WiSe 24/25  
Philosophie und...  
M.A. Deutschspr...  
Lehrveranstaltung

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie (WE 4)

M.A. Deutschsprachige Literatur – Neuere Literatur (SPO gültig ab WS 23/24)

0251c_MA120
  • Exemplarische Lektüren - Neuere Literatur

    0251cA1.1
    • 16710 Hauptseminar
      Heinrich von Kleist: Der zerbrochene Krug - Abiturlektüre und Experiment (Anne Fleig, Irene Pieper)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: JK 29/118 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Heinrich von Kleists analytisches Drama Der zerbrochne Krug wurde 1806 in Königsberg fertiggestellt und 1808 in Weimar uraufgeführt. Es thematisiert eine Gerichtsszene in einem fiktiven niederländischen Dorf gegen Ende des 17. Jahrhunderts; ihren Ausgangspunkt bildet der nächtliche Vorfall des zerbrochenen Krugs und die darauf bezogene Anklage der Frau Marthe Rull. Der Dorfrichter Adam muss darin einen Prozess gegen sich selbst führen und damit seinen eigenen Fall (im mehrfachen Sinne des Wortes) verhandeln. Das Lustspiel hat bis heute einen festen Platz auf dem Theater und wird jetzt wieder Schullektüre (ab 2026 Abiturthema). Dies nehmen wir zum Anlass für die Kooperation zwischen Fachdidaktik und Fachwissenschaft: Gemeinsam wollen wir Kleists Drama in seinem historischen Kontext erschließen, aber auch aktuelle Bezüge (z.B. #Metoo) erarbeiten, die für ein zeitgemäßes Verständnis wichtig sind. In Verbindung mit der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StabiLab) werden wir mit der digitalisierten Handschrift des Stücks und weiteren Materialien experimentieren; außerdem werden wir uns der Rolle des Lustspiels in der Schule in diachroner Perspektive zuwenden und dafür ältere und neuere Lehrmaterialien sichten. – Ziel des Seminars ist es, Unterrichtseinheiten für die Sekundarstufe II zu entwickeln, die von der Stabi online zur Verfügung gestellt werden können.
      Literatur zur Vorbereitung: Der zerbrochene Krug. Studienausgabe. Hg. von Bernd Hamacher mit einem Nachwort von Alexander Kosenina. Stuttgart: Reclam 2024.

    • 16712 Hauptseminar
      Literatur und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert (Jürgen Brokoff)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar behandelt anhand konkreter Textanalysen in kultur- und literaturgeschichtlicher Perspektive die wichtigsten Stationen eines deutschsprachigen Antisemitismus, der sich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts immer auch literarisch und philosophisch artikuliert hat. Ausgangspunkt sind Texte der sogenannten Berliner Romantik, die in der Formationsphase eines preußisch-deutschen Nationalismus entstanden sind. Weitere Schwerpunkte sind die Verdichtung antisemitischer und antijüdischer Deutungsmuster im 19. Jahrhundert, die Ausprägung eines antisemitischen „kulturellen Codes“ im wilhelminischen Kaiserreich der Jahrhundertwende sowie die sprachlich-literarische Radikalisierung des Antisemitismus im Vorfeld und im Kontext des Nationalsozialismus (1918-1945). Eine Reflexion der spezifischen Bedingungen von Literatur und Antisemitismus nach dem Holocaust  beschließt das Seminar. Im Mittelpunkt der Textarbeit  des Seminars steht die historische Rekonstruktion der literarischen und kulturellen Verfasstheit des Antisemitismus, die angesichts der politischen Implikationen des Phänomens in der ‚dunklen’ Geschichte des 20. Jahrhunderts lange Zeit unterschätzt wurde.

    • 16713 Hauptseminar
      Die Postdramatik und ihre Nachfolge. (Post-)Postdramatische Theatertexte (Annika Becker)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Dieses Masterseminar widmet sich der Untersuchung und Diskussion postdramatischer Theatertexte sowie ihrer Entwicklung im Kontext des zeitgenössischen Theaters. Postdramatik, ein Begriff, der maßgeblich durch den Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann geprägt wurde, beschreibt eine Theater- und Theatertextform, die sich von den traditionellen dramatischen Strukturen und Erzählweisen entfernt und neue Ausdrucksformen und Ästhetiken erkundet. Gemeinsam werden wir nicht nur die zentralen Merkmale und Spielarten der Postdramatik anhand der Lektüre verschiedener postdramatischer Theatertexte kennenlernen, sondern uns auch mit der Frage befassen, wie das Phänomen „Postdramatik“ sich seit seiner Entstehung in den letzten 25 Jahren ge- und verwandelt hat. Es bleibt zu diskutieren, ob wir nicht längst von einer neuen Form der Post-Postdramatik sprechen müssten, wenn wir den gegenwärtigen Theatertext und seine Eigenheiten betrachten. Teil des Seminars wird ein gemeinsamer Theaterbesuch sein, ggf. auch mehrere.

