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Lehrveranstaltung

SoSe 23: Institut für Theaterwissenschaft (WE 7)

Kernfach Theaterwissenschaft (SPO gültig ab WS 22/23)

0051e_k90
  • Grundlagen Auffühungsanalyse

    0051eA1.1
    • 17510 Seminar
      Einführung in die Aufführungsanalyse (Hans Roth)
      Zeit: Di 10:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Das Seminar dient der Einführung in die theoretischen und methodischen Grundlagen der theaterwissenschaftlichen Aufführungsanalyse. Es wird darum gehen, sich mit verschiedenen Ansätzen zur Beschreibung und Analyse von Aufführungen vertraut zu machen (semiotische und phänomenologische Ansätze, Erinnerungsprotokolle etc.) und sie durch den Besuch und die Diskussion von ausgewählten Aufführungen gemeinsam zu erproben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Seminars wird auf Fragen der Repräsentation liegen, um sich hiervon ausgehend die ästhetische und politische Vielschichtigkeit von Aufführungen und einige Grundprobleme ihrer Analyse zu erschließen: In welchem Verhältnis steht die inszenierte Wirklichkeit einer Aufführung zur gesellschaftlichen Realität? Inwiefern sind ästhetische und formale Unterschiede zwischen einzelnen Aufführungen auf unterschiedliche Modelle von Repräsentation zurückzuführen? Was hat die Präsenz auf einer Bühne mit politischer Teilhabe zu tun? Wer spricht im Theater für wen bzw. wer schaut und hört überhaupt zu? Und welche Rolle spielt die Positionalität der Analysierenden dabei?

       

      Neben der kontinuierlichen Vorbereitung der Seminarlektüre und der aktiven Beteiligung an den Seminardiskussionen erfordert das Seminar insbesondere die Bereitschaft zum gemeinsamen Besuch der ausgewählten Aufführungsbeispiele sowie das Verfassen eines Erinnerungsprotokolls und die Übernahme von weiteren kleinen Schreibübungen (z.B. Szenenbeschreibung, szenographische Studie, Figurenanalyse).

    • 17511 Seminar
      Einführung in die Aufführungsanalyse: Figuration (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: SR II Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Aufführungsanalyse zählt zu den grundlegenden Methoden der Theaterwissenschaft. Dabei geht es um Möglichkeiten, Theateraufführungen, die man selbst als Zuschauer:in miterlebt hat, rückblickend systematisch zu beschreiben und auf dieser Basis genauer zu analysieren. Im Einführungskurs wird die Durchführung von Aufführungsanalysen besprochen und geübt. Diese Praxis wirft viele Fragen auf: Wie kann man die für eine Aufführung geeigneten Analysefragen finden? Wie analysiert man etwas, an das man sich häufig nur schwer erinnern kann? Welche Begriffe haben wir für das, was Schauspieler:innen, Performer:innen und Akteur:innen tun? Gerade dieser letzten Frage wird im Seminar viel Aufmerksamkeit gewidmet werden, denn im Mittelpunkt soll der Begriff der Figuration stehen. Im Theater begegnen wir Figuren, die wir zum Beispiel ‚Hamlet‘, ‚Fräulein Julie‘ oder ‚Königin der Nacht‘ nennen – aber wie werden solche Figuren auf der Bühne hervorgebracht, und was tragen Akteur:innen und Zuschauer:innen auf je eigene Weise, spielend und wahrnehmend, dazu bei? Besondere Herausforderungen bringen Performances und Aufführungen mit sich, in denen offenkundig keine fest umrissenen Figuren entstehen, wenngleich Verkörperungen unterschiedlicher Art weiterhin eine große Rolle spielen. Das Seminar wird auch gute Gelegenheit bieten, die Berliner Theater kennenzulernen, denn im Verlauf des Semesters werden wir viele Aufführungen besuchen, um sie anschließend gemeinsam zu besprechen und zu analysieren.

