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Lehrveranstaltung

SoSe 23: Institut für Philosophie (WE 1)

Kernfach Philosophie (SPO gültig ab WS 22/23)

0044f_k90
  • Theoretische Philosophie

    0044fB1.1
    • 16200 Vorlesung
      Aristoteles Metaphysik (Christian Vogel)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Text, der uns unter dem Namen Metaphysik überliefert ist, war ursprünglich eine Sammlung von aristotelischen Schriftrollen, die ein antiker Editor zusammengebündelt hinter (meta) die Physik (ta physika) einsortierte. Mögliche inhaltliche Rechtfertigungen für den Namen und die Kompilation ergeben sich aus den zugrundeliegenden Fragestellungen, die nach der Physik kommen, und aus den untersuchten Gegenständen, nämlich den (ersten) Prinzipien, die gewissermaßen hinter den Dingen liegen. Damit wird Aristoteles zum Namensgeber einer philosophischen Disziplin, ohne diesen Namen oder Titel selbst gebraucht zu haben. Er spricht stattdessen von der „ersten Philosophie“, von der „einzig freien Wissenschaft“, der „Weisheit“ oder von „der Wissenschaft des Seienden als Seiendes“. Was zeichnet diese Wissenschaft aus? Welches sind ihre spezifischen Probleme? Welche Lösungsstrategien zeigt Aristoteles auf? In der Vorlesung machen wir uns mit Aristoteles auf die Reise, die ihren Ausgang nimmt von der These, dass alle Menschen von Natur aus nach Wissen streben, und in die Bestimmung des Göttlichen als unbewegten Bewegers mündet. Dabei lernen Sie die grundlegenden und die Philosophiegeschichte prägenden Fragestellungen, Begriffe und Konzepte kennen – wie Seiendes (on), Ursache (aitia), Substanz (ousia), Potenz (dynamis) und Aktualität (energeia). Sie werden zudem mit den Prinzipien des Denkens vertraut gemacht (der Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch) und den Gründen, warum Aristoteles diese für unwiderlegbar hält. Und Sie bekommen durch die angestrebte textnahe Diskussion der einzelnen Bücher ein Gespür für Aristoteles’ spezifische Methoden der Wissensvermittlung. Die Vorlesung setzt keine Griechischkenntnisse voraus und steht allen Interessierten offen.

    • 16020 Seminar
      Kant: Kritik der Urteilskraft (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit zentralen systematischen Fragen in Kants Kritik der Urteilskraft auseinandersetzen, d.h. Begriffsentwicklungen und konzeptuelle Grundlegungen eng am Text untersuchen und diskutieren. Dies betrifft zunächst die Frage nach dem systematischen ‚Ort‘ der KdU im Kontext von Kants Kritischer Philosophie im Verhältnis zur theoretischen bzw. praktischen Philosophie und wird uns zu umfassenden Analysen zur Bestimmung wie zum Status der Urteilskraft führen. Wie lässt sich Urteilskraft in ihrer Brückenfunktion zwischen Natur und Freiheit, zwischen sinnlicher und moralischer Sphäre bestimmen? Wir werden uns sowohl mit der Grundlegung der ‚ästhetischen Urteilskraft‘ (Theorie des Schönen, Erhabenen, Geschmacksbegriff, sensus communis etc.) auseinandersetzen, um Kants Konzept einer reflektierenden Urteilskraft zu rekonstruieren, die vom Besonderen auf das Allgemeine führt, wie die ‚teleologische Urteilskraft‘ im Blick auf die Natur und Begriffe wie Zweck, Zweckmäßigkeit, Idee eines Systems der Zwecke etc. verfolgen. Im Zentrum des Seminars wird Kants Konzept von Urteilskraft stehen, das wir auch mit aktuellen Diskussionen in Dialog setzen werden.

    • 16021 Seminar
      Einführung Sprachphilosophie (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Sprachphilosophie ist eine zentrale Disziplin der theoretischen Philosophie, welche sich der Diskussion von Fragen widmet, welche die Sprache als Thema haben: Was ist sprachliche Bedeutung? Wie kommen bedeutungsvolle Lautfolgen zu ihrer Bedeutung? Wie ist es möglich, dass Lautfolgen oder Ansammlungen von Tinte auf Papier dazu dienen können, Dinge in der Welt zu bezeichnen, Fragen zu stellen oder andere zu beleidigen? Was ist der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken? Ist das eine Voraussetzung für das andere? Hat unsere Sprache einen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und was wir uns vorstellen können? Zudem kommt der Sprachphilosophie eine über ihre eigenen Fragen hinausgehende methodologische Relevanz zu: Vertrautheit mit sprachphilosophischen Grundbegriffen wird heute in nahezu jedem Bereich der Philosophie vorausgesetzt und gehört damit zum Rüstzeug für alle, die sich ernsthaft mit Philosophie beschäftigen wollen. Ob in der Metaphysik, der Erkenntnistheorie oder der Metaethik: Wer die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung, zwischen Implikatur und Präsupposition oder zwischen Semantik und Pragmatik nicht kennt, kann oft nicht mitreden. Ziels dieses Seminars ist es, die Teilnehmenden mit einigen grundlegenden Begriffen, Fragen und Theorien der analytischen Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen.

    • 16022 Seminar
      Methoden der Philosophie: Begriffsanalyse, Begriffsexplikation, Amelioration (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Grundfrage der Methodologie der Philosophie lautet: Wie sollten wir Philosophie betreiben? Welche Methoden sind für die Bearbeitung philosophischer Fragen geeignet? Für die Philosophie sind methodologische Fragen in besonderem Maße brisant. Denn im Vergleich etwa zu den Naturwissenschaften oder der Mathematik hat die Philosophie in geringerem Umfang allgemein akzeptierte Antworten geliefert; fast alles ist umstritten und regelmäßig halten die einen etwas für eine wichtige Einsicht, von dem andere behaupten, es sei nicht bloß falsch, sondern strenggenommen reiner Unsinn. Angesichts eines solchen Zustandes liegt es nahe, die zur Anwendung kommenden Methoden kritisch in den Blick zu nehmen. In diesem Seminar werden wir zwei engverwandte Methoden miteinander vergleichen: die Begriffsanalyse und die Begriffsexplikation. Die Begriffsanalyse zielt darauf ab, einen gegebenen Begriff (beispielsweise den des Wissens) präzise in Teilbegriffe zu zerlegen (für Wissen vielleicht: Glauben, Rechtfertigung, Wahrheit), und dabei dem Ausgangsbegriff in all seinen Nuancen gerecht zu werden. Demgegenüber geht es bei der Begriffsexplikation darum, einen Ausgangsbegriff zu schärfen und zu präzisieren und dadurch neue und „bessere“ Begriffe zu erhalten. Die Begriffsexplikation gehört insbesondere in den Naturwissenschaften zu den zentralen Vorgehensweisen. Als Methode innerhalb der Philosophie ist sie demgegenüber umstritten; einige halten sie für nützlich, um die „Wissenschaftlichkeit“ der Philosophie zu fördern; andere halten sie für am eigentlichen Ziel philosophischer Fragen vorbeischießend; und in jüngerer Zeit ist (beispielsweise von Sally Haslanger) eine politisch/normativ gewendete Version der Begriffsexplikation ins Zentrum gesellschaftskritischer Theorien gestellt worden, die sich bei der Begriffsentwicklung (etwa von Gender-Begriffen) an emanzipatorischen Zielen orientieren. Im Zentrum dieses Seminars werden die folgenden Fragen stehen: Was genau ist unter Begriffsanalyse und Begriffsexplikation zu verstehen? In welchem Verhältnis stehen diese Methoden zueinander? Welchen Beitrag können sie zur Untersuchung philosophischer Fragen, zur wissenschaftlichen Erkenntnisbildung, und ggf. zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten?

    • 16023 Seminar
      Metaphysik der Person (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Im Zentrum dieses Seminars werden zwei zusammenhängende Fragen stehen: 1. Die Frage nach dem Wesen (menschlicher) Personen: Was ist eine (menschliche) Person? Sind menschliche Personen beispielsweise schlicht biologische Organismen? Oder handelt es sich bei menschlichen Personen um essentiell psychologische Wesen, die zu biologischen Organismen zwar in einem engen Verhältnis stehen, aber nicht mit ihnen identisch sind? 2. Die Frage nach den Persistenzbedingungen von Personen: Unter welchen Bedingungen (und in welchem Sinne) ist etwas, das zu einer Zeit existiert (beispielsweise ein Fötus, ein Kleinkind, oder ein:e Koma-Patient:in), identisch mit einer Person, die zu einer anderen Zeit existiert (beispielsweise mit Ihnen jetzt)? Der Schwerpunkt in diesem Seminar wird auf der systematischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen liegen, weniger auf einem philosophiehistorischen Überblick. Die Literaturauswahl umfasst zeitgenössische Texte der (im weitesten Sinne) „analytischen“ Philosophie. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

    • 16031 Seminar
      Kants Kritik der praktischen Vernunft (Elena Romano)
      Zeit: Do 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Nach Kant fassen drei Fragen die höchsten Interessen der Vernunft zusammen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Die erste Frage nach der Möglichkeit und Grenzen unseres Wissens liegt der ersten Kritik zugrunde. Die Beantwortung der zweiten und dritten Fragen geht auf das moralische Gesetz, den Begriff des höchsten Gutes sowie die praktischen Beweise der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der Seele ein. Die zweite Kritik adressiert genau diese Fragen und Themen. In dem Lektürekurs beschäftigen wir uns mit dem gesamten Text der Kritik der praktischen Vernunft Kants, den wir gemeinsam analysieren und besprechen werden. Am Ende unserer Lektüre werden wir uns mit einigen kritischen Perspektiven von Kants praktischer Philosophie auseinandersetzen. Insbesondere die Aspekte der Formalität und Universalität des moralischen Gesetzes werden dabei in Frage gestellt. Dazu werden wir Texte aus Hegels Phänomenologie des Geistes, Adornos Dialektik der Aufklärung sowie einige Aufsätze, die zu aktuellen feministischen Lesarten von Kants praktischer Philosophie gehören, lesen, um ein tieferes Verständnis Kants und seiner Tragweit zu gewinnen. Die exakte Bibliografie sowie die Bedingungen für Teilnahmescheine und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung geklärt. Das Seminar findet auf Deutsch statt, Englisch-Kenntnisse sind trotzdem vorauszusetzen. Vorkenntnisse zu Kants Philosophie sind willkommen, aber keine Voraussetzung.

    • 16035 Seminar
      Ideentheorien in der Frühen Neuzeit (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Der Begriff der Idee ist einer der zentralen Begriffe der frühneuzeitlichen Philosophie, er wird in der Frühen Neuzeit aber in einem viel weiteren Sinn verwendet, als wir es heute tun. Für frühneuzeitliche Autoren handelt es sich nicht nur bei unserem Denken, sondern auch bei unserem Wahrnehmen und Empfinden um das Haben von Ideen. Darüber hinaus unterscheiden sich die einzelnen Philosophen aber darin, was genau sie unter Ideen verstehen. Viele gehen davon aus, dass Ideen Objekte geistiger Akte sind, manche verstehen Ideen aber auch als geistige Akte oder als Fähigkeiten, geistige Akte zu bilden. Des Weiteren unterscheiden sich frühneuzeitliche Philosophen bezüglich der Frage, ob unsere Ideen angeboren sind, oder ob wir sie durch Erfahrung erwerben. Wir werden in unserem Seminar die Ideen-Konzeptionen von Descartes, Locke, Berkeley, Hume und Leibniz untersuchen und miteinander vergleichen, und uns außerdem mit Thomas Reid, dem frühneuzeitlichen Kritiker der Annahme von Ideen, beschäftigen. Auf diese Weise handelt es sich bei dem Seminar zugleich um eine Einführung in die wichtigsten Autoren der Frühen Neuzeit. Neben der Rekonstruktion der verschiedenen Ideen-Theorien wird es auch um die Frage gehen, wie diese aus heutiger Sicht zu bewerten sind. Der frühneuzeitlichen Ideen-Theorie wird häufig der Vorwurf gemacht, dass sie, insofern sie Ideen als Objekte des Geistes konzipiert, einen Schleier zwischen erkennende Subjekte und die Welt legt und so Erkenntnis der Welt unmöglich macht. Andere Autoren sehen die Ideen-Theorien als Vorläufer einer heutzutage häufig vetretenen repräsentationalistischen Theorie des Geistes. Im Seminar werden wir untersuchen, wie diese verschiedenen Einschätzungen der Ideen-Theorie zu bewerten sind.

    • 16036 Seminar
      Kants Prolegomena (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant, der 1781 die Kritik der reinen Vernunft veröffentlichte, war mit der Reaktion auf ihr Erscheinen sehr unzufrieden, weil er fand, dass sein Werk zu wenig Beachtung fand, und von den wenigen, die es zur Kenntnis nahmen, falsch verstanden wurde. Aus diesem Grund verfasste er ein neues Werk, die Prolegomena zu jeder künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, das 1783 veröffentlicht wurde. Die Prolegomena sind deutlich kürzer als die Kritik der reinen Vernunft, behandeln aber die gleichen Fragen und Themen, und Kant zumindest war der Meinung, dass sie auch verständlicher geschrieben sind. In unserem Seminar werden wir versuchen, uns zentrale Fragen von Kants theoretischer Philosophie anhand einer intensiven Lektüre der Prolegomena verständlich zu machen und zu beantworten. Die Fragen, um die es gehen wird, sind: Was genau besagt Kants Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen und zwischen Urteilen a priori und solchen a posteriori? Was versteht Kant unter Anschauungen und was unter Begriffen? Was heißt es, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit Anschauungen a priori sind? Weshalb schließt Kant davon, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit solche Anschauungen sind, darauf dass Dinge in Raum und Zeit nur „Erscheinungen“ und nicht „Dinge an sich“ sind? Was besagt diese Behauptung überhaupt? Will Kant damit sagen, dass jeder von uns nur seine eigenen Vorstellungen, nicht aber die Außenwelt erkennen kann? Weshalb kann es Zweifel daran geben, dass wir Begriffe wie den der Substanz oder der Kausalität zu Recht auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, und was ist Kants Strategie bei der Behebung dieser Zweifel?

    • 16037 Seminar
      Einführung in die Philosophie der Wahrnehmung (Stefanie Grüne)
      Zeit: Mi 12:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Wenn wir z.B. eine rote Tomate wahrnehmen, dann scheint es uns so, dass uns die Tomate und ihre Röte direkt präsent sind, wir also in einer Relation zu der Tomate und ihrer Röte stehen. Andererseits gibt es auch Fälle von Fehlwahrnehmungen, in denen die Gegenstände um mich herum nicht so beschaffen sind, wie sie mir sinnlich erscheinen. Es ist z.B. möglich, dass ich eine unreife blass-grüne Tomate anschaue, die mit rotem Licht angeleuchtet ist und die für mich genauso aussieht, wie eine Tomate, die tatsächlich rot ist. In einem solchen Fall stehe ich offenkundig nicht in einer Relation zur Röte der Tomate, da die Tomate die Eigenschaft, rot zu sein gar nicht besitzt. In der Wahrnehmungsphilosophie, in der es hauptsächlich um die Frage geht, wie unsere sinnlichen Erfahrungen, d.h. unsere korrekten Wahrnehmungen, Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen beschaffen sind und wie diese sich zur wahrnehmbaren Realität verhalten, orientieren sich manche Philosophen vor allem am Fall der korrekten Wahrnehmung, manche dagegen in erster Linie am Fall von Fehlwahrnehmungen. Sogenannte Naive Realisten, die den Fall der korrekten Wahrnehmung als zentral ansehen, gehen davon aus, dass Wahrnehmungen wesentlich Relationen zu Gegenständen und ihren Eigenschaften sind. Sinnesdatentheoretiker, für die der Fall von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen entscheidend ist, nehmen an, dass die direkten Gegenstände unserer Wahrnehmung nicht außergeistige, physische Gegenstände, sondern geistige Entitäten sind, so dass wir außergeistige Gegenstände immer nur indirekt wahrnehmen. Vertreter der dritten Hauptströmung in der Philosophie der Wahrnehmung, die sogenannten Repräsentationalisten, wenden gegen Sinnesdatentheoretiker ein, dass die Tatsache, dass nicht alle unsere Wahrnehmungen oder sinnlichen Erfahrungen korrekt sind, einen nicht zu der Annahme zwingt, dass die direkten Objekte unserer Wahrnehmung geistige Entitäten sind. Sie analysieren sinnliche Erfahrungen stattdessen als Repräsentationen. In unserem Seminar werden wir diese verschiedenen Positionen besprechen, miteinander vergleichen und uns einen Überblick darüber verschaffen, was jeweils für und gegen sie spricht.

      Literaturhinweise

      Einführende Literatur: Crane, Tim + French, Craig (2005/2021), ”The problem of perception”, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/perception-problem/).

    • 16038 Seminar
      David Lewis: Philosophical Papers II (Lisa Vogt)
      Zeit: Mo 14:00-16:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      David Lewis (1941–2001) was one of the most important philosophers of the second half of the 20th Century. A paradigm of an analytic philosopher, his contributions span nearly every part of philosophy, from philosophy of language and mind to logic, epistemology and ethics. But it was in metaphysics, above all, that Lewis was widely regarded as the most important systematic thinker since Leibniz. His Philosophical Papers II is a collection of thirteen essays in this area. In the essays, Lewis develops his theory of causation and various related topics: possible worlds, counterfactual conditionals (“what if”-claims), subjective and objective probability, explanation, rational decisions, the freedom of the will, and time travel, to name but a few. Lewis’ overall agenda throughout is to show how various features of the world—mind, language, laws of nature, and chance, for instance—reduce to the spatiotemporal arrangement of local qualities. In the seminar, we will read the two core chapters “causation” and “counterfactual dependence and time’s arrow”, as well as further essays to be jointly chosen during the course of the term, accompanied by secondary literature. The seminar will be held in English, but term papers may be written in either English or German and oral exams may be done in either English or German.

    • 16039 Seminar
      Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Francesca Raimondi)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz ist ein grundlegender Text der philosophischen Ästhetik. Benjamin antwortet in diesem Text auf eine durch die modernen Reproduktionstechniken bewirkte Veränderung des Verständnisses und der Erfahrung von Kunstwerken. Der Aufsatz ist gleichsam in einer Schwellensituation geschrieben, in der Benjamin die Möglichkeit einer emanzipatorischen, aber auch einer faschistischen Kunst aufscheinen sieht. Er ist eine Reflexion darüber, was Kunst und ihre Erfahrung waren und sein könnten, wie sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft wandelt und wie sie zu Kapitalismus, Faschismus und Emanzipation steht. Im Seminar werden wir Benjamins Text einem close reading unterziehen und seine Begriffe und Thesen auch unter Heranziehung von künstlerischem Material kritisch zu erschließen versuchen. In den letzten Sitzungen werden wir uns mit Rezeptionsbeispiele und Aktualisierungsversuche dieses Textes auseinandersetzen, so dass das Seminar eine umfassende Einführung in den Kunstwerk-Aufsatz und einen ersten Einstieg in das kunstphilosophische Denken Walter Benjamins bietet. Zur Anschaffung: Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin: Suhrkamp 2010 (oder jede Ausgabe, die die dritte Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes enthält).

    • 16040 Seminar
      Was ist Ästhetik? (Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Entstehung der Ästhetik als moderne und westliche philosophische Disziplin bringt ein gewisses Ferment, wenn nicht gar Unruhe im Gebäude der philosophischen Reflexion. Ihr Gegenstand ist nich ganz eindeutig und auch umstritten, wie man an ihren ersten Formulierungen sehen kann: Alexander Gottlieb Baumgarten versteht sie als die Theorie einer besonderen sinnlichen Erkenntnisform, Immanuel Kant als die einer besonderen Erfahrungsweise; G.W.F. Hegel wiederum versteht unter Ästhetik eine Philosophie der Kunst und ihrer Geschichtlichkeit. Was sich hier abzeichnet, ist eine Disziplin, die die Kategorien des Subjekts und des Objekts sowie die Unterscheidung von Denken und Sinnlichkeit unterläuft und die ihre Probleme, Fragen und Kategorien zusammen mit konkreten Phänomenen und gesellschaftlichen Entwicklungen denkt und transformiert. Das Seminar gibt sowohl durch Rekurs auf ‚klassische‘ Texte als auch durch neuere Ansätze und Problemstellungen eine erste Einführung in Grundfragen und Positionen der Ästhetik.

    • 16041 Seminar
      Deleuze/Guattari: Was ist Philosophie? (Jan Slaby)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In ihrem gemeinsamen Spätwerk skizzieren Gilles Deleuze und Felix Guattari ihre Auffassung von Philosophie als der Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen. Im Zentrum des Seminars steht somit das anspruchsvolle Verständnis von Begriffen sowie von Philosophie als begriffschöpfender Praxis, das Deleuze und Guattari entwickeln. Wir Teile des Buchs einem close reading unterziehen. In einführender Absicht werden zentrale Aspekte von Deleuzes’ Philosophie sowie Eckpunkte seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Guattari behandelt. In den letzten Sitzungen werden wir zudem kritische sowie weiterführende Perspektiven zur Philosophie von Deleuze und Guattari behandeln. Der Kurs wird Übungselemente wie seminarbegleitendes Essaywriting umfassen.

      Literaturhinweise

      Deleuze, G., + Guattari, F. (2000 [1991]). Was ist Philosophie?, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    • 16042 Seminar
      Heidegger: Sein und Zeit (Erster Teil) (Hilge Landweer)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In ”Sein und Zeit” geht es Heidegger um die Grundstrukturen der menschlichen Subjektivität, um das, was die für uns eigentümliche Weise zu sein ausmacht, darum, wie wir uns in unserer Welt vorfinden, wie wir sie und uns selbst verstehen. Für unsere Orientierung in der Welt ist die Vertrautheit mit dem Zusammenhang grundlegend, in dem die Dinge durch unseren Gebrauch stehen. Erst aus diesem Zusammenhang heraus kann Einzelnes für uns bedeutsam werden. Heidegger versucht zu zeigen, dass in der Philosophie die Relevanz dieses praktischen Zusammenhangs verdeckt worden ist, aber auch die Bezogenheit auf andere, und welche Folgen das für unser Selbst- und Weltverhältnis hat. Wir werden in diesem Semester die Einleitung und fast die gesamte erste Hälfte von „Sein und Zeit“ (S. 1 – 200) gemeinsam lesen und diskutieren. Die Frage nach der Wahrheit werden wir leider wegen der Kürze des Semesters auslassen müssen.

    • 16043 Seminar
      Achievement (Nathaniel Jacob Baron-Schmitt)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      What sort of life should we want for ourselves? Some philosophers have thought that we should want a life full of pleasure, or full of virtue. We will focus on the idea that achievement is an essential part of a good life. We should want to lead a life where we set difficult goals and achieve them. But what exactly is achievement? Does it have to be the reliable product of one’s own abilities? Or can achievement be the result of luck? And once we know what achievements are, we can ask: are achievements really valuable in themselves? Answering these questions turns out to be very philosophically fruitful, not only for ethics but also for epistemology. A central question in epistemology is: why is it valuable to have knowledge? One answer, which we will explore, is that knowledge is a kind of achievement, and achievement is valuable.

    • 16044 Seminar
      Erasmus und die pädagogische Umdeutung des Epikureismus: Der Dialog Epicureus (1533) (Marta Quatrale)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Ziel dieses Seminars ist es, den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Erasmus’ Lage zu versetzen und den humanistischen Ruf zu den Quellen in seiner praktischen Bedeutung zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit einer wichtigen, dennoch auch vielschichtigen und nicht immer leicht zu begreifenden Figur, wie Erasmus von Rotterdam war, kann angenehmer werden, indem man versucht, Teil seiner Mühe wieder lebendig zu machen. Was rezipierte Erasmus von den Spätantiken? Was änderte sich im veränderten Zusammenhang der Rezeption im Vergleich zu den ursprünglichen Instanzen? Ist Erasmus’ Spätantike dieselbe Spätantike, die wir in den ursprünglichen Texten finden, oder hat sich ihre Vorstellung durch die Anforderung eines christlichen Humanismus geändert? Eine gründliche Analyse von Erasmus’ Dialog Epicureus (1533) kann helfen, seine pädagogische Umdeutung des Epikureismus zu beleuchten: Darin stellt die Auseinandersetzung zwischen den Figuren von Hedonius und Spudaeus die zentrale moralische Frage nach der Definition des höchsten Gutes nach unterschiedlichen spätantiken Philosophenschulen dar. Diese Fiktion ist ein perfektes Beispiel vom humanistischen paradoxen Begriff serio ludere („ernsthaft spielen“): Dem Autor gelingt es, durch die Wiederaufnahme von zeitlich entfernten Quellen einen gewissen fiktiven Abstand von den erbitterten Auseinandersetzungen mit den Zeitgenossen zu gewinnen. Somit kann er ernsthafte und dringende Themen nur scheinbar leichtsinnig behandeln – in einer Weise, die den Lesern nicht nur inhaltlich relevante Informationen mitteilt, sondern zudem ein Beispiel vom guten rhetorischen Stil an sich darstellt. Nach Ermessen der einzelnen TeilnehmerInnen kann der Fokus beliebig auf die spätantiken Quellen, auf Erasmus oder auf die Rezeption als Prozess gesetzt werden – Ziel des Seminars ist es lediglich, die Mittel bereitzustellen, um den Sinn des humanistischen paradoxen Begriffes serio ludere zu verstehen.

    • 16054 Seminar
      Selbsttäuschung und Willensschwäche (Jörg Volbers)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Seit der Antike ist es eine weit verbreitete philosophische Ansicht, dass wir uns als Person praktisch selbst bestimmen können. Demnach verfügen Menschen prinzipiell über die Fähigkeit, das eigene Handeln und womöglich die eigene Lebensführung an den rationalen Maßstab von Gründen ausrichten zu können. Mindestens ebenso alt ist jedoch auch die Einsicht, dass rationale Selbstbestimmung immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, etwa in Form von Willensschwäche (akrasia) oder durch Selbsttäuschung. So handeln Menschen wider besseren Wissens oder sind trotz vieler guter Gründe nicht bereit, von einem fest etablierten Selbstbild abzuweichen. In der Moderne schließlich überträgt sich das Motiv der Selbsttäuschung und der untergründigen Irrationalität scheinbar rationalen Handelns auch auf die Philosophie, etwa in Kants Diagnose einer sich unerkannt selbst in die Irre führenden Vernunft oder in Nietzsches Verdacht unbewusster Motive hinter scheinbar rationaler Argumentationen. In dem Seminar gehen wir dieser irrationalen Dimension des Selbstbezugs nach, um auf diese Weise die Idee der Selbstbestimmung von ihrem Scheitern aus zu reflektieren anstatt von ihrem unterstellten Gelingen. Dazu lesen wir Texte u.a. von Davidson, Lear, Sartre und Seel. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Da die Lektüre aus jeweils ganz unterschiedlichen Traditionen kommt, ist jedoch die Bereitschaft erforderlich, sich auf wechselnde argumentative Hintergründe (wie z.B. die Psychoanalyse) und Voraussetzungen einzulassen.

    • 16055 Seminar
      Spielarten der Unaufrichtigkeit (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Unaufrichtigkeit kann sich im Umgang mit anderen als auch mit sich selbst manifestieren. Zu den Spielarten von Unaufrichtigkeit in diesem weiten Sinn können unter anderem gezählt werden: die Lüge (wobei verschiedenen Interpretationen dessen zu unterscheiden sind, was es heißt, zu lügen); subtilere Formen der Täuschung (z.B. mit Hilfe von sogenannten Gesprächsimplikaturen); Bullshit nach Harry Frankfurt im Sinne einer Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit; Heuchelei; unauthentischer Konformismus; Selbsttäuschung. Wie Unaufrichtigkeit genau zu beschreiben und bewerten ist, wird seit jeher vielstimmig debattiert. In diesem Seminar soll der Versuch unternommen werden, diese Vielstimmigkeit anhand der vergleichenden Lektüre und Diskussion von Auszügen aus Klassikertexten u.a. von Kong Fuzi (Konfuzius), Mengzi (Mencius), Laozi (Lao-Tse), Augustinus, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Frankfurt und Williams nachzuvollziehen. Es sollen verschiedene sich teilweise ergänzende und teilweise konkurrierende Beschreibungen und Bewertungen von Unaufrichtigkeit und diesen jeweils zugeordnete Argumente rekonstruiert und debattiert werden. Neben den Formen und Konstellationen von Unaufrichtigkeit werden auch ihre verschiedenen sozialen Kontexte – u.a. Zivilgesellschaft, Politik und Marktwirtschaft – in den Blick genommen. Literaturhinweis: Ein größerer Teil der Kursliteratur stammt aus folgendem Buch: Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Die Lüge. Texte von der Antike bis in die Gegenwart (Stuttgart: Reclam 2017; 14,80 Euro), das sich alle nach der Entscheidung für diesen Kurs bis spätestens zur 2. Sitzung anschaffen müssen. Auszüge aus anderen zu behandelnden Texten werden zu Semesterbeginn auf Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16062 Seminar
      Søren Kierkegaard (Englisch) (Federica Gregoratto)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      The seminar offers an introduction in the philosophy of one of the outstanding iconoclasts and rebels of 19th-century European thought, Søren A. Kierkegaard (1813–1855). The Danish philosopher has been rather influential for various subsequent Western philosophical traditions, especially Existentialism, but also Critical Theory. In the seminar, we will have to figure out how his work can be still regarded as meaningful and relevant for us today. We will engage in a close reading and discussion of some of his central and most famous works (Either/Or, 1843, Repetition, 1843, The Concept of Anxiety, 1844 and The Sickness unto Death, 1849), all written under pseudonyms. We will address issues like: What are the central characteristics defining the human condition, and what role do emotions and affects play in such definition? What is human freedom and what does it mean to exist as free individuals? What does it mean that subjectivity has primacy over objectivity, and singularity over universality, and how is this to be regarded as a radical philosophical idea, one that even challenges the limits of philosophy? What are the limits of rationality and reason, and how can we cope with such limits philosophically? What are the criticisms that Kierkegaard addresses at the social and moral norms of his time, and what can we learn from them? Moreover, we will reflect on the form of his writing as an integral part of his philosophical project: how to interpret the fictionalization, multiplication, and masking of philosophical authorship and authority? How is the singular existence to be put into words and, if any, concepts? At the end of the seminar, we will analyze a movie – Agnès Varda’s Cléo from 5 to 7 (1962) – from the Kierkegaardian lenses developed during the whole semester.