    • 17145 Seminar
      Aktivistische Figuren in der Literatur (Frank Fischer)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: JK 27/106 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Diese Veranstaltung wird zusammen mit Frau Dr. Dîlan Canan Çakir durchgeführt.

      Kommentar

      In diesem Seminar untersuchen wir die Darstellung aktivistischer Figuren in der Literatur verschiedener historischer Epochen und kultureller Kontexte. Durch die Auseinandersetzung mit literarischen Texten werden wir danach fragen, wie Autor*innen Figuren darstellen, die sich für sozialen Wandel einsetzen, etablierte Normen herausfordern und sich mit Machtsystemen und Unterdrückung auseinandersetzen. Anhand ausgewählter Romane, Theaterstücke, Gedichte und Essays analysieren wir die Motivationen, Strategien und Auswirkungen dieser aktivistischen Figuren. Gefragt wird auch nach den sozialpolitischen Kontexten, in denen diese Texte verfasst wurden, sowie nach ihrer Relevanz für zeitgenössische Diskussionen über Aktivismus und soziale Bewegungen. Das Seminar richtet sich an Studierende der AVL, der philologischen Institute sowie explizit auch an Studierende des Instituts für Theaterwissenschaft.

      Literaturhinweise

      Seminargegenstände sind folgende Texte bzw. Filme und Graphic Novels:

      Friedrich Schiller: Die Räuber (1781)

      Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (1810)

      Ernst Toller: Masse Mensch (1921)

      Marieluise Fleißer: Fegefeuer in Ingolstadt (1924)

      Friedrich Wolf: Cyankali (1929)

      Bertolt Brecht: Heilige Johanna (1931)

      Antonio Di Benedetto: Stille (1964)

      Aras Ören: Was will Niyazi in der Naunynstraße? (Berliner Trilogie, Teil 1; 1973)

      Die fetten Jahre sind vorbei (Hans Weingartner 2004, 127 Min.)

      Mutlu Ergün: Kara Günlük. Die geheimen Tagebücher des Sesperado (2010)

      Ilija Trojanow: EisTau (2011)

      Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen (2015)

      Shida Bazyar: Drei Kameradinnen (2021, Hörspielbearbeitung 2024)

      Mithu Sanyal: Identitti (2021, Hörspielbearbeitung 2024)

      Crossing: Auf der Suche nach Tekla (Levan Akin 2024, 105 Min.)

      Marjane Satrapi: Woman, Life, Freedom (2024)

    • 16585 Seminar
      Hölderlin Lesen (Martin Vöhler)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: JK 33/121

      Hinweise für Studierende

      Anmeldung unter: vohmart@zedat.fu-berlin.de

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Das Seminar entfällt am 7.11, 14.11. und 5.12., wird jedoch am Samstag, den 23.11 (10-12 Uhr) und am Samstag, den 7.12. (10-14 Uhr) stattfinden.

      Kommentar

      Das Seminar bietet die Gelegenheit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Hölderlins Werk. Einen Schwerpunkt sollen die 'Lektüren' Hölderlins mit ihren originellen Beobachtungen, Einsichten, Kommentaren bilden. Am Beginn soll Hölderlins Auseinandersetzung mit Platon stehen (Eros-Konzeption, Tod des Sokrates, Weltseele, Verhältnis von Dichtung und Philosophie) Das weitere Lektüre-Programm wird in Abstimmung mit den Teilnehmern festgelegt.

    • 16711 Hauptseminar
      Hoffmanns Berlin-Erzählungen (Cornelia Ortlieb)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar nimmt Günter de Bruyns Zusammenstellung der ‚Berliner Geschichten‘ E.T.A. Hoffmanns zur Grundlage für je themenspezifisch konturierte eingehende Text-Lektüren. Dabei geht es besonders um die Machart einer ‚doppelten Wirklichkeit‘, Elemente des Phantastischen, der Schauerromantik und eines quasi realistischen Schreibens. Die Berliner Stadtumgebung als Ort, den Hoffmann anschaulich beschreibt und zugleich poetisch verfremdet, wird dabei besonders zu betrachten sein, auch im Hinblick auf das zeitgenössische Theater. Das Seminar soll auch der Erarbeitung geeigneter Themen für eine Bachelorarbeit dienen und entsprechend bei der Themenfindung und gemeinsamen Vorbereitung und Organisation des Schreibprozesses unterstützen. Das Buch muss leihweise über eine Bibliothek besorgt oder (antiquarisch) beschafft werden; in Internet-Antiquariaten ist es für ca. 5-10 Euro zu haben (ZVAB, abebooks, Booklooker, ebay und andere). Ausgewählte Sekundärliteratur wird zudem zu Beginn der Vorlesungszeit über Blackboard bereitgestellt. 
      Literatur:
      E.T.A. Hoffmann: Gespenster in der Friedrichstadt. Berlinische Geschichten, hg. v. Günter de Bruyn, Berlin: Morgenbuch 1996.
      Zur Vorbereitung: 
      Günter de Bruyn: Als Poesie gut. Schicksale aus Berlins Kunstepoche 1787 bis 1807, Frankfurt a.M: Fischer 2006, Günter de Bruyn: Die Zeit der schweren Not. Schicksale aus dem Kulturleben Berlins 1807 bis 1815, Frankfurt a.M.: Fischer 2010, Christine Lubkoll, Harald, Neumeyer (Hg.): E.T.A. Hoffmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler 2015. 