    • 17516 Seminar
      Ways of Witness (Lindsey Drury)
      Zeit: Fr 14:00-18:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Especially since the rise of film, performance practitioners have emphasised the co-presence of audiences and performers as a formative component of live art. The audience is ‘live’, the performer is ‘live’, the art/artist and the public are aware of each other’s presences – and this mutuality matters. But how? Or why? This introduction to performance analysis addresses liveness and mutual presence as ways of witness and digs into a history of radical propositions for witnessing of performance and performance of witnessing. We will take up the task of performance analysis as inflected across myriad witnessing practices and investigate how such practices might manage to be expressed in writing and research. We will think across cultural context and perspective, investigating how the witnessing of art events is woven into larger social and political concepts of witness – from courtroom to catastrophe. (Seminarsprache: Englisch)

      Dr. Lindsey Drury ist eine Performance-Historikerin, die vor ihrer Promotion zehn Jahre lang als Künstlerin, Performerin und Organisatorin von Tanz, experimenteller Oper und Performance-Kunst in New York City gearbeitet hat.

    • 17530 Praxisseminar
      Rückblick. Einführung in die Videoarbeit (Thomas Martius)
      Zeit: Mi 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wer eine Landschaft durchquert hat, sieht im Rückblick möglicherweise andere Aussichten als am Ausgangspunkt. Ein Video kann Passagen der Reise dokumentieren. In den Augen der Betrachter*innen kommen Bewegtbilder zum Liegen, mehr oder minder schön, und nehmen sich Zeit dafür. Wir nehmen uns Zeit dafür, ein paar ziemlich alte Videos aus dem Videokurs der Theaterwissenschaft anzuschauen und einige der ehemaligen Macher*innen zu ihrem Tun zu befragen: aus heutiger Sicht und aus unserer Sicht. Unsere Eindrücke verarbeiten wir in einem eigenen Video: vielleicht dokumentarisch, vielleicht in freier Adaption der Vorlage aus den 90ern. Der praktische Videokurs durchläuft den gesamten Produktionsprozess von Entwicklung der „Idee“ bis zum Abspann bei der Post-Produktion.

      Voraussetzungen für die Teilnahme ist Pünktlichkeit (!) schon am ersten Veranstaltungstag. Zudem braucht es den Eintrag im „Campus Management“. Obligatorische Arbeitsleistung: regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit.

      contact@thomasmartius.de

    • 17531 Praxisseminar
      Codierte Cam-Körper. Szenisches Projekt (Marina Dessau)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: DanceLab (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      In virtuellen, analogen oder hybriden Aufführungsräumen, als Person, als Avatar*in, als physische oder digitale Gemeinschaft:  Fluide bewegen sich die Darstellenden Künste zwischen privatem und öffentlichem Raum, verlagern Grenzen zwischen den Elementen, die eine Aufführung erst zu einer solchen machen.  Vorstellungen und Darstellungen von Verhältnissen sind in ständiger Bewegung und werden gegenwärtig inspiriert, und zugleich herausgefordert, durch Konzepte von erweiterter und virtueller Realität sowie von künstlicher Intelligenz (KI):  Digitale Schnittstellen, die verarbeitete Informationen auf eine scheinbar autonome Weise interpretieren.  Dabei bedienen die KIs das zwischenmenschliche Kommunikationsspektrum und triggern Emotionen, selbst wenn klar ist, dass es sich um Maschinen handelt.  Chatbots texten und dichten menschenähnlich, Bildgenerierungstools gewinnen auf Kunstwettbewerben den ersten Platz.

       

      Digitale Technologien sind dabei, eigene Beschreibungen und Visualisierungen zu finden, eigenständig codieren sie ihre Umgebungen.  Im Rahmen einer Aufführung werden Performende zum Teil dieser Umgebung, und umgekehrt.  Performende interagieren mit subjekthaften Technologien, die sich als „schaffender“ und reagierender Teil ins Aufführungsereignis einmischen.  Welches Verhältnis stellt sich ein zwischen Mensch und Maschine?  Wird dem Alleinstellungsmerkmal der bislang Kreativen Konkurrenz gemacht oder stimmt das so nicht, und der selbstverfasste Text ist und bleibt aufschlussreicher oder wahrer (oder was eigentlich), als die Wortaneinanderreihung eines Chatbots?  Welche Arten von Mensch-Maschine-Beziehung lassen sich vorstellen und wie können wir uns diesen mit sprachlich-körperlichen Mitteln annähern?