    • 16063 Seminar
      Philosophy of Economics (Englisch) (Elena Bernal Rey)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16218 Forschungsseminar
      Die Aristotelische Psychologie (Arbogast Schmitt)
      Zeit: Blockseminar 24.-28.07.2023 (genaue Zeiten: siehe Lektionen) (Erster Termin: 24.07.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aristoteles hat eine Psychologie entwickelt, die mit vielen ihrer Analysen auch fu¨r gegenwärtige Diskurse relevant, die in nicht wenigen ihrer Ergebnisse sogar u¨berlegen ist. Attraktiv ist bereits die Grundlegung des Begriffs der Seele. Er sucht das Psychische nicht in irgendwelchen innerlichen Erfahrungen. Seele hat fu¨r ihn vielmehr alles, was aktiv u¨ber eigene Fähigkeiten oder eine Fähigkeiten- Komposition verfu¨gt und diese Fähigkeiten aus Eigenem entwickeln und betätigen kann. Der einheitliche Akt, den alle diese Fähigkeiten vollziehen können, ist fu¨r ihn das Unterscheiden. Der Baum unterscheidet trocken und feucht. Was wahrnehmen kann, unterscheidet Farben, Geräusche, Geru¨che, usw.. Wer daru¨ber hinaus vorstellen kann, kann diese Unterschiede frei miteinander kombinieren. Rationale Unterschiede, die nur der Mensch machen kann, beginnen fu¨r ihn damit, dass man nicht nur Farben und Formen usw. erkennt, sondern auch das Können selbst, das wahrnehmbare Phänomene vollziehen. Ein Messer ist etwas nicht, weil es länglich und hart ist, sondern weil es die Fähigkeit zum Schneiden hat. Durch seine Reflexion auf die Unterscheidungsfähigkeit von allem Psychischen kann Aristoteles nicht nur die Einheit alles Seelischen in der Welt verstehbar machen, er kann auch die Entstehung von Gefu¨hlen und Willensakten sinnvoll erklären, indem er ihre Abhängigkeit von Unterscheidungsleistungen aufweist. Wer mit dem Geschmackssinn etwas Su¨ßes geschmeckt hat, dem schmeckt es auch, d.h. er empfindet ein Gefu¨hl der Lust oder Unlust daran. Erst dann kann man sich vorstellen, es auch weiter oder in Zukunft genießen zu können, und entwickelt so einen Willen, es zu genießen. Das alles behandelt Aristoteles in sorgfältigen und sehr differenzierten Analysen und bietet dabei auch viele Einsichten in das Verhältnis von Denken, Fu¨hlen und Wollen, wie sie miteinander und gegeneinander agieren können. Wir wollen versuchen, Buch 2 und 3 von De anima ganz miteinander zu lesen. Wer ein Referat halten oder eine Arbeit schreiben will, kann mit dem Seminarleiter ein Thema vereinbaren (schmitta@uni-marburg.de). Im Blackboard werden einzelne Themen vorgeschlagen. Dort findet man auch eine Literaturliste.

      Literaturhinweise

      Als Textgrundlage empfohlen ist:
      Aristoteles, Über die Seele. Griechisch-deutsch, u¨bers., mit einer Einleitung u. Anmerkungen hg. v. Klaus Corcilius, Hamburg, Meiner 2017. -


      Zur Vorbereitung empfohlen:
      Bernard, Wolfgang, Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant, Baden-Baden 1988. Cessi, Viviana, Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles, Frankfurt 1987. – Schmitt, Arbogast, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, Stutgart 2003, 2008, 207-380.
      M. Cohe Caleb, Aristotle's On the soul: a critical guide. Cambride critical guides, Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022.

    • 16321 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was sind Träume und wie entstehen sie? Warum träumen wir? Und woher wissen wir eigentlich, ob wir gerade wachen oder träumen? Diese Fragen begleiten die Philosophie schon seit ihren Anfängen. »Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an«: Noch lange bevor Nelly Sachs von der illuminierenden Funktion des Träumens schrieb, gab es sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre immer wieder ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Was verstand man im Laufe der Zeit jeweils unter Träumen, und welche Rolle kam ihnen in der Philosophie zu? Wie lassen sich Träume verstehen bzw. interpretieren? Neben der Frage nach dem ontologischen und epistemologischen Stellenwert soll der Traum auch mit Blick auf seine moralische und ästhetische Funktion untersucht werden. Hierfür werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Traumtheorien beschäftigen, die von der chinesischen und griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis hin zur (frühen) Neuzeit und (Post-)Moderne reichen. Ausgehend von diesen philosophischen Konzepten werden wir außerdem in Abstimmung mit den Präferenzen im Kurs literarische sowie ästhetische Perspektiven (aus bildender Kunst, Musik, Film, Videospiel) in unsere Diskussionen miteinbeziehen – von Calderón und Borges über den Surrealismus bis hin zu Filmen à la Lynch, Nolan oder Gondry sind die Möglichkeiten dabei beinahe so grenzenlos wie im Traum selbst. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher, bisweilen auch in englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. Neben Deutsch und Englisch sind weitere lektürerelevante Sprachkenntnisse (Altgriechisch, Latein, Französisch, Arabisch) zwar von Vorteil, jedoch keine Bedingung zur Teilnahme. Zum Einstieg in die Thematik wird die Lektüre des Online-Artikels über »Dreams and Dreaming« der Stanford Encyclopedia of Philosophy empfohlen.

    • 16322 Lektürekurs
      Philosophie des Nichtwissens. Skeptizismus von Antike bis Frühe Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie können wir wissen, was wahr ist und was falsch? Was sind die Kriterien für diese wesentliche Unterscheidung? Kann es überhaupt gerechtfertigte Kriterien geben? In diesem Kurs untersuchen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien des Skeptizismus als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie. In dieser wird systematisch in Zweifel gezogen, dass es – gesichertes – Wissen gibt bzw. überhaupt geben kann. Seit der frühen griechischen Philosophie bis hin zur Aufklärung verfolgten skeptische Denker zahlreiche Argumentationsstrategien, die sämtliche Gewissheitsansprüche und Legitimierungsversuche sicheren Wissens infrage stellten. Wir lesen wesentliche Vertreter des Skeptizismus aus der Antike sowie der Frühen Neuzeit: etwa Testimonien zu Pyrrho, Arkesilaos und Karneades, sowie ausführliche Texte von Cicero, Sextus Empiricus, Sanches, Montaigne, Descartes, Gassendi, Hobbes bis hin zu Hume. Dabei behandeln wir auch ihre kritische Auseinandersetzung mit (von den Skeptizisten sogenannten) Dogmatikern – wie etwa Platon, Aristoteles, Augustinus und den Scholastikern. Im Rahmen unserer Lektüre widmen wir uns neben erkenntnistheoretischen auch ethischen Fragen. Kann eine – im philosophiehistorischen Wortsinn – skeptische Grundhaltung ein Weg zu Gelassenheit, ja sogar zu Seelenruhe und Glück sein? Kann sie ganzen Gesellschaften zu Mäßigung und Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang verhelfen? Inwiefern hat sie sich, insbesondere in Umbruchzeiten, auf Religiosität sowie auf wissenschaftliches Denken ausgewirkt? Alle Seminarteilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der Antike und der Frühen Neuzeit. Die Texte lesen wir in deutscher, eventuell auch (selten, punktuell) in englischer Übersetzung. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Kurs textnahe Diskurse über erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte und ihre ethischen Aspekte. Ihre erworbenen Kenntnisse können Sie je nach Bedarf und Studienordnung in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik, die diesen Kurs im Modul „Kontexte und Rezeption“ wählen, lernen die philosophischen Anschauungen des wirkmächtigsten Prosaautoren der römischen Republik sowie deren Rezeptionsgeschichte kennen. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen. Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt. Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16325 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 03.05.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)
  • Praktische Philosophie

    0044fB1.2
    • 15032 Proseminar
      Theorien des Populismus (Bernd Ladwig)
      Zeit: Di 12-14 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Garystr.55/B Seminarraum (Garystr. 55)
    • 16020 Seminar
      Kant: Kritik der Urteilskraft (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit zentralen systematischen Fragen in Kants Kritik der Urteilskraft auseinandersetzen, d.h. Begriffsentwicklungen und konzeptuelle Grundlegungen eng am Text untersuchen und diskutieren. Dies betrifft zunächst die Frage nach dem systematischen ‚Ort‘ der KdU im Kontext von Kants Kritischer Philosophie im Verhältnis zur theoretischen bzw. praktischen Philosophie und wird uns zu umfassenden Analysen zur Bestimmung wie zum Status der Urteilskraft führen. Wie lässt sich Urteilskraft in ihrer Brückenfunktion zwischen Natur und Freiheit, zwischen sinnlicher und moralischer Sphäre bestimmen? Wir werden uns sowohl mit der Grundlegung der ‚ästhetischen Urteilskraft‘ (Theorie des Schönen, Erhabenen, Geschmacksbegriff, sensus communis etc.) auseinandersetzen, um Kants Konzept einer reflektierenden Urteilskraft zu rekonstruieren, die vom Besonderen auf das Allgemeine führt, wie die ‚teleologische Urteilskraft‘ im Blick auf die Natur und Begriffe wie Zweck, Zweckmäßigkeit, Idee eines Systems der Zwecke etc. verfolgen. Im Zentrum des Seminars wird Kants Konzept von Urteilskraft stehen, das wir auch mit aktuellen Diskussionen in Dialog setzen werden.

    • 16039 Seminar
      Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Francesca Raimondi)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz ist ein grundlegender Text der philosophischen Ästhetik. Benjamin antwortet in diesem Text auf eine durch die modernen Reproduktionstechniken bewirkte Veränderung des Verständnisses und der Erfahrung von Kunstwerken. Der Aufsatz ist gleichsam in einer Schwellensituation geschrieben, in der Benjamin die Möglichkeit einer emanzipatorischen, aber auch einer faschistischen Kunst aufscheinen sieht. Er ist eine Reflexion darüber, was Kunst und ihre Erfahrung waren und sein könnten, wie sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft wandelt und wie sie zu Kapitalismus, Faschismus und Emanzipation steht. Im Seminar werden wir Benjamins Text einem close reading unterziehen und seine Begriffe und Thesen auch unter Heranziehung von künstlerischem Material kritisch zu erschließen versuchen. In den letzten Sitzungen werden wir uns mit Rezeptionsbeispiele und Aktualisierungsversuche dieses Textes auseinandersetzen, so dass das Seminar eine umfassende Einführung in den Kunstwerk-Aufsatz und einen ersten Einstieg in das kunstphilosophische Denken Walter Benjamins bietet. Zur Anschaffung: Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin: Suhrkamp 2010 (oder jede Ausgabe, die die dritte Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes enthält).

    • 16040 Seminar
      Was ist Ästhetik? (Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Entstehung der Ästhetik als moderne und westliche philosophische Disziplin bringt ein gewisses Ferment, wenn nicht gar Unruhe im Gebäude der philosophischen Reflexion. Ihr Gegenstand ist nich ganz eindeutig und auch umstritten, wie man an ihren ersten Formulierungen sehen kann: Alexander Gottlieb Baumgarten versteht sie als die Theorie einer besonderen sinnlichen Erkenntnisform, Immanuel Kant als die einer besonderen Erfahrungsweise; G.W.F. Hegel wiederum versteht unter Ästhetik eine Philosophie der Kunst und ihrer Geschichtlichkeit. Was sich hier abzeichnet, ist eine Disziplin, die die Kategorien des Subjekts und des Objekts sowie die Unterscheidung von Denken und Sinnlichkeit unterläuft und die ihre Probleme, Fragen und Kategorien zusammen mit konkreten Phänomenen und gesellschaftlichen Entwicklungen denkt und transformiert. Das Seminar gibt sowohl durch Rekurs auf ‚klassische‘ Texte als auch durch neuere Ansätze und Problemstellungen eine erste Einführung in Grundfragen und Positionen der Ästhetik.

    • 16041 Seminar
      Deleuze/Guattari: Was ist Philosophie? (Jan Slaby)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In ihrem gemeinsamen Spätwerk skizzieren Gilles Deleuze und Felix Guattari ihre Auffassung von Philosophie als der Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen. Im Zentrum des Seminars steht somit das anspruchsvolle Verständnis von Begriffen sowie von Philosophie als begriffschöpfender Praxis, das Deleuze und Guattari entwickeln. Wir Teile des Buchs einem close reading unterziehen. In einführender Absicht werden zentrale Aspekte von Deleuzes’ Philosophie sowie Eckpunkte seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Guattari behandelt. In den letzten Sitzungen werden wir zudem kritische sowie weiterführende Perspektiven zur Philosophie von Deleuze und Guattari behandeln. Der Kurs wird Übungselemente wie seminarbegleitendes Essaywriting umfassen.

      Literaturhinweise

      Deleuze, G., + Guattari, F. (2000 [1991]). Was ist Philosophie?, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    • 16042 Seminar
      Heidegger: Sein und Zeit (Erster Teil) (Hilge Landweer)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In ”Sein und Zeit” geht es Heidegger um die Grundstrukturen der menschlichen Subjektivität, um das, was die für uns eigentümliche Weise zu sein ausmacht, darum, wie wir uns in unserer Welt vorfinden, wie wir sie und uns selbst verstehen. Für unsere Orientierung in der Welt ist die Vertrautheit mit dem Zusammenhang grundlegend, in dem die Dinge durch unseren Gebrauch stehen. Erst aus diesem Zusammenhang heraus kann Einzelnes für uns bedeutsam werden. Heidegger versucht zu zeigen, dass in der Philosophie die Relevanz dieses praktischen Zusammenhangs verdeckt worden ist, aber auch die Bezogenheit auf andere, und welche Folgen das für unser Selbst- und Weltverhältnis hat. Wir werden in diesem Semester die Einleitung und fast die gesamte erste Hälfte von „Sein und Zeit“ (S. 1 – 200) gemeinsam lesen und diskutieren. Die Frage nach der Wahrheit werden wir leider wegen der Kürze des Semesters auslassen müssen.

    • 16043 Seminar
      Achievement (Nathaniel Jacob Baron-Schmitt)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      What sort of life should we want for ourselves? Some philosophers have thought that we should want a life full of pleasure, or full of virtue. We will focus on the idea that achievement is an essential part of a good life. We should want to lead a life where we set difficult goals and achieve them. But what exactly is achievement? Does it have to be the reliable product of one’s own abilities? Or can achievement be the result of luck? And once we know what achievements are, we can ask: are achievements really valuable in themselves? Answering these questions turns out to be very philosophically fruitful, not only for ethics but also for epistemology. A central question in epistemology is: why is it valuable to have knowledge? One answer, which we will explore, is that knowledge is a kind of achievement, and achievement is valuable.

    • 16044 Seminar
      Erasmus und die pädagogische Umdeutung des Epikureismus: Der Dialog Epicureus (1533) (Marta Quatrale)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Ziel dieses Seminars ist es, den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Erasmus’ Lage zu versetzen und den humanistischen Ruf zu den Quellen in seiner praktischen Bedeutung zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit einer wichtigen, dennoch auch vielschichtigen und nicht immer leicht zu begreifenden Figur, wie Erasmus von Rotterdam war, kann angenehmer werden, indem man versucht, Teil seiner Mühe wieder lebendig zu machen. Was rezipierte Erasmus von den Spätantiken? Was änderte sich im veränderten Zusammenhang der Rezeption im Vergleich zu den ursprünglichen Instanzen? Ist Erasmus’ Spätantike dieselbe Spätantike, die wir in den ursprünglichen Texten finden, oder hat sich ihre Vorstellung durch die Anforderung eines christlichen Humanismus geändert? Eine gründliche Analyse von Erasmus’ Dialog Epicureus (1533) kann helfen, seine pädagogische Umdeutung des Epikureismus zu beleuchten: Darin stellt die Auseinandersetzung zwischen den Figuren von Hedonius und Spudaeus die zentrale moralische Frage nach der Definition des höchsten Gutes nach unterschiedlichen spätantiken Philosophenschulen dar. Diese Fiktion ist ein perfektes Beispiel vom humanistischen paradoxen Begriff serio ludere („ernsthaft spielen“): Dem Autor gelingt es, durch die Wiederaufnahme von zeitlich entfernten Quellen einen gewissen fiktiven Abstand von den erbitterten Auseinandersetzungen mit den Zeitgenossen zu gewinnen. Somit kann er ernsthafte und dringende Themen nur scheinbar leichtsinnig behandeln – in einer Weise, die den Lesern nicht nur inhaltlich relevante Informationen mitteilt, sondern zudem ein Beispiel vom guten rhetorischen Stil an sich darstellt. Nach Ermessen der einzelnen TeilnehmerInnen kann der Fokus beliebig auf die spätantiken Quellen, auf Erasmus oder auf die Rezeption als Prozess gesetzt werden – Ziel des Seminars ist es lediglich, die Mittel bereitzustellen, um den Sinn des humanistischen paradoxen Begriffes serio ludere zu verstehen.

    • 16051 Seminar
      Ethik der Künstlichen Intelligenz (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man den Einsatz von Maschinen für Dinge, die bisher menschliche Intelligenz erfordert haben. In relativ kurzer Zeit hat die KI die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander interagieren, bereits erheblich beeinflusst. Vermutlich wird dies auch weiterhin der Fall sein. Die ethischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen durch den Einsatz von KI erfordert eine gründliche philosophische und ethische Analyse. Dieses Seminar beschäftigt sich zunächst mit den historischen und philosophischen Hintergründen der heutigen KI. Darauf aufbauend werden wir uns mit ausgewählten Themen der Ethik der KI befassen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragen: Können KI-Systeme Bewusstsein haben? Welcher moralische Status kommt ihnen zu? Wie können sie moralisch ”gestaltet” werden?

    • 16052 Seminar
      Humes Traktat über die menschliche Natur (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Philosoph ist David Hume insbesondere für seine Beiträge zur Erkenntnistheorie und zur Ethik bekannt. Dieses Seminar widmet sich der Lektüre eines seiner Hauptwerke, nämlich des Traktats über die menschliche Natur von 1739. Der Fokus liegt dabei auf den Teilen des Traktats, die sich mit Fragen der Ethik beschäftigen.

    • 16053 Seminar
      Ökofeminismus: Begriffe - Theorien - Kontroversen (Susanne Lettow)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Einsicht, dass ökologische Problemlagen in Hinblick auf Ursachen, Auswirkungen und Deutungsmuster durch Geschlechterverhältnisse mitstrukturiert werden, verbindet die unterschiedlichen Ansätze im ansonsten heterogenen Feld des Ökofeminismus. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich der jeweiligen Begriffe von Natur und Geschlecht und verfolgen recht unterschiedliche theoretische Strategien. Während es in einigen ökofeministischen Theorien vorrangig um Entwürfe einer neuen Ethik geht, stellen andere sozialphilosophische Fragen der Politischen Ökologie und intersektionale Perspektiven auf environmental justice in den Vordergrund. Ansätze, die im Kontext des Neuen Materialismus formuliert werden, hingegen verbinden zumeist ethische und ontologische Fragestellungen. Im Seminar soll es darum gehen, die unterschiedlichen Positionen des Ökofeminismus zu analysieren und kritisch zu diskutieren. Wir lesen Texte von Val Plumwood, Karen Warren, Ariel Salleh, Stefanie Barca, Rosi Braidotti, Catriona Sandilands und Maria Puig de la Bellasca u.a.

    • 16054 Seminar
      Selbsttäuschung und Willensschwäche (Jörg Volbers)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Seit der Antike ist es eine weit verbreitete philosophische Ansicht, dass wir uns als Person praktisch selbst bestimmen können. Demnach verfügen Menschen prinzipiell über die Fähigkeit, das eigene Handeln und womöglich die eigene Lebensführung an den rationalen Maßstab von Gründen ausrichten zu können. Mindestens ebenso alt ist jedoch auch die Einsicht, dass rationale Selbstbestimmung immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, etwa in Form von Willensschwäche (akrasia) oder durch Selbsttäuschung. So handeln Menschen wider besseren Wissens oder sind trotz vieler guter Gründe nicht bereit, von einem fest etablierten Selbstbild abzuweichen. In der Moderne schließlich überträgt sich das Motiv der Selbsttäuschung und der untergründigen Irrationalität scheinbar rationalen Handelns auch auf die Philosophie, etwa in Kants Diagnose einer sich unerkannt selbst in die Irre führenden Vernunft oder in Nietzsches Verdacht unbewusster Motive hinter scheinbar rationaler Argumentationen. In dem Seminar gehen wir dieser irrationalen Dimension des Selbstbezugs nach, um auf diese Weise die Idee der Selbstbestimmung von ihrem Scheitern aus zu reflektieren anstatt von ihrem unterstellten Gelingen. Dazu lesen wir Texte u.a. von Davidson, Lear, Sartre und Seel. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Da die Lektüre aus jeweils ganz unterschiedlichen Traditionen kommt, ist jedoch die Bereitschaft erforderlich, sich auf wechselnde argumentative Hintergründe (wie z.B. die Psychoanalyse) und Voraussetzungen einzulassen.

    • 16055 Seminar
      Spielarten der Unaufrichtigkeit (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Unaufrichtigkeit kann sich im Umgang mit anderen als auch mit sich selbst manifestieren. Zu den Spielarten von Unaufrichtigkeit in diesem weiten Sinn können unter anderem gezählt werden: die Lüge (wobei verschiedenen Interpretationen dessen zu unterscheiden sind, was es heißt, zu lügen); subtilere Formen der Täuschung (z.B. mit Hilfe von sogenannten Gesprächsimplikaturen); Bullshit nach Harry Frankfurt im Sinne einer Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit; Heuchelei; unauthentischer Konformismus; Selbsttäuschung. Wie Unaufrichtigkeit genau zu beschreiben und bewerten ist, wird seit jeher vielstimmig debattiert. In diesem Seminar soll der Versuch unternommen werden, diese Vielstimmigkeit anhand der vergleichenden Lektüre und Diskussion von Auszügen aus Klassikertexten u.a. von Kong Fuzi (Konfuzius), Mengzi (Mencius), Laozi (Lao-Tse), Augustinus, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Frankfurt und Williams nachzuvollziehen. Es sollen verschiedene sich teilweise ergänzende und teilweise konkurrierende Beschreibungen und Bewertungen von Unaufrichtigkeit und diesen jeweils zugeordnete Argumente rekonstruiert und debattiert werden. Neben den Formen und Konstellationen von Unaufrichtigkeit werden auch ihre verschiedenen sozialen Kontexte – u.a. Zivilgesellschaft, Politik und Marktwirtschaft – in den Blick genommen. Literaturhinweis: Ein größerer Teil der Kursliteratur stammt aus folgendem Buch: Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Die Lüge. Texte von der Antike bis in die Gegenwart (Stuttgart: Reclam 2017; 14,80 Euro), das sich alle nach der Entscheidung für diesen Kurs bis spätestens zur 2. Sitzung anschaffen müssen. Auszüge aus anderen zu behandelnden Texten werden zu Semesterbeginn auf Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16056 Seminar
      Willensfreiheit - Klassische Probleme und Begründungen in philosophiehistorischer Perspektive (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was heißt es, einen freien Willen zu haben? Wer kann von sich behaupten, frei zu sein – zumal in Zwangssituationen? Wie verhalten sich Freiheit und Determinismus zueinander? Diese Fragen, die auch in der gegenwärtigen Philosophie diskutiert werden, haben eine lange Geschichte. Wir werden uns im Seminar zunächst der historischen Episode widmen, in der der Begriff der Willensfreiheit nicht nur aufkam, sondern auch ausführlich erörtert wurde, nämlich der römischen Kaiserzeit und Spätantike. Der Wille und seine Freiheit in einer durchdeterminierten Welt ist das Kernthema der Philosophie des Stoikers Epiktet. In Reaktion auf die Stoa wird auch bei Autoren wie Philon oder später bei Plotin die Frage nach der Willensfreiheit virulent. Im frühen Christentum entstehen besonders im Anschluss an den paulinischen Römerbrief differierende Positionen dazu, inwiefern der eigene freie Wille wirklich ganz der eigene sein kann (Origenes, Augustinus). Darüber hinaus wollen wir in einem Ausblick betrachten, wie die Diskussion über den Willen in der mittelalterlichen Philosophie durch intellektualistische (Thomas von Aquin) und voluntaristische Positionen (Duns Scotus) neu gefasst wurde. Ziel des Seminars ist es, die Bedeutung (spät-)antiker und mittelalterlicher Texte für philosophische Begrifflichkeiten und Probleme, die bis heute prägend sind, herauszuarbeiten. Das Seminar wird gemeinsam von Anne Eusterschulte, Carsten Flaig und Eva Kiesele durchgeführt.

    • 16057 Seminar
      Heuchelei (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Heucheleivorwu¨rfe sind im privaten und öffentlichen Umgang weit verbreitet. Weniger klar ist jedoch, welchen Stellenwert das angekreidete Phänomen genau besitzt und was an ihm eigentlich problematisch ist und warum. Diejenigen, die Kritik an Heuchelei äußern, stören sich offenbar an einer fehlenden Konsistenz von Akteuren, aber nicht zwangsläufig an mit dieser zusammenhängenden Normverletzungen. Die philosophische Auseinandersetzung mit Heuchelei ist ein lohnendes Unterfangen, da dieses Phänomen sehr facettenreich ist und in verschiedenen sozialen Kontexten (in Politik, Markt und Zivilgesellschaft) auftritt. Sowohl die begriffliche Eingrenzung von Heuchelei als auch deren systematische Bewertung erweist sich bei genauer Betrachtung als schwierig. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass es keine Definition von Heuchelei gibt, die allgemein anerkannt ist. Der vergleichsweise häufig zitierten Definition aus dem Oxford English Dictionary zufolge liegt Heuchelei dann vor, wenn Akteure in ihrem Handeln „unter Verschleierung des wahren Charakters oder der tatsächlichen Neigung eine falsche Erscheinung von Tugend oder Gu¨te annehmen [...]“ (im engl. Original: „[…] assuming a false appearance of virtue or goodness, with dissimulation of real character or inclination […]”). Schon diese erste Begriffsbestimmung wirft eine Reihe von Fragen auf. Handelt es sich bei Heuchelei nur um bewusste oder auch um unbewusste Verstellung? In welchen Modi der deskriptiven oder präskriptiven Rede (wie u.a. in moralischen Vorwürfen) kann sich Heuchelei bzw. „Doppelmoral“ äußern? Ist Heuchelei immer moralisch problematisch, oder gibt es auch harmlose Formen – etwa analog zu den sogenannten „weißen Lügen“? In diesem Seminar geht es in der Auseinandersetzung mit neueren Texten darum, wie Heuchelei genau charakterisiert werden kann, welche unterschiedlichen Formen sie annehmen kann und welche Ansätze für deren Bewertung es gibt. wichtiger Hinweis: Alle in diesem Kurs zu behandelnden Primärtexte sind in englischer Sprache verfasst, zu denen mit Ausnahme des Essays von Shklar keine deutschen Übersetzungen vorliegen. Die Bereitschaft und Befähigung zur Lektüre englischsprachiger philosophischer Texte ist daher Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. Lektüre zur Einführung: Judith N. Shklar, “Let us not be hypocritical”, in: dies.: Ordinary Vices. Cambridge/MA: Belknap Press 1984, S. 45-86. Dt. Übersetzung: “Seien wir keine Heuchler” (2014), in: dies.: Ganz normale Laster. Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 57-102.

    • 16058 Seminar
      Thomas Hobbes: Leviathan (Jakob Huber)
      Zeit: Fr 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Das 1651 erschienene Werk „Leviathan“ ist nicht nur eine der bedeutendsten Schriften von Thomas Hobbes sondern auch ein Grundlagenwerk der politischen Philosophie. Seine Konstruktion von Naturzustand und Gesellschaftsvertrag, seine Auffassung staatlicher Souveränität, aber auch seine Theorie der Macht sind nach wie vor wichtige Bezugspunkte zeitgenössischer Diskussionen. Im Seminar werden wir uns intensiv mit dem ersten („Vom Menschen“) und zweiten Teil („Vom Staat“) des Buches auseinandersetzen. Unser Hauptziel wird sein, zentrale Argumentationsschritte des Textes zu erarbeiten um Hobbes‘ Anliegen in Grundzügen zu verstehen und zu diskutieren. Die enge Arbeit am Text wird dabei von Auszügen aus aktuellen systematischen (und zum Teil auch kritischen) Positionen flankiert. Folgende Studienausgabe wird zur Anschaffung empfohlen: Hobbes, Thomas: Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. hrsg. u. komm. v. Lothar R. Waas. Berlin: Suhrkamp 2011. Als Lektüre zur ersten Orientierung bietet sich die Einleitung von Lothar Waas in der oben genannten Studienausgabe an (S.369-377).

    • 16059 Seminar
      Die politische Philosophie Kants und ihre Rezeption im 20. Jahrhundert (Werner Kogge)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant hat in einigen kleineren Schriften (v.a. ”Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?”; „Über den Gemeinspruch: das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“) Grundzüge einer politischen Philosophie entwickelt, die im 20. Jahrhundert intensiv diskutiert wurde. Ein Schwerpunkt wird auf Debatten um Texte von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Ernst Vollrath liegen.

    • 16060 Seminar
      Privateigentum: Zeitgenössische Perspektiven (Jenny Stupka)
      Zeit: Di 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Angesichts wachsender nationaler und globaler Ungleichheit und Klimakrise rücken die Eigentumsverhältnisse erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Weite Teile der Öffentlichkeit sprechen sich für das Aussetzen von Patenten oder die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne aus. Dennoch: Privates Eigentum bleibt nach verbreitetem liberalem Verständnis sowohl das notwendige Mittel, um die je eigene Freiheit realisieren zu können, als auch verdientes Resultat unserer jeweiligen individuellen Anstrengungen. Seit je werden andererseits die Ungleichheit der tatsächlichen Verteilung, aber auch das private Eigentum als prinzipieller Anspruch und soziale Praxis in Frage gestellt. Dieses Seminar soll mit sozialphilosophischem Frageschwerpunkt einen Überblick insbesondere über neuere Kritiken des Privateigentums verschaffen. Was ist Privateigentum und wie unterscheidet es sich von anderen Formen des Eigentums? Welche Verhältnisse zu uns selbst, zu anderen, zur Politik und zur Sache stiftet das private Eigentum und welche setzt es voraus? Auf welche Weise lassen sich diese Verhältnisse kritisieren und wohin führt diese Kritik? Als Grundlage und wichtige Bezugspunkte erarbeiten wir zunächst die zentralen Argumente Lockes und Hegels für die Notwendigkeit und Legitimität von privatem Eigentum sowie die Grundzüge der Marxschen Eigentumskritik. Für die gegenwärtige deutschsprachige kritische Eigentumstheorie ist der Bezug auf privates Eigentum als absolutes Verfügungsrecht bestimmend, was zu Kritiken des Eigentums als Hindernis eines angemessenen Gebrauchs (Daniel Loick) und als verinnerlichter Herrschaftshaltung zur Welt (Eva von Redecker) ausgearbeitet wird. Produktiv ergänzt werden diese Positionen durch die englischsprachigen Debatten, in denen gegenwärtig die Verstrickungen der modernen Propertisierung mit (Siedlungs-)Kolonialismen freigelegt werden (Robert Nichols, Brenna Bhandar).