  • Epochen und Epochenkonzepte

    0251cA1.2
    • 16633 Vorlesung
      Literatur und Öffentlichkeit im geteilten Deutschland (Jürgen Brokoff)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: Hs 1b Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die literatur- und kulturgeschichtlich angelegte Vorlesung rekonstruiert die Bedingungen und Umstände, unter denen sich deutschsprachige Literaturen und Öffentlichkeiten nach dem Ende der NS-Staats und des Zweiten Weltkriegs neu konstituieren. Dabei wird schon früh sichtbar, wie sehr die Bemühungen um Wiederherstellung demokratischer, politischer Kulturen in Deutschland vom Ost-West-Konflikt und von der mit diesem Konflikt einhergehenden „Teilung der Welt“ (W. Loth) bestimmt werden. In einem zweifach perspektivierten Zugriff möchte die Vorlesung die literarisch-politischen Entwicklungsprozesse nach der „doppelten Staatsgründung“ von BRD und DDR erkunden und dabei einen Brückenschlag zwischen den meist getrennt betrachteten Entwicklungsverläufen versuchen. In literatur- und kulturhistorischer Perspektive stehen folgende Phasen im Zentrum der Vorlesung: I. Neukonstituierung von Literatur und Öffentlichkeit nach NS-Staat und Zweitem Weltkrieg (1945-1949); II. Konsolidierung literarisch-politischer Öffentlichkeiten in den 1950er und 1960er Jahren, III. Kritik und Krise nach Biermann-Ausbürgerung und atomarer Bedrohung in den 1970er und 1980er Jahren und IV. Literatur und Öffentlichkeit im Kontext von Wende und Wiedervereinigung (1989/90). Die Vorlesung versteht sich als Versuch, literarästhetische, öffentlichkeitsgeschichtliche und historisch-politische Faktoren zusammenzudenken.

    • 16718 Hauptseminar
      Die Frühe Neuzeit als Epoche? (Kai Bremer)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar führt zunächst in Theorien und Konzepte der germanistischen Literaturgeschichtsschreibung ein, um anschließend die Entstehung des germanistischen Frühneuzeit-Begriffs zu reflektieren. Schließlich soll erörtert werden, wie sich das Konzept der 'Frühen Neuzeit' zu anderen Epochenbegriffen wie 'Humanismus', 'Reformation', 'Barock' oder 'Aufklärung' verhält.

  • Literaturwissenschaft im interdisziplinären Zusammenhang

    0251cA1.3
    • 16199 Seminar
      Textanalyse mit R für die Geisteswissenschaften (Lisa Poggel)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: J 30/109 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Dieses Seminar vermittelt grundlegende praktische Kenntnisse der Textanalyse mit der Programmiersprache R. Der Fokus liegt auf der Verarbeitung und Analyse geisteswissenschaftlicher Daten. Das Seminar richtet sich insbesondere an Studierende ohne Programmiererfahrung und vermittelt neben Verfahren der Textanalyse und des Text Mining auch Grundlagen der Programmierung mit R. R kommt als besonders einstiegsfreundliche Programmiersprache vermehrt auch in geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten zur Anwendung, beispielsweise bei der quantitativen Textanalyse, in der digitalen Stilometrie, bei der Autorschaftserkennung oder zur Analyse und Visualisierung historischer Korrespondenznetzwerke. Das Seminar setzt keine Programmiererfahrung voraus. Es richtet sich explizit an Studierende aller Institute des Fachbereichs ›Philosophie und Geisteswissenschaften‹.

    • 16480 Seminar
      Literaturwissenschaftliche Netzwerkanalyse (Frank Fischer)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Literaturwissenschaftliche Kategorien, etwa Figuren- und Figurengruppen, sprachliche Zeichen, Werke und ihre Übersetzungen, Autor*innen, Verlage, Agent*innen, Literaturpreise, Leserreaktionen usw., lassen sich erkenntnisfördernd als dynamische Netzwerke modellieren. Gerade bei größeren Datenmengen hilft eine solche Modellierung, um komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen oder bestimmte Kausalitäten überhaupt erst zu erkennen. Das Seminar beschäftigt sich zunächst mit den notwendigen Grundlagen der Netzwerktheorie, um im Hauptteil praktisch in die Netzwerkanalyse einzuführen. Die Extraktion sozialer Netzwerke aus literarischen Texten, ihre Visualisierung und Interpretation werden am Beispiel von Dramen, Romanen und Fernsehserien eingeübt. Das Seminar richtet sich an Studierende der philologischen Institute sowie explizit auch an Studierende der Institute für Philosophie und Theaterwissenschaft.

