kurs geht daher auch der Frage nach, wie sich das Bewusstsein von der Notwendigkeit der Erinnerung religiös vermittelt.

      Literaturhinweise

      Ljiljana Radonic / Heidemarie Uhl (Hg.), Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Zur Neuverhandlung eines kulturwissenschaftlichen Leitbegriffs, Bielefeld 2016. Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988. Jan Assmann, Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2018.

    • 14051 Einführungskurs
      Zum Denken von Michel Foucault. Sorge um sich und Technologie des Selbst (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Selbsttechniken“, „Technologien des Selbst“ und „Sorge um sich“ gehören zu den Problemfeldern aus dem Spätwerk von Michel Foucault. Diesen Begriffen liegt die Überzeugung zugrunde, dass ein Subjekt oder ein Selbst nicht einfach gegeben sind, sondern zunächst gebildet und formiert werden müssen. Mit „Technologien des Selbst“ bezeichnet Foucault dabei eine Reihe von historisch spezifischen Verfahren und Operationen, mit denen der oder die Einzelne auf sich selbst einwirkt, sich selbst bearbeitet, diszipliniert oder prüft. Diese können von Tagebuchschreiben und Traumdeutung über Askese und Gymnastik bis hin zu Praktiken der Buße reichen. Michel Foucault entwickelt seine Überlegungen zu Technologien des Selbst dabei ausgehend von der Antike und dem frühen Christentum; sein Interesse richtet sich insbesondere auf die Möglichkeit des Subjekts, sich selbst und die eigene Lebensführung experimentell zu entfalten – jenseits von biopolitischer Macht und gesellschaftlicher Norm. Er sucht damit nach einer eigenständigen Lebensform, die es dem Menschen erlaubt, sein Dasein nach künstlerischen Gesichtspunkten zu organisieren, seine ethischen Maßstäbe durch persönliche Entscheidung und seine Identität nach eigenen Stilkriterien auszubilden – das Leben wird zum Kunstwerk, die Existenz zu einer Frage der Ästhetik. Unter dieser Perspektive, die auf eine neue Freiheit des Subjekts abzielt, vereinen sich grundlegende Fragestellungen (ethischer oder politischer Natur) mit alltagsnahen und lebenspraktischen Problematiken gleichermaßen. Das Lektüreseminar soll die Studierenden an maßgebliche Thesen und Begriffe Foucaults rund um das Thema der Subjektivierung heranführen.

      Literaturhinweise

      Bibliographie: M. Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989. M. Foucault, Analytik der Macht, Frankfurt a.M. 2005. M. Foucault, Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt a.M. 2007. M. Foucault, Die Geständnisse des Fleisches, Berlin 2019.

    • 14052 Einführungskurs
      Der diesseitige Gott: Religionswissenschaft um 1900 (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entsteht zeitgleich mit der Religionswissenschaft die Religionssoziologie. Beide treten auch unabhängig voneinander auf, doch befruchten sie sich gegenseitig, und dieses Wechselverhältnis bestimmt bis heute das Selbstverständnis der Religionswissenschaft. Religionssoziologie verortet Religion – das Heilige und Transzendente inbegriffen – im Diesseits der Gesellschaft und untersucht deren Spuren in den Bereichen des Sozialen, des Politischen und der Kultur. Prominent für diesen Zugang, der sich aus der Religionskritik seit der Aufklärung herleitet, ist etwa die Gleichsetzung von Religion und Gesellschaft in einer Art ritualistischer Selbstfeier bei Émil Durkheim (1858-1917), die Verschränkung von Kapitalismus und protestantischer Ethik bei Max Weber (1864–1920) oder die Anerkennung der psychologischen Bedeutung der Religion als einer „Kulturform“ bei Georg Simmel (1858-1918). Weber untersucht (mit unterschiedlicher Überzeugungskraft) neben dem Protestantismus auch die Wirtschaftsethik anderer Weltreligionen, vom Konfuzianismus und Taoismus über den Hinduismus und Buddhismus bis hin zu den drei monotheistischen Religionen. Darüber hinaus entwickelt er den ursprünglich religiösen Begriff des Charisma in einem politischen Sinne weiter. Alle drei Autoren teilen nicht nur die Überzeugung der engen Verbindung von Religiösem und Sozialem, sondern auch einen besonderen Fokus auf ökonomische Grundlagen gesellschaftlicher Phänomene, der besonders prägnant in Simmels berühmtmn Satz „Geld wird Gott“ zum Ausdruck kommt. Das Seminar versteht sich als Einführung in die wichtigsten religionssoziologischen Schriften der 3 Autoren und in die Religionssoziologie als solche.

      Literaturhinweise

      Hubert Knobloch: Religionssoziologie, Berlin: de Gruyter 1999. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Hg. und eingel. von Dirk Kaesler, 3., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010.

    • 14055 Einführungskurs
      Hades – Jenseitserfahrungen und Unterweltsvorstellungen in der griechisch-römischen Antike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Wohin geht man nach dem Tod? An einem dreiköpfigen Hund vorbei in die dunkle Unterwelt? Vor Gericht, ins Schlaraffenland oder auf die Insel der Seligen? In das nächste Leben hinein? Zum Mond? Keine Epoche der griechischen bzw. griechisch-römischen Antike hatte eine einheitliche Eschatologie (Lehre über die „letzten Dinge“), sondern es gab eine bunte Vielfalt an Vorstellungen von der letzten (?) Reise, vom Jenseits und von seinen Göttern. In diesem Seminar greifen wir signifikante Momente der Gestaltung, Tradierung und Neubearbeitung von Erzählungen über das Jenseits – den Hades – aus verschiedenen Epochen auf, um damit antike Reflexionen über den Tod und das Leben im Wandel der Zeit und vor dem Hintergrund ihrer spezifisch literarischen und philosophischen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Kontexte besser zu erfassen. Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt; fachliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Gasthörer*innen sind ausdrücklich willkommen.