    • 16061 Seminar
      Der junge Karl Marx (Federica Gregoratto)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      Das Seminar beschäftigt sich mit den wichtigsten philosophischen Frühschriften von Karl Marx, die noch wertvolle, obzwar umstrittene begriffliche Werkzeuge für die gegenwärtige Sozialphilosophie anbieten. Das Ziel des Kurses ist zweierlei. Erstens werden wir die Hauptthesen und -konzepte analysieren, die Marx in dieser Zeit entwickelt hat („Arbeit“, „Geld“, „Entfremdung“, „Macht“, „Freiheit“), seine Konzeption der Philosophie und des Verhältnisses zwischen Theorie und Praxis rekonstruieren sowie seine Auffassung von der menschlichen Natur und dem Zusammengang zwischen Mensch und Natur artikulieren. Zweitens werden wir untersuchen, wie solche philosophische Überlegungen, die Marx in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Engels entwickelt hat, ins Manifest der kommunistischen Partei zusammengeflossen sind. Wir werden also die philosophischen Ansprüche des einflussreichsten politischen Manifests aller Zeiten erläutern, indem wir uns die begrifflichen, politischen und formellen Neuigkeiten dieses Texts im Lichte der philosophischen Entwicklung von Karl Marx anschauen.

    • 16062 Seminar
      Søren Kierkegaard (Englisch) (Federica Gregoratto)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      The seminar offers an introduction in the philosophy of one of the outstanding iconoclasts and rebels of 19th-century European thought, Søren A. Kierkegaard (1813–1855). The Danish philosopher has been rather influential for various subsequent Western philosophical traditions, especially Existentialism, but also Critical Theory. In the seminar, we will have to figure out how his work can be still regarded as meaningful and relevant for us today. We will engage in a close reading and discussion of some of his central and most famous works (Either/Or, 1843, Repetition, 1843, The Concept of Anxiety, 1844 and The Sickness unto Death, 1849), all written under pseudonyms. We will address issues like: What are the central characteristics defining the human condition, and what role do emotions and affects play in such definition? What is human freedom and what does it mean to exist as free individuals? What does it mean that subjectivity has primacy over objectivity, and singularity over universality, and how is this to be regarded as a radical philosophical idea, one that even challenges the limits of philosophy? What are the limits of rationality and reason, and how can we cope with such limits philosophically? What are the criticisms that Kierkegaard addresses at the social and moral norms of his time, and what can we learn from them? Moreover, we will reflect on the form of his writing as an integral part of his philosophical project: how to interpret the fictionalization, multiplication, and masking of philosophical authorship and authority? How is the singular existence to be put into words and, if any, concepts? At the end of the seminar, we will analyze a movie – Agnès Varda’s Cléo from 5 to 7 (1962) – from the Kierkegaardian lenses developed during the whole semester.

    • 16063 Seminar
      Philosophy of Economics (Englisch) (Elena Bernal Rey)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16064 Seminar
      Konfuzianische Philosophie: Die „Vier Bücher“ (Fabian Heubel)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Dieses Seminar ist den Vier Büchern (Daxue, Lunyu, Mengzi, Zhongyong) gewidmet, die von dem Neokonfuzianer Zhu Xi (1130-1200) ins Zentrum konfuzianischer Philosophie gerückt worden sind. Bis heute gelten diese Werke als Zugangspunkt zu deren politischen, moralischen, ästhetischen und metaphysischen Aspekten. In dieser Lehrveranstaltung werden ausgewählte Textstellen der Vier Bücher gelesen und diskutiert. Studierende ohne Vorkenntnis im Chinesischen werden in drei Schritten an die Texte heranführt: - Diskussion von Übersetzungen in westlichen Sprachen. - Einführung in die chinesische Kommentarliteratur, um Einblicke in innerchinesische Deutungsvielfalt und Debatten zu vermitteln. - Transkulturelle Korrespondenzen, die um moderne und zeitgenössische Weiterentwicklungen und Anknüpfungsmöglichkeiten kreisen.

    • 16065 Seminar
      Konfuzianische Gegenwartsphilosophie (Fabian Heubel)
      Zeit: Fr 10:00-12:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im heutigen China erlebt konfuzianisches Denken eine weitreichende Renaissance. In diesem Seminar werden ausgewählte Texte aus dem Umfeld neueren konfuzianischen Denkens gelesen (Kang Youwei, Xiong Shili, Mou Zongsan, Xu Fuguan, Tang Junyi, Zhang Junmai, Du Weiming (Tu Weiming), Li Minghui (Lee Ming-huei), Jiang Qing, Zhao Tingyang, Ke Xiaogang u.a.). Ziel ist es, Einblicke in die Entwicklung des konfuzianischen Diskurses der Modernen zu vermitteln. Damit sollen zugleich philosophische Perspektiven für die kritische Auseinandersetzung mit der chinesischen Modernisierung eröffnet werden. Diese wird in Europa zunehmend als Herausforderung wahrgenommen, kann aber letztlich ohne die Einbeziehung des Verhältnisses von Tradition und Moderne in China nicht verstanden werden.

    • 16066 Seminar
      J.M. Bernstein: Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury (2015) (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Seminar lesen wir das komplette Buch Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury des amerikanischen Philosophen J.M. Bernstein (*1947). Das Buch hat ca. 330 Seiten und wurde 2015 veröffentlicht (Chicago University Press). Bernstein entwirft darin Bausteine einer Moralphilosophie, die von der Erfahrung von erheblichen moralischen Übeln ausgeht. Da Bernstein also bei moralischen Verfehlungen (und nicht moralischen Prinzipien) ansetzt, kann man seinen Vorschlag als eine ‚negative‘ Moralphilosophie verstehen. Die moralischen Übel, die im Zentrum seiner Analyse stehen, sind Folter und Vergewaltigung. Was durch beide verletzt wird, ist der Status des Individuums als Person bzw. die Würde der Person. Wie die paradigmatischen moralischen Übel (Folter und Vergewaltigung) zeigen, betont Bernstein dabei die Leiblichkeit von Personen. Weitere zentrale Begriffe seiner moralphilosophischen Perspektive sind Anerkennung, Verletzlichkeit und Vertrauen. Ziel des Lektüreseminars ist es, diese originelle zeitgenössische Position im Detail kennenzulernen. Der Grundlagentext ist auf Englisch; die Seminardiskussion kann – je nach den Wünschen der Teilnehmer:innen – auf Deutsch oder Englisch stattfinden.

    • 16067 Seminar
      Philosophie der Arbeit (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was tun wir, wenn wir arbeiten? Wie werden unterschiedliche Formen von Arbeit unterschieden? Wieso werden manche Arbeiten höher als andere bewertet, und zwar sowohl was Vergütung als auch was soziale Anerkennung betrifft? Wie muss Arbeit gestaltet sein, damit sie erfüllend ist? Wann sind Arbeitsverhältnisse ausbeutend oder ungerecht? In welchem Verhältnis stehen Demokratie und Arbeitswelt? Welchen Beitrag kann die Philosophie zum Verständnis, zur Kritik oder zur Lösung heutiger Herausforderungen im Kontext der Arbeit beitragen („Pflegenotstand“, „Vereinbarkeitslüge“, Digitalisierung, Homeoffice usw.)? Anhand dieser Leitfragen bietet das Seminar eine Einführung in die Philosophie der Arbeit. Wir lesen sowohl zeitgenössische als auch historische philosophische Texte sowie vereinzelt Aufsätze aus angrenzenden Disziplinen. Bei den philosophiehistorischen Texten beschränken wir uns auf solche der westlichen Tradition ab John Locke, d.h. dem späten 17. Jahrhundert. Die überwiegende Zahl der Texte lesen wir auf Deutsch; eine kleinere Anzahl auf Englisch.

    • 16321 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was sind Träume und wie entstehen sie? Warum träumen wir? Und woher wissen wir eigentlich, ob wir gerade wachen oder träumen? Diese Fragen begleiten die Philosophie schon seit ihren Anfängen. »Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an«: Noch lange bevor Nelly Sachs von der illuminierenden Funktion des Träumens schrieb, gab es sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre immer wieder ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Was verstand man im Laufe der Zeit jeweils unter Träumen, und welche Rolle kam ihnen in der Philosophie zu? Wie lassen sich Träume verstehen bzw. interpretieren? Neben der Frage nach dem ontologischen und epistemologischen Stellenwert soll der Traum auch mit Blick auf seine moralische und ästhetische Funktion untersucht werden. Hierfür werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Traumtheorien beschäftigen, die von der chinesischen und griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis hin zur (frühen) Neuzeit und (Post-)Moderne reichen. Ausgehend von diesen philosophischen Konzepten werden wir außerdem in Abstimmung mit den Präferenzen im Kurs literarische sowie ästhetische Perspektiven (aus bildender Kunst, Musik, Film, Videospiel) in unsere Diskussionen miteinbeziehen – von Calderón und Borges über den Surrealismus bis hin zu Filmen à la Lynch, Nolan oder Gondry sind die Möglichkeiten dabei beinahe so grenzenlos wie im Traum selbst. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher, bisweilen auch in englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. Neben Deutsch und Englisch sind weitere lektürerelevante Sprachkenntnisse (Altgriechisch, Latein, Französisch, Arabisch) zwar von Vorteil, jedoch keine Bedingung zur Teilnahme. Zum Einstieg in die Thematik wird die Lektüre des Online-Artikels über »Dreams and Dreaming« der Stanford Encyclopedia of Philosophy empfohlen.

    • 16324 Lektürekurs
      Philosophie des Sterbens, Ärztliche Moral und medizinethische Konzepte in Antike und Früher Neuzeit (Benjamin Wallura)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Tod geht uns alle an. Dass er irgendwann in unser Leben tritt, ist gewiss. Die Auseinandersetzung mit Leben und Tod, ist für Medizin und Philosophie daher fundamental. Vor allem haben Medizin, Philosophie, aber auch die Religion versucht, die letzten Stunden und Minuten angenehmer zu gestalten und sich gefragt: Was kommt nach ihm? Gibt es eine Seele und wenn ja, lebt sie in einer jenseitigen Welt weiter oder kehrt sie gar irgendwann ins Diesseits zurück? Diese und viele Überlegungen mehr haben essenzielle ethisch-moralische Fragen nach sich gezogen: Ist der Tod ein Übel? Was ist ein guter Tod? Ist Sterbehilfe oder Suizid erlaubt und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Welches Leben ist lebenswert? Wann können, ja wann müssen Behandelnde die Behandlung von Kranken abbrechen? Welche medizinischen, religiösen sowie ethisch-moralischen Qualitäten benötigen überhaupt diejenigen, die Kranke behandeln und versorgen? Welche ethisch-moralischen Qualitäten benötigen die Sterbenden? Wie lange sollte bei hochgradig ansteckenden Krankheiten Quarantäne eingehalten werden, um andere zu schützen? uvm. All diese Fragen interessieren uns nicht erst seit der Moderne oder etwa seit der Palliativmedizin des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte der Ethik in der Medizin, ja gar die Medizinethik und Palliativmedizin als solche, ist wesentlich älter und besitzt überlieferte Anfänge bereits in der Antike. Im Seminar wollen wir ausgewählten, aber beispielhaften Etappen dieser Geschichte nachspüren und uns in Original und Übersetzung mit Texten auseinandersetzen, in denen fundamentale medizin-ethische Konzepte der Geistesgeschichte zum Tragen kommen. Die vorwiegend lateinischsprachigen Texte, die wir alle entweder selbst übersetzen oder in Übersetzung lesen werden, berühren allesamt den Fragenkomplex: Wie kann der Mensch in moralisch-ethischer Hinsicht mit dem Tod umgehen? Was kann er in praktisch-philosophischer Hinsicht ihm entgegensetzen? Ziel des Seminars soll es sein, aus einer diachronen Perspektive heraus die Gewordenheit menschlicher Wertesysteme zu erkennen und sich mit Grundlagen menschlicher Ethik anhand der medizinischen Gewissheit des Sterbens auseinanderzusetzen. Unser Textspektrum wird dabei von der Antike bis in die Frühe Neuzeit reichen, vom 5. Jhrd. v. Chr. bis hinein ins 18. Jhrd.: Platon, Aristoteles, Hippokrates, Cicero, Galen, Avicenna, Johannes Gerson, Petrarca, Erasmus, Montaigne und viele andere, bislang wenig beachtete Autor*innen und Akteur*innen, werden die Grundlage unseres ausgewählten Kanons bilden. Lateinkenntnisse sind von Vorteil, aber keineswegs Voraussetzung, um an dem Kurs teilzunehmen.

    • 16325 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 03.05.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)
  • Mündliche Kompetenz im Philosophieren

    0044fB1.3
    • 15032 Proseminar
      Theorien des Populismus (Bernd Ladwig)
      Zeit: Di 12-14 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Garystr.55/B Seminarraum (Garystr. 55)
    • 16020 Seminar
      Kant: Kritik der Urteilskraft (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit zentralen systematischen Fragen in Kants Kritik der Urteilskraft auseinandersetzen, d.h. Begriffsentwicklungen und konzeptuelle Grundlegungen eng am Text untersuchen und diskutieren. Dies betrifft zunächst die Frage nach dem systematischen ‚Ort‘ der KdU im Kontext von Kants Kritischer Philosophie im Verhältnis zur theoretischen bzw. praktischen Philosophie und wird uns zu umfassenden Analysen zur Bestimmung wie zum Status der Urteilskraft führen. Wie lässt sich Urteilskraft in ihrer Brückenfunktion zwischen Natur und Freiheit, zwischen sinnlicher und moralischer Sphäre bestimmen? Wir werden uns sowohl mit der Grundlegung der ‚ästhetischen Urteilskraft‘ (Theorie des Schönen, Erhabenen, Geschmacksbegriff, sensus communis etc.) auseinandersetzen, um Kants Konzept einer reflektierenden Urteilskraft zu rekonstruieren, die vom Besonderen auf das Allgemeine führt, wie die ‚teleologische Urteilskraft‘ im Blick auf die Natur und Begriffe wie Zweck, Zweckmäßigkeit, Idee eines Systems der Zwecke etc. verfolgen. Im Zentrum des Seminars wird Kants Konzept von Urteilskraft stehen, das wir auch mit aktuellen Diskussionen in Dialog setzen werden.

    • 16022 Seminar
      Methoden der Philosophie: Begriffsanalyse, Begriffsexplikation, Amelioration (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Grundfrage der Methodologie der Philosophie lautet: Wie sollten wir Philosophie betreiben? Welche Methoden sind für die Bearbeitung philosophischer Fragen geeignet? Für die Philosophie sind methodologische Fragen in besonderem Maße brisant. Denn im Vergleich etwa zu den Naturwissenschaften oder der Mathematik hat die Philosophie in geringerem Umfang allgemein akzeptierte Antworten geliefert; fast alles ist umstritten und regelmäßig halten die einen etwas für eine wichtige Einsicht, von dem andere behaupten, es sei nicht bloß falsch, sondern strenggenommen reiner Unsinn. Angesichts eines solchen Zustandes liegt es nahe, die zur Anwendung kommenden Methoden kritisch in den Blick zu nehmen. In diesem Seminar werden wir zwei engverwandte Methoden miteinander vergleichen: die Begriffsanalyse und die Begriffsexplikation. Die Begriffsanalyse zielt darauf ab, einen gegebenen Begriff (beispielsweise den des Wissens) präzise in Teilbegriffe zu zerlegen (für Wissen vielleicht: Glauben, Rechtfertigung, Wahrheit), und dabei dem Ausgangsbegriff in all seinen Nuancen gerecht zu werden. Demgegenüber geht es bei der Begriffsexplikation darum, einen Ausgangsbegriff zu schärfen und zu präzisieren und dadurch neue und „bessere“ Begriffe zu erhalten. Die Begriffsexplikation gehört insbesondere in den Naturwissenschaften zu den zentralen Vorgehensweisen. Als Methode innerhalb der Philosophie ist sie demgegenüber umstritten; einige halten sie für nützlich, um die „Wissenschaftlichkeit“ der Philosophie zu fördern; andere halten sie für am eigentlichen Ziel philosophischer Fragen vorbeischießend; und in jüngerer Zeit ist (beispielsweise von Sally Haslanger) eine politisch/normativ gewendete Version der Begriffsexplikation ins Zentrum gesellschaftskritischer Theorien gestellt worden, die sich bei der Begriffsentwicklung (etwa von Gender-Begriffen) an emanzipatorischen Zielen orientieren. Im Zentrum dieses Seminars werden die folgenden Fragen stehen: Was genau ist unter Begriffsanalyse und Begriffsexplikation zu verstehen? In welchem Verhältnis stehen diese Methoden zueinander? Welchen Beitrag können sie zur Untersuchung philosophischer Fragen, zur wissenschaftlichen Erkenntnisbildung, und ggf. zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten?

    • 16035 Seminar
      Ideentheorien in der Frühen Neuzeit (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Der Begriff der Idee ist einer der zentralen Begriffe der frühneuzeitlichen Philosophie, er wird in der Frühen Neuzeit aber in einem viel weiteren Sinn verwendet, als wir es heute tun. Für frühneuzeitliche Autoren handelt es sich nicht nur bei unserem Denken, sondern auch bei unserem Wahrnehmen und Empfinden um das Haben von Ideen. Darüber hinaus unterscheiden sich die einzelnen Philosophen aber darin, was genau sie unter Ideen verstehen. Viele gehen davon aus, dass Ideen Objekte geistiger Akte sind, manche verstehen Ideen aber auch als geistige Akte oder als Fähigkeiten, geistige Akte zu bilden. Des Weiteren unterscheiden sich frühneuzeitliche Philosophen bezüglich der Frage, ob unsere Ideen angeboren sind, oder ob wir sie durch Erfahrung erwerben. Wir werden in unserem Seminar die Ideen-Konzeptionen von Descartes, Locke, Berkeley, Hume und Leibniz untersuchen und miteinander vergleichen, und uns außerdem mit Thomas Reid, dem frühneuzeitlichen Kritiker der Annahme von Ideen, beschäftigen. Auf diese Weise handelt es sich bei dem Seminar zugleich um eine Einführung in die wichtigsten Autoren der Frühen Neuzeit. Neben der Rekonstruktion der verschiedenen Ideen-Theorien wird es auch um die Frage gehen, wie diese aus heutiger Sicht zu bewerten sind. Der frühneuzeitlichen Ideen-Theorie wird häufig der Vorwurf gemacht, dass sie, insofern sie Ideen als Objekte des Geistes konzipiert, einen Schleier zwischen erkennende Subjekte und die Welt legt und so Erkenntnis der Welt unmöglich macht. Andere Autoren sehen die Ideen-Theorien als Vorläufer einer heutzutage häufig vetretenen repräsentationalistischen Theorie des Geistes. Im Seminar werden wir untersuchen, wie diese verschiedenen Einschätzungen der Ideen-Theorie zu bewerten sind.

    • 16036 Seminar
      Kants Prolegomena (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant, der 1781 die Kritik der reinen Vernunft veröffentlichte, war mit der Reaktion auf ihr Erscheinen sehr unzufrieden, weil er fand, dass sein Werk zu wenig Beachtung fand, und von den wenigen, die es zur Kenntnis nahmen, falsch verstanden wurde. Aus diesem Grund verfasste er ein neues Werk, die Prolegomena zu jeder künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, das 1783 veröffentlicht wurde. Die Prolegomena sind deutlich kürzer als die Kritik der reinen Vernunft, behandeln aber die gleichen Fragen und Themen, und Kant zumindest war der Meinung, dass sie auch verständlicher geschrieben sind. In unserem Seminar werden wir versuchen, uns zentrale Fragen von Kants theoretischer Philosophie anhand einer intensiven Lektüre der Prolegomena verständlich zu machen und zu beantworten. Die Fragen, um die es gehen wird, sind: Was genau besagt Kants Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen und zwischen Urteilen a priori und solchen a posteriori? Was versteht Kant unter Anschauungen und was unter Begriffen? Was heißt es, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit Anschauungen a priori sind? Weshalb schließt Kant davon, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit solche Anschauungen sind, darauf dass Dinge in Raum und Zeit nur „Erscheinungen“ und nicht „Dinge an sich“ sind? Was besagt diese Behauptung überhaupt? Will Kant damit sagen, dass jeder von uns nur seine eigenen Vorstellungen, nicht aber die Außenwelt erkennen kann? Weshalb kann es Zweifel daran geben, dass wir Begriffe wie den der Substanz oder der Kausalität zu Recht auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, und was ist Kants Strategie bei der Behebung dieser Zweifel?

    • 16037 Seminar
      Einführung in die Philosophie der Wahrnehmung (Stefanie Grüne)
      Zeit: Mi 12:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Wenn wir z.B. eine rote Tomate wahrnehmen, dann scheint es uns so, dass uns die Tomate und ihre Röte direkt präsent sind, wir also in einer Relation zu der Tomate und ihrer Röte stehen. Andererseits gibt es auch Fälle von Fehlwahrnehmungen, in denen die Gegenstände um mich herum nicht so beschaffen sind, wie sie mir sinnlich erscheinen. Es ist z.B. möglich, dass ich eine unreife blass-grüne Tomate anschaue, die mit rotem Licht angeleuchtet ist und die für mich genauso aussieht, wie eine Tomate, die tatsächlich rot ist. In einem solchen Fall stehe ich offenkundig nicht in einer Relation zur Röte der Tomate, da die Tomate die Eigenschaft, rot zu sein gar nicht besitzt. In der Wahrnehmungsphilosophie, in der es hauptsächlich um die Frage geht, wie unsere sinnlichen Erfahrungen, d.h. unsere korrekten Wahrnehmungen, Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen beschaffen sind und wie diese sich zur wahrnehmbaren Realität verhalten, orientieren sich manche Philosophen vor allem am Fall der korrekten Wahrnehmung, manche dagegen in erster Linie am Fall von Fehlwahrnehmungen. Sogenannte Naive Realisten, die den Fall der korrekten Wahrnehmung als zentral ansehen, gehen davon aus, dass Wahrnehmungen wesentlich Relationen zu Gegenständen und ihren Eigenschaften sind. Sinnesdatentheoretiker, für die der Fall von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen entscheidend ist, nehmen an, dass die direkten Gegenstände unserer Wahrnehmung nicht außergeistige, physische Gegenstände, sondern geistige Entitäten sind, so dass wir außergeistige Gegenstände immer nur indirekt wahrnehmen. Vertreter der dritten Hauptströmung in der Philosophie der Wahrnehmung, die sogenannten Repräsentationalisten, wenden gegen Sinnesdatentheoretiker ein, dass die Tatsache, dass nicht alle unsere Wahrnehmungen oder sinnlichen Erfahrungen korrekt sind, einen nicht zu der Annahme zwingt, dass die direkten Objekte unserer Wahrnehmung geistige Entitäten sind. Sie analysieren sinnliche Erfahrungen stattdessen als Repräsentationen. In unserem Seminar werden wir diese verschiedenen Positionen besprechen, miteinander vergleichen und uns einen Überblick darüber verschaffen, was jeweils für und gegen sie spricht.

      Literaturhinweise

      Einführende Literatur: Crane, Tim + French, Craig (2005/2021), ”The problem of perception”, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/perception-problem/).

    • 16039 Seminar
      Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Francesca Raimondi)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz ist ein grundlegender Text der philosophischen Ästhetik. Benjamin antwortet in diesem Text auf eine durch die modernen Reproduktionstechniken bewirkte Veränderung des Verständnisses und der Erfahrung von Kunstwerken. Der Aufsatz ist gleichsam in einer Schwellensituation geschrieben, in der Benjamin die Möglichkeit einer emanzipatorischen, aber auch einer faschistischen Kunst aufscheinen sieht. Er ist eine Reflexion darüber, was Kunst und ihre Erfahrung waren und sein könnten, wie sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft wandelt und wie sie zu Kapitalismus, Faschismus und Emanzipation steht. Im Seminar werden wir Benjamins Text einem close reading unterziehen und seine Begriffe und Thesen auch unter Heranziehung von künstlerischem Material kritisch zu erschließen versuchen. In den letzten Sitzungen werden wir uns mit Rezeptionsbeispiele und Aktualisierungsversuche dieses Textes auseinandersetzen, so dass das Seminar eine umfassende Einführung in den Kunstwerk-Aufsatz und einen ersten Einstieg in das kunstphilosophische Denken Walter Benjamins bietet. Zur Anschaffung: Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin: Suhrkamp 2010 (oder jede Ausgabe, die die dritte Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes enthält).

    • 16042 Seminar
      Heidegger: Sein und Zeit (Erster Teil) (Hilge Landweer)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In ”Sein und Zeit” geht es Heidegger um die Grundstrukturen der menschlichen Subjektivität, um das, was die für uns eigentümliche Weise zu sein ausmacht, darum, wie wir uns in unserer Welt vorfinden, wie wir sie und uns selbst verstehen. Für unsere Orientierung in der Welt ist die Vertrautheit mit dem Zusammenhang grundlegend, in dem die Dinge durch unseren Gebrauch stehen. Erst aus diesem Zusammenhang heraus kann Einzelnes für uns bedeutsam werden. Heidegger versucht zu zeigen, dass in der Philosophie die Relevanz dieses praktischen Zusammenhangs verdeckt worden ist, aber auch die Bezogenheit auf andere, und welche Folgen das für unser Selbst- und Weltverhältnis hat. Wir werden in diesem Semester die Einleitung und fast die gesamte erste Hälfte von „Sein und Zeit“ (S. 1 – 200) gemeinsam lesen und diskutieren. Die Frage nach der Wahrheit werden wir leider wegen der Kürze des Semesters auslassen müssen.

    • 16052 Seminar
      Humes Traktat über die menschliche Natur (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Philosoph ist David Hume insbesondere für seine Beiträge zur Erkenntnistheorie und zur Ethik bekannt. Dieses Seminar widmet sich der Lektüre eines seiner Hauptwerke, nämlich des Traktats über die menschliche Natur von 1739. Der Fokus liegt dabei auf den Teilen des Traktats, die sich mit Fragen der Ethik beschäftigen.

    • 16053 Seminar
      Ökofeminismus: Begriffe - Theorien - Kontroversen (Susanne Lettow)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Einsicht, dass ökologische Problemlagen in Hinblick auf Ursachen, Auswirkungen und Deutungsmuster durch Geschlechterverhältnisse mitstrukturiert werden, verbindet die unterschiedlichen Ansätze im ansonsten heterogenen Feld des Ökofeminismus. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich der jeweiligen Begriffe von Natur und Geschlecht und verfolgen recht unterschiedliche theoretische Strategien. Während es in einigen ökofeministischen Theorien vorrangig um Entwürfe einer neuen Ethik geht, stellen andere sozialphilosophische Fragen der Politischen Ökologie und intersektionale Perspektiven auf environmental justice in den Vordergrund. Ansätze, die im Kontext des Neuen Materialismus formuliert werden, hingegen verbinden zumeist ethische und ontologische Fragestellungen. Im Seminar soll es darum gehen, die unterschiedlichen Positionen des Ökofeminismus zu analysieren und kritisch zu diskutieren. Wir lesen Texte von Val Plumwood, Karen Warren, Ariel Salleh, Stefanie Barca, Rosi Braidotti, Catriona Sandilands und Maria Puig de la Bellasca u.a.

    • 16056 Seminar
      Willensfreiheit - Klassische Probleme und Begründungen in philosophiehistorischer Perspektive (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was heißt es, einen freien Willen zu haben? Wer kann von sich behaupten, frei zu sein – zumal in Zwangssituationen? Wie verhalten sich Freiheit und Determinismus zueinander? Diese Fragen, die auch in der gegenwärtigen Philosophie diskutiert werden, haben eine lange Geschichte. Wir werden uns im Seminar zunächst der historischen Episode widmen, in der der Begriff der Willensfreiheit nicht nur aufkam, sondern auch ausführlich erörtert wurde, nämlich der römischen Kaiserzeit und Spätantike. Der Wille und seine Freiheit in einer durchdeterminierten Welt ist das Kernthema der Philosophie des Stoikers Epiktet. In Reaktion auf die Stoa wird auch bei Autoren wie Philon oder später bei Plotin die Frage nach der Willensfreiheit virulent. Im frühen Christentum entstehen besonders im Anschluss an den paulinischen Römerbrief differierende Positionen dazu, inwiefern der eigene freie Wille wirklich ganz der eigene sein kann (Origenes, Augustinus). Darüber hinaus wollen wir in einem Ausblick betrachten, wie die Diskussion über den Willen in der mittelalterlichen Philosophie durch intellektualistische (Thomas von Aquin) und voluntaristische Positionen (Duns Scotus) neu gefasst wurde. Ziel des Seminars ist es, die Bedeutung (spät-)antiker und mittelalterlicher Texte für philosophische Begrifflichkeiten und Probleme, die bis heute prägend sind, herauszuarbeiten. Das Seminar wird gemeinsam von Anne Eusterschulte, Carsten Flaig und Eva Kiesele durchgeführt.

    • 16058 Seminar
      Thomas Hobbes: Leviathan (Jakob Huber)
      Zeit: Fr 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Das 1651 erschienene Werk „Leviathan“ ist nicht nur eine der bedeutendsten Schriften von Thomas Hobbes sondern auch ein Grundlagenwerk der politischen Philosophie. Seine Konstruktion von Naturzustand und Gesellschaftsvertrag, seine Auffassung staatlicher Souveränität, aber auch seine Theorie der Macht sind nach wie vor wichtige Bezugspunkte zeitgenössischer Diskussionen. Im Seminar werden wir uns intensiv mit dem ersten („Vom Menschen“) und zweiten Teil („Vom Staat“) des Buches auseinandersetzen. Unser Hauptziel wird sein, zentrale Argumentationsschritte des Textes zu erarbeiten um Hobbes‘ Anliegen in Grundzügen zu verstehen und zu diskutieren. Die enge Arbeit am Text wird dabei von Auszügen aus aktuellen systematischen (und zum Teil auch kritischen) Positionen flankiert. Folgende Studienausgabe wird zur Anschaffung empfohlen: Hobbes, Thomas: Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. hrsg. u. komm. v. Lothar R. Waas. Berlin: Suhrkamp 2011. Als Lektüre zur ersten Orientierung bietet sich die Einleitung von Lothar Waas in der oben genannten Studienausgabe an (S.369-377).

    • 16059 Seminar
      Die politische Philosophie Kants und ihre Rezeption im 20. Jahrhundert (Werner Kogge)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant hat in einigen kleineren Schriften (v.a. ”Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?”; „Über den Gemeinspruch: das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“) Grundzüge einer politischen Philosophie entwickelt, die im 20. Jahrhundert intensiv diskutiert wurde. Ein Schwerpunkt wird auf Debatten um Texte von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Ernst Vollrath liegen.