    • 16585 Seminar
      Hölderlin Lesen (Martin Vöhler)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: JK 33/121

      Hinweise für Studierende

      Anmeldung unter: vohmart@zedat.fu-berlin.de

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Das Seminar entfällt am 7.11, 14.11. und 5.12., wird jedoch am Samstag, den 23.11 (10-12 Uhr) und am Samstag, den 7.12. (10-14 Uhr) stattfinden.

      Kommentar

      Das Seminar bietet die Gelegenheit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Hölderlins Werk. Einen Schwerpunkt sollen die 'Lektüren' Hölderlins mit ihren originellen Beobachtungen, Einsichten, Kommentaren bilden. Am Beginn soll Hölderlins Auseinandersetzung mit Platon stehen (Eros-Konzeption, Tod des Sokrates, Weltseele, Verhältnis von Dichtung und Philosophie) Das weitere Lektüre-Programm wird in Abstimmung mit den Teilnehmern festgelegt.

    • 16720 Hauptseminar
      Ecopoetry: Poetik der Pflanzen (Friederike Günther, David Wachter)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im Schwunge der aktuellen Konjunktur von ‚ecocriticism‘ im akademischen Kontext und ‚ecopoetry‘ in der Lyrik widmen wir uns in diesem interdisziplinären Seminar anglo-amerikanischer und deutschsprachiger Lyrik, die den Pflanzen eine Stimme gibt bzw. diese in den Fokus rückt. Alterität und Widerständigkeit der Pflanzen werden dabei ebenso Thema sein wie das Verhältnis von Mensch und Pflanze als Verflechtung, ‚entanglement‘ und im Sinne einer Dezentrierung des Humanen. Der erste Teil des Seminars ist historisch ausgerichtet und blickt exemplarisch auf Gedichte der Aufklärung, Romantik und des 20. Jahrhunderts in ihrem literaturhistorischen Kontext. Der zweite Teil des Seminars widmet sich theoretischen Texten der ‚plant studies‘ und Poetiken des Vegetabilen. Auf Basis dieser historischen und theoretischen Erkenntnisse wird der dritte Teil des Seminars die Poetik des Vegetabilen anhand von Gegenwartsgedichten der deutsch- und englischsprachigen Literatur untersuchen.
      Literatur zur Einführung: 
      Al-Taie, Yvonne/Dueck, Evelyn (Hrsg.): Blütenlesen. Poetiken des Vegetabilen in der Gegenwartslyrik, Berlin: Metzler 2023; Ryan, John C.: Plants in Contemporary Poetry. Ecocriticism and the Botanical Imagination, London: Routledge 2017; Stobbe, Urte/Kramer, Anke/Wanning, Berbeli (Hrsg.): Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung, Berlin u.a.: Lang 2022.

    • 16764b Hauptseminar
      Wortloss- Sprachliche Regelbrüche als Herausforderung für die Literaturübersetzung (Nadine Püschel)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 18.10.2024)
      Ort: 008 Seminarraum, Fabeckstr. 35

      Kommentar

      Der Kapiteltitel „Wortloss“ in Tomer Gardis Roman Broken German ist programmatisch für das Spiel mit sprachlichen Normbrüchen in Texten der Gegenwartsliteratur. Abweichungen von der Standard- bzw. Mehrheitssprache eines Kulturraums werden gezielt eingesetzt, um originelle Erzählinstanzen, diversere literarische Stimmen oder vielschichtige Bedeutungen zu prägen. Doch wie lassen sich bewusst grammatisch fehlerhafte Sätze, absichtlich gebrochene Sprache oder handlungstragendes Code-Switching mit derselben Wirkung in eine andere Sprache übersetzen? Wie viel Kreativität und Können erfordern das Ausgestalten und Nachschaffen literarischer Regelbrüche? Diese Überlegungen sollen in gemeinsamer Textanalyse von deutschsprachigen Romanauszügen und Kurzgeschichten (u. a. Tomer Gardi, Saša Stanišic, Slata Roschal) sowie fremdsprachigen Texten und ihren veröffentlichten Übersetzungen (u. a. Aurora Venturini, Cristina Morales, Bora Chung) erkundet werden. Die Sitzungen werden durch Übersetzungs- und Schreibexperimente im Plenum und in Kleingruppen ergänzt. Vorschläge und Fremdsprachenkenntnisse der Teilnehmenden werden in der Textauswahl berücksichtigt, Neugier und Lust auf die kreative Beschäftigung mit literarischer Sprache sind vorausgesetzt. Zur Seminarleiterin: Nadine Püschel studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und arbeitete mehrere Jahre hauptberuflich als Untertitlerin. Seit 2008 ist sie als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen tätig, leitet Workshops an Universitäten und Schulen und moderiert Übersetzer*innenlesungen.