       

      Neben der steten Frage, wie digitale Technologie bei einer Aufführung mehr als nur Effekt sein und szenisch integriert werden kann, untersuchen wir im Praxisseminar, wie sich körperliche Verhältnisse zwischen Menschen und interaktiven Maschinen freilegen lassen, ob Bewegungsmuster erkennbar werden, möglicherweise Codierungsweisen der Maschinen unbewusst auf Performer*innenkörper überspringen.  Dafür verwenden wir die Körperimprovisationsmethode Viewpoints*, sowie KI-Text- und Bildgeneratoren und Text-zu-Sprache-Anwendungen.  Wir werden außerdem Tracking-Verfahren nutzen, um Bewegungssequenzen aufzuzeichnen, sowie haptische Gürtel, die die Abstände zwischen den Performenden und Objekten im Raum über taktile Reize rückkoppeln.  Wir gehen auf ästhetische Fragen ein, die in der praktischen Auseinandersetzung aufkommen und sprechen gesellschaftspolitische Implikationen von KI an. 

       

      *Viewpoints ist eine Improvisationstechnik, die aufkam, als die Darstellenden Künste verstärkt gegebene Hierarchien befragten.  Fragen, die sich auf strukturellen, auf gesellschaftspolitischen und sozialen Ebenen stellten, bildeten sich zunehmend in der Form und Spielweise ab:  bspw. waren Objekte so wichtig wie Menschen, Musik war nicht nur Untermalung und Rhythmusgeberin, sondern stand gleichberechtigt neben dem gesprochenen Wort.  Deshalb eignet sich die Methode besonders gut, um spielerisch das Verhältnis zu verschiedenen digitalen Medien zu untersuchen. ]

       

      marinadessau.com

    • 17532 Praxisseminar
      Einführung in die Dramaturgie (Inka M. Paul)
      Zeit: Mo 10:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Was ist Dramaturgie? Einst war der Dramaturg „Nachfahre des Hausdichters“, der in erster Linie (Dramen) schreibt. Heute gilt die Dramaturgin als intellektuelle Beraterin der Regisseurin. Für Intendanten bedeutet Dramaturgie gerne die Zentralstelle für Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und Probenbetreuung. Als literaturwissenschaftliche „Fachfrau“ einerseits und organisierender „Junge für alles“ andererseits erfüllen sie aber nur eine Facette dieses Berufs. Im Zeitalter der „Entgrenzung der Künste“ steht auch das Kuratieren der performativen Künste an. Für ein Theater, das die Grenzen zu Oper, Tanz und/oder Installation überschreitet, das sich u.U. neue Räume sucht, ist die Dramaturgin Beraterin in intellektueller, künstlerischer, (gesellschafts-)politischer und philosophischer Hinsicht. Arbeitet sie frei, muss sie mit der Unsicherheit projektbezogenen Arbeitens umgehen, sie schreibt Anträge, wirbt Drittmittel ein.

      In unserer Übung stellen wir die Fragen: Welche Aufgabe(n) weisen wir heute dem Theater zu? Was bedeutet Dramaturgie je nach Theaterform? Interessiert mich das Stadttheater oder die Freie Szene? Wie spreche ich über ein Theater, bei dem der Text nicht mehr die Basis ist? Was bedeutet Kuratieren als dramaturgische Tätigkeit?

      Wir verbinden historische und theoretische Überlegungen mit eigenen dramaturgischen (und szenischen) Konzeptionen, die wir in kleineren Gruppen entwickeln. Wir werden Aufführungen diskutieren, Texte lesen und zu verstehen suchen; wenn möglich, wird ein Gast aus dem Theater aus seiner/ihrer Praxis berichten.

      Voraussetzungen für die Teilnahme an der Übung sind die aktive und regelmäßige Anwesenheit, das Verfassen eines Referats bzw. Mitarbeit in einer Gruppe und die Bereitschaft zu Theaterbesuchen, die im Seminar diskutiert werden können.

      Trotz konventioneller Schreibweise: eingeschlossen sind alle Geschlechter.

    • 17533 Praxisseminar
      Doing/City – Choreografische Praxis als Stadtmachen (Sabine Zahn)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 12.05.2023)
      Ort: Fischerinsel / Floating University

      Kommentar

      Das Praxisseminar mit dem Titel: „Doing/city - choreografische Praxis als Stadtmachen“ basiert auf einer eigens entwickelten Bewegungspraxis mit und für städtische Räume. Wenn Raum nach Lefebrve radikal als Handlung gedacht und praktiziert/„gemacht" wird, muss der Körper notwendigerweise als Teil dieses Tuns gedacht werden. Wie kann choreografisches Arbeiten sich hier einbringen? Oder anders, welches Stadtleben könnte gelebt werden, wenn spezifisches choreografisches Wissen und Praxis hier wirksam würde? Im Seminar werden wir mit somatisch basierten Bewegungsansätzen im Stadtraum experimentieren und die Beziehungen und Logiken hinterfragen, die unsere Wahrnehmung zum unmittelbaren Umfeld bestimmen. 