    • 16062 Seminar
      Søren Kierkegaard (Englisch) (Federica Gregoratto)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      The seminar offers an introduction in the philosophy of one of the outstanding iconoclasts and rebels of 19th-century European thought, Søren A. Kierkegaard (1813–1855). The Danish philosopher has been rather influential for various subsequent Western philosophical traditions, especially Existentialism, but also Critical Theory. In the seminar, we will have to figure out how his work can be still regarded as meaningful and relevant for us today. We will engage in a close reading and discussion of some of his central and most famous works (Either/Or, 1843, Repetition, 1843, The Concept of Anxiety, 1844 and The Sickness unto Death, 1849), all written under pseudonyms. We will address issues like: What are the central characteristics defining the human condition, and what role do emotions and affects play in such definition? What is human freedom and what does it mean to exist as free individuals? What does it mean that subjectivity has primacy over objectivity, and singularity over universality, and how is this to be regarded as a radical philosophical idea, one that even challenges the limits of philosophy? What are the limits of rationality and reason, and how can we cope with such limits philosophically? What are the criticisms that Kierkegaard addresses at the social and moral norms of his time, and what can we learn from them? Moreover, we will reflect on the form of his writing as an integral part of his philosophical project: how to interpret the fictionalization, multiplication, and masking of philosophical authorship and authority? How is the singular existence to be put into words and, if any, concepts? At the end of the seminar, we will analyze a movie – Agnès Varda’s Cléo from 5 to 7 (1962) – from the Kierkegaardian lenses developed during the whole semester.

    • 16063 Seminar
      Philosophy of Economics (Englisch) (Elena Bernal Rey)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16064 Seminar
      Konfuzianische Philosophie: Die „Vier Bücher“ (Fabian Heubel)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Dieses Seminar ist den Vier Büchern (Daxue, Lunyu, Mengzi, Zhongyong) gewidmet, die von dem Neokonfuzianer Zhu Xi (1130-1200) ins Zentrum konfuzianischer Philosophie gerückt worden sind. Bis heute gelten diese Werke als Zugangspunkt zu deren politischen, moralischen, ästhetischen und metaphysischen Aspekten. In dieser Lehrveranstaltung werden ausgewählte Textstellen der Vier Bücher gelesen und diskutiert. Studierende ohne Vorkenntnis im Chinesischen werden in drei Schritten an die Texte heranführt: - Diskussion von Übersetzungen in westlichen Sprachen. - Einführung in die chinesische Kommentarliteratur, um Einblicke in innerchinesische Deutungsvielfalt und Debatten zu vermitteln. - Transkulturelle Korrespondenzen, die um moderne und zeitgenössische Weiterentwicklungen und Anknüpfungsmöglichkeiten kreisen.

    • 16066 Seminar
      J.M. Bernstein: Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury (2015) (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Seminar lesen wir das komplette Buch Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury des amerikanischen Philosophen J.M. Bernstein (*1947). Das Buch hat ca. 330 Seiten und wurde 2015 veröffentlicht (Chicago University Press). Bernstein entwirft darin Bausteine einer Moralphilosophie, die von der Erfahrung von erheblichen moralischen Übeln ausgeht. Da Bernstein also bei moralischen Verfehlungen (und nicht moralischen Prinzipien) ansetzt, kann man seinen Vorschlag als eine ‚negative‘ Moralphilosophie verstehen. Die moralischen Übel, die im Zentrum seiner Analyse stehen, sind Folter und Vergewaltigung. Was durch beide verletzt wird, ist der Status des Individuums als Person bzw. die Würde der Person. Wie die paradigmatischen moralischen Übel (Folter und Vergewaltigung) zeigen, betont Bernstein dabei die Leiblichkeit von Personen. Weitere zentrale Begriffe seiner moralphilosophischen Perspektive sind Anerkennung, Verletzlichkeit und Vertrauen. Ziel des Lektüreseminars ist es, diese originelle zeitgenössische Position im Detail kennenzulernen. Der Grundlagentext ist auf Englisch; die Seminardiskussion kann – je nach den Wünschen der Teilnehmer:innen – auf Deutsch oder Englisch stattfinden.

    • 16218 Forschungsseminar
      Die Aristotelische Psychologie (Arbogast Schmitt)
      Zeit: Blockseminar 24.-28.07.2023 (genaue Zeiten: siehe Lektionen) (Erster Termin: 24.07.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aristoteles hat eine Psychologie entwickelt, die mit vielen ihrer Analysen auch fu¨r gegenwärtige Diskurse relevant, die in nicht wenigen ihrer Ergebnisse sogar u¨berlegen ist. Attraktiv ist bereits die Grundlegung des Begriffs der Seele. Er sucht das Psychische nicht in irgendwelchen innerlichen Erfahrungen. Seele hat fu¨r ihn vielmehr alles, was aktiv u¨ber eigene Fähigkeiten oder eine Fähigkeiten- Komposition verfu¨gt und diese Fähigkeiten aus Eigenem entwickeln und betätigen kann. Der einheitliche Akt, den alle diese Fähigkeiten vollziehen können, ist fu¨r ihn das Unterscheiden. Der Baum unterscheidet trocken und feucht. Was wahrnehmen kann, unterscheidet Farben, Geräusche, Geru¨che, usw.. Wer daru¨ber hinaus vorstellen kann, kann diese Unterschiede frei miteinander kombinieren. Rationale Unterschiede, die nur der Mensch machen kann, beginnen fu¨r ihn damit, dass man nicht nur Farben und Formen usw. erkennt, sondern auch das Können selbst, das wahrnehmbare Phänomene vollziehen. Ein Messer ist etwas nicht, weil es länglich und hart ist, sondern weil es die Fähigkeit zum Schneiden hat. Durch seine Reflexion auf die Unterscheidungsfähigkeit von allem Psychischen kann Aristoteles nicht nur die Einheit alles Seelischen in der Welt verstehbar machen, er kann auch die Entstehung von Gefu¨hlen und Willensakten sinnvoll erklären, indem er ihre Abhängigkeit von Unterscheidungsleistungen aufweist. Wer mit dem Geschmackssinn etwas Su¨ßes geschmeckt hat, dem schmeckt es auch, d.h. er empfindet ein Gefu¨hl der Lust oder Unlust daran. Erst dann kann man sich vorstellen, es auch weiter oder in Zukunft genießen zu können, und entwickelt so einen Willen, es zu genießen. Das alles behandelt Aristoteles in sorgfältigen und sehr differenzierten Analysen und bietet dabei auch viele Einsichten in das Verhältnis von Denken, Fu¨hlen und Wollen, wie sie miteinander und gegeneinander agieren können. Wir wollen versuchen, Buch 2 und 3 von De anima ganz miteinander zu lesen. Wer ein Referat halten oder eine Arbeit schreiben will, kann mit dem Seminarleiter ein Thema vereinbaren (schmitta@uni-marburg.de). Im Blackboard werden einzelne Themen vorgeschlagen. Dort findet man auch eine Literaturliste.

      Literaturhinweise

      Als Textgrundlage empfohlen ist:
      Aristoteles, Über die Seele. Griechisch-deutsch, u¨bers., mit einer Einleitung u. Anmerkungen hg. v. Klaus Corcilius, Hamburg, Meiner 2017. -


      Zur Vorbereitung empfohlen:
      Bernard, Wolfgang, Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant, Baden-Baden 1988. Cessi, Viviana, Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles, Frankfurt 1987. – Schmitt, Arbogast, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, Stutgart 2003, 2008, 207-380.
      M. Cohe Caleb, Aristotle's On the soul: a critical guide. Cambride critical guides, Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022.

    • 16322 Lektürekurs
      Philosophie des Nichtwissens. Skeptizismus von Antike bis Frühe Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie können wir wissen, was wahr ist und was falsch? Was sind die Kriterien für diese wesentliche Unterscheidung? Kann es überhaupt gerechtfertigte Kriterien geben? In diesem Kurs untersuchen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien des Skeptizismus als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie. In dieser wird systematisch in Zweifel gezogen, dass es – gesichertes – Wissen gibt bzw. überhaupt geben kann. Seit der frühen griechischen Philosophie bis hin zur Aufklärung verfolgten skeptische Denker zahlreiche Argumentationsstrategien, die sämtliche Gewissheitsansprüche und Legitimierungsversuche sicheren Wissens infrage stellten. Wir lesen wesentliche Vertreter des Skeptizismus aus der Antike sowie der Frühen Neuzeit: etwa Testimonien zu Pyrrho, Arkesilaos und Karneades, sowie ausführliche Texte von Cicero, Sextus Empiricus, Sanches, Montaigne, Descartes, Gassendi, Hobbes bis hin zu Hume. Dabei behandeln wir auch ihre kritische Auseinandersetzung mit (von den Skeptizisten sogenannten) Dogmatikern – wie etwa Platon, Aristoteles, Augustinus und den Scholastikern. Im Rahmen unserer Lektüre widmen wir uns neben erkenntnistheoretischen auch ethischen Fragen. Kann eine – im philosophiehistorischen Wortsinn – skeptische Grundhaltung ein Weg zu Gelassenheit, ja sogar zu Seelenruhe und Glück sein? Kann sie ganzen Gesellschaften zu Mäßigung und Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang verhelfen? Inwiefern hat sie sich, insbesondere in Umbruchzeiten, auf Religiosität sowie auf wissenschaftliches Denken ausgewirkt? Alle Seminarteilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der Antike und der Frühen Neuzeit. Die Texte lesen wir in deutscher, eventuell auch (selten, punktuell) in englischer Übersetzung. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Kurs textnahe Diskurse über erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte und ihre ethischen Aspekte. Ihre erworbenen Kenntnisse können Sie je nach Bedarf und Studienordnung in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik, die diesen Kurs im Modul „Kontexte und Rezeption“ wählen, lernen die philosophischen Anschauungen des wirkmächtigsten Prosaautoren der römischen Republik sowie deren Rezeptionsgeschichte kennen. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen. Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt. Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16021 Seminar
      Einführung Sprachphilosophie (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Sprachphilosophie ist eine zentrale Disziplin der theoretischen Philosophie, welche sich der Diskussion von Fragen widmet, welche die Sprache als Thema haben: Was ist sprachliche Bedeutung? Wie kommen bedeutungsvolle Lautfolgen zu ihrer Bedeutung? Wie ist es möglich, dass Lautfolgen oder Ansammlungen von Tinte auf Papier dazu dienen können, Dinge in der Welt zu bezeichnen, Fragen zu stellen oder andere zu beleidigen? Was ist der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken? Ist das eine Voraussetzung für das andere? Hat unsere Sprache einen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und was wir uns vorstellen können? Zudem kommt der Sprachphilosophie eine über ihre eigenen Fragen hinausgehende methodologische Relevanz zu: Vertrautheit mit sprachphilosophischen Grundbegriffen wird heute in nahezu jedem Bereich der Philosophie vorausgesetzt und gehört damit zum Rüstzeug für alle, die sich ernsthaft mit Philosophie beschäftigen wollen. Ob in der Metaphysik, der Erkenntnistheorie oder der Metaethik: Wer die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung, zwischen Implikatur und Präsupposition oder zwischen Semantik und Pragmatik nicht kennt, kann oft nicht mitreden. Ziels dieses Seminars ist es, die Teilnehmenden mit einigen grundlegenden Begriffen, Fragen und Theorien der analytischen Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen.

    • 16023 Seminar
      Metaphysik der Person (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Im Zentrum dieses Seminars werden zwei zusammenhängende Fragen stehen: 1. Die Frage nach dem Wesen (menschlicher) Personen: Was ist eine (menschliche) Person? Sind menschliche Personen beispielsweise schlicht biologische Organismen? Oder handelt es sich bei menschlichen Personen um essentiell psychologische Wesen, die zu biologischen Organismen zwar in einem engen Verhältnis stehen, aber nicht mit ihnen identisch sind? 2. Die Frage nach den Persistenzbedingungen von Personen: Unter welchen Bedingungen (und in welchem Sinne) ist etwas, das zu einer Zeit existiert (beispielsweise ein Fötus, ein Kleinkind, oder ein:e Koma-Patient:in), identisch mit einer Person, die zu einer anderen Zeit existiert (beispielsweise mit Ihnen jetzt)? Der Schwerpunkt in diesem Seminar wird auf der systematischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen liegen, weniger auf einem philosophiehistorischen Überblick. Die Literaturauswahl umfasst zeitgenössische Texte der (im weitesten Sinne) „analytischen“ Philosophie. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

    • 16031 Seminar
      Kants Kritik der praktischen Vernunft (Elena Romano)
      Zeit: Do 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Nach Kant fassen drei Fragen die höchsten Interessen der Vernunft zusammen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Die erste Frage nach der Möglichkeit und Grenzen unseres Wissens liegt der ersten Kritik zugrunde. Die Beantwortung der zweiten und dritten Fragen geht auf das moralische Gesetz, den Begriff des höchsten Gutes sowie die praktischen Beweise der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der Seele ein. Die zweite Kritik adressiert genau diese Fragen und Themen. In dem Lektürekurs beschäftigen wir uns mit dem gesamten Text der Kritik der praktischen Vernunft Kants, den wir gemeinsam analysieren und besprechen werden. Am Ende unserer Lektüre werden wir uns mit einigen kritischen Perspektiven von Kants praktischer Philosophie auseinandersetzen. Insbesondere die Aspekte der Formalität und Universalität des moralischen Gesetzes werden dabei in Frage gestellt. Dazu werden wir Texte aus Hegels Phänomenologie des Geistes, Adornos Dialektik der Aufklärung sowie einige Aufsätze, die zu aktuellen feministischen Lesarten von Kants praktischer Philosophie gehören, lesen, um ein tieferes Verständnis Kants und seiner Tragweit zu gewinnen. Die exakte Bibliografie sowie die Bedingungen für Teilnahmescheine und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung geklärt. Das Seminar findet auf Deutsch statt, Englisch-Kenntnisse sind trotzdem vorauszusetzen. Vorkenntnisse zu Kants Philosophie sind willkommen, aber keine Voraussetzung.

    • 16038 Seminar
      David Lewis: Philosophical Papers II (Lisa Vogt)
      Zeit: Mo 14:00-16:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      David Lewis (1941–2001) was one of the most important philosophers of the second half of the 20th Century. A paradigm of an analytic philosopher, his contributions span nearly every part of philosophy, from philosophy of language and mind to logic, epistemology and ethics. But it was in metaphysics, above all, that Lewis was widely regarded as the most important systematic thinker since Leibniz. His Philosophical Papers II is a collection of thirteen essays in this area. In the essays, Lewis develops his theory of causation and various related topics: possible worlds, counterfactual conditionals (“what if”-claims), subjective and objective probability, explanation, rational decisions, the freedom of the will, and time travel, to name but a few. Lewis’ overall agenda throughout is to show how various features of the world—mind, language, laws of nature, and chance, for instance—reduce to the spatiotemporal arrangement of local qualities. In the seminar, we will read the two core chapters “causation” and “counterfactual dependence and time’s arrow”, as well as further essays to be jointly chosen during the course of the term, accompanied by secondary literature. The seminar will be held in English, but term papers may be written in either English or German and oral exams may be done in either English or German.

    • 16040 Seminar
      Was ist Ästhetik? (Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Entstehung der Ästhetik als moderne und westliche philosophische Disziplin bringt ein gewisses Ferment, wenn nicht gar Unruhe im Gebäude der philosophischen Reflexion. Ihr Gegenstand ist nich ganz eindeutig und auch umstritten, wie man an ihren ersten Formulierungen sehen kann: Alexander Gottlieb Baumgarten versteht sie als die Theorie einer besonderen sinnlichen Erkenntnisform, Immanuel Kant als die einer besonderen Erfahrungsweise; G.W.F. Hegel wiederum versteht unter Ästhetik eine Philosophie der Kunst und ihrer Geschichtlichkeit. Was sich hier abzeichnet, ist eine Disziplin, die die Kategorien des Subjekts und des Objekts sowie die Unterscheidung von Denken und Sinnlichkeit unterläuft und die ihre Probleme, Fragen und Kategorien zusammen mit konkreten Phänomenen und gesellschaftlichen Entwicklungen denkt und transformiert. Das Seminar gibt sowohl durch Rekurs auf ‚klassische‘ Texte als auch durch neuere Ansätze und Problemstellungen eine erste Einführung in Grundfragen und Positionen der Ästhetik.

    • 16041 Seminar
      Deleuze/Guattari: Was ist Philosophie? (Jan Slaby)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In ihrem gemeinsamen Spätwerk skizzieren Gilles Deleuze und Felix Guattari ihre Auffassung von Philosophie als der Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen. Im Zentrum des Seminars steht somit das anspruchsvolle Verständnis von Begriffen sowie von Philosophie als begriffschöpfender Praxis, das Deleuze und Guattari entwickeln. Wir Teile des Buchs einem close reading unterziehen. In einführender Absicht werden zentrale Aspekte von Deleuzes’ Philosophie sowie Eckpunkte seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Guattari behandelt. In den letzten Sitzungen werden wir zudem kritische sowie weiterführende Perspektiven zur Philosophie von Deleuze und Guattari behandeln. Der Kurs wird Übungselemente wie seminarbegleitendes Essaywriting umfassen.

      Literaturhinweise

      Deleuze, G., + Guattari, F. (2000 [1991]). Was ist Philosophie?, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    • 16043 Seminar
      Achievement (Nathaniel Jacob Baron-Schmitt)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      What sort of life should we want for ourselves? Some philosophers have thought that we should want a life full of pleasure, or full of virtue. We will focus on the idea that achievement is an essential part of a good life. We should want to lead a life where we set difficult goals and achieve them. But what exactly is achievement? Does it have to be the reliable product of one’s own abilities? Or can achievement be the result of luck? And once we know what achievements are, we can ask: are achievements really valuable in themselves? Answering these questions turns out to be very philosophically fruitful, not only for ethics but also for epistemology. A central question in epistemology is: why is it valuable to have knowledge? One answer, which we will explore, is that knowledge is a kind of achievement, and achievement is valuable.

    • 16044 Seminar
      Erasmus und die pädagogische Umdeutung des Epikureismus: Der Dialog Epicureus (1533) (Marta Quatrale)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Ziel dieses Seminars ist es, den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Erasmus’ Lage zu versetzen und den humanistischen Ruf zu den Quellen in seiner praktischen Bedeutung zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit einer wichtigen, dennoch auch vielschichtigen und nicht immer leicht zu begreifenden Figur, wie Erasmus von Rotterdam war, kann angenehmer werden, indem man versucht, Teil seiner Mühe wieder lebendig zu machen. Was rezipierte Erasmus von den Spätantiken? Was änderte sich im veränderten Zusammenhang der Rezeption im Vergleich zu den ursprünglichen Instanzen? Ist Erasmus’ Spätantike dieselbe Spätantike, die wir in den ursprünglichen Texten finden, oder hat sich ihre Vorstellung durch die Anforderung eines christlichen Humanismus geändert? Eine gründliche Analyse von Erasmus’ Dialog Epicureus (1533) kann helfen, seine pädagogische Umdeutung des Epikureismus zu beleuchten: Darin stellt die Auseinandersetzung zwischen den Figuren von Hedonius und Spudaeus die zentrale moralische Frage nach der Definition des höchsten Gutes nach unterschiedlichen spätantiken Philosophenschulen dar. Diese Fiktion ist ein perfektes Beispiel vom humanistischen paradoxen Begriff serio ludere („ernsthaft spielen“): Dem Autor gelingt es, durch die Wiederaufnahme von zeitlich entfernten Quellen einen gewissen fiktiven Abstand von den erbitterten Auseinandersetzungen mit den Zeitgenossen zu gewinnen. Somit kann er ernsthafte und dringende Themen nur scheinbar leichtsinnig behandeln – in einer Weise, die den Lesern nicht nur inhaltlich relevante Informationen mitteilt, sondern zudem ein Beispiel vom guten rhetorischen Stil an sich darstellt. Nach Ermessen der einzelnen TeilnehmerInnen kann der Fokus beliebig auf die spätantiken Quellen, auf Erasmus oder auf die Rezeption als Prozess gesetzt werden – Ziel des Seminars ist es lediglich, die Mittel bereitzustellen, um den Sinn des humanistischen paradoxen Begriffes serio ludere zu verstehen.

    • 16051 Seminar
      Ethik der Künstlichen Intelligenz (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man den Einsatz von Maschinen für Dinge, die bisher menschliche Intelligenz erfordert haben. In relativ kurzer Zeit hat die KI die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander interagieren, bereits erheblich beeinflusst. Vermutlich wird dies auch weiterhin der Fall sein. Die ethischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen durch den Einsatz von KI erfordert eine gründliche philosophische und ethische Analyse. Dieses Seminar beschäftigt sich zunächst mit den historischen und philosophischen Hintergründen der heutigen KI. Darauf aufbauend werden wir uns mit ausgewählten Themen der Ethik der KI befassen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragen: Können KI-Systeme Bewusstsein haben? Welcher moralische Status kommt ihnen zu? Wie können sie moralisch ”gestaltet” werden?

    • 16054 Seminar
      Selbsttäuschung und Willensschwäche (Jörg Volbers)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Seit der Antike ist es eine weit verbreitete philosophische Ansicht, dass wir uns als Person praktisch selbst bestimmen können. Demnach verfügen Menschen prinzipiell über die Fähigkeit, das eigene Handeln und womöglich die eigene Lebensführung an den rationalen Maßstab von Gründen ausrichten zu können. Mindestens ebenso alt ist jedoch auch die Einsicht, dass rationale Selbstbestimmung immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, etwa in Form von Willensschwäche (akrasia) oder durch Selbsttäuschung. So handeln Menschen wider besseren Wissens oder sind trotz vieler guter Gründe nicht bereit, von einem fest etablierten Selbstbild abzuweichen. In der Moderne schließlich überträgt sich das Motiv der Selbsttäuschung und der untergründigen Irrationalität scheinbar rationalen Handelns auch auf die Philosophie, etwa in Kants Diagnose einer sich unerkannt selbst in die Irre führenden Vernunft oder in Nietzsches Verdacht unbewusster Motive hinter scheinbar rationaler Argumentationen. In dem Seminar gehen wir dieser irrationalen Dimension des Selbstbezugs nach, um auf diese Weise die Idee der Selbstbestimmung von ihrem Scheitern aus zu reflektieren anstatt von ihrem unterstellten Gelingen. Dazu lesen wir Texte u.a. von Davidson, Lear, Sartre und Seel. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Da die Lektüre aus jeweils ganz unterschiedlichen Traditionen kommt, ist jedoch die Bereitschaft erforderlich, sich auf wechselnde argumentative Hintergründe (wie z.B. die Psychoanalyse) und Voraussetzungen einzulassen.

    • 16055 Seminar
      Spielarten der Unaufrichtigkeit (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Unaufrichtigkeit kann sich im Umgang mit anderen als auch mit sich selbst manifestieren. Zu den Spielarten von Unaufrichtigkeit in diesem weiten Sinn können unter anderem gezählt werden: die Lüge (wobei verschiedenen Interpretationen dessen zu unterscheiden sind, was es heißt, zu lügen); subtilere Formen der Täuschung (z.B. mit Hilfe von sogenannten Gesprächsimplikaturen); Bullshit nach Harry Frankfurt im Sinne einer Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit; Heuchelei; unauthentischer Konformismus; Selbsttäuschung. Wie Unaufrichtigkeit genau zu beschreiben und bewerten ist, wird seit jeher vielstimmig debattiert. In diesem Seminar soll der Versuch unternommen werden, diese Vielstimmigkeit anhand der vergleichenden Lektüre und Diskussion von Auszügen aus Klassikertexten u.a. von Kong Fuzi (Konfuzius), Mengzi (Mencius), Laozi (Lao-Tse), Augustinus, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Frankfurt und Williams nachzuvollziehen. Es sollen verschiedene sich teilweise ergänzende und teilweise konkurrierende Beschreibungen und Bewertungen von Unaufrichtigkeit und diesen jeweils zugeordnete Argumente rekonstruiert und debattiert werden. Neben den Formen und Konstellationen von Unaufrichtigkeit werden auch ihre verschiedenen sozialen Kontexte – u.a. Zivilgesellschaft, Politik und Marktwirtschaft – in den Blick genommen. Literaturhinweis: Ein größerer Teil der Kursliteratur stammt aus folgendem Buch: Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Die Lüge. Texte von der Antike bis in die Gegenwart (Stuttgart: Reclam 2017; 14,80 Euro), das sich alle nach der Entscheidung für diesen Kurs bis spätestens zur 2. Sitzung anschaffen müssen. Auszüge aus anderen zu behandelnden Texten werden zu Semesterbeginn auf Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16057 Seminar
      Heuchelei (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Heucheleivorwu¨rfe sind im privaten und öffentlichen Umgang weit verbreitet. Weniger klar ist jedoch, welchen Stellenwert das angekreidete Phänomen genau besitzt und was an ihm eigentlich problematisch ist und warum. Diejenigen, die Kritik an Heuchelei äußern, stören sich offenbar an einer fehlenden Konsistenz von Akteuren, aber nicht zwangsläufig an mit dieser zusammenhängenden Normverletzungen. Die philosophische Auseinandersetzung mit Heuchelei ist ein lohnendes Unterfangen, da dieses Phänomen sehr facettenreich ist und in verschiedenen sozialen Kontexten (in Politik, Markt und Zivilgesellschaft) auftritt. Sowohl die begriffliche Eingrenzung von Heuchelei als auch deren systematische Bewertung erweist sich bei genauer Betrachtung als schwierig. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass es keine Definition von Heuchelei gibt, die allgemein anerkannt ist. Der vergleichsweise häufig zitierten Definition aus dem Oxford English Dictionary zufolge liegt Heuchelei dann vor, wenn Akteure in ihrem Handeln „unter Verschleierung des wahren Charakters oder der tatsächlichen Neigung eine falsche Erscheinung von Tugend oder Gu¨te annehmen [...]“ (im engl. Original: „[…] assuming a false appearance of virtue or goodness, with dissimulation of real character or inclination […]”). Schon diese erste Begriffsbestimmung wirft eine Reihe von Fragen auf. Handelt es sich bei Heuchelei nur um bewusste oder auch um unbewusste Verstellung? In welchen Modi der deskriptiven oder präskriptiven Rede (wie u.a. in moralischen Vorwürfen) kann sich Heuchelei bzw. „Doppelmoral“ äußern? Ist Heuchelei immer moralisch problematisch, oder gibt es auch harmlose Formen – etwa analog zu den sogenannten „weißen Lügen“? In diesem Seminar geht es in der Auseinandersetzung mit neueren Texten darum, wie Heuchelei genau charakterisiert werden kann, welche unterschiedlichen Formen sie annehmen kann und welche Ansätze für deren Bewertung es gibt. wichtiger Hinweis: Alle in diesem Kurs zu behandelnden Primärtexte sind in englischer Sprache verfasst, zu denen mit Ausnahme des Essays von Shklar keine deutschen Übersetzungen vorliegen. Die Bereitschaft und Befähigung zur Lektüre englischsprachiger philosophischer Texte ist daher Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. Lektüre zur Einführung: Judith N. Shklar, “Let us not be hypocritical”, in: dies.: Ordinary Vices. Cambridge/MA: Belknap Press 1984, S. 45-86. Dt. Übersetzung: “Seien wir keine Heuchler” (2014), in: dies.: Ganz normale Laster. Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 57-102.

    • 16060 Seminar
      Privateigentum: Zeitgenössische Perspektiven (Jenny Stupka)
      Zeit: Di 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Angesichts wachsender nationaler und globaler Ungleichheit und Klimakrise rücken die Eigentumsverhältnisse erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Weite Teile der Öffentlichkeit sprechen sich für das Aussetzen von Patenten oder die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne aus. Dennoch: Privates Eigentum bleibt nach verbreitetem liberalem Verständnis sowohl das notwendige Mittel, um die je eigene Freiheit realisieren zu können, als auch verdientes Resultat unserer jeweiligen individuellen Anstrengungen. Seit je werden andererseits die Ungleichheit der tatsächlichen Verteilung, aber auch das private Eigentum als prinzipieller Anspruch und soziale Praxis in Frage gestellt. Dieses Seminar soll mit sozialphilosophischem Frageschwerpunkt einen Überblick insbesondere über neuere Kritiken des Privateigentums verschaffen. Was ist Privateigentum und wie unterscheidet es sich von anderen Formen des Eigentums? Welche Verhältnisse zu uns selbst, zu anderen, zur Politik und zur Sache stiftet das private Eigentum und welche setzt es voraus? Auf welche Weise lassen sich diese Verhältnisse kritisieren und wohin führt diese Kritik? Als Grundlage und wichtige Bezugspunkte erarbeiten wir zunächst die zentralen Argumente Lockes und Hegels für die Notwendigkeit und Legitimität von privatem Eigentum sowie die Grundzüge der Marxschen Eigentumskritik. Für die gegenwärtige deutschsprachige kritische Eigentumstheorie ist der Bezug auf privates Eigentum als absolutes Verfügungsrecht bestimmend, was zu Kritiken des Eigentums als Hindernis eines angemessenen Gebrauchs (Daniel Loick) und als verinnerlichter Herrschaftshaltung zur Welt (Eva von Redecker) ausgearbeitet wird. Produktiv ergänzt werden diese Positionen durch die englischsprachigen Debatten, in denen gegenwärtig die Verstrickungen der modernen Propertisierung mit (Siedlungs-)Kolonialismen freigelegt werden (Robert Nichols, Brenna Bhandar).

    • 16061 Seminar
      Der junge Karl Marx (Federica Gregoratto)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      Das Seminar beschäftigt sich mit den wichtigsten philosophischen Frühschriften von Karl Marx, die noch wertvolle, obzwar umstrittene begriffliche Werkzeuge für die gegenwärtige Sozialphilosophie anbieten. Das Ziel des Kurses ist zweierlei. Erstens werden wir die Hauptthesen und -konzepte analysieren, die Marx in dieser Zeit entwickelt hat („Arbeit“, „Geld“, „Entfremdung“, „Macht“, „Freiheit“), seine Konzeption der Philosophie und des Verhältnisses zwischen Theorie und Praxis rekonstruieren sowie seine Auffassung von der menschlichen Natur und dem Zusammengang zwischen Mensch und Natur artikulieren. Zweitens werden wir untersuchen, wie solche philosophische Überlegungen, die Marx in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Engels entwickelt hat, ins Manifest der kommunistischen Partei zusammengeflossen sind. Wir werden also die philosophischen Ansprüche des einflussreichsten politischen Manifests aller Zeiten erläutern, indem wir uns die begrifflichen, politischen und formellen Neuigkeiten dieses Texts im Lichte der philosophischen Entwicklung von Karl Marx anschauen.

    • 16065 Seminar
      Konfuzianische Gegenwartsphilosophie (Fabian Heubel)
      Zeit: Fr 10:00-12:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im heutigen China erlebt konfuzianisches Denken eine weitreichende Renaissance. In diesem Seminar werden ausgewählte Texte aus dem Umfeld neueren konfuzianischen Denkens gelesen (Kang Youwei, Xiong Shili, Mou Zongsan, Xu Fuguan, Tang Junyi, Zhang Junmai, Du Weiming (Tu Weiming), Li Minghui (Lee Ming-huei), Jiang Qing, Zhao Tingyang, Ke Xiaogang u.a.). Ziel ist es, Einblicke in die Entwicklung des konfuzianischen Diskurses der Modernen zu vermitteln. Damit sollen zugleich philosophische Perspektiven für die kritische Auseinandersetzung mit der chinesischen Modernisierung eröffnet werden. Diese wird in Europa zunehmend als Herausforderung wahrgenommen, kann aber letztlich ohne die Einbeziehung des Verhältnisses von Tradition und Moderne in China nicht verstanden werden.