    • 17560 Seminar
      Webscraping mit Python für die Geisteswissenschaften (Lisa Poggel)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: J 23/16 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Dieses Seminar vermittelt grundlegende praktische Kenntnisse im Web Scraping mithilfe der Programmiersprache Python und führt in verschiedene Ansätze und Strategien des »Scraping« geisteswissenschaftlicher Daten ein. Web Scraping beschreibt das automatisierte Auslesen von Inhalten aus Webseiten. Verfahren des Web Scraping können in den Geisteswissenschaften das Beschaffen und Zusammenstellen von Forschungsdaten und großen (Text)korpora erheblich vereinfachen. Im Rahmen des Seminars werden anhand konkreter Anwendungsfälle gemeinsam Strategien zur Datenextraktion aus verschiedenen Quellen wie digitalen Bibliotheken und Archiven, Internetportalen und -plattformen oder kommerziellen Webseiten erarbeitet und mithilfe von Python umgesetzt. Dabei werden die rechtlichen Einschränkungen und forschungspraktischen Implikationen der angewandten Verfahren zur Datenextraktion kritisch reflektiert. Erste Programmiererfahrungen sind für dieses Seminar von Vorteil, sind aber keine Voraussetzung. Es richtet sich explizit an Studierende aller Institute des Fachbereichs ›Philosophie und Geisteswissenschaften‹.

    • 16721 Praxisseminar
      Sound und Literatur. Dichter:innenstimmen nach 1945 (Jana Maria Weiß)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 21.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Das Praxisseminar beginnt in der 2. Woche.

      Kommentar

      Im Mai 1952 las der Autor Paul Celan beim Treffen der Gruppe 47 in Niendorf an der Ostsee und löste dabei heftige Reaktionen aus. In den Ohren der westdeutschen Nachkriegsdichter, die auf nüchternes und monotones Sprechen setzten, klang Celans Vortrag »zu pathetisch«. Die Emotionen, die in der Stimme des Holocaustüberlebenden lagen, bewirkten beim deutschen Publikum in Niendorf 1952 starke Abwehrreaktionen. Wie genau Celans Lesung provozierte, ist jedoch nur zu verstehen, wenn man den Resonanzraum genauer untersucht, in der sie stattfand.
      Wie also klang die Literatur der BRD? Ausgehend von dieser Forschungsfrage nimmt das
      Seminar den literarischen und gesellschaftlichen Kontext der jungen Bundesrepublik in den Blick. Wir hören uns Aufnahmen verschiedener Dichter:innenlesungen an, beschäftigen uns mit westdeutscher Rundfunkgeschichte und lesen literarische und wissenschaftliche Texte zur Stimmkultur der 1950er und 1960er Jahre. Ausgehend von den Seminardiskussionen soll in diesem Praxisseminar ein Themenschwerpunkt für die wissenschaftliche Fachzeitschrift Celan-Perspektiven entwickelt werden. Gemeinsam konzipieren und gestalten wir eine Zeitschriftenausgabe zum Sound der Literatur in der jungen BRD. Neben Freude am Schreiben sollten Sie daher auch Interesse an redaktioneller Arbeit mitbringen.

    • 16722 Praxisseminar
      Literatur im Radio: Dichter lesen (Friederike Günther)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im Seminar produzieren wir gemeinsam eine Sendung zum Thema der dichterischen Stimme. Dabei konzentrieren wir uns auf die Stimme Paul Celans, die zu seiner Zeit viel kritisiert wurde, aber einer bestimmten Vorlesetradition entstammt und diese reflektiert und überschreitet. Im Seminar setzen wir uns zunächst theoretisch mit Texten zu Celans Vorleseweise auseinander, um dann konkrete von ihm gelesene Gedichte zu interpretieren. Als Produkt dieser Auseinandersetzung werden dann für die aktive Teilnahme Radiobeiträge zu diesem Thema von Ihnen entstehen.
      Im Seminar bekommen Sie die aktive Teilnahme ausschließlich durch Mitarbeit an einem Radiobeitrag. Weitere Prüfungsformen sind in diesem Praxisseminar nicht vorgesehen.

  • Abschließende Planung eines wissenschaftlichen Projekts - Neuere Literatur

    0251cA1.4
    • 16724 Projektseminar
      Planung eines Forschunsprojekts (Cornelia Ortlieb)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 16.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar unterstützt die Entwicklung individueller Forschungsideen und fokussiert das Anfertigen der Masterarbeit als Schreibprojekt: Die entscheidenden Schritte zur Themenfindung, Korpusbildung, Entwicklung einer Fragestellung und Formulierung von Leitfragen werden ergänzt um Sitzungen zum Recherchieren/Bibliographieren, Erschließen/Exzerpieren, Notieren/Skizzieren und schließlich zur Erstellung einer vorläufigen Gliederung und Vorbereitung der Einleitung. 
      Die Präsentation und Diskussion der Themen schließt auch die Positionierung im jeweiligen Forschungsumfeld ein; alle Teilnehmenden erhalten somit auch über die Beschäftigung mit dem eigenen Thema hinaus einen Einblick in andere Forschungsgebiete und in die Strategien ihrer Erschließung. 
      Zur Einführung: Christoph Hoffmann: Schreiben im Forschen. Verfahren, Szenen, Effekte, Tübingen 2018, Wolf-Dieter Narr, Joachim Stary (Hg.): Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer geben Studierenden Tips, Frankfurt a.M. 1999.