      Dazu arbeiten wir an zwei Berliner Orten: Unser Forschungsgebiet sind die Transformationszonen rund um die Fischerinsel in Berlin Mitte, wo verschiedener Interessenslagen und Stadtschichtungen aufeinanderstoßen, an dem aber auch unspektakulär und zentral gewohnt wird. Wir untersuchen das Bewohnens als beweglichem Vorgang und praktizieren verschiedene Bewegungsscores, die vor allem Aspekten von Nachbarschaft und miteinander geteilten Räumen nachgehen. An einem zweiten Ort, der Floating University am Südstern versuchen wir, die Erfahrungen zu sammeln und zu sichten. Als interuniversitärer Lernort ist der Stadtnaturraum der Floating unser „Seminarraum“, an dem wir Begrifflichkeiten und Erzählformaten für die Bewegungs-/Ortserfahrungen nachgehen. Vielleicht entsteht am Ende eine performative und situative Antwort (Lecture, Führung, Glossar, Gespräch) auf die Frage, wie Stadt durch choreografisches Mit-Tun von jedem einzelnen „gemacht“ wird.

  • Grundlagen Theaterhistoriographie

    0051eA1.2
    • 17514 Seminar
      Meilensteine der Theaterregie. Einführung in die Theaterhistoriographie (Peter Jammerthal)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Das Seminar zeichnet die wichtigsten Linien und Brüche der Geschichte der Inszenierungsstile in Deutschland von den „Prinzipien“ des Meiningen Hoftheaters bis zu angeblichen Prinzipienlosigkeiten aktueller Aufführungen nach. Wie „naturalistisch“ war eigentlich der Naturalismus auf der Bühne und warum sollte man die mit ihm verbundenen Dramen nicht auch anders inszenieren? Gefragt wird nach dem unter Schlagworten wie „Werktreue“ oder „Regietheater“ immer wieder umstrittenen Verhältnis von Text und Aufführung und nach alternativen Theaterformen ohne autoritärem Dompteur. An ausgewählten Inszenierungen soll dabei auch die wissenschaftliche Recherche nach und der Umgang mit theaterhistorischen Quellen geübt werden.

    • 17515 Seminar
      Music Theatre Collections. Introduction to Theatre Historiography (João Cardante Romão)
      Zeit: Mi 14:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      In the most basic sense, historical collections serve a double function: 1) they aim at representing a person’s biographical trajectory, the life of an institution, a specific music or theatre genre, etc.; 2) and are representative of a situated knowledge that shapes the conditions under which that same collection was formed. In other words, how collections are organized, what objects and documents are selected to integrate it, as well as which institutions become responsible for holding and preserving historical collections tell us not only about the politics and economies of a given time and place, but also about the historiographical methods and theories that informed the formation of those collections.

      Our specific focus on music theatre collections in this course will serve as an entry point to explore the conditions under which historical knowledge on performance practice is generated, curated, and preserved. As any other performative art, music theatre poses particular challenges to historiography. The inherent ephemeral character of music theatre reflects the perhaps idealized notion that theatre (whether musical or not) only happens when the red velvet curtain is raised (literally or metaphorically). But how would a historical collection of music theatre look and sound like? From a materialistic perspective of historiographical work, which objects, discourses, and practices would be representative of the genre? Which ones would be disregarded? What can we gain by thinking with and beyond the existing examples of music theatre collections?

      To get first-hand knowledge on the historiographical work related to historical collections, in the context of this course, you will visit archives and collections in Berlin and talk with archivists and curators who have been responsible for organizing and maintaining collections that are more or less related to music theatre. While being introduced to the most recent theories and methodologies of historiography, you will have hands-on assignments in class such as the curation of an online exhibition on Paul Dessau’s Einstein (1974), a music theatre piece composed to a libretto by Karl Mickel and staged by Ruth Berghaus at the Staatsoper in Berlin.