    • 16067 Seminar
      Philosophie der Arbeit (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was tun wir, wenn wir arbeiten? Wie werden unterschiedliche Formen von Arbeit unterschieden? Wieso werden manche Arbeiten höher als andere bewertet, und zwar sowohl was Vergütung als auch was soziale Anerkennung betrifft? Wie muss Arbeit gestaltet sein, damit sie erfüllend ist? Wann sind Arbeitsverhältnisse ausbeutend oder ungerecht? In welchem Verhältnis stehen Demokratie und Arbeitswelt? Welchen Beitrag kann die Philosophie zum Verständnis, zur Kritik oder zur Lösung heutiger Herausforderungen im Kontext der Arbeit beitragen („Pflegenotstand“, „Vereinbarkeitslüge“, Digitalisierung, Homeoffice usw.)? Anhand dieser Leitfragen bietet das Seminar eine Einführung in die Philosophie der Arbeit. Wir lesen sowohl zeitgenössische als auch historische philosophische Texte sowie vereinzelt Aufsätze aus angrenzenden Disziplinen. Bei den philosophiehistorischen Texten beschränken wir uns auf solche der westlichen Tradition ab John Locke, d.h. dem späten 17. Jahrhundert. Die überwiegende Zahl der Texte lesen wir auf Deutsch; eine kleinere Anzahl auf Englisch.

    • 16321 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was sind Träume und wie entstehen sie? Warum träumen wir? Und woher wissen wir eigentlich, ob wir gerade wachen oder träumen? Diese Fragen begleiten die Philosophie schon seit ihren Anfängen. »Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an«: Noch lange bevor Nelly Sachs von der illuminierenden Funktion des Träumens schrieb, gab es sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre immer wieder ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Was verstand man im Laufe der Zeit jeweils unter Träumen, und welche Rolle kam ihnen in der Philosophie zu? Wie lassen sich Träume verstehen bzw. interpretieren? Neben der Frage nach dem ontologischen und epistemologischen Stellenwert soll der Traum auch mit Blick auf seine moralische und ästhetische Funktion untersucht werden. Hierfür werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Traumtheorien beschäftigen, die von der chinesischen und griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis hin zur (frühen) Neuzeit und (Post-)Moderne reichen. Ausgehend von diesen philosophischen Konzepten werden wir außerdem in Abstimmung mit den Präferenzen im Kurs literarische sowie ästhetische Perspektiven (aus bildender Kunst, Musik, Film, Videospiel) in unsere Diskussionen miteinbeziehen – von Calderón und Borges über den Surrealismus bis hin zu Filmen à la Lynch, Nolan oder Gondry sind die Möglichkeiten dabei beinahe so grenzenlos wie im Traum selbst. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher, bisweilen auch in englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. Neben Deutsch und Englisch sind weitere lektürerelevante Sprachkenntnisse (Altgriechisch, Latein, Französisch, Arabisch) zwar von Vorteil, jedoch keine Bedingung zur Teilnahme. Zum Einstieg in die Thematik wird die Lektüre des Online-Artikels über »Dreams and Dreaming« der Stanford Encyclopedia of Philosophy empfohlen.

    • 16324 Lektürekurs
      Philosophie des Sterbens, Ärztliche Moral und medizinethische Konzepte in Antike und Früher Neuzeit (Benjamin Wallura)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Tod geht uns alle an. Dass er irgendwann in unser Leben tritt, ist gewiss. Die Auseinandersetzung mit Leben und Tod, ist für Medizin und Philosophie daher fundamental. Vor allem haben Medizin, Philosophie, aber auch die Religion versucht, die letzten Stunden und Minuten angenehmer zu gestalten und sich gefragt: Was kommt nach ihm? Gibt es eine Seele und wenn ja, lebt sie in einer jenseitigen Welt weiter oder kehrt sie gar irgendwann ins Diesseits zurück? Diese und viele Überlegungen mehr haben essenzielle ethisch-moralische Fragen nach sich gezogen: Ist der Tod ein Übel? Was ist ein guter Tod? Ist Sterbehilfe oder Suizid erlaubt und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Welches Leben ist lebenswert? Wann können, ja wann müssen Behandelnde die Behandlung von Kranken abbrechen? Welche medizinischen, religiösen sowie ethisch-moralischen Qualitäten benötigen überhaupt diejenigen, die Kranke behandeln und versorgen? Welche ethisch-moralischen Qualitäten benötigen die Sterbenden? Wie lange sollte bei hochgradig ansteckenden Krankheiten Quarantäne eingehalten werden, um andere zu schützen? uvm. All diese Fragen interessieren uns nicht erst seit der Moderne oder etwa seit der Palliativmedizin des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte der Ethik in der Medizin, ja gar die Medizinethik und Palliativmedizin als solche, ist wesentlich älter und besitzt überlieferte Anfänge bereits in der Antike. Im Seminar wollen wir ausgewählten, aber beispielhaften Etappen dieser Geschichte nachspüren und uns in Original und Übersetzung mit Texten auseinandersetzen, in denen fundamentale medizin-ethische Konzepte der Geistesgeschichte zum Tragen kommen. Die vorwiegend lateinischsprachigen Texte, die wir alle entweder selbst übersetzen oder in Übersetzung lesen werden, berühren allesamt den Fragenkomplex: Wie kann der Mensch in moralisch-ethischer Hinsicht mit dem Tod umgehen? Was kann er in praktisch-philosophischer Hinsicht ihm entgegensetzen? Ziel des Seminars soll es sein, aus einer diachronen Perspektive heraus die Gewordenheit menschlicher Wertesysteme zu erkennen und sich mit Grundlagen menschlicher Ethik anhand der medizinischen Gewissheit des Sterbens auseinanderzusetzen. Unser Textspektrum wird dabei von der Antike bis in die Frühe Neuzeit reichen, vom 5. Jhrd. v. Chr. bis hinein ins 18. Jhrd.: Platon, Aristoteles, Hippokrates, Cicero, Galen, Avicenna, Johannes Gerson, Petrarca, Erasmus, Montaigne und viele andere, bislang wenig beachtete Autor*innen und Akteur*innen, werden die Grundlage unseres ausgewählten Kanons bilden. Lateinkenntnisse sind von Vorteil, aber keineswegs Voraussetzung, um an dem Kurs teilzunehmen.

    • 16325 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 03.05.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)
  • Freie Vertiefung im Philosophieren

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    • 16020 Seminar
      Kant: Kritik der Urteilskraft (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit zentralen systematischen Fragen in Kants Kritik der Urteilskraft auseinandersetzen, d.h. Begriffsentwicklungen und konzeptuelle Grundlegungen eng am Text untersuchen und diskutieren. Dies betrifft zunächst die Frage nach dem systematischen ‚Ort‘ der KdU im Kontext von Kants Kritischer Philosophie im Verhältnis zur theoretischen bzw. praktischen Philosophie und wird uns zu umfassenden Analysen zur Bestimmung wie zum Status der Urteilskraft führen. Wie lässt sich Urteilskraft in ihrer Brückenfunktion zwischen Natur und Freiheit, zwischen sinnlicher und moralischer Sphäre bestimmen? Wir werden uns sowohl mit der Grundlegung der ‚ästhetischen Urteilskraft‘ (Theorie des Schönen, Erhabenen, Geschmacksbegriff, sensus communis etc.) auseinandersetzen, um Kants Konzept einer reflektierenden Urteilskraft zu rekonstruieren, die vom Besonderen auf das Allgemeine führt, wie die ‚teleologische Urteilskraft‘ im Blick auf die Natur und Begriffe wie Zweck, Zweckmäßigkeit, Idee eines Systems der Zwecke etc. verfolgen. Im Zentrum des Seminars wird Kants Konzept von Urteilskraft stehen, das wir auch mit aktuellen Diskussionen in Dialog setzen werden.

    • 16023 Seminar
      Metaphysik der Person (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Im Zentrum dieses Seminars werden zwei zusammenhängende Fragen stehen: 1. Die Frage nach dem Wesen (menschlicher) Personen: Was ist eine (menschliche) Person? Sind menschliche Personen beispielsweise schlicht biologische Organismen? Oder handelt es sich bei menschlichen Personen um essentiell psychologische Wesen, die zu biologischen Organismen zwar in einem engen Verhältnis stehen, aber nicht mit ihnen identisch sind? 2. Die Frage nach den Persistenzbedingungen von Personen: Unter welchen Bedingungen (und in welchem Sinne) ist etwas, das zu einer Zeit existiert (beispielsweise ein Fötus, ein Kleinkind, oder ein:e Koma-Patient:in), identisch mit einer Person, die zu einer anderen Zeit existiert (beispielsweise mit Ihnen jetzt)? Der Schwerpunkt in diesem Seminar wird auf der systematischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen liegen, weniger auf einem philosophiehistorischen Überblick. Die Literaturauswahl umfasst zeitgenössische Texte der (im weitesten Sinne) „analytischen“ Philosophie. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

    • 16035 Seminar
      Ideentheorien in der Frühen Neuzeit (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Der Begriff der Idee ist einer der zentralen Begriffe der frühneuzeitlichen Philosophie, er wird in der Frühen Neuzeit aber in einem viel weiteren Sinn verwendet, als wir es heute tun. Für frühneuzeitliche Autoren handelt es sich nicht nur bei unserem Denken, sondern auch bei unserem Wahrnehmen und Empfinden um das Haben von Ideen. Darüber hinaus unterscheiden sich die einzelnen Philosophen aber darin, was genau sie unter Ideen verstehen. Viele gehen davon aus, dass Ideen Objekte geistiger Akte sind, manche verstehen Ideen aber auch als geistige Akte oder als Fähigkeiten, geistige Akte zu bilden. Des Weiteren unterscheiden sich frühneuzeitliche Philosophen bezüglich der Frage, ob unsere Ideen angeboren sind, oder ob wir sie durch Erfahrung erwerben. Wir werden in unserem Seminar die Ideen-Konzeptionen von Descartes, Locke, Berkeley, Hume und Leibniz untersuchen und miteinander vergleichen, und uns außerdem mit Thomas Reid, dem frühneuzeitlichen Kritiker der Annahme von Ideen, beschäftigen. Auf diese Weise handelt es sich bei dem Seminar zugleich um eine Einführung in die wichtigsten Autoren der Frühen Neuzeit. Neben der Rekonstruktion der verschiedenen Ideen-Theorien wird es auch um die Frage gehen, wie diese aus heutiger Sicht zu bewerten sind. Der frühneuzeitlichen Ideen-Theorie wird häufig der Vorwurf gemacht, dass sie, insofern sie Ideen als Objekte des Geistes konzipiert, einen Schleier zwischen erkennende Subjekte und die Welt legt und so Erkenntnis der Welt unmöglich macht. Andere Autoren sehen die Ideen-Theorien als Vorläufer einer heutzutage häufig vetretenen repräsentationalistischen Theorie des Geistes. Im Seminar werden wir untersuchen, wie diese verschiedenen Einschätzungen der Ideen-Theorie zu bewerten sind.

    • 16036 Seminar
      Kants Prolegomena (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant, der 1781 die Kritik der reinen Vernunft veröffentlichte, war mit der Reaktion auf ihr Erscheinen sehr unzufrieden, weil er fand, dass sein Werk zu wenig Beachtung fand, und von den wenigen, die es zur Kenntnis nahmen, falsch verstanden wurde. Aus diesem Grund verfasste er ein neues Werk, die Prolegomena zu jeder künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, das 1783 veröffentlicht wurde. Die Prolegomena sind deutlich kürzer als die Kritik der reinen Vernunft, behandeln aber die gleichen Fragen und Themen, und Kant zumindest war der Meinung, dass sie auch verständlicher geschrieben sind. In unserem Seminar werden wir versuchen, uns zentrale Fragen von Kants theoretischer Philosophie anhand einer intensiven Lektüre der Prolegomena verständlich zu machen und zu beantworten. Die Fragen, um die es gehen wird, sind: Was genau besagt Kants Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen und zwischen Urteilen a priori und solchen a posteriori? Was versteht Kant unter Anschauungen und was unter Begriffen? Was heißt es, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit Anschauungen a priori sind? Weshalb schließt Kant davon, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit solche Anschauungen sind, darauf dass Dinge in Raum und Zeit nur „Erscheinungen“ und nicht „Dinge an sich“ sind? Was besagt diese Behauptung überhaupt? Will Kant damit sagen, dass jeder von uns nur seine eigenen Vorstellungen, nicht aber die Außenwelt erkennen kann? Weshalb kann es Zweifel daran geben, dass wir Begriffe wie den der Substanz oder der Kausalität zu Recht auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, und was ist Kants Strategie bei der Behebung dieser Zweifel?

    • 16039 Seminar
      Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Francesca Raimondi)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz ist ein grundlegender Text der philosophischen Ästhetik. Benjamin antwortet in diesem Text auf eine durch die modernen Reproduktionstechniken bewirkte Veränderung des Verständnisses und der Erfahrung von Kunstwerken. Der Aufsatz ist gleichsam in einer Schwellensituation geschrieben, in der Benjamin die Möglichkeit einer emanzipatorischen, aber auch einer faschistischen Kunst aufscheinen sieht. Er ist eine Reflexion darüber, was Kunst und ihre Erfahrung waren und sein könnten, wie sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft wandelt und wie sie zu Kapitalismus, Faschismus und Emanzipation steht. Im Seminar werden wir Benjamins Text einem close reading unterziehen und seine Begriffe und Thesen auch unter Heranziehung von künstlerischem Material kritisch zu erschließen versuchen. In den letzten Sitzungen werden wir uns mit Rezeptionsbeispiele und Aktualisierungsversuche dieses Textes auseinandersetzen, so dass das Seminar eine umfassende Einführung in den Kunstwerk-Aufsatz und einen ersten Einstieg in das kunstphilosophische Denken Walter Benjamins bietet. Zur Anschaffung: Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin: Suhrkamp 2010 (oder jede Ausgabe, die die dritte Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes enthält).

    • 16043 Seminar
      Achievement (Nathaniel Jacob Baron-Schmitt)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      What sort of life should we want for ourselves? Some philosophers have thought that we should want a life full of pleasure, or full of virtue. We will focus on the idea that achievement is an essential part of a good life. We should want to lead a life where we set difficult goals and achieve them. But what exactly is achievement? Does it have to be the reliable product of one’s own abilities? Or can achievement be the result of luck? And once we know what achievements are, we can ask: are achievements really valuable in themselves? Answering these questions turns out to be very philosophically fruitful, not only for ethics but also for epistemology. A central question in epistemology is: why is it valuable to have knowledge? One answer, which we will explore, is that knowledge is a kind of achievement, and achievement is valuable.

    • 16044 Seminar
      Erasmus und die pädagogische Umdeutung des Epikureismus: Der Dialog Epicureus (1533) (Marta Quatrale)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Ziel dieses Seminars ist es, den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Erasmus’ Lage zu versetzen und den humanistischen Ruf zu den Quellen in seiner praktischen Bedeutung zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit einer wichtigen, dennoch auch vielschichtigen und nicht immer leicht zu begreifenden Figur, wie Erasmus von Rotterdam war, kann angenehmer werden, indem man versucht, Teil seiner Mühe wieder lebendig zu machen. Was rezipierte Erasmus von den Spätantiken? Was änderte sich im veränderten Zusammenhang der Rezeption im Vergleich zu den ursprünglichen Instanzen? Ist Erasmus’ Spätantike dieselbe Spätantike, die wir in den ursprünglichen Texten finden, oder hat sich ihre Vorstellung durch die Anforderung eines christlichen Humanismus geändert? Eine gründliche Analyse von Erasmus’ Dialog Epicureus (1533) kann helfen, seine pädagogische Umdeutung des Epikureismus zu beleuchten: Darin stellt die Auseinandersetzung zwischen den Figuren von Hedonius und Spudaeus die zentrale moralische Frage nach der Definition des höchsten Gutes nach unterschiedlichen spätantiken Philosophenschulen dar. Diese Fiktion ist ein perfektes Beispiel vom humanistischen paradoxen Begriff serio ludere („ernsthaft spielen“): Dem Autor gelingt es, durch die Wiederaufnahme von zeitlich entfernten Quellen einen gewissen fiktiven Abstand von den erbitterten Auseinandersetzungen mit den Zeitgenossen zu gewinnen. Somit kann er ernsthafte und dringende Themen nur scheinbar leichtsinnig behandeln – in einer Weise, die den Lesern nicht nur inhaltlich relevante Informationen mitteilt, sondern zudem ein Beispiel vom guten rhetorischen Stil an sich darstellt. Nach Ermessen der einzelnen TeilnehmerInnen kann der Fokus beliebig auf die spätantiken Quellen, auf Erasmus oder auf die Rezeption als Prozess gesetzt werden – Ziel des Seminars ist es lediglich, die Mittel bereitzustellen, um den Sinn des humanistischen paradoxen Begriffes serio ludere zu verstehen.

    • 16051 Seminar
      Ethik der Künstlichen Intelligenz (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man den Einsatz von Maschinen für Dinge, die bisher menschliche Intelligenz erfordert haben. In relativ kurzer Zeit hat die KI die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander interagieren, bereits erheblich beeinflusst. Vermutlich wird dies auch weiterhin der Fall sein. Die ethischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen durch den Einsatz von KI erfordert eine gründliche philosophische und ethische Analyse. Dieses Seminar beschäftigt sich zunächst mit den historischen und philosophischen Hintergründen der heutigen KI. Darauf aufbauend werden wir uns mit ausgewählten Themen der Ethik der KI befassen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragen: Können KI-Systeme Bewusstsein haben? Welcher moralische Status kommt ihnen zu? Wie können sie moralisch ”gestaltet” werden?

    • 16052 Seminar
      Humes Traktat über die menschliche Natur (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Philosoph ist David Hume insbesondere für seine Beiträge zur Erkenntnistheorie und zur Ethik bekannt. Dieses Seminar widmet sich der Lektüre eines seiner Hauptwerke, nämlich des Traktats über die menschliche Natur von 1739. Der Fokus liegt dabei auf den Teilen des Traktats, die sich mit Fragen der Ethik beschäftigen.

    • 16055 Seminar
      Spielarten der Unaufrichtigkeit (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Unaufrichtigkeit kann sich im Umgang mit anderen als auch mit sich selbst manifestieren. Zu den Spielarten von Unaufrichtigkeit in diesem weiten Sinn können unter anderem gezählt werden: die Lüge (wobei verschiedenen Interpretationen dessen zu unterscheiden sind, was es heißt, zu lügen); subtilere Formen der Täuschung (z.B. mit Hilfe von sogenannten Gesprächsimplikaturen); Bullshit nach Harry Frankfurt im Sinne einer Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit; Heuchelei; unauthentischer Konformismus; Selbsttäuschung. Wie Unaufrichtigkeit genau zu beschreiben und bewerten ist, wird seit jeher vielstimmig debattiert. In diesem Seminar soll der Versuch unternommen werden, diese Vielstimmigkeit anhand der vergleichenden Lektüre und Diskussion von Auszügen aus Klassikertexten u.a. von Kong Fuzi (Konfuzius), Mengzi (Mencius), Laozi (Lao-Tse), Augustinus, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Frankfurt und Williams nachzuvollziehen. Es sollen verschiedene sich teilweise ergänzende und teilweise konkurrierende Beschreibungen und Bewertungen von Unaufrichtigkeit und diesen jeweils zugeordnete Argumente rekonstruiert und debattiert werden. Neben den Formen und Konstellationen von Unaufrichtigkeit werden auch ihre verschiedenen sozialen Kontexte – u.a. Zivilgesellschaft, Politik und Marktwirtschaft – in den Blick genommen. Literaturhinweis: Ein größerer Teil der Kursliteratur stammt aus folgendem Buch: Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Die Lüge. Texte von der Antike bis in die Gegenwart (Stuttgart: Reclam 2017; 14,80 Euro), das sich alle nach der Entscheidung für diesen Kurs bis spätestens zur 2. Sitzung anschaffen müssen. Auszüge aus anderen zu behandelnden Texten werden zu Semesterbeginn auf Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16057 Seminar
      Heuchelei (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Heucheleivorwu¨rfe sind im privaten und öffentlichen Umgang weit verbreitet. Weniger klar ist jedoch, welchen Stellenwert das angekreidete Phänomen genau besitzt und was an ihm eigentlich problematisch ist und warum. Diejenigen, die Kritik an Heuchelei äußern, stören sich offenbar an einer fehlenden Konsistenz von Akteuren, aber nicht zwangsläufig an mit dieser zusammenhängenden Normverletzungen. Die philosophische Auseinandersetzung mit Heuchelei ist ein lohnendes Unterfangen, da dieses Phänomen sehr facettenreich ist und in verschiedenen sozialen Kontexten (in Politik, Markt und Zivilgesellschaft) auftritt. Sowohl die begriffliche Eingrenzung von Heuchelei als auch deren systematische Bewertung erweist sich bei genauer Betrachtung als schwierig. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass es keine Definition von Heuchelei gibt, die allgemein anerkannt ist. Der vergleichsweise häufig zitierten Definition aus dem Oxford English Dictionary zufolge liegt Heuchelei dann vor, wenn Akteure in ihrem Handeln „unter Verschleierung des wahren Charakters oder der tatsächlichen Neigung eine falsche Erscheinung von Tugend oder Gu¨te annehmen [...]“ (im engl. Original: „[…] assuming a false appearance of virtue or goodness, with dissimulation of real character or inclination […]”). Schon diese erste Begriffsbestimmung wirft eine Reihe von Fragen auf. Handelt es sich bei Heuchelei nur um bewusste oder auch um unbewusste Verstellung? In welchen Modi der deskriptiven oder präskriptiven Rede (wie u.a. in moralischen Vorwürfen) kann sich Heuchelei bzw. „Doppelmoral“ äußern? Ist Heuchelei immer moralisch problematisch, oder gibt es auch harmlose Formen – etwa analog zu den sogenannten „weißen Lügen“? In diesem Seminar geht es in der Auseinandersetzung mit neueren Texten darum, wie Heuchelei genau charakterisiert werden kann, welche unterschiedlichen Formen sie annehmen kann und welche Ansätze für deren Bewertung es gibt. wichtiger Hinweis: Alle in diesem Kurs zu behandelnden Primärtexte sind in englischer Sprache verfasst, zu denen mit Ausnahme des Essays von Shklar keine deutschen Übersetzungen vorliegen. Die Bereitschaft und Befähigung zur Lektüre englischsprachiger philosophischer Texte ist daher Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. Lektüre zur Einführung: Judith N. Shklar, “Let us not be hypocritical”, in: dies.: Ordinary Vices. Cambridge/MA: Belknap Press 1984, S. 45-86. Dt. Übersetzung: “Seien wir keine Heuchler” (2014), in: dies.: Ganz normale Laster. Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 57-102.

    • 16061 Seminar
      Der junge Karl Marx (Federica Gregoratto)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      Das Seminar beschäftigt sich mit den wichtigsten philosophischen Frühschriften von Karl Marx, die noch wertvolle, obzwar umstrittene begriffliche Werkzeuge für die gegenwärtige Sozialphilosophie anbieten. Das Ziel des Kurses ist zweierlei. Erstens werden wir die Hauptthesen und -konzepte analysieren, die Marx in dieser Zeit entwickelt hat („Arbeit“, „Geld“, „Entfremdung“, „Macht“, „Freiheit“), seine Konzeption der Philosophie und des Verhältnisses zwischen Theorie und Praxis rekonstruieren sowie seine Auffassung von der menschlichen Natur und dem Zusammengang zwischen Mensch und Natur artikulieren. Zweitens werden wir untersuchen, wie solche philosophische Überlegungen, die Marx in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Engels entwickelt hat, ins Manifest der kommunistischen Partei zusammengeflossen sind. Wir werden also die philosophischen Ansprüche des einflussreichsten politischen Manifests aller Zeiten erläutern, indem wir uns die begrifflichen, politischen und formellen Neuigkeiten dieses Texts im Lichte der philosophischen Entwicklung von Karl Marx anschauen.

    • 16066 Seminar
      J.M. Bernstein: Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury (2015) (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Seminar lesen wir das komplette Buch Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury des amerikanischen Philosophen J.M. Bernstein (*1947). Das Buch hat ca. 330 Seiten und wurde 2015 veröffentlicht (Chicago University Press). Bernstein entwirft darin Bausteine einer Moralphilosophie, die von der Erfahrung von erheblichen moralischen Übeln ausgeht. Da Bernstein also bei moralischen Verfehlungen (und nicht moralischen Prinzipien) ansetzt, kann man seinen Vorschlag als eine ‚negative‘ Moralphilosophie verstehen. Die moralischen Übel, die im Zentrum seiner Analyse stehen, sind Folter und Vergewaltigung. Was durch beide verletzt wird, ist der Status des Individuums als Person bzw. die Würde der Person. Wie die paradigmatischen moralischen Übel (Folter und Vergewaltigung) zeigen, betont Bernstein dabei die Leiblichkeit von Personen. Weitere zentrale Begriffe seiner moralphilosophischen Perspektive sind Anerkennung, Verletzlichkeit und Vertrauen. Ziel des Lektüreseminars ist es, diese originelle zeitgenössische Position im Detail kennenzulernen. Der Grundlagentext ist auf Englisch; die Seminardiskussion kann – je nach den Wünschen der Teilnehmer:innen – auf Deutsch oder Englisch stattfinden.

    • 16321 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was sind Träume und wie entstehen sie? Warum träumen wir? Und woher wissen wir eigentlich, ob wir gerade wachen oder träumen? Diese Fragen begleiten die Philosophie schon seit ihren Anfängen. »Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an«: Noch lange bevor Nelly Sachs von der illuminierenden Funktion des Träumens schrieb, gab es sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre immer wieder ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Was verstand man im Laufe der Zeit jeweils unter Träumen, und welche Rolle kam ihnen in der Philosophie zu? Wie lassen sich Träume verstehen bzw. interpretieren? Neben der Frage nach dem ontologischen und epistemologischen Stellenwert soll der Traum auch mit Blick auf seine moralische und ästhetische Funktion untersucht werden. Hierfür werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Traumtheorien beschäftigen, die von der chinesischen und griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis hin zur (frühen) Neuzeit und (Post-)Moderne reichen. Ausgehend von diesen philosophischen Konzepten werden wir außerdem in Abstimmung mit den Präferenzen im Kurs literarische sowie ästhetische Perspektiven (aus bildender Kunst, Musik, Film, Videospiel) in unsere Diskussionen miteinbeziehen – von Calderón und Borges über den Surrealismus bis hin zu Filmen à la Lynch, Nolan oder Gondry sind die Möglichkeiten dabei beinahe so grenzenlos wie im Traum selbst. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher, bisweilen auch in englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. Neben Deutsch und Englisch sind weitere lektürerelevante Sprachkenntnisse (Altgriechisch, Latein, Französisch, Arabisch) zwar von Vorteil, jedoch keine Bedingung zur Teilnahme. Zum Einstieg in die Thematik wird die Lektüre des Online-Artikels über »Dreams and Dreaming« der Stanford Encyclopedia of Philosophy empfohlen.

    • 16322 Lektürekurs
      Philosophie des Nichtwissens. Skeptizismus von Antike bis Frühe Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie können wir wissen, was wahr ist und was falsch? Was sind die Kriterien für diese wesentliche Unterscheidung? Kann es überhaupt gerechtfertigte Kriterien geben? In diesem Kurs untersuchen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien des Skeptizismus als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie. In dieser wird systematisch in Zweifel gezogen, dass es – gesichertes – Wissen gibt bzw. überhaupt geben kann. Seit der frühen griechischen Philosophie bis hin zur Aufklärung verfolgten skeptische Denker zahlreiche Argumentationsstrategien, die sämtliche Gewissheitsansprüche und Legitimierungsversuche sicheren Wissens infrage stellten. Wir lesen wesentliche Vertreter des Skeptizismus aus der Antike sowie der Frühen Neuzeit: etwa Testimonien zu Pyrrho, Arkesilaos und Karneades, sowie ausführliche Texte von Cicero, Sextus Empiricus, Sanches, Montaigne, Descartes, Gassendi, Hobbes bis hin zu Hume. Dabei behandeln wir auch ihre kritische Auseinandersetzung mit (von den Skeptizisten sogenannten) Dogmatikern – wie etwa Platon, Aristoteles, Augustinus und den Scholastikern. Im Rahmen unserer Lektüre widmen wir uns neben erkenntnistheoretischen auch ethischen Fragen. Kann eine – im philosophiehistorischen Wortsinn – skeptische Grundhaltung ein Weg zu Gelassenheit, ja sogar zu Seelenruhe und Glück sein? Kann sie ganzen Gesellschaften zu Mäßigung und Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang verhelfen? Inwiefern hat sie sich, insbesondere in Umbruchzeiten, auf Religiosität sowie auf wissenschaftliches Denken ausgewirkt? Alle Seminarteilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der Antike und der Frühen Neuzeit. Die Texte lesen wir in deutscher, eventuell auch (selten, punktuell) in englischer Übersetzung. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Kurs textnahe Diskurse über erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte und ihre ethischen Aspekte. Ihre erworbenen Kenntnisse können Sie je nach Bedarf und Studienordnung in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik, die diesen Kurs im Modul „Kontexte und Rezeption“ wählen, lernen die philosophischen Anschauungen des wirkmächtigsten Prosaautoren der römischen Republik sowie deren Rezeptionsgeschichte kennen. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen. Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt. Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16324 Lektürekurs
      Philosophie des Sterbens, Ärztliche Moral und medizinethische Konzepte in Antike und Früher Neuzeit (Benjamin Wallura)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Tod geht uns alle an. Dass er irgendwann in unser Leben tritt, ist gewiss. Die Auseinandersetzung mit Leben und Tod, ist für Medizin und Philosophie daher fundamental. Vor allem haben Medizin, Philosophie, aber auch die Religion versucht, die letzten Stunden und Minuten angenehmer zu gestalten und sich gefragt: Was kommt nach ihm? Gibt es eine Seele und wenn ja, lebt sie in einer jenseitigen Welt weiter oder kehrt sie gar irgendwann ins Diesseits zurück? Diese und viele Überlegungen mehr haben essenzielle ethisch-moralische Fragen nach sich gezogen: Ist der Tod ein Übel? Was ist ein guter Tod? Ist Sterbehilfe oder Suizid erlaubt und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Welches Leben ist lebenswert? Wann können, ja wann müssen Behandelnde die Behandlung von Kranken abbrechen? Welche medizinischen, religiösen sowie ethisch-moralischen Qualitäten benötigen überhaupt diejenigen, die Kranke behandeln und versorgen? Welche ethisch-moralischen Qualitäten benötigen die Sterbenden? Wie lange sollte bei hochgradig ansteckenden Krankheiten Quarantäne eingehalten werden, um andere zu schützen? uvm. All diese Fragen interessieren uns nicht erst seit der Moderne oder etwa seit der Palliativmedizin des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte der Ethik in der Medizin, ja gar die Medizinethik und Palliativmedizin als solche, ist wesentlich älter und besitzt überlieferte Anfänge bereits in der Antike. Im Seminar wollen wir ausgewählten, aber beispielhaften Etappen dieser Geschichte nachspüren und uns in Original und Übersetzung mit Texten auseinandersetzen, in denen fundamentale medizin-ethische Konzepte der Geistesgeschichte zum Tragen kommen. Die vorwiegend lateinischsprachigen Texte, die wir alle entweder selbst übersetzen oder in Übersetzung lesen werden, berühren allesamt den Fragenkomplex: Wie kann der Mensch in moralisch-ethischer Hinsicht mit dem Tod umgehen? Was kann er in praktisch-philosophischer Hinsicht ihm entgegensetzen? Ziel des Seminars soll es sein, aus einer diachronen Perspektive heraus die Gewordenheit menschlicher Wertesysteme zu erkennen und sich mit Grundlagen menschlicher Ethik anhand der medizinischen Gewissheit des Sterbens auseinanderzusetzen. Unser Textspektrum wird dabei von der Antike bis in die Frühe Neuzeit reichen, vom 5. Jhrd. v. Chr. bis hinein ins 18. Jhrd.: Platon, Aristoteles, Hippokrates, Cicero, Galen, Avicenna, Johannes Gerson, Petrarca, Erasmus, Montaigne und viele andere, bislang wenig beachtete Autor*innen und Akteur*innen, werden die Grundlage unseres ausgewählten Kanons bilden. Lateinkenntnisse sind von Vorteil, aber keineswegs Voraussetzung, um an dem Kurs teilzunehmen.