    • 14059 Seminar
      Sakralisierung in der Religion (Hartmut Zinser)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      In den letzten Jahrzehnten ist viel über Säkularisierung (Trennung von Staat und Religion, Religionsfreiheit, Privatisierung von Religion et al.) geschrieben und gestritten worden. Dabei wird häufig das Konzept ‚heilig‘ bzw. ‚sakral‘ vorausgesetzt, meist wird es nicht einmal deutlich bestimmt. In der Religionswissenschaft hat man sich eher selten mit dem Thema Sakralisierung (Heiligung, Weihung; heilig ist das für den Einzelnen Unverfügbare) beschäftigt. Sakralisierungen sehen jedoch in den Religionen unterschiedlich aus und das muss auch für eine Säkularisierung in den einzelnen Religionen berücksichtigt werden. In dem Seminar sollen die Prozesse der Sakralisierung in den einzelnen Religionen und ihre Begründungen dargestellt und analysiert werden. Sakralisierungen sind zu beobachten von Personen (Priestern), von Orten (Tempel, Kirchen, Kultstätten), von Tagen und Zeiten (Feste, z.B. Ostern und Weihnachten), schließlich auch von Texten (Bibel, Koran) und vieles andere. Wie nehmen die Religionen Sakralisierungen vor und welche individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen entspringen daraus?
      Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zu den einzelnen Sakralisierungen Referate übernehmen. 

    • 14053 Seminar
      Hans Blumenbergs Arbeit am Mythos (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Hans Blumenbergs „Arbeit am Mythos“ (1979) ist nicht nur eines der reifsten Werke eines Autors, der zu den wichtigsten Theoretikern der Nachkriegszeit zählt, sondern auch – gemeinsam mit Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ – die wichtigste Auseinandersetzung mit der Frage danach, was man in der Moderne unter ‚Mythos‘ noch verstehen kann. Blumenberg stellt Adorno und Horkheimer eine implizite, scharfe und polemische Replik entgegen: Nicht nur stelle der Mythos keine Regression der aufgeklärten Vernunft dar; vielmehr sei er ein Stück „hochkarätiger Arbeit des Logos“ selbst. Der Mythos repräsentiere kein Gegenstück zur ausgereiften menschlichen Vernunft, sondern eines ihrer legitimen Mittel, das den Menschen dazu verholfen hat (und immer noch verhilft), sich in der Welt, in der sie leben, zurechtzufinden. Anhand ausgewählter Auszüge widmet sich das Seminar der Lektüre des Werkes und dem kritischen Verständnis der Grundthesen und -begriffe, die der Autor vorführt, weswegen das Seminar auch als Einführung in Blumenbergs Denken geeignet ist.

      Literaturhinweise

      H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt a.M. 1979. F. Heidenreich, Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg, München 2005. A. Nichols, Hans Blumenberg’s Theory of Myth, London 2016.

    • 14054 Seminar
      Jenseitsreisen von der Antike bis in die Moderne (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Der Gang in die Unterwelt ist ein topisches Muster der (mythischen) Heldenreise, wie sie insbesondere aus dem antiken Epos bekannt ist. Die Überschreitung der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, die Gegenwart eines Lebenden unter Toten ist ein Tabubruch, eine Umkehrung der natürlichen Ordnung, ein Spiel mit dem eigenen Leben. Ihre Erzählungen sind daher immer von einer existentiellen Spannung getragen. Unterweltsreisen können verschiedene Gründe haben: die antiken Heroen Odysseus und Aeneas suchen den dunklen Ort auf, um Wissen über ihre Zukunft zu erlangen, verbunden mit dem Wunsch, den verstorbenen Eltern zu begegnen. Dantes Gang durch das Inferno in der Göttlichen Komödie geht weit über eine solche Funktionalisierung hinaus, indem er zum Teil einer Lebensreise wird, die im Paradies ihren Abschluss findet. Darüber hinaus kann die Unterwelt der Ort des Gerichts sein, das Strafen verhängt oder Rettung verheißt wie im Jenseitsmythos des Platonischen Staates. Sie kann aber auch, seit der Moderne, Ort tieferen Wissens um die Vergangenheit, die Natur oder das eigene Unterbewusstsein sein – so in der Archäologie, der Geologie und Psychoanalyse des 19. Jhdts und ihren Narrativen. Die moderne Literatur wiederum kann die Suche nach der Begegnung mit den Verstorbenen komplett entzaubern, wie es James Joyce im Hades-Kapitel seines Ulysses tut. Im Seminar werden diese Funktionen und Darstellungsmuster – Wissenserwerb, Strafgericht und Seelenschicksal, Suche nach den Ursprüngen der Kultur und des eigenen Ich – anhand literarischer Texte aus Antike und Moderne untersucht. Eine entscheidende Frage dabei wird sein, wie und warum gerade der Tod und seine Topographie für die genannten Muster, und damit nicht zuletzt für eine Art mythischer Wahrheit, funktionalisiert wird. Das Textcorpus der erwähnten Autoren wird u.a. durch Texte aus dem Neuen Testament (Christi Höllenfahrt), von Jule Vernes (Reise ins Innere der Erde), T.H. Wells (Time Machine) und Herta Müller (Atemschaukel) ergänzt. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

