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WiSe 23/24: Klasse zeigen. Audiovisuelle Konstruktionen sozialer Schichten

Tobias Haupts

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Klasse zeigen. Audiovisuelle Konstruktionen sozialer Schichten

Anders als die bereits fest in den Geistes- und Kulturwissenschaften verankerten Begriffe ‚Gender‘ und ‚Race‘ findet die ‚Klasse‘ (Class) erst in den letzten Jahren eine verstärkt (vielleicht erneute) Aufmerksamkeit im öffentlichen Diskurs und dies nicht nur vor dem Hintergrund der Problematiken der Intersektionalität. Begleitet werden die akademischen Debatten von einer Form der Bekenntnisliteratur, die in autobiografischen Erzählungen das eigene Erleben und Erfahren von Klasse aus dem Persönlichen ins Öffentliche transferiert und mit den historisch-nationalen Narrativen in Verbindung, wenn nicht gar in Widerstand setzt. Der Kurs möchte als Einführung in das Thema dieses weite und zurzeit aktive Feld der Film- und Medienwissenschaft aufgreifen und in drei verschiedenen Sektionen erkunden. Durch einen Blick auf Filme, die sich rasch dem Themenkomplex der Klasse zuordnen lassen und auf Diskurse der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert verweisen mögen, soll die sogenannte Unterschicht in den Blick genommen werden, die Arbeiter, die Abgehängten und das besonders in diesen Filmen inszenierte Milieu. Der zweite Schritt versteht sich als Gegensatz, wenn das Bürgertum ins Zentrum des Interesses rückt, audiovisuelle Konstruktionen von Reichtum eine Rolle spielen und sich so als Figurationen sozialer Differenz erkunden lassen. Drittens wird von Interesse sein, was der Film im Genre abseits des sogenannten Realismus von der Klasse weiß und von ihr erzählt. Welches Potenzial, sei es utopischer, fantastischer oder erschreckender Natur lässt sich für die Frage der Klasse in ihnen finden und für den Diskurs fruchtbar machen?

In Verbindungen von klassischen wie aktuellen Texten zur Klassenfrage (nicht nur, aber auch in Bezug auf den Film und die Medien) soll eben der Diskurs (für uns: die Diskussion) den Schwerpunkt des Kurses ausmachen, der sich primär von der Lektüre der Texte wie auch der Analyse der Filme leiten lässt. Welche Problematiken wirft der Begriff der Klasse auf? Wie ist dessen mediale Zirkulation zu begreifen und welche Position nehmen wir, mit unserer eigenen Perspektive (und damit verbunden auch immer der eigenen Biografie) in diesen Debatten ein?

Zur Einführung sei hier, neben den aktuellen Beiträgen zur Debatte von Andrea Seier & Stephan Trinkaus, Guido Kirsten oder Drehli Robnik, auf den Reader von Mario Candeias (Hrsg.) mit dem Titel KlassenTheorie. Vom Making und Remaking (Hamburg 2021) verwiesen; auch der Einstieg durch und mit der Literatur bei Didier Eribon, Éduard Louis, Daniela Dröscher oder Christian Baron kann gute Grundlage für die im Wintersemester zu führenden Diskussionen bilden. Der Schwerpunkt des Kurses wird in Bezug auf die Texte und Filme zunächst ein westlicher Blick sein, ohne hierbei auf eine Öffnung der Fragestellungen in einem globaleren Kontext verzichten zu wollen.