    • 16725 Kolloquium
      Planung eines Forschungsprojekts (Anne Fleig)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: JK 31/122 Geschäftszimmer (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Kolloquium bietet Studierenden die Möglichkeit, ein erstes eigenes Forschungsprojekt (Masterarbeit) zu diskutieren und das Schreiben der Arbeiten konstruktiv zu begleiten. Der genaue Ablauf wird sich am Entwicklungsstand der einzelnen Projekte orientieren. Geplant sind die Formulierung eines Exposés und einer ersten Gliederung sowie die Diskussion der Konzepte, gerne auch anhand konkreter Textbeispiele. Die Zusammenarbeit der Teilnehmenden soll gefördert werden, Austausch und Feedback untereinander sind wesentlicher Bestandteil des Kolloquiums.

  • Literaturtheorie, Ästhetik, Poetik - Ältere Literatur

    0251cB1.1
    • 16647 Vorlesung
      Transkulturalität in der Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Jutta Eming)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.10.2024)
      Ort: KL 32/123 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Mittelalterliches Erzählen ist in einem erheblichen Maße multilingual und international ausgerichtet, seine zentralen Texte, Erzählstoffe und Gattungen erstrecken sich über weite geographische und kulturelle Räume sowohl in Europa als auch darüber hinaus. Das Mittelmeer wird in diesem Zusammenhang nicht mehr nur, wie in der älteren Geschichtswissenschaft, als Raum der ‚Grenze‘, sondern als Raum der transkulturellen Verbindungen, der ‚Konnektivität‘, angesehen. Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit kommt in diese Verbindungen neue Dynamik, die wesentlich durch die ‚Entdeckung‘ neuer Welten und die Entwicklung des globalen Handels beeinflusst wird. Die Auseinandersetzung mit der Fremde, die immer ein zentrales Thema mittelalterlicher Literatur war, erhält unter diesen Voraussetzungen neue Impulse für eingeführte Gattungen und Erzählmuster. In der Vorlesung wird dieser Entwicklung thematisch unter dem Aspekt der Auseinandersetzung mit dem Wunderbaren und des Begriffs der Transkulturalität nachgegangen. Zur Einführung empfehle ich einen Blick in Ulinka Rublack: Dürer im Zeitalter der Wunder. Kunst und Gesellschaft an der Schwelle zur globalen Welt, Stuttgart 2024, sowie Falk Quenstedt (Hg.): Das Mittelmeer und die deutsche Literatur der Vormoderne. Transkulturelle Perspektiven, Berlin/Boston 2023.   

    • 16731 Hauptseminar
      Globale Erzählliteratur in der Vormoderne (Jutta Eming)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In Mittelalter und Früher Neuzeit sind einige literarische Texte derart lang und weit verbreitet, dass sie das Prädikat ‚global‘ rechtfertigen. Dazu gehören die Erzählungen von Barlaam und Josaphat ebenso wie die als ‚Erzählsammlung‘ bezeichneten Dichtungen von den Seven Sages of Rome. Eine globale Verbreitung meint dabei nicht, dass identische Texte weitergegeben werden; charakteristisch ist vielmehr, dass ein Erzählkern stets neu übersetzt und dabei im Einzelnen, teils erheblich, modifiziert wird. Insbesondere die Erzählungen von den Seven Sages of Rome, die rund 1000 Jahre von Persien und Byzanz über einen Schwerpunkt in der deutschen Literatur bis nach Schweden rezipiert werden, fordern dabei verbreitete Klischees von ‚orientalischem‘ versus ‚westlichem‘ Erzählen heraus. Im Seminar soll dieser Zusammenhang eingehend entfaltet und mit Blick auf die Implikationen einer ‚globalen Literaturgeschichte‘ reflektiert werden. Das Seminar wird komparatistisch arbeiten und neben deutschsprachigen Dichtungen Texte aus anderen Literaturen beispielhaft heranziehen.

