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WiSe 22/23: Platon, 'Politeia'. Gesamtüberblick

Norbert Blößner

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Ob der Unterricht in Präsenz oder online stattfindet, wird sich noch klären. Nähere Angaben (etwa zu brauchbaren Übersetzungen) bietet das Blackboard, das Inhabern eines Gast- oder Studienaccounts an der FU Berlin problemlos zugänglich ist. (Von der altehrwürdigen, jedoch in wesentlichen Punkten überholten und für heutige Ohren oft leider missverständlichen Übersetzung Schleiermachers rate ich ab.) close

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Platons Dialog ‚Politeia‘ handelt vom Menschen und vom menschlichen Lebensziel. Der Mensch wird von zwei Seiten her analysiert: als ein Wesen, das in einem sozialen Verbund mit anderen Menschen lebt (griechisch: in einer ‚Polis‘), und als Einzelperson, in der sich seelische Antriebe unterschiedlicher Natur miteinander zu einem Charaktertypus verbinden. Beide Arten der Verbindung, sowohl die soziale als auch die psychologische, können politeía heißen, und beide Arten der Verbindung, so lautet eine der zentralen Thesen des Dialogs, sind eng aufeinander zu beziehen.
Als das von jedem Menschen erstrebte Lebensziel gilt die Eudaimonie, ein Begriff, der mit ‚Glück‘ oder ‚Glückseligkeit‘ nur unzureichend übersetzt ist; denn anders als die deutschen Nomina bezeichnet das griechische kein bloßes Empfinden, sondern einen objektivierbaren Sachverhalt, der das menschliche Leben erfolgreich macht und gelingen lässt. Das Glücksgefühl ist hierbei lediglich ein Nebeneffekt und Indikator der Eudaimonie, keineswegs aber ihr eigentlicher Inhalt und Kern. Somit steht die Frage im Raum, wie das formale Kriterium inhaltlich zu fassen ist: Welche Erfolge und Sachverhalte sind es denn, die ein Leben wirklich gelingen lassen? Etwa Geld? Rang und Prestige? Freiheit? Macht? Oder etwa Gerechtigkeit, wie Sokrates meint?
Wie lassen sich zutreffende und unzutreffende Bestimmungen der Eudaimonie voneinander unterscheiden? Welche Verfahren und welche Kriterien wendet man zur Ermittlung und zur Überprüfung an? Und welchen Grad an Sicherheit erreichen jene Antworten, die Menschen darauf geben können? Von all diesen Fragen handelt, um all diese Fragen kreist Platons berühmter Text. close