    • 17016 Vorlesung
      Formen des französischen Dramas von der "Querelle du Cid" bis zur Gegenwart (Hendrik Schlieper)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Am Beispiel der Gattung ‚Drama‘ bietet die Vorlesung einen Überblick über die französische Literaturgeschichte von der Klassik des 17. Jahrhunderts – genauer: von der Querelle, die sich 1637 an Pierre Corneilles Le Cid entzündet – bis zur Gegenwart. Mit dem Ziel, die Formen und Transformationen der Gattung aufzuzeigen, werden kanonische Dramen vorgestellt, in ihren historischen Kontexten verortet und auf mögliche kulturwissenschaftliche (Re-)Lektüren hin befragt. Das Verhältnis von Drama und Theater sowie die Problematisierung von Ordnungsbegriffen wie ‚Kanon‘ und ‚Epoche‘ sind ebenfalls Inhalte dieser Veranstaltung. Begleitend zur Vorlesung findet ein Lektürekurs statt.

      Literaturhinweise

      Zur einführenden und semesterbegleitenden Lektüre empfohlen seien Alain Viala (Hg.), Le théâtre en France, Paris: PUF 2016, und die entsprechenden Abschnitte in Jürgen Grimm, Susanne Hartwig (Hg.), Französische Literaturgeschichte, Stuttgart, Weimar: Metzler 2014.

    • 17048 Vorlesung
      Geschichte des italienischen Theaters von der "riforma goldoniana" bis zum "teatro futurista" (Hendrik Schlieper)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Am Beispiel des Theaters bietet die Vorlesung einen Überblick über einen zentralen Zeitraum der italienischen Literaturgeschichte, der historisch von Goldonis Theaterreform Mitte des 18. Jahrhunderts und den futuristischen Theaterexperimenten des frühen 20. Jahrhunderts flankiert wird. In diesem Rahmen stellt die Vorlesung die unterschiedlichen Gattungen des italienischen Theaters und deren Transformationen sowie wichtige historische Kontexte vor. Neben den zentralen Vertretern des Sprechtheaters (Goldoni, Gozzi, Alfieri, Verga, D’Annunzio und Marinetti) werden hierbei auch diejenigen des Musiktheaters bzw. der Oper (Rossini, Donizetti, Verdi, Mascagni und Puccini) in den Blick genommen. Das Verhältnis von ‚Text‘ und ‚Theater‘, Fragen der Intermedialität sowie die Problematisierung von Ordnungsbegriffen wie ‚Kanon‘ und ‚Epoche‘ sind ebenfalls Inhalte dieser Veranstaltung. Zur einführenden Lektüre bieten sich die entsprechenden Abschnitte in Volker Kapp (Hg.), Italienische Literaturgeschichte, Stuttgart, Weimar: Metzler 2007, an; weiterführend und semesterbegleitend empfohlen seien Daniel Winkler, Sabine Schrader, Gerhild Fuchs (Hg.), Italienisches Theater. Geschichte und Gattungen von 1480 bis 1890, Berlin: Verlag Theater der Zeit 2015, sowie die Bände zum 18. und 19. Jahrhundert der von Silke Leopold herausgegebenen Geschichte der Oper, Laaber: Laaber-Verlag 2006 resp. 2012.

    • 17500 Vorlesung
      Applied Theatre in Geschichte und Gegenwart (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Angewandtes Theater bezeichnet eine Richtung von Theater, die im großen Überschneidungsbereich von Kunsttheater und Alltagstheater situiert werden kann. Es geht um ein professionelles Theater, das auf explizite gesellschaftliche Zwecke ausgerichtet ist und von daher einige traditionelle Versprechen des europäischen Kunsttheaters (bspw. Autonomieansprüche, Vorstellungen von Zweckfreiheit) nicht teilt. Das Spektrum dieses Theaters reicht von theatralen Praktiken in spezifischen Institutionen (Kliniken, Schulen, Gefängnissen, Unternehmen) über verschiedene therapeutische, pädagogische und rituelle Spielformen bis hin zu intervenierenden Formen eines politischen Theaters. Eine theoretische Beschäftigung mit diesem Spektrum muss von einer Reflexion des Anwendungsbegriffs ausgehen: Was bedeutet es, Theater oder andere ästhetische Praktiken ‚anzuwenden‘, welche Erwartungen drücken sich darin aus, welche ‚Wendungen‘ nimmt eine solche Praxis? Für die Theaterwissenschaft ist diese Frage schon deshalb relevant, weil nicht allein die Künste, sondern auch die Geisteswissenschaften zunehmend mit der Forderung konfrontiert werden, ‚anwendungsorientiert‘ zu arbeiten: Was heißt das eigentlich, und welche Probleme und Chancen sind damit verbunden? – Die Vorlesung wird keinen vollständigen Überblick über die Geschichte des angewandten Theaters geben können, zumal dieses in bestimmten Epochen den Großteil der Theaterpraxis umfasste. Sie kann auch keine Vollständigkeit anstreben in Bezug auf die besonders einflussreichen Anwendungsformen wie etwa Theater der Unterdrückten, Psychodrama, Dramatherapie oder Playback Theater. Es sollen stattdessen drei systematische Fragen im Zentrum stehen: 1.) Welche Formen kann angewandtes Theater annehmen, und welche Relationen von Form und Kontext sind beschreibbar? 2.) Wie werden die Wirkungsversprechen von angewandtem Theater begründet? 3.) Welche Modelle von Akteur:innen bzw. Zuschauer:innen liegen dem angewandtem Theater zugrunde? Eine gesellschaftliche Verortung des angewandten Theaters ist auch dadurch erschwert, dass angewandtes Theater weltweit in ganz unterschiedlichen Gesellschaften operiert. Entsprechend sind auch Fragen von Globalisierung und Postkolonialität für aktuelle Debatten über angewandtes Theater wichtig, die in der Vorlesung beleuchtet werden sollen.