    • 15032 Proseminar
      Theorien des Populismus (Bernd Ladwig)
      Zeit: Di 12-14 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Garystr.55/B Seminarraum (Garystr. 55)
    • 16021 Seminar
      Einführung Sprachphilosophie (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Sprachphilosophie ist eine zentrale Disziplin der theoretischen Philosophie, welche sich der Diskussion von Fragen widmet, welche die Sprache als Thema haben: Was ist sprachliche Bedeutung? Wie kommen bedeutungsvolle Lautfolgen zu ihrer Bedeutung? Wie ist es möglich, dass Lautfolgen oder Ansammlungen von Tinte auf Papier dazu dienen können, Dinge in der Welt zu bezeichnen, Fragen zu stellen oder andere zu beleidigen? Was ist der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken? Ist das eine Voraussetzung für das andere? Hat unsere Sprache einen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und was wir uns vorstellen können? Zudem kommt der Sprachphilosophie eine über ihre eigenen Fragen hinausgehende methodologische Relevanz zu: Vertrautheit mit sprachphilosophischen Grundbegriffen wird heute in nahezu jedem Bereich der Philosophie vorausgesetzt und gehört damit zum Rüstzeug für alle, die sich ernsthaft mit Philosophie beschäftigen wollen. Ob in der Metaphysik, der Erkenntnistheorie oder der Metaethik: Wer die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung, zwischen Implikatur und Präsupposition oder zwischen Semantik und Pragmatik nicht kennt, kann oft nicht mitreden. Ziels dieses Seminars ist es, die Teilnehmenden mit einigen grundlegenden Begriffen, Fragen und Theorien der analytischen Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen.

    • 16022 Seminar
      Methoden der Philosophie: Begriffsanalyse, Begriffsexplikation, Amelioration (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Grundfrage der Methodologie der Philosophie lautet: Wie sollten wir Philosophie betreiben? Welche Methoden sind für die Bearbeitung philosophischer Fragen geeignet? Für die Philosophie sind methodologische Fragen in besonderem Maße brisant. Denn im Vergleich etwa zu den Naturwissenschaften oder der Mathematik hat die Philosophie in geringerem Umfang allgemein akzeptierte Antworten geliefert; fast alles ist umstritten und regelmäßig halten die einen etwas für eine wichtige Einsicht, von dem andere behaupten, es sei nicht bloß falsch, sondern strenggenommen reiner Unsinn. Angesichts eines solchen Zustandes liegt es nahe, die zur Anwendung kommenden Methoden kritisch in den Blick zu nehmen. In diesem Seminar werden wir zwei engverwandte Methoden miteinander vergleichen: die Begriffsanalyse und die Begriffsexplikation. Die Begriffsanalyse zielt darauf ab, einen gegebenen Begriff (beispielsweise den des Wissens) präzise in Teilbegriffe zu zerlegen (für Wissen vielleicht: Glauben, Rechtfertigung, Wahrheit), und dabei dem Ausgangsbegriff in all seinen Nuancen gerecht zu werden. Demgegenüber geht es bei der Begriffsexplikation darum, einen Ausgangsbegriff zu schärfen und zu präzisieren und dadurch neue und „bessere“ Begriffe zu erhalten. Die Begriffsexplikation gehört insbesondere in den Naturwissenschaften zu den zentralen Vorgehensweisen. Als Methode innerhalb der Philosophie ist sie demgegenüber umstritten; einige halten sie für nützlich, um die „Wissenschaftlichkeit“ der Philosophie zu fördern; andere halten sie für am eigentlichen Ziel philosophischer Fragen vorbeischießend; und in jüngerer Zeit ist (beispielsweise von Sally Haslanger) eine politisch/normativ gewendete Version der Begriffsexplikation ins Zentrum gesellschaftskritischer Theorien gestellt worden, die sich bei der Begriffsentwicklung (etwa von Gender-Begriffen) an emanzipatorischen Zielen orientieren. Im Zentrum dieses Seminars werden die folgenden Fragen stehen: Was genau ist unter Begriffsanalyse und Begriffsexplikation zu verstehen? In welchem Verhältnis stehen diese Methoden zueinander? Welchen Beitrag können sie zur Untersuchung philosophischer Fragen, zur wissenschaftlichen Erkenntnisbildung, und ggf. zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten?

    • 16031 Seminar
      Kants Kritik der praktischen Vernunft (Elena Romano)
      Zeit: Do 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Nach Kant fassen drei Fragen die höchsten Interessen der Vernunft zusammen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Die erste Frage nach der Möglichkeit und Grenzen unseres Wissens liegt der ersten Kritik zugrunde. Die Beantwortung der zweiten und dritten Fragen geht auf das moralische Gesetz, den Begriff des höchsten Gutes sowie die praktischen Beweise der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der Seele ein. Die zweite Kritik adressiert genau diese Fragen und Themen. In dem Lektürekurs beschäftigen wir uns mit dem gesamten Text der Kritik der praktischen Vernunft Kants, den wir gemeinsam analysieren und besprechen werden. Am Ende unserer Lektüre werden wir uns mit einigen kritischen Perspektiven von Kants praktischer Philosophie auseinandersetzen. Insbesondere die Aspekte der Formalität und Universalität des moralischen Gesetzes werden dabei in Frage gestellt. Dazu werden wir Texte aus Hegels Phänomenologie des Geistes, Adornos Dialektik der Aufklärung sowie einige Aufsätze, die zu aktuellen feministischen Lesarten von Kants praktischer Philosophie gehören, lesen, um ein tieferes Verständnis Kants und seiner Tragweit zu gewinnen. Die exakte Bibliografie sowie die Bedingungen für Teilnahmescheine und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung geklärt. Das Seminar findet auf Deutsch statt, Englisch-Kenntnisse sind trotzdem vorauszusetzen. Vorkenntnisse zu Kants Philosophie sind willkommen, aber keine Voraussetzung.

    • 16037 Seminar
      Einführung in die Philosophie der Wahrnehmung (Stefanie Grüne)
      Zeit: Mi 12:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Wenn wir z.B. eine rote Tomate wahrnehmen, dann scheint es uns so, dass uns die Tomate und ihre Röte direkt präsent sind, wir also in einer Relation zu der Tomate und ihrer Röte stehen. Andererseits gibt es auch Fälle von Fehlwahrnehmungen, in denen die Gegenstände um mich herum nicht so beschaffen sind, wie sie mir sinnlich erscheinen. Es ist z.B. möglich, dass ich eine unreife blass-grüne Tomate anschaue, die mit rotem Licht angeleuchtet ist und die für mich genauso aussieht, wie eine Tomate, die tatsächlich rot ist. In einem solchen Fall stehe ich offenkundig nicht in einer Relation zur Röte der Tomate, da die Tomate die Eigenschaft, rot zu sein gar nicht besitzt. In der Wahrnehmungsphilosophie, in der es hauptsächlich um die Frage geht, wie unsere sinnlichen Erfahrungen, d.h. unsere korrekten Wahrnehmungen, Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen beschaffen sind und wie diese sich zur wahrnehmbaren Realität verhalten, orientieren sich manche Philosophen vor allem am Fall der korrekten Wahrnehmung, manche dagegen in erster Linie am Fall von Fehlwahrnehmungen. Sogenannte Naive Realisten, die den Fall der korrekten Wahrnehmung als zentral ansehen, gehen davon aus, dass Wahrnehmungen wesentlich Relationen zu Gegenständen und ihren Eigenschaften sind. Sinnesdatentheoretiker, für die der Fall von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen entscheidend ist, nehmen an, dass die direkten Gegenstände unserer Wahrnehmung nicht außergeistige, physische Gegenstände, sondern geistige Entitäten sind, so dass wir außergeistige Gegenstände immer nur indirekt wahrnehmen. Vertreter der dritten Hauptströmung in der Philosophie der Wahrnehmung, die sogenannten Repräsentationalisten, wenden gegen Sinnesdatentheoretiker ein, dass die Tatsache, dass nicht alle unsere Wahrnehmungen oder sinnlichen Erfahrungen korrekt sind, einen nicht zu der Annahme zwingt, dass die direkten Objekte unserer Wahrnehmung geistige Entitäten sind. Sie analysieren sinnliche Erfahrungen stattdessen als Repräsentationen. In unserem Seminar werden wir diese verschiedenen Positionen besprechen, miteinander vergleichen und uns einen Überblick darüber verschaffen, was jeweils für und gegen sie spricht.

      Literaturhinweise

      Einführende Literatur: Crane, Tim + French, Craig (2005/2021), ”The problem of perception”, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/perception-problem/).

    • 16038 Seminar
      David Lewis: Philosophical Papers II (Lisa Vogt)
      Zeit: Mo 14:00-16:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      David Lewis (1941–2001) was one of the most important philosophers of the second half of the 20th Century. A paradigm of an analytic philosopher, his contributions span nearly every part of philosophy, from philosophy of language and mind to logic, epistemology and ethics. But it was in metaphysics, above all, that Lewis was widely regarded as the most important systematic thinker since Leibniz. His Philosophical Papers II is a collection of thirteen essays in this area. In the essays, Lewis develops his theory of causation and various related topics: possible worlds, counterfactual conditionals (“what if”-claims), subjective and objective probability, explanation, rational decisions, the freedom of the will, and time travel, to name but a few. Lewis’ overall agenda throughout is to show how various features of the world—mind, language, laws of nature, and chance, for instance—reduce to the spatiotemporal arrangement of local qualities. In the seminar, we will read the two core chapters “causation” and “counterfactual dependence and time’s arrow”, as well as further essays to be jointly chosen during the course of the term, accompanied by secondary literature. The seminar will be held in English, but term papers may be written in either English or German and oral exams may be done in either English or German.

    • 16040 Seminar
      Was ist Ästhetik? (Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Entstehung der Ästhetik als moderne und westliche philosophische Disziplin bringt ein gewisses Ferment, wenn nicht gar Unruhe im Gebäude der philosophischen Reflexion. Ihr Gegenstand ist nich ganz eindeutig und auch umstritten, wie man an ihren ersten Formulierungen sehen kann: Alexander Gottlieb Baumgarten versteht sie als die Theorie einer besonderen sinnlichen Erkenntnisform, Immanuel Kant als die einer besonderen Erfahrungsweise; G.W.F. Hegel wiederum versteht unter Ästhetik eine Philosophie der Kunst und ihrer Geschichtlichkeit. Was sich hier abzeichnet, ist eine Disziplin, die die Kategorien des Subjekts und des Objekts sowie die Unterscheidung von Denken und Sinnlichkeit unterläuft und die ihre Probleme, Fragen und Kategorien zusammen mit konkreten Phänomenen und gesellschaftlichen Entwicklungen denkt und transformiert. Das Seminar gibt sowohl durch Rekurs auf ‚klassische‘ Texte als auch durch neuere Ansätze und Problemstellungen eine erste Einführung in Grundfragen und Positionen der Ästhetik.

    • 16041 Seminar
      Deleuze/Guattari: Was ist Philosophie? (Jan Slaby)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In ihrem gemeinsamen Spätwerk skizzieren Gilles Deleuze und Felix Guattari ihre Auffassung von Philosophie als der Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen. Im Zentrum des Seminars steht somit das anspruchsvolle Verständnis von Begriffen sowie von Philosophie als begriffschöpfender Praxis, das Deleuze und Guattari entwickeln. Wir Teile des Buchs einem close reading unterziehen. In einführender Absicht werden zentrale Aspekte von Deleuzes’ Philosophie sowie Eckpunkte seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Guattari behandelt. In den letzten Sitzungen werden wir zudem kritische sowie weiterführende Perspektiven zur Philosophie von Deleuze und Guattari behandeln. Der Kurs wird Übungselemente wie seminarbegleitendes Essaywriting umfassen.

      Literaturhinweise

      Deleuze, G., + Guattari, F. (2000 [1991]). Was ist Philosophie?, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    • 16042 Seminar
      Heidegger: Sein und Zeit (Erster Teil) (Hilge Landweer)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In ”Sein und Zeit” geht es Heidegger um die Grundstrukturen der menschlichen Subjektivität, um das, was die für uns eigentümliche Weise zu sein ausmacht, darum, wie wir uns in unserer Welt vorfinden, wie wir sie und uns selbst verstehen. Für unsere Orientierung in der Welt ist die Vertrautheit mit dem Zusammenhang grundlegend, in dem die Dinge durch unseren Gebrauch stehen. Erst aus diesem Zusammenhang heraus kann Einzelnes für uns bedeutsam werden. Heidegger versucht zu zeigen, dass in der Philosophie die Relevanz dieses praktischen Zusammenhangs verdeckt worden ist, aber auch die Bezogenheit auf andere, und welche Folgen das für unser Selbst- und Weltverhältnis hat. Wir werden in diesem Semester die Einleitung und fast die gesamte erste Hälfte von „Sein und Zeit“ (S. 1 – 200) gemeinsam lesen und diskutieren. Die Frage nach der Wahrheit werden wir leider wegen der Kürze des Semesters auslassen müssen.

    • 16053 Seminar
      Ökofeminismus: Begriffe - Theorien - Kontroversen (Susanne Lettow)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Einsicht, dass ökologische Problemlagen in Hinblick auf Ursachen, Auswirkungen und Deutungsmuster durch Geschlechterverhältnisse mitstrukturiert werden, verbindet die unterschiedlichen Ansätze im ansonsten heterogenen Feld des Ökofeminismus. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich der jeweiligen Begriffe von Natur und Geschlecht und verfolgen recht unterschiedliche theoretische Strategien. Während es in einigen ökofeministischen Theorien vorrangig um Entwürfe einer neuen Ethik geht, stellen andere sozialphilosophische Fragen der Politischen Ökologie und intersektionale Perspektiven auf environmental justice in den Vordergrund. Ansätze, die im Kontext des Neuen Materialismus formuliert werden, hingegen verbinden zumeist ethische und ontologische Fragestellungen. Im Seminar soll es darum gehen, die unterschiedlichen Positionen des Ökofeminismus zu analysieren und kritisch zu diskutieren. Wir lesen Texte von Val Plumwood, Karen Warren, Ariel Salleh, Stefanie Barca, Rosi Braidotti, Catriona Sandilands und Maria Puig de la Bellasca u.a.

    • 16054 Seminar
      Selbsttäuschung und Willensschwäche (Jörg Volbers)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Seit der Antike ist es eine weit verbreitete philosophische Ansicht, dass wir uns als Person praktisch selbst bestimmen können. Demnach verfügen Menschen prinzipiell über die Fähigkeit, das eigene Handeln und womöglich die eigene Lebensführung an den rationalen Maßstab von Gründen ausrichten zu können. Mindestens ebenso alt ist jedoch auch die Einsicht, dass rationale Selbstbestimmung immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, etwa in Form von Willensschwäche (akrasia) oder durch Selbsttäuschung. So handeln Menschen wider besseren Wissens oder sind trotz vieler guter Gründe nicht bereit, von einem fest etablierten Selbstbild abzuweichen. In der Moderne schließlich überträgt sich das Motiv der Selbsttäuschung und der untergründigen Irrationalität scheinbar rationalen Handelns auch auf die Philosophie, etwa in Kants Diagnose einer sich unerkannt selbst in die Irre führenden Vernunft oder in Nietzsches Verdacht unbewusster Motive hinter scheinbar rationaler Argumentationen. In dem Seminar gehen wir dieser irrationalen Dimension des Selbstbezugs nach, um auf diese Weise die Idee der Selbstbestimmung von ihrem Scheitern aus zu reflektieren anstatt von ihrem unterstellten Gelingen. Dazu lesen wir Texte u.a. von Davidson, Lear, Sartre und Seel. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Da die Lektüre aus jeweils ganz unterschiedlichen Traditionen kommt, ist jedoch die Bereitschaft erforderlich, sich auf wechselnde argumentative Hintergründe (wie z.B. die Psychoanalyse) und Voraussetzungen einzulassen.

    • 16056 Seminar
      Willensfreiheit - Klassische Probleme und Begründungen in philosophiehistorischer Perspektive (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was heißt es, einen freien Willen zu haben? Wer kann von sich behaupten, frei zu sein – zumal in Zwangssituationen? Wie verhalten sich Freiheit und Determinismus zueinander? Diese Fragen, die auch in der gegenwärtigen Philosophie diskutiert werden, haben eine lange Geschichte. Wir werden uns im Seminar zunächst der historischen Episode widmen, in der der Begriff der Willensfreiheit nicht nur aufkam, sondern auch ausführlich erörtert wurde, nämlich der römischen Kaiserzeit und Spätantike. Der Wille und seine Freiheit in einer durchdeterminierten Welt ist das Kernthema der Philosophie des Stoikers Epiktet. In Reaktion auf die Stoa wird auch bei Autoren wie Philon oder später bei Plotin die Frage nach der Willensfreiheit virulent. Im frühen Christentum entstehen besonders im Anschluss an den paulinischen Römerbrief differierende Positionen dazu, inwiefern der eigene freie Wille wirklich ganz der eigene sein kann (Origenes, Augustinus). Darüber hinaus wollen wir in einem Ausblick betrachten, wie die Diskussion über den Willen in der mittelalterlichen Philosophie durch intellektualistische (Thomas von Aquin) und voluntaristische Positionen (Duns Scotus) neu gefasst wurde. Ziel des Seminars ist es, die Bedeutung (spät-)antiker und mittelalterlicher Texte für philosophische Begrifflichkeiten und Probleme, die bis heute prägend sind, herauszuarbeiten. Das Seminar wird gemeinsam von Anne Eusterschulte, Carsten Flaig und Eva Kiesele durchgeführt.

    • 16058 Seminar
      Thomas Hobbes: Leviathan (Jakob Huber)
      Zeit: Fr 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Das 1651 erschienene Werk „Leviathan“ ist nicht nur eine der bedeutendsten Schriften von Thomas Hobbes sondern auch ein Grundlagenwerk der politischen Philosophie. Seine Konstruktion von Naturzustand und Gesellschaftsvertrag, seine Auffassung staatlicher Souveränität, aber auch seine Theorie der Macht sind nach wie vor wichtige Bezugspunkte zeitgenössischer Diskussionen. Im Seminar werden wir uns intensiv mit dem ersten („Vom Menschen“) und zweiten Teil („Vom Staat“) des Buches auseinandersetzen. Unser Hauptziel wird sein, zentrale Argumentationsschritte des Textes zu erarbeiten um Hobbes‘ Anliegen in Grundzügen zu verstehen und zu diskutieren. Die enge Arbeit am Text wird dabei von Auszügen aus aktuellen systematischen (und zum Teil auch kritischen) Positionen flankiert. Folgende Studienausgabe wird zur Anschaffung empfohlen: Hobbes, Thomas: Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. hrsg. u. komm. v. Lothar R. Waas. Berlin: Suhrkamp 2011. Als Lektüre zur ersten Orientierung bietet sich die Einleitung von Lothar Waas in der oben genannten Studienausgabe an (S.369-377).

    • 16059 Seminar
      Die politische Philosophie Kants und ihre Rezeption im 20. Jahrhundert (Werner Kogge)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant hat in einigen kleineren Schriften (v.a. ”Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?”; „Über den Gemeinspruch: das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“) Grundzüge einer politischen Philosophie entwickelt, die im 20. Jahrhundert intensiv diskutiert wurde. Ein Schwerpunkt wird auf Debatten um Texte von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Ernst Vollrath liegen.

    • 16060 Seminar
      Privateigentum: Zeitgenössische Perspektiven (Jenny Stupka)
      Zeit: Di 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Angesichts wachsender nationaler und globaler Ungleichheit und Klimakrise rücken die Eigentumsverhältnisse erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Weite Teile der Öffentlichkeit sprechen sich für das Aussetzen von Patenten oder die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne aus. Dennoch: Privates Eigentum bleibt nach verbreitetem liberalem Verständnis sowohl das notwendige Mittel, um die je eigene Freiheit realisieren zu können, als auch verdientes Resultat unserer jeweiligen individuellen Anstrengungen. Seit je werden andererseits die Ungleichheit der tatsächlichen Verteilung, aber auch das private Eigentum als prinzipieller Anspruch und soziale Praxis in Frage gestellt. Dieses Seminar soll mit sozialphilosophischem Frageschwerpunkt einen Überblick insbesondere über neuere Kritiken des Privateigentums verschaffen. Was ist Privateigentum und wie unterscheidet es sich von anderen Formen des Eigentums? Welche Verhältnisse zu uns selbst, zu anderen, zur Politik und zur Sache stiftet das private Eigentum und welche setzt es voraus? Auf welche Weise lassen sich diese Verhältnisse kritisieren und wohin führt diese Kritik? Als Grundlage und wichtige Bezugspunkte erarbeiten wir zunächst die zentralen Argumente Lockes und Hegels für die Notwendigkeit und Legitimität von privatem Eigentum sowie die Grundzüge der Marxschen Eigentumskritik. Für die gegenwärtige deutschsprachige kritische Eigentumstheorie ist der Bezug auf privates Eigentum als absolutes Verfügungsrecht bestimmend, was zu Kritiken des Eigentums als Hindernis eines angemessenen Gebrauchs (Daniel Loick) und als verinnerlichter Herrschaftshaltung zur Welt (Eva von Redecker) ausgearbeitet wird. Produktiv ergänzt werden diese Positionen durch die englischsprachigen Debatten, in denen gegenwärtig die Verstrickungen der modernen Propertisierung mit (Siedlungs-)Kolonialismen freigelegt werden (Robert Nichols, Brenna Bhandar).

    • 16062 Seminar
      Søren Kierkegaard (Englisch) (Federica Gregoratto)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      The seminar offers an introduction in the philosophy of one of the outstanding iconoclasts and rebels of 19th-century European thought, Søren A. Kierkegaard (1813–1855). The Danish philosopher has been rather influential for various subsequent Western philosophical traditions, especially Existentialism, but also Critical Theory. In the seminar, we will have to figure out how his work can be still regarded as meaningful and relevant for us today. We will engage in a close reading and discussion of some of his central and most famous works (Either/Or, 1843, Repetition, 1843, The Concept of Anxiety, 1844 and The Sickness unto Death, 1849), all written under pseudonyms. We will address issues like: What are the central characteristics defining the human condition, and what role do emotions and affects play in such definition? What is human freedom and what does it mean to exist as free individuals? What does it mean that subjectivity has primacy over objectivity, and singularity over universality, and how is this to be regarded as a radical philosophical idea, one that even challenges the limits of philosophy? What are the limits of rationality and reason, and how can we cope with such limits philosophically? What are the criticisms that Kierkegaard addresses at the social and moral norms of his time, and what can we learn from them? Moreover, we will reflect on the form of his writing as an integral part of his philosophical project: how to interpret the fictionalization, multiplication, and masking of philosophical authorship and authority? How is the singular existence to be put into words and, if any, concepts? At the end of the seminar, we will analyze a movie – Agnès Varda’s Cléo from 5 to 7 (1962) – from the Kierkegaardian lenses developed during the whole semester.

    • 16063 Seminar
      Philosophy of Economics (Englisch) (Elena Bernal Rey)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16064 Seminar
      Konfuzianische Philosophie: Die „Vier Bücher“ (Fabian Heubel)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Dieses Seminar ist den Vier Büchern (Daxue, Lunyu, Mengzi, Zhongyong) gewidmet, die von dem Neokonfuzianer Zhu Xi (1130-1200) ins Zentrum konfuzianischer Philosophie gerückt worden sind. Bis heute gelten diese Werke als Zugangspunkt zu deren politischen, moralischen, ästhetischen und metaphysischen Aspekten. In dieser Lehrveranstaltung werden ausgewählte Textstellen der Vier Bücher gelesen und diskutiert. Studierende ohne Vorkenntnis im Chinesischen werden in drei Schritten an die Texte heranführt: - Diskussion von Übersetzungen in westlichen Sprachen. - Einführung in die chinesische Kommentarliteratur, um Einblicke in innerchinesische Deutungsvielfalt und Debatten zu vermitteln. - Transkulturelle Korrespondenzen, die um moderne und zeitgenössische Weiterentwicklungen und Anknüpfungsmöglichkeiten kreisen.

    • 16065 Seminar
      Konfuzianische Gegenwartsphilosophie (Fabian Heubel)
      Zeit: Fr 10:00-12:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im heutigen China erlebt konfuzianisches Denken eine weitreichende Renaissance. In diesem Seminar werden ausgewählte Texte aus dem Umfeld neueren konfuzianischen Denkens gelesen (Kang Youwei, Xiong Shili, Mou Zongsan, Xu Fuguan, Tang Junyi, Zhang Junmai, Du Weiming (Tu Weiming), Li Minghui (Lee Ming-huei), Jiang Qing, Zhao Tingyang, Ke Xiaogang u.a.). Ziel ist es, Einblicke in die Entwicklung des konfuzianischen Diskurses der Modernen zu vermitteln. Damit sollen zugleich philosophische Perspektiven für die kritische Auseinandersetzung mit der chinesischen Modernisierung eröffnet werden. Diese wird in Europa zunehmend als Herausforderung wahrgenommen, kann aber letztlich ohne die Einbeziehung des Verhältnisses von Tradition und Moderne in China nicht verstanden werden.

    • 16067 Seminar
      Philosophie der Arbeit (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was tun wir, wenn wir arbeiten? Wie werden unterschiedliche Formen von Arbeit unterschieden? Wieso werden manche Arbeiten höher als andere bewertet, und zwar sowohl was Vergütung als auch was soziale Anerkennung betrifft? Wie muss Arbeit gestaltet sein, damit sie erfüllend ist? Wann sind Arbeitsverhältnisse ausbeutend oder ungerecht? In welchem Verhältnis stehen Demokratie und Arbeitswelt? Welchen Beitrag kann die Philosophie zum Verständnis, zur Kritik oder zur Lösung heutiger Herausforderungen im Kontext der Arbeit beitragen („Pflegenotstand“, „Vereinbarkeitslüge“, Digitalisierung, Homeoffice usw.)? Anhand dieser Leitfragen bietet das Seminar eine Einführung in die Philosophie der Arbeit. Wir lesen sowohl zeitgenössische als auch historische philosophische Texte sowie vereinzelt Aufsätze aus angrenzenden Disziplinen. Bei den philosophiehistorischen Texten beschränken wir uns auf solche der westlichen Tradition ab John Locke, d.h. dem späten 17. Jahrhundert. Die überwiegende Zahl der Texte lesen wir auf Deutsch; eine kleinere Anzahl auf Englisch.

    • 16218 Forschungsseminar
      Die Aristotelische Psychologie (Arbogast Schmitt)
      Zeit: Blockseminar 24.-28.07.2023 (genaue Zeiten: siehe Lektionen) (Erster Termin: 24.07.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aristoteles hat eine Psychologie entwickelt, die mit vielen ihrer Analysen auch fu¨r gegenwärtige Diskurse relevant, die in nicht wenigen ihrer Ergebnisse sogar u¨berlegen ist. Attraktiv ist bereits die Grundlegung des Begriffs der Seele. Er sucht das Psychische nicht in irgendwelchen innerlichen Erfahrungen. Seele hat fu¨r ihn vielmehr alles, was aktiv u¨ber eigene Fähigkeiten oder eine Fähigkeiten- Komposition verfu¨gt und diese Fähigkeiten aus Eigenem entwickeln und betätigen kann. Der einheitliche Akt, den alle diese Fähigkeiten vollziehen können, ist fu¨r ihn das Unterscheiden. Der Baum unterscheidet trocken und feucht. Was wahrnehmen kann, unterscheidet Farben, Geräusche, Geru¨che, usw.. Wer daru¨ber hinaus vorstellen kann, kann diese Unterschiede frei miteinander kombinieren. Rationale Unterschiede, die nur der Mensch machen kann, beginnen fu¨r ihn damit, dass man nicht nur Farben und Formen usw. erkennt, sondern auch das Können selbst, das wahrnehmbare Phänomene vollziehen. Ein Messer ist etwas nicht, weil es länglich und hart ist, sondern weil es die Fähigkeit zum Schneiden hat. Durch seine Reflexion auf die Unterscheidungsfähigkeit von allem Psychischen kann Aristoteles nicht nur die Einheit alles Seelischen in der Welt verstehbar machen, er kann auch die Entstehung von Gefu¨hlen und Willensakten sinnvoll erklären, indem er ihre Abhängigkeit von Unterscheidungsleistungen aufweist. Wer mit dem Geschmackssinn etwas Su¨ßes geschmeckt hat, dem schmeckt es auch, d.h. er empfindet ein Gefu¨hl der Lust oder Unlust daran. Erst dann kann man sich vorstellen, es auch weiter oder in Zukunft genießen zu können, und entwickelt so einen Willen, es zu genießen. Das alles behandelt Aristoteles in sorgfältigen und sehr differenzierten Analysen und bietet dabei auch viele Einsichten in das Verhältnis von Denken, Fu¨hlen und Wollen, wie sie miteinander und gegeneinander agieren können. Wir wollen versuchen, Buch 2 und 3 von De anima ganz miteinander zu lesen. Wer ein Referat halten oder eine Arbeit schreiben will, kann mit dem Seminarleiter ein Thema vereinbaren (schmitta@uni-marburg.de). Im Blackboard werden einzelne Themen vorgeschlagen. Dort findet man auch eine Literaturliste.