    • 14056 Seminar
      Märtyrer – religiöse und politische Selbstopfer (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Märtyrer und Märtyrerinnen sind Personen, die immenses Leid, Schmerz und Tod auf sich nehmen, um etwas – in der Regel ihren religiösen Glauben – zu ‚bezeugen‘. Die Herkunft des Wortes aus dem Neuen Testament bindet das Martyrium an die Passion Christi und verleiht so dem Leiden Sinn. Die Wortbedeutung (von griechisch martys = ‚Zeuge‘) betont weniger die körperliche Qual als den Akt des Bekenntnisses, das sich in der Regel öffentlich-medial, durch ganz bewusste Inszenierungen vollzieht. Somit ist das Martyrium auch eine Szene, ein Schauspiel, eine performative Selbstdarstellung. Es changiert zwischen innerem Glaubensbekenntnis und nach außen gerichteter Propaganda. In allen drei monotheistischen Religionen gelten Märtyrer als exemplarische Heilige. Ihr (selbstgewähltes) Leiden, das auch als Selbstopfer verstanden werden kann, prädestiniert die Märtyrer zu einer besonderen Nähe zu Gott. Ihre selbstzerstörerischen und bisweilen selbstverherrlichenden Akte, die sich gleichwohl häufig unter Zwang vollziehen, verweisen auf ein intrikates Verhältnis von Gewalt und Religion. Im Seminar sollen ausgewählte Beispiele von Märtyrern und Märtyrerinnen anhand literarischer und bildlicher Zeugnisse untersucht werden: von Antigone und Sokrates über die Römerin Lucretia und die Christin Perpetua, den jüdischen Stamm der Makkabäer, die Mystikerinnen des Mittelalters, die Heilige Cäcilia oder den Heiligen Sebastian bis hin zur RAF, der Performance-Künstlerin Marina Abramovic und dem weiblichen Selbstopfer in Lars von Triers Breaking the Waves. Bei allen Figuren wird es um das genaue Verhältnis von fremder Repression und eigener Todeswahl gehen, aber auch um die Spannung zwischen der religiösen und der politischen Bedeutung des Todes. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      Gerlitz, Peter, Ephraim Karnafogel, Michael Slusser, Eduard Christen: s.v. Martyrium, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXII, Berlin, New York: de Gruyter 1992, S. 196–220. Weigel, Sigrid (Hg.): Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und Heiligen Kriegern, München: Fink 2007.

    • 14057 Einführungskurs
      Werden und Vergehen: Religion und Natur bei den Vorsokratikern (Susanne Gödde, Anna-Maria Gasser)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Sätze wie „Alles ist voller Götter“ (Thales) oder „Es ist unmöglich, zweimal in denselben Fluss zu steigen“ (Heraklit) haben seit je fasziniert und die ‘vorsokratischen’ Philosophen mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Der Umstand, dass aus den Texten dieser Autoren nur jeweils Bruchstücke überliefert sind, macht ihre Werke und Lehren zusätzlich zu einem Mysterium. Das Abgebrochene bietet Raum für Spekulationen. Zudem wurden die Vorsokratiker immer wieder als der Anfang der Philosophie aufgefasst, auch als Vertreter einer rationalen Welterklärung im Gegensatz zu einer mythischen. Unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten interessiert uns im Seminar genau diese Schnittstelle zwischen ‘Mythos’ und Rationalität, zwischen Dichtung und Philosophie. Thematisch wird es um Kosmologien und Seelenkonzepte gehen, um Urelemente und die Potenz der Natur, um die Frage nach Grenzen der Welt und des Erkennbaren, um Schicksal und Zufall, Reinheit und blutiges Opfer. Dabei befassen wir uns mit Thales und Anaximander, Pythagoras und Xenophanes, Heraklit und Parmenides, mit Empedokles und Demokrit. Über die Lektüre der Fragmente und ihrer Überlieferungskontexte hinaus soll auch gefragt werden, wie Philosophen und Philologen des ausgehenden 19. und frühen 20 Jahrhunderts die Vorsokratiker gelesen haben, etwa Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger oder Karl Reinhardt.

      Literaturhinweise

      Christoph Rapp: Vorsokratiker (Beck’sche Reihe: Denker), München: Beck 1997. Jaap Mansfeld (Hg.): Die Vorsokratiker. Griechisch/Deutsch, 2 Bde, Stuttgart: Reclam 1995 & 1996.

  • Historisch-Analytisches Modul

    0360bA1.5

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten können bestimmte religions- und kulturgeschichtliche Problemstellungen und Forschungsfragen gründlich durchdringen und analytisch erfassen, und zwar hinsichtlich der griechisch-römischen Antike sowie ihrer Rezeptions- und Transformationsgeschichte bzw. außereuropäischer Religionen oder monotheistischer Traditionen bzw. der Moderne. Sie sind in der Lage, dabei auch die Beziehungen und Spannungsverhältnisse zu anderen Bereichen, insbesondere Kunst und Medien, Kultur und Gesellschaft, historisch und analytisch aufzuarbeiten, einschließlich der zentralen Faktoren der historischen Modellierung von Geschlechterverhältnissen. Sie können wichtige Transfer- und Transformationsprozesse zwischen Religion und anderen Bereichen erkennen, historisch richtig zuordnen und analytisch reflektieren. Sie sind mit der Religionswissenschaft als historisch-analytisch arbeitender Disziplin vertraut und verfügen über grundlegende Kenntnisse des Verhältnisses zwischen Religion und Philosophie.

