WiSe 23/24: Kunst und Aktivismus: Potenziale und Wirkungsweisen künstlerischer Interventionen
Julia Weber
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Die Verknüpfung von Gegenwartskunst und Politik hat Konjunktur. Sei es in den Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit, in der „arte útil“ von Tania Bruguera, den Inszenierungen von Milo Rau oder den Performances von Pussy Riot: In jüngerer Zeit begegnen uns vermehrt Kunstwerke und Kunstaktionen, in denen es in erster Linie um soziale, gesellschaftliche und politische Wirksamkeit geht. Dies hat dazu geführt, dass der ehemalige Direktor des ZKM, Peter Weibel, den „Artivist“ zum „neuen Künstlertypus des 21. Jahrhunderts“ ausgerufen hat.
Der Umgang mit sozialen Missständen und aktuellen politischen Konfliktlagen beschäftigt auch die Gegenwartsliteratur. Autor·innen wie Max Czollek (Desintegriert Euch!, Gegenwartsbewältigung), Jenny Erpenbeck (Gehen, ging, gegangen), Heike Geissler (Die Woche, Liegen), Anne Weber (Annette, ein Heldinnenepos), Roman Ehrlich (Malé) oder Theresia Enzensberger (Auf See) reflektieren verschiedene Möglichkeiten, sich in politisch prekären Zeiten angesichts sozialer Ungleichheit, erstarkenden Populismen oder der Klimakrise zu positionieren. Im Mittelpunkt ihrer Texte stehen dabei oftmals auch Ohnmachtsgefühle sowie eine gewisse Ratlosigkeit gegenüber der Zukunft und den Möglichkeiten künstlerisch-politischen Eingreifens.
Das interdisziplinär angelegte Seminar möchte diese jüngeren Entwicklungen von mehreren Seiten beleuchten. Wir werden uns einerseits verschiedene künstlerische Interventionen ansehen, deren Intentionen, Funktions- und Wirkungsweisen wir uns gemeinsam erschließen. Das Spektrum der zu erforschenden künstlerischen Fallbeispiele ist hierbei weit gesteckt und umfasst unterschiedliche künstlerische und aktivistische Selbstverständnisse, Ansätze und Formate. Daneben werden uns mit Positionen von u.a. Edward Said, Jacques Rancière, Chantal Mouffe und Claire Bishop auseinandersetzen, die verschiedene Versuche unternommen haben, das Verhältnis von Politik und Ästhetik auch theoretisch neu zu konzeptualisieren. Ein besonderes Augenmerk gilt drittens der Gegenwartsliteratur und der Frage, auf welche Weise sich ausgewählte Autor·innen zu den Möglichkeiten politischer Einflussnahme durch Kunst und Literatur positionieren und mit welchen (neuen) Erzählverfahren sie den politisch oftmals schwer zu greifenden Gemengelagen der Gegenwart begegnen.
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