  • Literaturtheorie, Ästhetik, Poetik - Neuere Literatur

    0251cB1.2
    • 16634 Vorlesung
      Berührung - literarische und theoretische Perspektiven auf Taktilität und Affizierung vom 17. bis 21. Jahrhundert (Sandra Fluhrer)
      Zeit: Di 08:30-10:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: Hs 2 Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Ohne Berührung ist kein menschliches Leben (auch kein tierisches oder pflanzliches) denkbar. Die Haut ist nicht nur eine Schutzschicht für den Körper, sondern zugleich ein zentrales Organ der Wahrnehmung und der Interaktion. Die Befreiung der Hände im aufrechten Gang erlauben dem Menschen den Gebrauch von Werkzeugen und die Entwicklung einer Vielzahl von Kulturtechniken, darunter die menschliche Sprache. Aber auch unsere Füße und unsere anderen Körperteile sind wichtige Berührungsorgane; immerfort stehen wir mit unserem Körper in grenzüberschreitendem Kontakt mit unserer Umwelt. 
      Trotz dieser essentiellen Bedeutung ist das Feld der Berührung, zu dem Haptik, Taktilität und Gefühl, Motorik, Sensorik und Affektivität gleichermaßen gehören, in der Geistes- und Kulturgeschichte lange vernachlässigt worden. Im Zuge eines gesteigerten Interesses an Körpergeschichte und Kulturpraktiken, vor dem Hintergrund komplexer gesellschaftlicher Nähe-/Distanzverhältnisse in einer globalisierten und medialisierten Welt (‚berührungslose Gesellschaft‘) sowie nicht zuletzt den jüngeren Erfahrungen einer Pandemie hat das Berühren in den Geistes- und Kulturwissenschaften aber neue Aufmerksamkeit erfahren.
      Die Vorlesung führt vor diesen Hintergründen in einschlägige Momente einer Literatur- und Philosophiegeschichte des Berührens vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart ein. Die literarischen Beispiele stammen überwiegend aus der neueren deutschen Literatur. Die Vorlesungen werden jeweils durch Diskussionen und kleine Textgespräche ergänzt. Fakultative Begleitlektüren werden auf Blackboard zur Verfügung gestellt. Die Teilnahme ist auch ohne vorbereitende Lektüre möglich. 

      Literaturhinweise zur Einführung und Orientierung:
      Hartmut Böhme: Der Tastsinn im Gefüge der Sinne. In: Anthropologie, hg. v. Gunter Gebauer, Leipzig/Stuttgart 1998, S. 214–225. (E-Text-Fassung hier: https://www.hartmutboehme.de/static/archiv/volltexte/texte/tasten.html)
      Andrea Erwig und Sandra Fluhrer: Berühren
      Relationen des Taktilen in Literatur, Philosophie und Theater. In: Komparatistik-online (2019), S. 1-7 (https://www.komparatistik-online.de/index.php/komparatistik_online/article/view/193/154).

    • 16635 Vorlesung
      Klassiker?! Kinder- und Jugendliteratur, Kanonbildung und Transmedialität (N.N.)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: Hs 2 Hörsaal (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Ob Alice im Wunderland, das Sams, die kleine Meerjungfrau oder Pinocchio – „klassische“ Figuren und Stoffe der Kinder- und Jugendliteratur sind in unterschiedlichen medialen Umsetzungen präsent, die unsere Wahrnehmung von ihnen prägen. Spätestens im 20. Jahrhundert lässt sich verstärkt im Phänomen des Medienverbundes beobachten, wie Texte und Figuren als transmediale Phänomene rezipiert werden, sei es als Buch, Film, Videospiel oder über entsprechend gestaltetes Spielzeug, Websites und Blogs. Dass diese medienübergreifende Rezeption kein neues Phänomen ist, will die Vorlesung anhand zentraler Texte der Kinder- und Jugendliteratur darstellen. Dabei werden auch Fragen nach (De-)Kanonisierungsprozessen, dem Status kinder- und jugendliterarischer Klassiker und nicht zuletzt aktuelle Diskussionen, beispielsweise um die Überarbeitung von Klassikern zugunsten einer diskriminierungsfreien Sprache, aufgegriffen. Es werden Ausschnitte aus den besprochenen Werken sowie weiterführende Texte der Sekundärliteratur zur vorbereitenden Lektüre über Blackboard zur Verfügung gestellt.

    • 16799 Vorlesung
      Einführung in die digitalen Geisteswissenschaften (Frank Fischer)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 14.10.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Immer mehr Informationen liegen digitalisiert vor oder sind ›born digital‹. Dadurch ergeben sich viele neue Forschungs- und Erkenntnismöglichkeiten, auch für die Geisteswissenschaften. Doch was stellt man eigentlich mit einer Million digitalisierter Bücher an, wie Gregory Crane einmal rhetorisch gefragt hat. Um diese Datenmengen zu verarbeiten, sind spezielle und sich stetig weiterentwickelnde Methoden vonnöten. Mittlerweile hat sich mit den ›Digital Humanities‹ eine entsprechende Praxis entwickelt. Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Entwicklung des komputationellen Denkens in den Geisteswissenschaften seit Beginn des 19. Jahrhunderts und stellt die wichtigsten Standards vor: Methoden, Formate, Software, Tools. Da uns durch die Digitalisierung der Gegenstände auch andere epistemische Dingen vorliegen, wird immer auch kritisch gefragt, welche Folgen dies für die Interpretierbarkeit hat. Auch in diesem Semester setzen die Digital-Humanities-Lehrveranstaltungen keine Kenntnisse in diesem Bereich voraus und sind als breite Einführung sowohl für M.A.-Studierende als auch B.A.-Studierende in der Vertiefungsphase gedacht. Mit dem Fokus auf Textdaten und Korpora richten sie sich explizit an Studierende der AVL, der philologischen Institute sowie explizit auch an Studierende der Institute für Philosophie und Theaterwissenschaft.