    Inhalte:

    Im Modul werden paradigmatische Aspekte der Religions- und Kulturgeschichte innerhalb/außerhalb Europas bzw. monotheistischer Traditionen vor dem Hintergrund der Moderne bzw. des Verhältnisses zwischen Religion und Kunst, Medien, Kultur und Gesellschaft – einschließlich ihrer gendertheoretischen Dimensionen – historisch-analytisch behandelt. Transfer- und Transformationsprozesse einschließlich der Relationen von Philosophie und Religion werden dabei miteinbezogen.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Seminar / 2 SWS / ja Übung / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Hausarbeit (ca. 10 Seiten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14053 Seminar
      Hans Blumenbergs Arbeit am Mythos (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Hans Blumenbergs „Arbeit am Mythos“ (1979) ist nicht nur eines der reifsten Werke eines Autors, der zu den wichtigsten Theoretikern der Nachkriegszeit zählt, sondern auch – gemeinsam mit Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ – die wichtigste Auseinandersetzung mit der Frage danach, was man in der Moderne unter ‚Mythos‘ noch verstehen kann. Blumenberg stellt Adorno und Horkheimer eine implizite, scharfe und polemische Replik entgegen: Nicht nur stelle der Mythos keine Regression der aufgeklärten Vernunft dar; vielmehr sei er ein Stück „hochkarätiger Arbeit des Logos“ selbst. Der Mythos repräsentiere kein Gegenstück zur ausgereiften menschlichen Vernunft, sondern eines ihrer legitimen Mittel, das den Menschen dazu verholfen hat (und immer noch verhilft), sich in der Welt, in der sie leben, zurechtzufinden. Anhand ausgewählter Auszüge widmet sich das Seminar der Lektüre des Werkes und dem kritischen Verständnis der Grundthesen und -begriffe, die der Autor vorführt, weswegen das Seminar auch als Einführung in Blumenbergs Denken geeignet ist.

      Literaturhinweise

      H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt a.M. 1979. F. Heidenreich, Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg, München 2005. A. Nichols, Hans Blumenberg’s Theory of Myth, London 2016.

    • 14054 Seminar
      Jenseitsreisen von der Antike bis in die Moderne (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Der Gang in die Unterwelt ist ein topisches Muster der (mythischen) Heldenreise, wie sie insbesondere aus dem antiken Epos bekannt ist. Die Überschreitung der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, die Gegenwart eines Lebenden unter Toten ist ein Tabubruch, eine Umkehrung der natürlichen Ordnung, ein Spiel mit dem eigenen Leben. Ihre Erzählungen sind daher immer von einer existentiellen Spannung getragen. Unterweltsreisen können verschiedene Gründe haben: die antiken Heroen Odysseus und Aeneas suchen den dunklen Ort auf, um Wissen über ihre Zukunft zu erlangen, verbunden mit dem Wunsch, den verstorbenen Eltern zu begegnen. Dantes Gang durch das Inferno in der Göttlichen Komödie geht weit über eine solche Funktionalisierung hinaus, indem er zum Teil einer Lebensreise wird, die im Paradies ihren Abschluss findet. Darüber hinaus kann die Unterwelt der Ort des Gerichts sein, das Strafen verhängt oder Rettung verheißt wie im Jenseitsmythos des Platonischen Staates. Sie kann aber auch, seit der Moderne, Ort tieferen Wissens um die Vergangenheit, die Natur oder das eigene Unterbewusstsein sein – so in der Archäologie, der Geologie und Psychoanalyse des 19. Jhdts und ihren Narrativen. Die moderne Literatur wiederum kann die Suche nach der Begegnung mit den Verstorbenen komplett entzaubern, wie es James Joyce im Hades-Kapitel seines Ulysses tut. Im Seminar werden diese Funktionen und Darstellungsmuster – Wissenserwerb, Strafgericht und Seelenschicksal, Suche nach den Ursprüngen der Kultur und des eigenen Ich – anhand literarischer Texte aus Antike und Moderne untersucht. Eine entscheidende Frage dabei wird sein, wie und warum gerade der Tod und seine Topographie für die genannten Muster, und damit nicht zuletzt für eine Art mythischer Wahrheit, funktionalisiert wird. Das Textcorpus der erwähnten Autoren wird u.a. durch Texte aus dem Neuen Testament (Christi Höllenfahrt), von Jule Vernes (Reise ins Innere der Erde), T.H. Wells (Time Machine) und Herta Müller (Atemschaukel) ergänzt. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

    • 14055 Einführungskurs
      Hades – Jenseitserfahrungen und Unterweltsvorstellungen in der griechisch-römischen Antike (Emrys Bell-Schlatter)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Wohin geht man nach dem Tod? An einem dreiköpfigen Hund vorbei in die dunkle Unterwelt? Vor Gericht, ins Schlaraffenland oder auf die Insel der Seligen? In das nächste Leben hinein? Zum Mond? Keine Epoche der griechischen bzw. griechisch-römischen Antike hatte eine einheitliche Eschatologie (Lehre über die „letzten Dinge“), sondern es gab eine bunte Vielfalt an Vorstellungen von der letzten (?) Reise, vom Jenseits und von seinen Göttern. In diesem Seminar greifen wir signifikante Momente der Gestaltung, Tradierung und Neubearbeitung von Erzählungen über das Jenseits – den Hades – aus verschiedenen Epochen auf, um damit antike Reflexionen über den Tod und das Leben im Wandel der Zeit und vor dem Hintergrund ihrer spezifisch literarischen und philosophischen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Kontexte besser zu erfassen. Alle zu diskutierenden Texte werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt; fachliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Gasthörer*innen sind ausdrücklich willkommen.

