16455 Advanced seminar

WiSe 22/23: Literatur heute ausstellen. Am Beispiel der Weimarer Klassik.

Boris Roman Gibhardt

Information for students

Das Blockseminar findet voraussichtlich am 18.10.22, 16.12.22 und 06.01.23 in Berlin statt. Vorgesehen ist eine eineinhalbtägige Exkursion nach Weimar am 25./26.11.22. Das Seminar kann nur in Verbindung mit der Exkursion besucht werden. Eine Förderung der Reisekosten wird angestrebt, ein Eigenanteil durch die Studierenden ist erforderlich. close

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Literatur ausstellen ist ein Grenzphänomen der Literatur-und Medienwissenschaften, der Museumspraxis und der Curatorial studies. Im Unterschied etwa zur bildenden Kunst ist literarische Sprache etwas Abstraktes, das nicht einfach in eine räumliche Ausstellung überführt werden kann. Die Materialität der Literatur hat hingegen immer auch eine physische Präsenz – man denke an Autorennachlässe, an Sammlungen in Archiven und Museen (Manuskripte, Schreibmöbel, Objekte, Autorenbibliotheken) und nicht zuletzt an den Topos vom Dichterhaus und seiner Funktion für das kulturelle Gedächtnis. Neugründungen von Museen etwa des Literaturmuseums Wien, des Romantik-Museums Frankfurt a.M. sowie Umwidmungen ursprünglich privater Häuser wie dem Thomas-Mann-Haus in Pacific Palisades weisen auf die ungebrochene Bedeutung literarischer Gedächtnisorte als Träger kultureller Sinnstiftung hin. Während Literatur einer verbreiteten Meinung nach allgemein immer weniger gelesen wird, ragt sie in institutioneller Form also heute offenbar weiter in den öffentlichen Raum hinein als je zuvor. Dies zeigt sich auch und gerade an Goethes Wohnhaus in Weimar, seit 1885 Teil des Goethe-Nationalmuseums, das immerhin ca. 140.000 Gäste im Jahr zählt. Seit der Kaiserzeit und quer durch das 20. Jahrhundert inklusive memorialpolitischer Inanspruchnahmen ist das Goethe-Nationalmuseum ein paradigmatischer Ort des Ausstellens und Vermittelns von Literatur. Derzeit wird das Museum neu konzipiert. Dies gibt Anlass zu vielen literaturkuratorischen Fragen: Wie umgehen mit einem ‚Nationalmuseum‘ in einer Zeit, die keinen verbindlichen Kanon mehr kennt? Welche Rolle kann und soll heute die Literatur in diesem Museum spielen, das historisch gesehen eher auf die Person und das ‚Genie‘ und weniger auf Goethes Texte zugeschnitten ist? Verbaut die historische Gedenkstättenkultur den heutigen Zugang zu Autoren wie Goethe eher oder hat Goethe selbst die Form des Erinnerns an ihn, etwa durch sein ‚Nachlassbewusstsein‘, vielmehr auch selbst vorgeprägt? Und nicht zuletzt: Was bedeuten gendersensible, postkoloniale Debatten für den heutigen Umgang mit der Weimarer Klassik und ihrem Humanismus sowie mit historischen literaturbezogenen Sammlungen und Archiven? Was sind aktuelle Trends der Curatorial studies im Bereich des Literatur-Ausstellens? Wie lässt sich das Ausstellen von Texten in Zeiten analoger und virtueller Realitäten medienkomparatistisch fassen? Und ist eigentlich jedes Format kulturellen und wissenschaftlichen Arbeitens eine Form des Kuratierens? close

Additional appointments

Fri, 2022-10-28 10:00 - 17:00

Lecturers:
PD Dr. Boris Roman Gibhardt

Location:
KL 29/139 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

Fri, 2022-12-16 10:00 - 17:00

Lecturers:
PD Dr. Boris Roman Gibhardt

Location:
KL 29/139 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

Fri, 2023-01-06 10:00 - 17:00

Lecturers:
PD Dr. Boris Roman Gibhardt

Location:
KL 29/139 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

Sat, 2023-11-25 10:00 - 17:00
Exkursion

Lecturers:
PD Dr. Boris Roman Gibhardt

Sun, 2023-11-26 10:00 - 17:00
Exkursion

Lecturers:
PD Dr. Boris Roman Gibhardt

Subjects A - Z