  • Grundlagen Theatertheorie

    0051eA1.3
    • 17512 Seminar
      Feministische Perspektiven auf Brecht. Einführung in die Theorie und Ästhetik (Sarah Ralfs)
      Zeit: Di 10:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      In dem Seminar wollen wir uns mit feministischen Perspektiven auf das Werk Bertolt Brechts auseinandersetzen. Dazu soll sein Werk konfrontiert werden mit Theorien der Gender Studies, der Intersektionalitätsforschung sowie Texten aus Theater- und Literaturwissenschaft, die sich vor dem Hintergrund der Frauenbewegung und der Kritik der Geschlechterverhältnisse aus diesen Perspektiven mit Brechts Werk bereits befasst haben. Das Seminar gibt somit Einblicke in das Werk Brechts und verknüpft diese mit einer spezifisch kritischen Forschungsperspektive, die es wiederum auch selbst zu reflektieren und ggf. zu aktualisieren gilt.

    • 17513 Seminar
      Performance Kunst (mit Schwerpunkt auf Lateinamerika) (Jenny Schrödl)
      Zeit: Mi 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Hinweise für Studierende

      Das Seminar wird gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Kottow (Universidad Adolfo Ibáñez, Santiago de Chile) veranstaltet.

      Kommentar

      Die Performance Kunst entwickelte sich als neue Kunstform aus Bildender Kunst, Theater, Musik u.a. seit den 1960er Jahren, wesentliche Impulse gingen aber bereits von den historischen Avantgardebewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus. Kennzeichnend für die neue Kunstform ist gerade der Entzug einer einheitlichen Definition, wie Roselee Goldberg bereits 1979 feststellte, und dennoch ist ein wesentliches gemeinsames Moment zahlreicher Performances das der Provokation. Die Provokation, die von der Performance Kunst bis heute ausgeht, umfasst z.B.: die Störung des traditionellen Verhältnisses von Künstler:in und Werk, das Angehen gegen die klassische Aufteilung der Künste, die Aufhebung der Trennung des Ästhetischen vom Alltäglichen, des Ästhetischen vom Sozialen/Politischen, der performative Umgang mit Körper, Material, Zeit und Raum sowie die Verhandlung der Beziehung zwischen Performer:innen und Publikum.

      Das Seminar wird in zwei große Teile gegliedert: Im ersten Teil widmen wir uns – anhand von Ansätzen aus Theaterwissenschaft und Performance Studies sowie aus der künstlerischen Praxis – grundlegenden Theorien, Debatten und Ästhetiken von Performance Kunst. Der zweite Teil des Seminars stellt Performance Kunst in Lateinamerika in den Mittelpunkt, die bislang im deutschsprachigen Raum weniger bekannt ist. Das Seminar möchte dementsprechend eine Einführung bieten und Themenfelder vorstellen, die für den lateinamerikanischen Kontext von besonderer Wichtigkeit sind, wie bspw.: Performance Kunst und Militärdiktaturen, Performance und Indigene Kultur, Performance und Macho-Kultur, Performance und soziales Prekarität. Die Themenfelder werden anhand von einschlägigen künstlerischen Beispielen aus Chile, Argentinien, Peru, Bolivien, Mexico und Brasilien diskutiert.