    • 14056 Seminar
      Märtyrer – religiöse und politische Selbstopfer (Susanne Gödde)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Märtyrer und Märtyrerinnen sind Personen, die immenses Leid, Schmerz und Tod auf sich nehmen, um etwas – in der Regel ihren religiösen Glauben – zu ‚bezeugen‘. Die Herkunft des Wortes aus dem Neuen Testament bindet das Martyrium an die Passion Christi und verleiht so dem Leiden Sinn. Die Wortbedeutung (von griechisch martys = ‚Zeuge‘) betont weniger die körperliche Qual als den Akt des Bekenntnisses, das sich in der Regel öffentlich-medial, durch ganz bewusste Inszenierungen vollzieht. Somit ist das Martyrium auch eine Szene, ein Schauspiel, eine performative Selbstdarstellung. Es changiert zwischen innerem Glaubensbekenntnis und nach außen gerichteter Propaganda. In allen drei monotheistischen Religionen gelten Märtyrer als exemplarische Heilige. Ihr (selbstgewähltes) Leiden, das auch als Selbstopfer verstanden werden kann, prädestiniert die Märtyrer zu einer besonderen Nähe zu Gott. Ihre selbstzerstörerischen und bisweilen selbstverherrlichenden Akte, die sich gleichwohl häufig unter Zwang vollziehen, verweisen auf ein intrikates Verhältnis von Gewalt und Religion. Im Seminar sollen ausgewählte Beispiele von Märtyrern und Märtyrerinnen anhand literarischer und bildlicher Zeugnisse untersucht werden: von Antigone und Sokrates über die Römerin Lucretia und die Christin Perpetua, den jüdischen Stamm der Makkabäer, die Mystikerinnen des Mittelalters, die Heilige Cäcilia oder den Heiligen Sebastian bis hin zur RAF, der Performance-Künstlerin Marina Abramovic und dem weiblichen Selbstopfer in Lars von Triers Breaking the Waves. Bei allen Figuren wird es um das genaue Verhältnis von fremder Repression und eigener Todeswahl gehen, aber auch um die Spannung zwischen der religiösen und der politischen Bedeutung des Todes. Die im Seminar zu besprechenden Texte werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

      Literaturhinweise

      Gerlitz, Peter, Ephraim Karnafogel, Michael Slusser, Eduard Christen: s.v. Martyrium, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. XXII, Berlin, New York: de Gruyter 1992, S. 196–220. Weigel, Sigrid (Hg.): Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und Heiligen Kriegern, München: Fink 2007.

    • 14050 Einführungskurs
      Gedächtnis und Gewalt (Insa Eschebach)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Gesellschaftliche Gruppen und Nationen entwickeln jeweils eigene Gedächtnislandschaften und besetzen dieselben historischen Ereignisse retrospektiv mit durchaus unterschiedlichen Deutungen. Auch nach den Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges, in dem 66 Millionen Menschen ums Leben kamen, hat sich in Europa kein kohärentes Gedächtnis durchgesetzt. Gedächtnis ist ein wichtiger Marker für „Identität und moralische Verfasstheit von Kollektiven und Nationen“ (Radonic / Uhl). Vor diesem Hintergrund bietet der Kurs eine Einführung in unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses. Diskutiert wird „Gedächtnis“ als Begriff und Konzept sowie als ein gesellschaftliches Praxis- und Konfliktfeld. Behandelt werden Fragen wie: Was bedeutet „negatives Gedächtnis“ (Knigge)? Wie unterscheiden sich Theorien wie die des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs) vom sozialen Gedächtnis (Burke / Welzer) bzw. vom kulturellen oder religiösen Gedächtnis (Assmann)? Thematisiert werden auch Ansätze wie die der gegenläufigen Gedächtnisse (Diner) und der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) aber auch - last but not least - die Gedächtnistheorien von Bergson und Nietzsche. Die Erinnerung an Gewalterfahrungen ist für die jüdische und christliche Religion von konstitutiver Bedeutung; die hebräische Bibel erwähnt das Verb zachar (erinnern) nicht weniger als 169 Mal. Der Kurs geht daher auch der Frage nach, wie sich das Bewusstsein von der Notwendigkeit der Erinnerung religiös vermittelt.

      Literaturhinweise

      Ljiljana Radonic / Heidemarie Uhl (Hg.), Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Zur Neuverhandlung eines kulturwissenschaftlichen Leitbegriffs, Bielefeld 2016. Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988. Jan Assmann, Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2018.

    • 14051 Einführungskurs
      Zum Denken von Michel Foucault. Sorge um sich und Technologie des Selbst (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Selbsttechniken“, „Technologien des Selbst“ und „Sorge um sich“ gehören zu den Problemfeldern aus dem Spätwerk von Michel Foucault. Diesen Begriffen liegt die Überzeugung zugrunde, dass ein Subjekt oder ein Selbst nicht einfach gegeben sind, sondern zunächst gebildet und formiert werden müssen. Mit „Technologien des Selbst“ bezeichnet Foucault dabei eine Reihe von historisch spezifischen Verfahren und Operationen, mit denen der oder die Einzelne auf sich selbst einwirkt, sich selbst bearbeitet, diszipliniert oder prüft. Diese können von Tagebuchschreiben und Traumdeutung über Askese und Gymnastik bis hin zu Praktiken der Buße reichen. Michel Foucault entwickelt seine Überlegungen zu Technologien des Selbst dabei ausgehend von der Antike und dem frühen Christentum; sein Interesse richtet sich insbesondere auf die Möglichkeit des Subjekts, sich selbst und die eigene Lebensführung experimentell zu entfalten – jenseits von biopolitischer Macht und gesellschaftlicher Norm. Er sucht damit nach einer eigenständigen Lebensform, die es dem Menschen erlaubt, sein Dasein nach künstlerischen Gesichtspunkten zu organisieren, seine ethischen Maßstäbe durch persönliche Entscheidung und seine Identität nach eigenen Stilkriterien auszubilden – das Leben wird zum Kunstwerk, die Existenz zu einer Frage der Ästhetik. Unter dieser Perspektive, die auf eine neue Freiheit des Subjekts abzielt, vereinen sich grundlegende Fragestellungen (ethischer oder politischer Natur) mit alltagsnahen und lebenspraktischen Problematiken gleichermaßen. Das Lektüreseminar soll die Studierenden an maßgebliche Thesen und Begriffe Foucaults rund um das Thema der Subjektivierung heranführen.