    • 16715 Hauptseminar
      Erzähltheorie und Psychoanalyse (Bernadette Grubner)
      Zeit: Fr 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.10.2024)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In der 18. Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse (1916/17) begründet Freud die „Notwendigkeit der Annahme unbewußter seelischer Vorgänge“ mit der „Möglichkeit, den neurotischen Symptomen durch analytische Deutung einen Sinn zu geben“. Das Vokabular markiert die Nähebeziehung zwischen Hermeneutik und psychoanalytischem Denken. Die Möglichkeit, durch Deutung einen unerkannten Sinn rätselhafter Symptome aufzudecken, dient als Garant und Beleg für die Richtigkeit einer für die Psychologie der Zeit unerhörten Annahme: dass es ein Unbewusstes gibt und dieses das menschliche Handeln in häufig verwirrender Weise beeinflusst, wenn nicht bestimmt. Was aber bedeutet die Annahme des Unbewussten für die Analyse- und Deutungspraxis der Literaturwissenschaft?
      Im Seminar werden wir uns mit verschiedenen Ansätzen beschäftigen, die Literatur  und Psychoanalyse zusammendenken bzw. die es uns erlauben, diesen Zusammenhang herzustellen. Ausgehend von Zugriffen, die sich eng an Freuds Werk anlehnen, werden wir uns einerseits näher mit Alfred Lorenzers Tiefenhermeneutik und verwandten Ansätzen befassen, andererseits mit dem Poststrukturalismus, ausgehend von Jacques Lacan. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die Analyse und Interpretation von Erzähltexten, in Verbindung mit der Annahme, dass unbewusste Vorgänge sich im Text niederschlagen, theoretisch konzeptualisiert wurden. Die Bereitschaft, sich intensiv mit komplexen Theorietexten zu befassen, wird vorausgesetzt. Zur Orientierung lohnt sich ein Blick in das Handbuch Literatur & Psychoanalyse (hrsg. v. Frauke Berndt und Eckart Goebel, de Gruyter 2017), online einsehbar via Primo.

    • 16716 Hauptseminar
      Rhetorik der Aufrichtigkeit. Vom Briefroman zum True Self (Nina Tolksdorf)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Als persuasive Praxis ist die Rhetorik immer dem Verdacht der Ta¨uschung ausgesetzt. Das fu¨hrte in ihrer Geschichte nicht selten dazu, dass sie als Gegenpol zu Begriffen wie „Aufrichtigkeit“ und „Authentizita¨t“ konzipiert wurde. Literatur, wie etwa der Briefroman, die Autobiografie aber auch Lyrik und sogenannte Instapoetik haben häufig den Anspruch, authentisch, offen und wahrhaft zu sein, müssen sich dafür aber bestimmter rhetorischer Figuren bedienen, um Leser:innenschaften davon zu überzeugen. Wie also lassen sich Rhetorik und Aufrichtigkeit/Authentizität vereinbaren? Von welchen Sprachkonzept gehen authentische Texte aus? Wie vera¨ndert sich das Verha¨ltnis von Rhetorik und Aufrichtigkeit in der Geschichte der Literatur und im Spiegel ihrer Medien? Das Seminar setzt sich sowohl mit der Rhetorik als auch mit Theorien der Aufrichtigkeit/Authentizität auseinander und analysiert verschiedenen Textgattungen in unterschiedlichen Medien – vom Buch zu TikTok.

    • 16717 Hauptseminar
      Über das Warnen (Reiner Niehoff)
      Zeit: Fr 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.10.2024)
      Ort: JK 31/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Das Seminar wird zusammen mit Herrn Sven Rücker durchgeführt.

      Kommentar

      Das Warnen gilt als Kernkompetenz der Literatur; Teiresias und Kassandra, Jeremia und Jesaja sind fester Bestand einer Topologie der vorlaufenden Drohung und abschreckenden Anzeige. Es hallt wieder im ‚Non plus ultra‘ von Dantes ‚Commedia‘, in den Märchen der Grimms ist es omnipräsent, in Hans Henny Jahnns Roman ‚Das Holzschiff‘ flüstert einer durch die Tür: „Gefahr!“ Was also ist es mit dem Warnen? Ruft es auf zu neuen Besonnenheiten und klugen Selbstkontrollen; oder schreckt es ab, um alte Territorien zu schützen? Cave canem!