WiSe 23/24: Geschmacksästhetik und Geschlechterverhältnis um 1800
Johannes Kleinbeck
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Auch wenn Kant dem ästhetischen Urteil ein »interesseloses Wohlgefallen« zugeschrieben hat, scheint das Nachdenken über die Geschmacksästhetik dennoch gerade bei männlichen Philosophen mit einem spezifischen Interesse verbunden gewesen zu sein: nämlich mit dem Interesse am weiblichen Geschlecht. In ihren Abhandlungen zu diesem Thema klingen deshalb all jene Fragen an, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Hinblick auf das Verhältnis zwischen den Geschlechtern besonders vehement diskutiert worden sind: Gibt es eine dezidiert »bürgerliche Galanterie«? Was ermöglicht eine »Verfeinerung des Geschlechtstriebs«? Was kennzeichnet »weibliche Schönheit«? Welche Formen von »Herrschaft« liegen dem Spiel der Verführung zu Grunde? Aber auch: Was gewährleistet eine »fortdauernde« Leidenschaft in der Ehe?
In der Lektüre von Texten zur Geschmacksästhetik von u.a. Edmund Burke, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Georg Forster und August Wilhelm Schlegel wollen wir diesem eigentümlichen Zusammenhängen nachgehen. Wir werden uns nicht nur fragen, welche problematischen Prämissen zum Geschlechterverhältnis dem Denken der Ästhetik zugrunde liegen. Wir werden auch nachzeichnen, welche Verschiebungen sich in diesem Denken vollziehen, wenn es um 1800 plötzlich zunehmend auf der Grundlage von Madonnen-Darstellungen seine Verhandlung findet.
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