      Literaturhinweise

      Bibliographie: M. Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989. M. Foucault, Analytik der Macht, Frankfurt a.M. 2005. M. Foucault, Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt a.M. 2007. M. Foucault, Die Geständnisse des Fleisches, Berlin 2019.

    • 14052 Einführungskurs
      Der diesseitige Gott: Religionswissenschaft um 1900 (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entsteht zeitgleich mit der Religionswissenschaft die Religionssoziologie. Beide treten auch unabhängig voneinander auf, doch befruchten sie sich gegenseitig, und dieses Wechselverhältnis bestimmt bis heute das Selbstverständnis der Religionswissenschaft. Religionssoziologie verortet Religion – das Heilige und Transzendente inbegriffen – im Diesseits der Gesellschaft und untersucht deren Spuren in den Bereichen des Sozialen, des Politischen und der Kultur. Prominent für diesen Zugang, der sich aus der Religionskritik seit der Aufklärung herleitet, ist etwa die Gleichsetzung von Religion und Gesellschaft in einer Art ritualistischer Selbstfeier bei Émil Durkheim (1858-1917), die Verschränkung von Kapitalismus und protestantischer Ethik bei Max Weber (1864–1920) oder die Anerkennung der psychologischen Bedeutung der Religion als einer „Kulturform“ bei Georg Simmel (1858-1918). Weber untersucht (mit unterschiedlicher Überzeugungskraft) neben dem Protestantismus auch die Wirtschaftsethik anderer Weltreligionen, vom Konfuzianismus und Taoismus über den Hinduismus und Buddhismus bis hin zu den drei monotheistischen Religionen. Darüber hinaus entwickelt er den ursprünglich religiösen Begriff des Charisma in einem politischen Sinne weiter. Alle drei Autoren teilen nicht nur die Überzeugung der engen Verbindung von Religiösem und Sozialem, sondern auch einen besonderen Fokus auf ökonomische Grundlagen gesellschaftlicher Phänomene, der besonders prägnant in Simmels berühmtmn Satz „Geld wird Gott“ zum Ausdruck kommt. Das Seminar versteht sich als Einführung in die wichtigsten religionssoziologischen Schriften der 3 Autoren und in die Religionssoziologie als solche.

      Literaturhinweise

      Hubert Knobloch: Religionssoziologie, Berlin: de Gruyter 1999. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Hg. und eingel. von Dirk Kaesler, 3., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010.

    • 14057 Einführungskurs
      Werden und Vergehen: Religion und Natur bei den Vorsokratikern (Susanne Gödde, Anna-Maria Gasser)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Sätze wie „Alles ist voller Götter“ (Thales) oder „Es ist unmöglich, zweimal in denselben Fluss zu steigen“ (Heraklit) haben seit je fasziniert und die ‘vorsokratischen’ Philosophen mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Der Umstand, dass aus den Texten dieser Autoren nur jeweils Bruchstücke überliefert sind, macht ihre Werke und Lehren zusätzlich zu einem Mysterium. Das Abgebrochene bietet Raum für Spekulationen. Zudem wurden die Vorsokratiker immer wieder als der Anfang der Philosophie aufgefasst, auch als Vertreter einer rationalen Welterklärung im Gegensatz zu einer mythischen. Unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten interessiert uns im Seminar genau diese Schnittstelle zwischen ‘Mythos’ und Rationalität, zwischen Dichtung und Philosophie. Thematisch wird es um Kosmologien und Seelenkonzepte gehen, um Urelemente und die Potenz der Natur, um die Frage nach Grenzen der Welt und des Erkennbaren, um Schicksal und Zufall, Reinheit und blutiges Opfer. Dabei befassen wir uns mit Thales und Anaximander, Pythagoras und Xenophanes, Heraklit und Parmenides, mit Empedokles und Demokrit. Über die Lektüre der Fragmente und ihrer Überlieferungskontexte hinaus soll auch gefragt werden, wie Philosophen und Philologen des ausgehenden 19. und frühen 20 Jahrhunderts die Vorsokratiker gelesen haben, etwa Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger oder Karl Reinhardt.

      Literaturhinweise

      Christoph Rapp: Vorsokratiker (Beck’sche Reihe: Denker), München: Beck 1997. Jaap Mansfeld (Hg.): Die Vorsokratiker. Griechisch/Deutsch, 2 Bde, Stuttgart: Reclam 1995 & 1996.

  • Spezialgebiete und Wissenschaftsgeschichte

    0360bA1.6

    Qualifikationsziele:

    Die Studentinnen und Studenten sind mit den wichtigen Spezialgebieten und Subdisziplinen der Religionswissenschaft vertraut. Sie sind in der Lage, deren zentrale Problemstellungen und Forschungsfragen gründlich zu durchdringen und aufzuarbeiten. Sie kennen die Entwicklung der Wissenschaftsgeschichte der Religionswissenschaft und einiger ihrer Spezialgebiete. Sie können wissenschaftshistorische und komparatistische Methoden auf fachspezifische und interdisziplinär relevante Materialien und Fragestellungen anwenden.

    Inhalte:

    Das Modul widmet sich exemplarisch Spezialgebieten und Subdisziplinen der Religionswissenschaft. Dazu gehören u . a. Religionssoziologie, Religionsphilosophie, Religionspsychologie, Religionsästhetik, Religionsethnologie, Religionsgeographie und Religionsökonomie. Generellere Fragen der Religionskomparatistik sowie der Wissenschaftsgeschichte der Religionswissenschaft und der Kulturwissenschaften werden miteinbezogen. Zugleich werden dabei die in den bereits absolvierten Modulen erworbenen historischen und theoretischen Kenntnisse ergänzt und vertieft. Analytische Fähigkeiten und praktische Methodenkompetenzen werden an konkreten Beispielen erprobt und gesteigert.