      Literaturhinweise

      Als Textgrundlage empfohlen ist:
      Aristoteles, Über die Seele. Griechisch-deutsch, u¨bers., mit einer Einleitung u. Anmerkungen hg. v. Klaus Corcilius, Hamburg, Meiner 2017. -


      Zur Vorbereitung empfohlen:
      Bernard, Wolfgang, Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant, Baden-Baden 1988. Cessi, Viviana, Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles, Frankfurt 1987. – Schmitt, Arbogast, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, Stutgart 2003, 2008, 207-380.
      M. Cohe Caleb, Aristotle's On the soul: a critical guide. Cambride critical guides, Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022.

    • 16325 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 03.05.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)
  • Projektarbeit

    0044fB1.5
    • 16101 Colloquium
      Wissenschaftliche Diskussion in der Philosophie (Francesca Raimondi)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Alten 15\K001 (Altensteinstr. 15)

      Kommentar

      Im Kolloquium werden aktuelle Debatten und Publikationen diskutiert sowie Projekte der Teilnehmer*innen präsentiert. Neuaufnahmen bitte nur nach vorheriger Anmeldung (per Mail) bei der Dozentin.

    • 16102 Colloquium
      Philosophisches Forschungskolloquium (Jan Slaby)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Diskussion von neuerer Forschungsliteratur sowie von Abschlussarbeiten und Dissertationsprojekten. Gelegentlich Besprechung laufender Forschungsarbeiten des Sonderforschungsbereichs 1171 Affective Societies. Teilnahme nach vorheriger Meldung per e-mail, gerne mit Angaben zur Person, Studienstand, Interessen und thematischen Schwerpunkten.

    • 16103 Colloquium
      Forschungscolloquium für AbsolventInnen (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Das Forschungscolloquium lädt Absolventen*innen, Promovierende, Postdocs sowie Gastwissenschaftler*innen ein, eigene Beiträge, Konzepte oder auch im Entstehen begriffene Textfassungen zur Diskussion zu stellen. Wir möchten in jeder Sitzung einen Beitrag von Ihrer Seite gemeinsam diskutieren. Texte und Materialien werden jeweils eine Woche vor der Sitzung in die Runde geschickt, im Rahmen des Colloquiums geben wir dann Raum für eine kurze Vorstellung des jeweiligen Projekts oder Textes und werden dann sehr viel Zeit für die gemeinsame Diskussion haben. Selbstverständlich sind auch Studierende herzlich willkommen, die gerade keine Abschlussarbeit vorbereiten und gerne an den Diskussionen teilnehmen möchten. Wir freuen uns auf Sie!

    • 16105 Colloquium
      Kolloquium Phänomenologie und Praktische Philosophie (Hilge Landweer)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      In diesem Kolloquium werden Qualifikationsarbeiten auf allen Stufen (Exposés, Entwürfe oder Teile von BA- und MA-Abschlussarbeiten, von Dissertationen und Habilitationen) vorgestellt und, sofern dafür Termine zur Verfügung stehen, Texte aus den Bereichen Phänomenologie und Sozialphilosophie diskutiert. Eine persönliche Anmeldung unter landweer@zedat.fu-berlin.de ist für alle unerlässlich.

    • 16106 Colloquium
      Practical Philosophy Colloquium/Kolloquium Praktische Philosophie (Englisch) (Stefan Gosepath)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Das Kolloquium dient der intensiven Diskussion aktueller Positionen aus der praktischen Philosophie auf der Basis von Vorträgen durch eingeladene Gäste. Die Teilnahme für fortgeschrittene Studierende, Doktorand*innen und Post-Docs ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn oder auf persönliche Einladung hin möglich.

    • 16107 Colloquium
      Colloquium in Theoretical Philosophy (Englisch) (Emanuel Viebahn)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      The colloquium is a venue for discussing recent work in analytic metaphysics, epistemology, and philosophy of language – primarily, but not exclusively, work in progress by the colloquium’s participants themselves and occasional guests. PhD students, MA students, and advanced BA students with an interest in theoretical philosophy in the analytic tradition are welcome to attend. The programme is typically made available in the first meeting. Students who wish to use the colloquium to present parts of their MA or PhD thesis should get in touch with Emanuel Viebahn fore the beginning of the semester.

  • Herausbildung eines philosophischen Interessenprofils

    0044fB1.6
    • 15032 Proseminar
      Theorien des Populismus (Bernd Ladwig)
      Zeit: Di 12-14 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Garystr.55/B Seminarraum (Garystr. 55)
    • 16022 Seminar
      Methoden der Philosophie: Begriffsanalyse, Begriffsexplikation, Amelioration (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Grundfrage der Methodologie der Philosophie lautet: Wie sollten wir Philosophie betreiben? Welche Methoden sind für die Bearbeitung philosophischer Fragen geeignet? Für die Philosophie sind methodologische Fragen in besonderem Maße brisant. Denn im Vergleich etwa zu den Naturwissenschaften oder der Mathematik hat die Philosophie in geringerem Umfang allgemein akzeptierte Antworten geliefert; fast alles ist umstritten und regelmäßig halten die einen etwas für eine wichtige Einsicht, von dem andere behaupten, es sei nicht bloß falsch, sondern strenggenommen reiner Unsinn. Angesichts eines solchen Zustandes liegt es nahe, die zur Anwendung kommenden Methoden kritisch in den Blick zu nehmen. In diesem Seminar werden wir zwei engverwandte Methoden miteinander vergleichen: die Begriffsanalyse und die Begriffsexplikation. Die Begriffsanalyse zielt darauf ab, einen gegebenen Begriff (beispielsweise den des Wissens) präzise in Teilbegriffe zu zerlegen (für Wissen vielleicht: Glauben, Rechtfertigung, Wahrheit), und dabei dem Ausgangsbegriff in all seinen Nuancen gerecht zu werden. Demgegenüber geht es bei der Begriffsexplikation darum, einen Ausgangsbegriff zu schärfen und zu präzisieren und dadurch neue und „bessere“ Begriffe zu erhalten. Die Begriffsexplikation gehört insbesondere in den Naturwissenschaften zu den zentralen Vorgehensweisen. Als Methode innerhalb der Philosophie ist sie demgegenüber umstritten; einige halten sie für nützlich, um die „Wissenschaftlichkeit“ der Philosophie zu fördern; andere halten sie für am eigentlichen Ziel philosophischer Fragen vorbeischießend; und in jüngerer Zeit ist (beispielsweise von Sally Haslanger) eine politisch/normativ gewendete Version der Begriffsexplikation ins Zentrum gesellschaftskritischer Theorien gestellt worden, die sich bei der Begriffsentwicklung (etwa von Gender-Begriffen) an emanzipatorischen Zielen orientieren. Im Zentrum dieses Seminars werden die folgenden Fragen stehen: Was genau ist unter Begriffsanalyse und Begriffsexplikation zu verstehen? In welchem Verhältnis stehen diese Methoden zueinander? Welchen Beitrag können sie zur Untersuchung philosophischer Fragen, zur wissenschaftlichen Erkenntnisbildung, und ggf. zum gesellschaftlichen Fortschritt leisten?

    • 16023 Seminar
      Metaphysik der Person (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Im Zentrum dieses Seminars werden zwei zusammenhängende Fragen stehen: 1. Die Frage nach dem Wesen (menschlicher) Personen: Was ist eine (menschliche) Person? Sind menschliche Personen beispielsweise schlicht biologische Organismen? Oder handelt es sich bei menschlichen Personen um essentiell psychologische Wesen, die zu biologischen Organismen zwar in einem engen Verhältnis stehen, aber nicht mit ihnen identisch sind? 2. Die Frage nach den Persistenzbedingungen von Personen: Unter welchen Bedingungen (und in welchem Sinne) ist etwas, das zu einer Zeit existiert (beispielsweise ein Fötus, ein Kleinkind, oder ein:e Koma-Patient:in), identisch mit einer Person, die zu einer anderen Zeit existiert (beispielsweise mit Ihnen jetzt)? Der Schwerpunkt in diesem Seminar wird auf der systematischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen liegen, weniger auf einem philosophiehistorischen Überblick. Die Literaturauswahl umfasst zeitgenössische Texte der (im weitesten Sinne) „analytischen“ Philosophie. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

    • 16035 Seminar
      Ideentheorien in der Frühen Neuzeit (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Der Begriff der Idee ist einer der zentralen Begriffe der frühneuzeitlichen Philosophie, er wird in der Frühen Neuzeit aber in einem viel weiteren Sinn verwendet, als wir es heute tun. Für frühneuzeitliche Autoren handelt es sich nicht nur bei unserem Denken, sondern auch bei unserem Wahrnehmen und Empfinden um das Haben von Ideen. Darüber hinaus unterscheiden sich die einzelnen Philosophen aber darin, was genau sie unter Ideen verstehen. Viele gehen davon aus, dass Ideen Objekte geistiger Akte sind, manche verstehen Ideen aber auch als geistige Akte oder als Fähigkeiten, geistige Akte zu bilden. Des Weiteren unterscheiden sich frühneuzeitliche Philosophen bezüglich der Frage, ob unsere Ideen angeboren sind, oder ob wir sie durch Erfahrung erwerben. Wir werden in unserem Seminar die Ideen-Konzeptionen von Descartes, Locke, Berkeley, Hume und Leibniz untersuchen und miteinander vergleichen, und uns außerdem mit Thomas Reid, dem frühneuzeitlichen Kritiker der Annahme von Ideen, beschäftigen. Auf diese Weise handelt es sich bei dem Seminar zugleich um eine Einführung in die wichtigsten Autoren der Frühen Neuzeit. Neben der Rekonstruktion der verschiedenen Ideen-Theorien wird es auch um die Frage gehen, wie diese aus heutiger Sicht zu bewerten sind. Der frühneuzeitlichen Ideen-Theorie wird häufig der Vorwurf gemacht, dass sie, insofern sie Ideen als Objekte des Geistes konzipiert, einen Schleier zwischen erkennende Subjekte und die Welt legt und so Erkenntnis der Welt unmöglich macht. Andere Autoren sehen die Ideen-Theorien als Vorläufer einer heutzutage häufig vetretenen repräsentationalistischen Theorie des Geistes. Im Seminar werden wir untersuchen, wie diese verschiedenen Einschätzungen der Ideen-Theorie zu bewerten sind.

    • 16037 Seminar
      Einführung in die Philosophie der Wahrnehmung (Stefanie Grüne)
      Zeit: Mi 12:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Wenn wir z.B. eine rote Tomate wahrnehmen, dann scheint es uns so, dass uns die Tomate und ihre Röte direkt präsent sind, wir also in einer Relation zu der Tomate und ihrer Röte stehen. Andererseits gibt es auch Fälle von Fehlwahrnehmungen, in denen die Gegenstände um mich herum nicht so beschaffen sind, wie sie mir sinnlich erscheinen. Es ist z.B. möglich, dass ich eine unreife blass-grüne Tomate anschaue, die mit rotem Licht angeleuchtet ist und die für mich genauso aussieht, wie eine Tomate, die tatsächlich rot ist. In einem solchen Fall stehe ich offenkundig nicht in einer Relation zur Röte der Tomate, da die Tomate die Eigenschaft, rot zu sein gar nicht besitzt. In der Wahrnehmungsphilosophie, in der es hauptsächlich um die Frage geht, wie unsere sinnlichen Erfahrungen, d.h. unsere korrekten Wahrnehmungen, Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen beschaffen sind und wie diese sich zur wahrnehmbaren Realität verhalten, orientieren sich manche Philosophen vor allem am Fall der korrekten Wahrnehmung, manche dagegen in erster Linie am Fall von Fehlwahrnehmungen. Sogenannte Naive Realisten, die den Fall der korrekten Wahrnehmung als zentral ansehen, gehen davon aus, dass Wahrnehmungen wesentlich Relationen zu Gegenständen und ihren Eigenschaften sind. Sinnesdatentheoretiker, für die der Fall von Fehlwahrnehmungen und Halluzinationen entscheidend ist, nehmen an, dass die direkten Gegenstände unserer Wahrnehmung nicht außergeistige, physische Gegenstände, sondern geistige Entitäten sind, so dass wir außergeistige Gegenstände immer nur indirekt wahrnehmen. Vertreter der dritten Hauptströmung in der Philosophie der Wahrnehmung, die sogenannten Repräsentationalisten, wenden gegen Sinnesdatentheoretiker ein, dass die Tatsache, dass nicht alle unsere Wahrnehmungen oder sinnlichen Erfahrungen korrekt sind, einen nicht zu der Annahme zwingt, dass die direkten Objekte unserer Wahrnehmung geistige Entitäten sind. Sie analysieren sinnliche Erfahrungen stattdessen als Repräsentationen. In unserem Seminar werden wir diese verschiedenen Positionen besprechen, miteinander vergleichen und uns einen Überblick darüber verschaffen, was jeweils für und gegen sie spricht.

      Literaturhinweise

      Einführende Literatur: Crane, Tim + French, Craig (2005/2021), ”The problem of perception”, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (http://plato.stanford.edu/entries/perception-problem/).

    • 16041 Seminar
      Deleuze/Guattari: Was ist Philosophie? (Jan Slaby)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In ihrem gemeinsamen Spätwerk skizzieren Gilles Deleuze und Felix Guattari ihre Auffassung von Philosophie als der Kunst der Bildung, Erfindung, Herstellung von Begriffen. Im Zentrum des Seminars steht somit das anspruchsvolle Verständnis von Begriffen sowie von Philosophie als begriffschöpfender Praxis, das Deleuze und Guattari entwickeln. Wir Teile des Buchs einem close reading unterziehen. In einführender Absicht werden zentrale Aspekte von Deleuzes’ Philosophie sowie Eckpunkte seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Guattari behandelt. In den letzten Sitzungen werden wir zudem kritische sowie weiterführende Perspektiven zur Philosophie von Deleuze und Guattari behandeln. Der Kurs wird Übungselemente wie seminarbegleitendes Essaywriting umfassen.

      Literaturhinweise

      Deleuze, G., + Guattari, F. (2000 [1991]). Was ist Philosophie?, Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    • 16042 Seminar
      Heidegger: Sein und Zeit (Erster Teil) (Hilge Landweer)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In ”Sein und Zeit” geht es Heidegger um die Grundstrukturen der menschlichen Subjektivität, um das, was die für uns eigentümliche Weise zu sein ausmacht, darum, wie wir uns in unserer Welt vorfinden, wie wir sie und uns selbst verstehen. Für unsere Orientierung in der Welt ist die Vertrautheit mit dem Zusammenhang grundlegend, in dem die Dinge durch unseren Gebrauch stehen. Erst aus diesem Zusammenhang heraus kann Einzelnes für uns bedeutsam werden. Heidegger versucht zu zeigen, dass in der Philosophie die Relevanz dieses praktischen Zusammenhangs verdeckt worden ist, aber auch die Bezogenheit auf andere, und welche Folgen das für unser Selbst- und Weltverhältnis hat. Wir werden in diesem Semester die Einleitung und fast die gesamte erste Hälfte von „Sein und Zeit“ (S. 1 – 200) gemeinsam lesen und diskutieren. Die Frage nach der Wahrheit werden wir leider wegen der Kürze des Semesters auslassen müssen.

    • 16043 Seminar
      Achievement (Nathaniel Jacob Baron-Schmitt)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      What sort of life should we want for ourselves? Some philosophers have thought that we should want a life full of pleasure, or full of virtue. We will focus on the idea that achievement is an essential part of a good life. We should want to lead a life where we set difficult goals and achieve them. But what exactly is achievement? Does it have to be the reliable product of one’s own abilities? Or can achievement be the result of luck? And once we know what achievements are, we can ask: are achievements really valuable in themselves? Answering these questions turns out to be very philosophically fruitful, not only for ethics but also for epistemology. A central question in epistemology is: why is it valuable to have knowledge? One answer, which we will explore, is that knowledge is a kind of achievement, and achievement is valuable.

    • 16044 Seminar
      Erasmus und die pädagogische Umdeutung des Epikureismus: Der Dialog Epicureus (1533) (Marta Quatrale)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Ziel dieses Seminars ist es, den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich in Erasmus’ Lage zu versetzen und den humanistischen Ruf zu den Quellen in seiner praktischen Bedeutung zu verstehen. Die Auseinandersetzung mit einer wichtigen, dennoch auch vielschichtigen und nicht immer leicht zu begreifenden Figur, wie Erasmus von Rotterdam war, kann angenehmer werden, indem man versucht, Teil seiner Mühe wieder lebendig zu machen. Was rezipierte Erasmus von den Spätantiken? Was änderte sich im veränderten Zusammenhang der Rezeption im Vergleich zu den ursprünglichen Instanzen? Ist Erasmus’ Spätantike dieselbe Spätantike, die wir in den ursprünglichen Texten finden, oder hat sich ihre Vorstellung durch die Anforderung eines christlichen Humanismus geändert? Eine gründliche Analyse von Erasmus’ Dialog Epicureus (1533) kann helfen, seine pädagogische Umdeutung des Epikureismus zu beleuchten: Darin stellt die Auseinandersetzung zwischen den Figuren von Hedonius und Spudaeus die zentrale moralische Frage nach der Definition des höchsten Gutes nach unterschiedlichen spätantiken Philosophenschulen dar. Diese Fiktion ist ein perfektes Beispiel vom humanistischen paradoxen Begriff serio ludere („ernsthaft spielen“): Dem Autor gelingt es, durch die Wiederaufnahme von zeitlich entfernten Quellen einen gewissen fiktiven Abstand von den erbitterten Auseinandersetzungen mit den Zeitgenossen zu gewinnen. Somit kann er ernsthafte und dringende Themen nur scheinbar leichtsinnig behandeln – in einer Weise, die den Lesern nicht nur inhaltlich relevante Informationen mitteilt, sondern zudem ein Beispiel vom guten rhetorischen Stil an sich darstellt. Nach Ermessen der einzelnen TeilnehmerInnen kann der Fokus beliebig auf die spätantiken Quellen, auf Erasmus oder auf die Rezeption als Prozess gesetzt werden – Ziel des Seminars ist es lediglich, die Mittel bereitzustellen, um den Sinn des humanistischen paradoxen Begriffes serio ludere zu verstehen.

    • 16052 Seminar
      Humes Traktat über die menschliche Natur (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Philosoph ist David Hume insbesondere für seine Beiträge zur Erkenntnistheorie und zur Ethik bekannt. Dieses Seminar widmet sich der Lektüre eines seiner Hauptwerke, nämlich des Traktats über die menschliche Natur von 1739. Der Fokus liegt dabei auf den Teilen des Traktats, die sich mit Fragen der Ethik beschäftigen.

    • 16053 Seminar
      Ökofeminismus: Begriffe - Theorien - Kontroversen (Susanne Lettow)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Einsicht, dass ökologische Problemlagen in Hinblick auf Ursachen, Auswirkungen und Deutungsmuster durch Geschlechterverhältnisse mitstrukturiert werden, verbindet die unterschiedlichen Ansätze im ansonsten heterogenen Feld des Ökofeminismus. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich hinsichtlich der jeweiligen Begriffe von Natur und Geschlecht und verfolgen recht unterschiedliche theoretische Strategien. Während es in einigen ökofeministischen Theorien vorrangig um Entwürfe einer neuen Ethik geht, stellen andere sozialphilosophische Fragen der Politischen Ökologie und intersektionale Perspektiven auf environmental justice in den Vordergrund. Ansätze, die im Kontext des Neuen Materialismus formuliert werden, hingegen verbinden zumeist ethische und ontologische Fragestellungen. Im Seminar soll es darum gehen, die unterschiedlichen Positionen des Ökofeminismus zu analysieren und kritisch zu diskutieren. Wir lesen Texte von Val Plumwood, Karen Warren, Ariel Salleh, Stefanie Barca, Rosi Braidotti, Catriona Sandilands und Maria Puig de la Bellasca u.a.

    • 16054 Seminar
      Selbsttäuschung und Willensschwäche (Jörg Volbers)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Seit der Antike ist es eine weit verbreitete philosophische Ansicht, dass wir uns als Person praktisch selbst bestimmen können. Demnach verfügen Menschen prinzipiell über die Fähigkeit, das eigene Handeln und womöglich die eigene Lebensführung an den rationalen Maßstab von Gründen ausrichten zu können. Mindestens ebenso alt ist jedoch auch die Einsicht, dass rationale Selbstbestimmung immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, etwa in Form von Willensschwäche (akrasia) oder durch Selbsttäuschung. So handeln Menschen wider besseren Wissens oder sind trotz vieler guter Gründe nicht bereit, von einem fest etablierten Selbstbild abzuweichen. In der Moderne schließlich überträgt sich das Motiv der Selbsttäuschung und der untergründigen Irrationalität scheinbar rationalen Handelns auch auf die Philosophie, etwa in Kants Diagnose einer sich unerkannt selbst in die Irre führenden Vernunft oder in Nietzsches Verdacht unbewusster Motive hinter scheinbar rationaler Argumentationen. In dem Seminar gehen wir dieser irrationalen Dimension des Selbstbezugs nach, um auf diese Weise die Idee der Selbstbestimmung von ihrem Scheitern aus zu reflektieren anstatt von ihrem unterstellten Gelingen. Dazu lesen wir Texte u.a. von Davidson, Lear, Sartre und Seel. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Da die Lektüre aus jeweils ganz unterschiedlichen Traditionen kommt, ist jedoch die Bereitschaft erforderlich, sich auf wechselnde argumentative Hintergründe (wie z.B. die Psychoanalyse) und Voraussetzungen einzulassen.

    • 16055 Seminar
      Spielarten der Unaufrichtigkeit (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Unaufrichtigkeit kann sich im Umgang mit anderen als auch mit sich selbst manifestieren. Zu den Spielarten von Unaufrichtigkeit in diesem weiten Sinn können unter anderem gezählt werden: die Lüge (wobei verschiedenen Interpretationen dessen zu unterscheiden sind, was es heißt, zu lügen); subtilere Formen der Täuschung (z.B. mit Hilfe von sogenannten Gesprächsimplikaturen); Bullshit nach Harry Frankfurt im Sinne einer Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit; Heuchelei; unauthentischer Konformismus; Selbsttäuschung. Wie Unaufrichtigkeit genau zu beschreiben und bewerten ist, wird seit jeher vielstimmig debattiert. In diesem Seminar soll der Versuch unternommen werden, diese Vielstimmigkeit anhand der vergleichenden Lektüre und Diskussion von Auszügen aus Klassikertexten u.a. von Kong Fuzi (Konfuzius), Mengzi (Mencius), Laozi (Lao-Tse), Augustinus, Machiavelli, Kant, Nietzsche, Arendt, Frankfurt und Williams nachzuvollziehen. Es sollen verschiedene sich teilweise ergänzende und teilweise konkurrierende Beschreibungen und Bewertungen von Unaufrichtigkeit und diesen jeweils zugeordnete Argumente rekonstruiert und debattiert werden. Neben den Formen und Konstellationen von Unaufrichtigkeit werden auch ihre verschiedenen sozialen Kontexte – u.a. Zivilgesellschaft, Politik und Marktwirtschaft – in den Blick genommen. Literaturhinweis: Ein größerer Teil der Kursliteratur stammt aus folgendem Buch: Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Die Lüge. Texte von der Antike bis in die Gegenwart (Stuttgart: Reclam 2017; 14,80 Euro), das sich alle nach der Entscheidung für diesen Kurs bis spätestens zur 2. Sitzung anschaffen müssen. Auszüge aus anderen zu behandelnden Texten werden zu Semesterbeginn auf Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16056 Seminar
      Willensfreiheit - Klassische Probleme und Begründungen in philosophiehistorischer Perspektive (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was heißt es, einen freien Willen zu haben? Wer kann von sich behaupten, frei zu sein – zumal in Zwangssituationen? Wie verhalten sich Freiheit und Determinismus zueinander? Diese Fragen, die auch in der gegenwärtigen Philosophie diskutiert werden, haben eine lange Geschichte. Wir werden uns im Seminar zunächst der historischen Episode widmen, in der der Begriff der Willensfreiheit nicht nur aufkam, sondern auch ausführlich erörtert wurde, nämlich der römischen Kaiserzeit und Spätantike. Der Wille und seine Freiheit in einer durchdeterminierten Welt ist das Kernthema der Philosophie des Stoikers Epiktet. In Reaktion auf die Stoa wird auch bei Autoren wie Philon oder später bei Plotin die Frage nach der Willensfreiheit virulent. Im frühen Christentum entstehen besonders im Anschluss an den paulinischen Römerbrief differierende Positionen dazu, inwiefern der eigene freie Wille wirklich ganz der eigene sein kann (Origenes, Augustinus). Darüber hinaus wollen wir in einem Ausblick betrachten, wie die Diskussion über den Willen in der mittelalterlichen Philosophie durch intellektualistische (Thomas von Aquin) und voluntaristische Positionen (Duns Scotus) neu gefasst wurde. Ziel des Seminars ist es, die Bedeutung (spät-)antiker und mittelalterlicher Texte für philosophische Begrifflichkeiten und Probleme, die bis heute prägend sind, herauszuarbeiten. Das Seminar wird gemeinsam von Anne Eusterschulte, Carsten Flaig und Eva Kiesele durchgeführt.

    • 16058 Seminar
      Thomas Hobbes: Leviathan (Jakob Huber)
      Zeit: Fr 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Das 1651 erschienene Werk „Leviathan“ ist nicht nur eine der bedeutendsten Schriften von Thomas Hobbes sondern auch ein Grundlagenwerk der politischen Philosophie. Seine Konstruktion von Naturzustand und Gesellschaftsvertrag, seine Auffassung staatlicher Souveränität, aber auch seine Theorie der Macht sind nach wie vor wichtige Bezugspunkte zeitgenössischer Diskussionen. Im Seminar werden wir uns intensiv mit dem ersten („Vom Menschen“) und zweiten Teil („Vom Staat“) des Buches auseinandersetzen. Unser Hauptziel wird sein, zentrale Argumentationsschritte des Textes zu erarbeiten um Hobbes‘ Anliegen in Grundzügen zu verstehen und zu diskutieren. Die enge Arbeit am Text wird dabei von Auszügen aus aktuellen systematischen (und zum Teil auch kritischen) Positionen flankiert. Folgende Studienausgabe wird zur Anschaffung empfohlen: Hobbes, Thomas: Leviathan, oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. hrsg. u. komm. v. Lothar R. Waas. Berlin: Suhrkamp 2011. Als Lektüre zur ersten Orientierung bietet sich die Einleitung von Lothar Waas in der oben genannten Studienausgabe an (S.369-377).

    • 16059 Seminar
      Die politische Philosophie Kants und ihre Rezeption im 20. Jahrhundert (Werner Kogge)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant hat in einigen kleineren Schriften (v.a. ”Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?”; „Über den Gemeinspruch: das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“) Grundzüge einer politischen Philosophie entwickelt, die im 20. Jahrhundert intensiv diskutiert wurde. Ein Schwerpunkt wird auf Debatten um Texte von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Ernst Vollrath liegen.

    • 16060 Seminar
      Privateigentum: Zeitgenössische Perspektiven (Jenny Stupka)
      Zeit: Di 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Angesichts wachsender nationaler und globaler Ungleichheit und Klimakrise rücken die Eigentumsverhältnisse erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Weite Teile der Öffentlichkeit sprechen sich für das Aussetzen von Patenten oder die Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne aus. Dennoch: Privates Eigentum bleibt nach verbreitetem liberalem Verständnis sowohl das notwendige Mittel, um die je eigene Freiheit realisieren zu können, als auch verdientes Resultat unserer jeweiligen individuellen Anstrengungen. Seit je werden andererseits die Ungleichheit der tatsächlichen Verteilung, aber auch das private Eigentum als prinzipieller Anspruch und soziale Praxis in Frage gestellt. Dieses Seminar soll mit sozialphilosophischem Frageschwerpunkt einen Überblick insbesondere über neuere Kritiken des Privateigentums verschaffen. Was ist Privateigentum und wie unterscheidet es sich von anderen Formen des Eigentums? Welche Verhältnisse zu uns selbst, zu anderen, zur Politik und zur Sache stiftet das private Eigentum und welche setzt es voraus? Auf welche Weise lassen sich diese Verhältnisse kritisieren und wohin führt diese Kritik? Als Grundlage und wichtige Bezugspunkte erarbeiten wir zunächst die zentralen Argumente Lockes und Hegels für die Notwendigkeit und Legitimität von privatem Eigentum sowie die Grundzüge der Marxschen Eigentumskritik. Für die gegenwärtige deutschsprachige kritische Eigentumstheorie ist der Bezug auf privates Eigentum als absolutes Verfügungsrecht bestimmend, was zu Kritiken des Eigentums als Hindernis eines angemessenen Gebrauchs (Daniel Loick) und als verinnerlichter Herrschaftshaltung zur Welt (Eva von Redecker) ausgearbeitet wird. Produktiv ergänzt werden diese Positionen durch die englischsprachigen Debatten, in denen gegenwärtig die Verstrickungen der modernen Propertisierung mit (Siedlungs-)Kolonialismen freigelegt werden (Robert Nichols, Brenna Bhandar).

    • 16061 Seminar
      Der junge Karl Marx (Federica Gregoratto)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      Das Seminar beschäftigt sich mit den wichtigsten philosophischen Frühschriften von Karl Marx, die noch wertvolle, obzwar umstrittene begriffliche Werkzeuge für die gegenwärtige Sozialphilosophie anbieten. Das Ziel des Kurses ist zweierlei. Erstens werden wir die Hauptthesen und -konzepte analysieren, die Marx in dieser Zeit entwickelt hat („Arbeit“, „Geld“, „Entfremdung“, „Macht“, „Freiheit“), seine Konzeption der Philosophie und des Verhältnisses zwischen Theorie und Praxis rekonstruieren sowie seine Auffassung von der menschlichen Natur und dem Zusammengang zwischen Mensch und Natur artikulieren. Zweitens werden wir untersuchen, wie solche philosophische Überlegungen, die Marx in enger Zusammenarbeit mit Friedrich Engels entwickelt hat, ins Manifest der kommunistischen Partei zusammengeflossen sind. Wir werden also die philosophischen Ansprüche des einflussreichsten politischen Manifests aller Zeiten erläutern, indem wir uns die begrifflichen, politischen und formellen Neuigkeiten dieses Texts im Lichte der philosophischen Entwicklung von Karl Marx anschauen.

    • 16063 Seminar
      Philosophy of Economics (Englisch) (Elena Bernal Rey)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16064 Seminar
      Konfuzianische Philosophie: Die „Vier Bücher“ (Fabian Heubel)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Dieses Seminar ist den Vier Büchern (Daxue, Lunyu, Mengzi, Zhongyong) gewidmet, die von dem Neokonfuzianer Zhu Xi (1130-1200) ins Zentrum konfuzianischer Philosophie gerückt worden sind. Bis heute gelten diese Werke als Zugangspunkt zu deren politischen, moralischen, ästhetischen und metaphysischen Aspekten. In dieser Lehrveranstaltung werden ausgewählte Textstellen der Vier Bücher gelesen und diskutiert. Studierende ohne Vorkenntnis im Chinesischen werden in drei Schritten an die Texte heranführt: - Diskussion von Übersetzungen in westlichen Sprachen. - Einführung in die chinesische Kommentarliteratur, um Einblicke in innerchinesische Deutungsvielfalt und Debatten zu vermitteln. - Transkulturelle Korrespondenzen, die um moderne und zeitgenössische Weiterentwicklungen und Anknüpfungsmöglichkeiten kreisen.

