WiSe 23/24: Dantes Divina Commedia: antikes Erbe und modernes Nachleben
Eva Heubach
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Mit der 1321 fertiggestellten Divina Commedia schuf Dante Alighieri (1265-1321) zweifellos eines der überragenden Meisterwerke der Weltliteratur. Entstanden war der Text allerdings unter äußerst widrigen Umständen, denn Dante war 1301 aus politischen Gründen aus seiner Heimatstadt Florenz verbannt worden, weshalb er die Commedia in den folgenden zwanzig Jahren weitgehend mittellos im Exil verfasste. Sein erklärtes Ziel bestand dabei darin, ein Bild der Welt in ihrer Totalität zu entwerfen, mit dem es ihm gelingen sollte, Vergil, den größten Dichter der Antike, zu übertreffen – nicht zuletzt, um auf diese Weise der Schmach seiner Verbannung zu entkommen.
Geschildert wird in der Commedia, wie der gleichnamige Held ‚Dante‘ geführt vom Schatten Vergils eine Jenseitsreise durch Hölle (Inferno), Läuterungsberg (Purgatorio) und Himmel (Paradiso) bestreitet – eine Reise, auf der er Hunderten von Gestalten begegnet, die in den unterschiedlichen Jenseitsgefilden ihr (bisweilen grauenvolles, bisweilen seliges) unendliches Nachleben fristen. Ein derartig zeitloses Nachleben scheint jedoch nicht nur Dantes Figuren, sondern auch der Commedia selbst beschert zu sein, denn im Laufe ihrer mittlerweile 700-jährigen Rezeptionsgeschichte hat sie eine regelrecht beispiellose Breiten- und Tiefenwirkung entwickelt. Dabei waren es auch – und insbesondere – die Autoren der literarischen Moderne, die die Commedia zu einem zentralen Bezugspunkt ihres literarischen Schaffens erwählten.
Im Seminar wollen wir einen Einblick in diese moderne Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Dantes Hauptwerk erlangen. Hierfür werden wir uns zunächst anhand gründlicher Lektüren ausgewählter Passagen mit der Commedia und ihrer Gesamtanlage vertraut machen, um uns in einem zweiten Schritt ihrer Rezeption und Aufnahme durch drei prominente Literaten der Moderne zuzuwenden: Jorge Luis Borges (1899-1986), Samuel Beckett (1906-1989) und Pier Paolo Pasolini (1922-1975). Dabei wird es uns nicht nur darum gehen, den zahlreichen im Werk dieser Autoren vorhandenen Dante-Referenzen nachzugehen. Vielmehr werden wir uns fragen, inwiefern das poetologische Selbstverständnis dieser drei Autoren durch die Auseinandersetzung mit Dantes Commedia geprägt ist. Wie bearbeiten sie die politischen und zeitgeschichtlichen Erfahrungen ihrer Zeit in der literarischen Auseinandersetzung mit Dante und dessen Hauptwerk? Und welche Korrespondenzen und Verschiebungen finden sich in der formalen Anlage ihrer literarischen Projekte? Darüber hinaus werden wir uns mit einigen Konzepten der Intertextualität vertraut machen.
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Textgrundlage (zur Anschaffung empfohlen):
Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, übersetzt von Hartmut Köhler, Stuttgart: Reclam 2020 [2012], ISBN 978-3150206157.
Oder für eine zweisprachige und kommentierte Ausgabe:
Dante Alighieri: La Commedia/Die Göttliche Komödie. Italienisch/Deutsch, übersetzt und kommentiert von Hartmut Köhler, Stuttgart: Reclam 2021 [2012], ISBN 978-3150300763.
Zur Vorbereitung eignet sich:
Kurt Flasch, Einladung, Dante zu lesen, Frankfurt am Main: Fischer 2018 [2011].
Franziska Meier, Besuch in der Hölle: Dantes Göttliche Komödie, Biographie eines Jahrtausendbuchs, München: C.H.Beck 2021.
Eine ausführliche Bibliografie wird zu Seminarbeginn bereitgestellt.
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