    Lehr- und Lernformen/ Umfang / Pflicht zur regelmäßigen Teilnahme

    Seminar / 2 SWS / ja Übung / 2 SWS / ja

    Modulprüfung

    Hausarbeit (ca. 10 Seiten)

    Veranstaltungssprache

    Deutsch, ggf. Englisch

    Arbeitszeitaufwand

    300 Stunden (10 LP)

    Dauer des Moduls / Häufigkeit des Angebots

    zwei Semester / jährlich, beginnend im Wintersemester
    • 14050 Einführungskurs
      Gedächtnis und Gewalt (Insa Eschebach)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Gesellschaftliche Gruppen und Nationen entwickeln jeweils eigene Gedächtnislandschaften und besetzen dieselben historischen Ereignisse retrospektiv mit durchaus unterschiedlichen Deutungen. Auch nach den Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges, in dem 66 Millionen Menschen ums Leben kamen, hat sich in Europa kein kohärentes Gedächtnis durchgesetzt. Gedächtnis ist ein wichtiger Marker für „Identität und moralische Verfasstheit von Kollektiven und Nationen“ (Radonic / Uhl). Vor diesem Hintergrund bietet der Kurs eine Einführung in unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses. Diskutiert wird „Gedächtnis“ als Begriff und Konzept sowie als ein gesellschaftliches Praxis- und Konfliktfeld. Behandelt werden Fragen wie: Was bedeutet „negatives Gedächtnis“ (Knigge)? Wie unterscheiden sich Theorien wie die des kollektiven Gedächtnisses (Halbwachs) vom sozialen Gedächtnis (Burke / Welzer) bzw. vom kulturellen oder religiösen Gedächtnis (Assmann)? Thematisiert werden auch Ansätze wie die der gegenläufigen Gedächtnisse (Diner) und der multidirektionalen Erinnerung (Rothberg) aber auch - last but not least - die Gedächtnistheorien von Bergson und Nietzsche. Die Erinnerung an Gewalterfahrungen ist für die jüdische und christliche Religion von konstitutiver Bedeutung; die hebräische Bibel erwähnt das Verb zachar (erinnern) nicht weniger als 169 Mal. Der Kurs geht daher auch der Frage nach, wie sich das Bewusstsein von der Notwendigkeit der Erinnerung religiös vermittelt.

      Literaturhinweise

      Ljiljana Radonic / Heidemarie Uhl (Hg.), Gedächtnis im 21. Jahrhundert. Zur Neuverhandlung eines kulturwissenschaftlichen Leitbegriffs, Bielefeld 2016. Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988. Jan Assmann, Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien, München 2018.

    • 14053 Seminar
      Hans Blumenbergs Arbeit am Mythos (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Hans Blumenbergs „Arbeit am Mythos“ (1979) ist nicht nur eines der reifsten Werke eines Autors, der zu den wichtigsten Theoretikern der Nachkriegszeit zählt, sondern auch – gemeinsam mit Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ – die wichtigste Auseinandersetzung mit der Frage danach, was man in der Moderne unter ‚Mythos‘ noch verstehen kann. Blumenberg stellt Adorno und Horkheimer eine implizite, scharfe und polemische Replik entgegen: Nicht nur stelle der Mythos keine Regression der aufgeklärten Vernunft dar; vielmehr sei er ein Stück „hochkarätiger Arbeit des Logos“ selbst. Der Mythos repräsentiere kein Gegenstück zur ausgereiften menschlichen Vernunft, sondern eines ihrer legitimen Mittel, das den Menschen dazu verholfen hat (und immer noch verhilft), sich in der Welt, in der sie leben, zurechtzufinden. Anhand ausgewählter Auszüge widmet sich das Seminar der Lektüre des Werkes und dem kritischen Verständnis der Grundthesen und -begriffe, die der Autor vorführt, weswegen das Seminar auch als Einführung in Blumenbergs Denken geeignet ist.

      Literaturhinweise

      H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt a.M. 1979. F. Heidenreich, Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg, München 2005. A. Nichols, Hans Blumenberg’s Theory of Myth, London 2016.

    • 14051 Einführungskurs
      Zum Denken von Michel Foucault. Sorge um sich und Technologie des Selbst (Nicola Zambon)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      „Selbsttechniken“, „Technologien des Selbst“ und „Sorge um sich“ gehören zu den Problemfeldern aus dem Spätwerk von Michel Foucault. Diesen Begriffen liegt die Überzeugung zugrunde, dass ein Subjekt oder ein Selbst nicht einfach gegeben sind, sondern zunächst gebildet und formiert werden müssen. Mit „Technologien des Selbst“ bezeichnet Foucault dabei eine Reihe von historisch spezifischen Verfahren und Operationen, mit denen der oder die Einzelne auf sich selbst einwirkt, sich selbst bearbeitet, diszipliniert oder prüft. Diese können von Tagebuchschreiben und Traumdeutung über Askese und Gymnastik bis hin zu Praktiken der Buße reichen. Michel Foucault entwickelt seine Überlegungen zu Technologien des Selbst dabei ausgehend von der Antike und dem frühen Christentum; sein Interesse richtet sich insbesondere auf die Möglichkeit des Subjekts, sich selbst und die eigene Lebensführung experimentell zu entfalten – jenseits von biopolitischer Macht und gesellschaftlicher Norm. Er sucht damit nach einer eigenständigen Lebensform, die es dem Menschen erlaubt, sein Dasein nach künstlerischen Gesichtspunkten zu organisieren, seine ethischen Maßstäbe durch persönliche Entscheidung und seine Identität nach eigenen Stilkriterien auszubilden – das Leben wird zum Kunstwerk, die Existenz zu einer Frage der Ästhetik. Unter dieser Perspektive, die auf eine neue Freiheit des Subjekts abzielt, vereinen sich grundlegende Fragestellungen (ethischer oder politischer Natur) mit alltagsnahen und lebenspraktischen Problematiken gleichermaßen. Das Lektüreseminar soll die Studierenden an maßgebliche Thesen und Begriffe Foucaults rund um das Thema der Subjektivierung heranführen.