    • 16067 Seminar
      Philosophie der Arbeit (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SIR 2 Sitzungsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Was tun wir, wenn wir arbeiten? Wie werden unterschiedliche Formen von Arbeit unterschieden? Wieso werden manche Arbeiten höher als andere bewertet, und zwar sowohl was Vergütung als auch was soziale Anerkennung betrifft? Wie muss Arbeit gestaltet sein, damit sie erfüllend ist? Wann sind Arbeitsverhältnisse ausbeutend oder ungerecht? In welchem Verhältnis stehen Demokratie und Arbeitswelt? Welchen Beitrag kann die Philosophie zum Verständnis, zur Kritik oder zur Lösung heutiger Herausforderungen im Kontext der Arbeit beitragen („Pflegenotstand“, „Vereinbarkeitslüge“, Digitalisierung, Homeoffice usw.)? Anhand dieser Leitfragen bietet das Seminar eine Einführung in die Philosophie der Arbeit. Wir lesen sowohl zeitgenössische als auch historische philosophische Texte sowie vereinzelt Aufsätze aus angrenzenden Disziplinen. Bei den philosophiehistorischen Texten beschränken wir uns auf solche der westlichen Tradition ab John Locke, d.h. dem späten 17. Jahrhundert. Die überwiegende Zahl der Texte lesen wir auf Deutsch; eine kleinere Anzahl auf Englisch.

    • 16218 Forschungsseminar
      Die Aristotelische Psychologie (Arbogast Schmitt)
      Zeit: Blockseminar 24.-28.07.2023 (genaue Zeiten: siehe Lektionen) (Erster Termin: 24.07.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Aristoteles hat eine Psychologie entwickelt, die mit vielen ihrer Analysen auch fu¨r gegenwärtige Diskurse relevant, die in nicht wenigen ihrer Ergebnisse sogar u¨berlegen ist. Attraktiv ist bereits die Grundlegung des Begriffs der Seele. Er sucht das Psychische nicht in irgendwelchen innerlichen Erfahrungen. Seele hat fu¨r ihn vielmehr alles, was aktiv u¨ber eigene Fähigkeiten oder eine Fähigkeiten- Komposition verfu¨gt und diese Fähigkeiten aus Eigenem entwickeln und betätigen kann. Der einheitliche Akt, den alle diese Fähigkeiten vollziehen können, ist fu¨r ihn das Unterscheiden. Der Baum unterscheidet trocken und feucht. Was wahrnehmen kann, unterscheidet Farben, Geräusche, Geru¨che, usw.. Wer daru¨ber hinaus vorstellen kann, kann diese Unterschiede frei miteinander kombinieren. Rationale Unterschiede, die nur der Mensch machen kann, beginnen fu¨r ihn damit, dass man nicht nur Farben und Formen usw. erkennt, sondern auch das Können selbst, das wahrnehmbare Phänomene vollziehen. Ein Messer ist etwas nicht, weil es länglich und hart ist, sondern weil es die Fähigkeit zum Schneiden hat. Durch seine Reflexion auf die Unterscheidungsfähigkeit von allem Psychischen kann Aristoteles nicht nur die Einheit alles Seelischen in der Welt verstehbar machen, er kann auch die Entstehung von Gefu¨hlen und Willensakten sinnvoll erklären, indem er ihre Abhängigkeit von Unterscheidungsleistungen aufweist. Wer mit dem Geschmackssinn etwas Su¨ßes geschmeckt hat, dem schmeckt es auch, d.h. er empfindet ein Gefu¨hl der Lust oder Unlust daran. Erst dann kann man sich vorstellen, es auch weiter oder in Zukunft genießen zu können, und entwickelt so einen Willen, es zu genießen. Das alles behandelt Aristoteles in sorgfältigen und sehr differenzierten Analysen und bietet dabei auch viele Einsichten in das Verhältnis von Denken, Fu¨hlen und Wollen, wie sie miteinander und gegeneinander agieren können. Wir wollen versuchen, Buch 2 und 3 von De anima ganz miteinander zu lesen. Wer ein Referat halten oder eine Arbeit schreiben will, kann mit dem Seminarleiter ein Thema vereinbaren (schmitta@uni-marburg.de). Im Blackboard werden einzelne Themen vorgeschlagen. Dort findet man auch eine Literaturliste.

      Literaturhinweise

      Als Textgrundlage empfohlen ist:
      Aristoteles, Über die Seele. Griechisch-deutsch, u¨bers., mit einer Einleitung u. Anmerkungen hg. v. Klaus Corcilius, Hamburg, Meiner 2017. -


      Zur Vorbereitung empfohlen:
      Bernard, Wolfgang, Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant, Baden-Baden 1988. Cessi, Viviana, Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Aristoteles, Frankfurt 1987. – Schmitt, Arbogast, Die Moderne und Platon. Zwei Grundformen europäischer Rationalität, Stutgart 2003, 2008, 207-380.
      M. Cohe Caleb, Aristotle's On the soul: a critical guide. Cambride critical guides, Cambridge University Press, Cambridge, New York 2022.

    • 16324 Lektürekurs
      Philosophie des Sterbens, Ärztliche Moral und medizinethische Konzepte in Antike und Früher Neuzeit (Benjamin Wallura)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Tod geht uns alle an. Dass er irgendwann in unser Leben tritt, ist gewiss. Die Auseinandersetzung mit Leben und Tod, ist für Medizin und Philosophie daher fundamental. Vor allem haben Medizin, Philosophie, aber auch die Religion versucht, die letzten Stunden und Minuten angenehmer zu gestalten und sich gefragt: Was kommt nach ihm? Gibt es eine Seele und wenn ja, lebt sie in einer jenseitigen Welt weiter oder kehrt sie gar irgendwann ins Diesseits zurück? Diese und viele Überlegungen mehr haben essenzielle ethisch-moralische Fragen nach sich gezogen: Ist der Tod ein Übel? Was ist ein guter Tod? Ist Sterbehilfe oder Suizid erlaubt und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Welches Leben ist lebenswert? Wann können, ja wann müssen Behandelnde die Behandlung von Kranken abbrechen? Welche medizinischen, religiösen sowie ethisch-moralischen Qualitäten benötigen überhaupt diejenigen, die Kranke behandeln und versorgen? Welche ethisch-moralischen Qualitäten benötigen die Sterbenden? Wie lange sollte bei hochgradig ansteckenden Krankheiten Quarantäne eingehalten werden, um andere zu schützen? uvm. All diese Fragen interessieren uns nicht erst seit der Moderne oder etwa seit der Palliativmedizin des 19. Jahrhunderts. Die Geschichte der Ethik in der Medizin, ja gar die Medizinethik und Palliativmedizin als solche, ist wesentlich älter und besitzt überlieferte Anfänge bereits in der Antike. Im Seminar wollen wir ausgewählten, aber beispielhaften Etappen dieser Geschichte nachspüren und uns in Original und Übersetzung mit Texten auseinandersetzen, in denen fundamentale medizin-ethische Konzepte der Geistesgeschichte zum Tragen kommen. Die vorwiegend lateinischsprachigen Texte, die wir alle entweder selbst übersetzen oder in Übersetzung lesen werden, berühren allesamt den Fragenkomplex: Wie kann der Mensch in moralisch-ethischer Hinsicht mit dem Tod umgehen? Was kann er in praktisch-philosophischer Hinsicht ihm entgegensetzen? Ziel des Seminars soll es sein, aus einer diachronen Perspektive heraus die Gewordenheit menschlicher Wertesysteme zu erkennen und sich mit Grundlagen menschlicher Ethik anhand der medizinischen Gewissheit des Sterbens auseinanderzusetzen. Unser Textspektrum wird dabei von der Antike bis in die Frühe Neuzeit reichen, vom 5. Jhrd. v. Chr. bis hinein ins 18. Jhrd.: Platon, Aristoteles, Hippokrates, Cicero, Galen, Avicenna, Johannes Gerson, Petrarca, Erasmus, Montaigne und viele andere, bislang wenig beachtete Autor*innen und Akteur*innen, werden die Grundlage unseres ausgewählten Kanons bilden. Lateinkenntnisse sind von Vorteil, aber keineswegs Voraussetzung, um an dem Kurs teilzunehmen.

    • 16020 Seminar
      Kant: Kritik der Urteilskraft (Marianne Eusterschulte)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Lektüreseminar werden wir uns intensiv mit zentralen systematischen Fragen in Kants Kritik der Urteilskraft auseinandersetzen, d.h. Begriffsentwicklungen und konzeptuelle Grundlegungen eng am Text untersuchen und diskutieren. Dies betrifft zunächst die Frage nach dem systematischen ‚Ort‘ der KdU im Kontext von Kants Kritischer Philosophie im Verhältnis zur theoretischen bzw. praktischen Philosophie und wird uns zu umfassenden Analysen zur Bestimmung wie zum Status der Urteilskraft führen. Wie lässt sich Urteilskraft in ihrer Brückenfunktion zwischen Natur und Freiheit, zwischen sinnlicher und moralischer Sphäre bestimmen? Wir werden uns sowohl mit der Grundlegung der ‚ästhetischen Urteilskraft‘ (Theorie des Schönen, Erhabenen, Geschmacksbegriff, sensus communis etc.) auseinandersetzen, um Kants Konzept einer reflektierenden Urteilskraft zu rekonstruieren, die vom Besonderen auf das Allgemeine führt, wie die ‚teleologische Urteilskraft‘ im Blick auf die Natur und Begriffe wie Zweck, Zweckmäßigkeit, Idee eines Systems der Zwecke etc. verfolgen. Im Zentrum des Seminars wird Kants Konzept von Urteilskraft stehen, das wir auch mit aktuellen Diskussionen in Dialog setzen werden.

    • 16021 Seminar
      Einführung Sprachphilosophie (Miguel Hoeltje)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Die Sprachphilosophie ist eine zentrale Disziplin der theoretischen Philosophie, welche sich der Diskussion von Fragen widmet, welche die Sprache als Thema haben: Was ist sprachliche Bedeutung? Wie kommen bedeutungsvolle Lautfolgen zu ihrer Bedeutung? Wie ist es möglich, dass Lautfolgen oder Ansammlungen von Tinte auf Papier dazu dienen können, Dinge in der Welt zu bezeichnen, Fragen zu stellen oder andere zu beleidigen? Was ist der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken? Ist das eine Voraussetzung für das andere? Hat unsere Sprache einen Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen und was wir uns vorstellen können? Zudem kommt der Sprachphilosophie eine über ihre eigenen Fragen hinausgehende methodologische Relevanz zu: Vertrautheit mit sprachphilosophischen Grundbegriffen wird heute in nahezu jedem Bereich der Philosophie vorausgesetzt und gehört damit zum Rüstzeug für alle, die sich ernsthaft mit Philosophie beschäftigen wollen. Ob in der Metaphysik, der Erkenntnistheorie oder der Metaethik: Wer die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung, zwischen Implikatur und Präsupposition oder zwischen Semantik und Pragmatik nicht kennt, kann oft nicht mitreden. Ziels dieses Seminars ist es, die Teilnehmenden mit einigen grundlegenden Begriffen, Fragen und Theorien der analytischen Sprachphilosophie des 20. Jahrhunderts vertraut zu machen.

    • 16031 Seminar
      Kants Kritik der praktischen Vernunft (Elena Romano)
      Zeit: Do 10:00-12:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Nach Kant fassen drei Fragen die höchsten Interessen der Vernunft zusammen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Die erste Frage nach der Möglichkeit und Grenzen unseres Wissens liegt der ersten Kritik zugrunde. Die Beantwortung der zweiten und dritten Fragen geht auf das moralische Gesetz, den Begriff des höchsten Gutes sowie die praktischen Beweise der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit der Seele ein. Die zweite Kritik adressiert genau diese Fragen und Themen. In dem Lektürekurs beschäftigen wir uns mit dem gesamten Text der Kritik der praktischen Vernunft Kants, den wir gemeinsam analysieren und besprechen werden. Am Ende unserer Lektüre werden wir uns mit einigen kritischen Perspektiven von Kants praktischer Philosophie auseinandersetzen. Insbesondere die Aspekte der Formalität und Universalität des moralischen Gesetzes werden dabei in Frage gestellt. Dazu werden wir Texte aus Hegels Phänomenologie des Geistes, Adornos Dialektik der Aufklärung sowie einige Aufsätze, die zu aktuellen feministischen Lesarten von Kants praktischer Philosophie gehören, lesen, um ein tieferes Verständnis Kants und seiner Tragweit zu gewinnen. Die exakte Bibliografie sowie die Bedingungen für Teilnahmescheine und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung geklärt. Das Seminar findet auf Deutsch statt, Englisch-Kenntnisse sind trotzdem vorauszusetzen. Vorkenntnisse zu Kants Philosophie sind willkommen, aber keine Voraussetzung.

    • 16036 Seminar
      Kants Prolegomena (Stefanie Grüne)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Kant, der 1781 die Kritik der reinen Vernunft veröffentlichte, war mit der Reaktion auf ihr Erscheinen sehr unzufrieden, weil er fand, dass sein Werk zu wenig Beachtung fand, und von den wenigen, die es zur Kenntnis nahmen, falsch verstanden wurde. Aus diesem Grund verfasste er ein neues Werk, die Prolegomena zu jeder künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, das 1783 veröffentlicht wurde. Die Prolegomena sind deutlich kürzer als die Kritik der reinen Vernunft, behandeln aber die gleichen Fragen und Themen, und Kant zumindest war der Meinung, dass sie auch verständlicher geschrieben sind. In unserem Seminar werden wir versuchen, uns zentrale Fragen von Kants theoretischer Philosophie anhand einer intensiven Lektüre der Prolegomena verständlich zu machen und zu beantworten. Die Fragen, um die es gehen wird, sind: Was genau besagt Kants Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen und zwischen Urteilen a priori und solchen a posteriori? Was versteht Kant unter Anschauungen und was unter Begriffen? Was heißt es, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit Anschauungen a priori sind? Weshalb schließt Kant davon, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit solche Anschauungen sind, darauf dass Dinge in Raum und Zeit nur „Erscheinungen“ und nicht „Dinge an sich“ sind? Was besagt diese Behauptung überhaupt? Will Kant damit sagen, dass jeder von uns nur seine eigenen Vorstellungen, nicht aber die Außenwelt erkennen kann? Weshalb kann es Zweifel daran geben, dass wir Begriffe wie den der Substanz oder der Kausalität zu Recht auf Gegenstände der Erfahrung anwenden, und was ist Kants Strategie bei der Behebung dieser Zweifel?

    • 16038 Seminar
      David Lewis: Philosophical Papers II (Lisa Vogt)
      Zeit: Mo 14:00-16:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      David Lewis (1941–2001) was one of the most important philosophers of the second half of the 20th Century. A paradigm of an analytic philosopher, his contributions span nearly every part of philosophy, from philosophy of language and mind to logic, epistemology and ethics. But it was in metaphysics, above all, that Lewis was widely regarded as the most important systematic thinker since Leibniz. His Philosophical Papers II is a collection of thirteen essays in this area. In the essays, Lewis develops his theory of causation and various related topics: possible worlds, counterfactual conditionals (“what if”-claims), subjective and objective probability, explanation, rational decisions, the freedom of the will, and time travel, to name but a few. Lewis’ overall agenda throughout is to show how various features of the world—mind, language, laws of nature, and chance, for instance—reduce to the spatiotemporal arrangement of local qualities. In the seminar, we will read the two core chapters “causation” and “counterfactual dependence and time’s arrow”, as well as further essays to be jointly chosen during the course of the term, accompanied by secondary literature. The seminar will be held in English, but term papers may be written in either English or German and oral exams may be done in either English or German.

    • 16039 Seminar
      Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Francesca Raimondi)
      Zeit: Di 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Walter Benjamins Kunstwerk-Aufsatz ist ein grundlegender Text der philosophischen Ästhetik. Benjamin antwortet in diesem Text auf eine durch die modernen Reproduktionstechniken bewirkte Veränderung des Verständnisses und der Erfahrung von Kunstwerken. Der Aufsatz ist gleichsam in einer Schwellensituation geschrieben, in der Benjamin die Möglichkeit einer emanzipatorischen, aber auch einer faschistischen Kunst aufscheinen sieht. Er ist eine Reflexion darüber, was Kunst und ihre Erfahrung waren und sein könnten, wie sich ihr Verhältnis zur Gesellschaft wandelt und wie sie zu Kapitalismus, Faschismus und Emanzipation steht. Im Seminar werden wir Benjamins Text einem close reading unterziehen und seine Begriffe und Thesen auch unter Heranziehung von künstlerischem Material kritisch zu erschließen versuchen. In den letzten Sitzungen werden wir uns mit Rezeptionsbeispiele und Aktualisierungsversuche dieses Textes auseinandersetzen, so dass das Seminar eine umfassende Einführung in den Kunstwerk-Aufsatz und einen ersten Einstieg in das kunstphilosophische Denken Walter Benjamins bietet. Zur Anschaffung: Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin: Suhrkamp 2010 (oder jede Ausgabe, die die dritte Fassung des Kunstwerk-Aufsatzes enthält).

    • 16040 Seminar
      Was ist Ästhetik? (Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Entstehung der Ästhetik als moderne und westliche philosophische Disziplin bringt ein gewisses Ferment, wenn nicht gar Unruhe im Gebäude der philosophischen Reflexion. Ihr Gegenstand ist nich ganz eindeutig und auch umstritten, wie man an ihren ersten Formulierungen sehen kann: Alexander Gottlieb Baumgarten versteht sie als die Theorie einer besonderen sinnlichen Erkenntnisform, Immanuel Kant als die einer besonderen Erfahrungsweise; G.W.F. Hegel wiederum versteht unter Ästhetik eine Philosophie der Kunst und ihrer Geschichtlichkeit. Was sich hier abzeichnet, ist eine Disziplin, die die Kategorien des Subjekts und des Objekts sowie die Unterscheidung von Denken und Sinnlichkeit unterläuft und die ihre Probleme, Fragen und Kategorien zusammen mit konkreten Phänomenen und gesellschaftlichen Entwicklungen denkt und transformiert. Das Seminar gibt sowohl durch Rekurs auf ‚klassische‘ Texte als auch durch neuere Ansätze und Problemstellungen eine erste Einführung in Grundfragen und Positionen der Ästhetik.

    • 16051 Seminar
      Ethik der Künstlichen Intelligenz (Norbert Paulo)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 20.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      Als Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man den Einsatz von Maschinen für Dinge, die bisher menschliche Intelligenz erfordert haben. In relativ kurzer Zeit hat die KI die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander interagieren, bereits erheblich beeinflusst. Vermutlich wird dies auch weiterhin der Fall sein. Die ethischen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen durch den Einsatz von KI erfordert eine gründliche philosophische und ethische Analyse. Dieses Seminar beschäftigt sich zunächst mit den historischen und philosophischen Hintergründen der heutigen KI. Darauf aufbauend werden wir uns mit ausgewählten Themen der Ethik der KI befassen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragen: Können KI-Systeme Bewusstsein haben? Welcher moralische Status kommt ihnen zu? Wie können sie moralisch ”gestaltet” werden?

    • 16057 Seminar
      Heuchelei (Valentin Beck)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: Thiel 43\SR 1 Seminarraum (Thielallee 43)

      Kommentar

      Heucheleivorwu¨rfe sind im privaten und öffentlichen Umgang weit verbreitet. Weniger klar ist jedoch, welchen Stellenwert das angekreidete Phänomen genau besitzt und was an ihm eigentlich problematisch ist und warum. Diejenigen, die Kritik an Heuchelei äußern, stören sich offenbar an einer fehlenden Konsistenz von Akteuren, aber nicht zwangsläufig an mit dieser zusammenhängenden Normverletzungen. Die philosophische Auseinandersetzung mit Heuchelei ist ein lohnendes Unterfangen, da dieses Phänomen sehr facettenreich ist und in verschiedenen sozialen Kontexten (in Politik, Markt und Zivilgesellschaft) auftritt. Sowohl die begriffliche Eingrenzung von Heuchelei als auch deren systematische Bewertung erweist sich bei genauer Betrachtung als schwierig. Die Schwierigkeiten beginnen schon damit, dass es keine Definition von Heuchelei gibt, die allgemein anerkannt ist. Der vergleichsweise häufig zitierten Definition aus dem Oxford English Dictionary zufolge liegt Heuchelei dann vor, wenn Akteure in ihrem Handeln „unter Verschleierung des wahren Charakters oder der tatsächlichen Neigung eine falsche Erscheinung von Tugend oder Gu¨te annehmen [...]“ (im engl. Original: „[…] assuming a false appearance of virtue or goodness, with dissimulation of real character or inclination […]”). Schon diese erste Begriffsbestimmung wirft eine Reihe von Fragen auf. Handelt es sich bei Heuchelei nur um bewusste oder auch um unbewusste Verstellung? In welchen Modi der deskriptiven oder präskriptiven Rede (wie u.a. in moralischen Vorwürfen) kann sich Heuchelei bzw. „Doppelmoral“ äußern? Ist Heuchelei immer moralisch problematisch, oder gibt es auch harmlose Formen – etwa analog zu den sogenannten „weißen Lügen“? In diesem Seminar geht es in der Auseinandersetzung mit neueren Texten darum, wie Heuchelei genau charakterisiert werden kann, welche unterschiedlichen Formen sie annehmen kann und welche Ansätze für deren Bewertung es gibt. wichtiger Hinweis: Alle in diesem Kurs zu behandelnden Primärtexte sind in englischer Sprache verfasst, zu denen mit Ausnahme des Essays von Shklar keine deutschen Übersetzungen vorliegen. Die Bereitschaft und Befähigung zur Lektüre englischsprachiger philosophischer Texte ist daher Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar. Lektüre zur Einführung: Judith N. Shklar, “Let us not be hypocritical”, in: dies.: Ordinary Vices. Cambridge/MA: Belknap Press 1984, S. 45-86. Dt. Übersetzung: “Seien wir keine Heuchler” (2014), in: dies.: Ganz normale Laster. Berlin: Matthes & Seitz 2014, S. 57-102.

    • 16062 Seminar
      Søren Kierkegaard (Englisch) (Federica Gregoratto)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\SER 1 Seminarraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Hinweise für Studierende

      Achtung! Diese Lehrveranstaltung beginnt erst in der zweiten Vorlesungswoche!

      Kommentar

      The seminar offers an introduction in the philosophy of one of the outstanding iconoclasts and rebels of 19th-century European thought, Søren A. Kierkegaard (1813–1855). The Danish philosopher has been rather influential for various subsequent Western philosophical traditions, especially Existentialism, but also Critical Theory. In the seminar, we will have to figure out how his work can be still regarded as meaningful and relevant for us today. We will engage in a close reading and discussion of some of his central and most famous works (Either/Or, 1843, Repetition, 1843, The Concept of Anxiety, 1844 and The Sickness unto Death, 1849), all written under pseudonyms. We will address issues like: What are the central characteristics defining the human condition, and what role do emotions and affects play in such definition? What is human freedom and what does it mean to exist as free individuals? What does it mean that subjectivity has primacy over objectivity, and singularity over universality, and how is this to be regarded as a radical philosophical idea, one that even challenges the limits of philosophy? What are the limits of rationality and reason, and how can we cope with such limits philosophically? What are the criticisms that Kierkegaard addresses at the social and moral norms of his time, and what can we learn from them? Moreover, we will reflect on the form of his writing as an integral part of his philosophical project: how to interpret the fictionalization, multiplication, and masking of philosophical authorship and authority? How is the singular existence to be put into words and, if any, concepts? At the end of the seminar, we will analyze a movie – Agnès Varda’s Cléo from 5 to 7 (1962) – from the Kierkegaardian lenses developed during the whole semester.

    • 16065 Seminar
      Konfuzianische Gegenwartsphilosophie (Fabian Heubel)
      Zeit: Fr 10:00-12:00 (Erster Termin: 21.04.2023)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im heutigen China erlebt konfuzianisches Denken eine weitreichende Renaissance. In diesem Seminar werden ausgewählte Texte aus dem Umfeld neueren konfuzianischen Denkens gelesen (Kang Youwei, Xiong Shili, Mou Zongsan, Xu Fuguan, Tang Junyi, Zhang Junmai, Du Weiming (Tu Weiming), Li Minghui (Lee Ming-huei), Jiang Qing, Zhao Tingyang, Ke Xiaogang u.a.). Ziel ist es, Einblicke in die Entwicklung des konfuzianischen Diskurses der Modernen zu vermitteln. Damit sollen zugleich philosophische Perspektiven für die kritische Auseinandersetzung mit der chinesischen Modernisierung eröffnet werden. Diese wird in Europa zunehmend als Herausforderung wahrgenommen, kann aber letztlich ohne die Einbeziehung des Verhältnisses von Tradition und Moderne in China nicht verstanden werden.

    • 16066 Seminar
      J.M. Bernstein: Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury (2015) (Esther Neuhann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2023)
      Ort: Habel 30\Vortragsraum (Habelschwerdter Allee 30)

      Kommentar

      In diesem Seminar lesen wir das komplette Buch Torture and Dignity. An Essay on Moral Injury des amerikanischen Philosophen J.M. Bernstein (*1947). Das Buch hat ca. 330 Seiten und wurde 2015 veröffentlicht (Chicago University Press). Bernstein entwirft darin Bausteine einer Moralphilosophie, die von der Erfahrung von erheblichen moralischen Übeln ausgeht. Da Bernstein also bei moralischen Verfehlungen (und nicht moralischen Prinzipien) ansetzt, kann man seinen Vorschlag als eine ‚negative‘ Moralphilosophie verstehen. Die moralischen Übel, die im Zentrum seiner Analyse stehen, sind Folter und Vergewaltigung. Was durch beide verletzt wird, ist der Status des Individuums als Person bzw. die Würde der Person. Wie die paradigmatischen moralischen Übel (Folter und Vergewaltigung) zeigen, betont Bernstein dabei die Leiblichkeit von Personen. Weitere zentrale Begriffe seiner moralphilosophischen Perspektive sind Anerkennung, Verletzlichkeit und Vertrauen. Ziel des Lektüreseminars ist es, diese originelle zeitgenössische Position im Detail kennenzulernen. Der Grundlagentext ist auf Englisch; die Seminardiskussion kann – je nach den Wünschen der Teilnehmer:innen – auf Deutsch oder Englisch stattfinden.

    • 16321 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 19.04.2023)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was sind Träume und wie entstehen sie? Warum träumen wir? Und woher wissen wir eigentlich, ob wir gerade wachen oder träumen? Diese Fragen begleiten die Philosophie schon seit ihren Anfängen. »Wer im Dunkeln sitzt, zündet sich einen Traum an«: Noch lange bevor Nelly Sachs von der illuminierenden Funktion des Träumens schrieb, gab es sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre immer wieder ernsthafte Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Was verstand man im Laufe der Zeit jeweils unter Träumen, und welche Rolle kam ihnen in der Philosophie zu? Wie lassen sich Träume verstehen bzw. interpretieren? Neben der Frage nach dem ontologischen und epistemologischen Stellenwert soll der Traum auch mit Blick auf seine moralische und ästhetische Funktion untersucht werden. Hierfür werden wir uns mit den wichtigsten philosophischen Traumtheorien beschäftigen, die von der chinesischen und griechisch-römischen Antike über das Mittelalter bis hin zur (frühen) Neuzeit und (Post-)Moderne reichen. Ausgehend von diesen philosophischen Konzepten werden wir außerdem in Abstimmung mit den Präferenzen im Kurs literarische sowie ästhetische Perspektiven (aus bildender Kunst, Musik, Film, Videospiel) in unsere Diskussionen miteinbeziehen – von Calderón und Borges über den Surrealismus bis hin zu Filmen à la Lynch, Nolan oder Gondry sind die Möglichkeiten dabei beinahe so grenzenlos wie im Traum selbst. Alle Texte werden zu Beginn des Semesters auf Blackboard in deutscher, bisweilen auch in englischer Übersetzung zur Verfügung gestellt. Neben Deutsch und Englisch sind weitere lektürerelevante Sprachkenntnisse (Altgriechisch, Latein, Französisch, Arabisch) zwar von Vorteil, jedoch keine Bedingung zur Teilnahme. Zum Einstieg in die Thematik wird die Lektüre des Online-Artikels über »Dreams and Dreaming« der Stanford Encyclopedia of Philosophy empfohlen.

    • 16322 Lektürekurs
      Philosophie des Nichtwissens. Skeptizismus von Antike bis Frühe Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2023)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie können wir wissen, was wahr ist und was falsch? Was sind die Kriterien für diese wesentliche Unterscheidung? Kann es überhaupt gerechtfertigte Kriterien geben? In diesem Kurs untersuchen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien des Skeptizismus als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie. In dieser wird systematisch in Zweifel gezogen, dass es – gesichertes – Wissen gibt bzw. überhaupt geben kann. Seit der frühen griechischen Philosophie bis hin zur Aufklärung verfolgten skeptische Denker zahlreiche Argumentationsstrategien, die sämtliche Gewissheitsansprüche und Legitimierungsversuche sicheren Wissens infrage stellten. Wir lesen wesentliche Vertreter des Skeptizismus aus der Antike sowie der Frühen Neuzeit: etwa Testimonien zu Pyrrho, Arkesilaos und Karneades, sowie ausführliche Texte von Cicero, Sextus Empiricus, Sanches, Montaigne, Descartes, Gassendi, Hobbes bis hin zu Hume. Dabei behandeln wir auch ihre kritische Auseinandersetzung mit (von den Skeptizisten sogenannten) Dogmatikern – wie etwa Platon, Aristoteles, Augustinus und den Scholastikern. Im Rahmen unserer Lektüre widmen wir uns neben erkenntnistheoretischen auch ethischen Fragen. Kann eine – im philosophiehistorischen Wortsinn – skeptische Grundhaltung ein Weg zu Gelassenheit, ja sogar zu Seelenruhe und Glück sein? Kann sie ganzen Gesellschaften zu Mäßigung und Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang verhelfen? Inwiefern hat sie sich, insbesondere in Umbruchzeiten, auf Religiosität sowie auf wissenschaftliches Denken ausgewirkt? Alle Seminarteilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der Antike und der Frühen Neuzeit. Die Texte lesen wir in deutscher, eventuell auch (selten, punktuell) in englischer Übersetzung. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Kurs textnahe Diskurse über erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte und ihre ethischen Aspekte. Ihre erworbenen Kenntnisse können Sie je nach Bedarf und Studienordnung in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik, die diesen Kurs im Modul „Kontexte und Rezeption“ wählen, lernen die philosophischen Anschauungen des wirkmächtigsten Prosaautoren der römischen Republik sowie deren Rezeptionsgeschichte kennen. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen. Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt. Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16325 Seminar
      Philosophische Theorien des Traums (Sinem Derya Kilic)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 03.05.2023)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)