      Literaturhinweise

      Bibliographie: M. Foucault, Die Sorge um sich, Frankfurt a.M. 1989. M. Foucault, Analytik der Macht, Frankfurt a.M. 2005. M. Foucault, Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst, Frankfurt a.M. 2007. M. Foucault, Die Geständnisse des Fleisches, Berlin 2019.

    • 14052 Einführungskurs
      Der diesseitige Gott: Religionswissenschaft um 1900 (Susanne Gödde)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entsteht zeitgleich mit der Religionswissenschaft die Religionssoziologie. Beide treten auch unabhängig voneinander auf, doch befruchten sie sich gegenseitig, und dieses Wechselverhältnis bestimmt bis heute das Selbstverständnis der Religionswissenschaft. Religionssoziologie verortet Religion – das Heilige und Transzendente inbegriffen – im Diesseits der Gesellschaft und untersucht deren Spuren in den Bereichen des Sozialen, des Politischen und der Kultur. Prominent für diesen Zugang, der sich aus der Religionskritik seit der Aufklärung herleitet, ist etwa die Gleichsetzung von Religion und Gesellschaft in einer Art ritualistischer Selbstfeier bei Émil Durkheim (1858-1917), die Verschränkung von Kapitalismus und protestantischer Ethik bei Max Weber (1864–1920) oder die Anerkennung der psychologischen Bedeutung der Religion als einer „Kulturform“ bei Georg Simmel (1858-1918). Weber untersucht (mit unterschiedlicher Überzeugungskraft) neben dem Protestantismus auch die Wirtschaftsethik anderer Weltreligionen, vom Konfuzianismus und Taoismus über den Hinduismus und Buddhismus bis hin zu den drei monotheistischen Religionen. Darüber hinaus entwickelt er den ursprünglich religiösen Begriff des Charisma in einem politischen Sinne weiter. Alle drei Autoren teilen nicht nur die Überzeugung der engen Verbindung von Religiösem und Sozialem, sondern auch einen besonderen Fokus auf ökonomische Grundlagen gesellschaftlicher Phänomene, der besonders prägnant in Simmels berühmtmn Satz „Geld wird Gott“ zum Ausdruck kommt. Das Seminar versteht sich als Einführung in die wichtigsten religionssoziologischen Schriften der 3 Autoren und in die Religionssoziologie als solche.

      Literaturhinweise

      Hubert Knobloch: Religionssoziologie, Berlin: de Gruyter 1999. Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe. Hg. und eingel. von Dirk Kaesler, 3., durchgesehene Auflage, München: Beck 2010.

    • 14057 Einführungskurs
      Werden und Vergehen: Religion und Natur bei den Vorsokratikern (Susanne Gödde, Anna-Maria Gasser)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: 0.2051 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Sätze wie „Alles ist voller Götter“ (Thales) oder „Es ist unmöglich, zweimal in denselben Fluss zu steigen“ (Heraklit) haben seit je fasziniert und die ‘vorsokratischen’ Philosophen mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Der Umstand, dass aus den Texten dieser Autoren nur jeweils Bruchstücke überliefert sind, macht ihre Werke und Lehren zusätzlich zu einem Mysterium. Das Abgebrochene bietet Raum für Spekulationen. Zudem wurden die Vorsokratiker immer wieder als der Anfang der Philosophie aufgefasst, auch als Vertreter einer rationalen Welterklärung im Gegensatz zu einer mythischen. Unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten interessiert uns im Seminar genau diese Schnittstelle zwischen ‘Mythos’ und Rationalität, zwischen Dichtung und Philosophie. Thematisch wird es um Kosmologien und Seelenkonzepte gehen, um Urelemente und die Potenz der Natur, um die Frage nach Grenzen der Welt und des Erkennbaren, um Schicksal und Zufall, Reinheit und blutiges Opfer. Dabei befassen wir uns mit Thales und Anaximander, Pythagoras und Xenophanes, Heraklit und Parmenides, mit Empedokles und Demokrit. Über die Lektüre der Fragmente und ihrer Überlieferungskontexte hinaus soll auch gefragt werden, wie Philosophen und Philologen des ausgehenden 19. und frühen 20 Jahrhunderts die Vorsokratiker gelesen haben, etwa Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger oder Karl Reinhardt.

      Literaturhinweise

      Christoph Rapp: Vorsokratiker (Beck’sche Reihe: Denker), München: Beck 1997. Jaap Mansfeld (Hg.): Die Vorsokratiker. Griechisch/Deutsch, 2 Bde, Stuttgart: Reclam 1995 & 1996.

    • 14058 Colloquium
      Forschungskolloquium (Susanne Gödde)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: 0.2001 Seminarraum (Fabeckstr. 23/25)

      Kommentar

      Diese Veranstaltung richtet sich an Master-Kandidat*innen, Doktorand*innen und Postdoktorand*innen. In Ausnahmefällen können auch BA-Studierende teilnehmen (z.B. als Vorbereitung auf ein Masterstudium in der Religionswissenschaft oder wenn sie eine BA-Arbeit mit einem religionswissenschaftlichen Schwerpunkt schreiben). Das Kolloquium dient der Präsentation und Diskussion von laufenden Projekten. Teilnahme nach Absprache. Das Kolloquium wird gelegentliche geblockt (Doppelsitzungen); andere Termine sind dafür frei. Insgesamt handelt es sich um 2 SWS.