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Seminar
WiSe 23/24: Abtötung, Liebe und Gelassenheit: Das Horlogium sapientiae Heinrich Seuses
Bernd Roling
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Unter den Dominikanermystikern nach Meister Eckhardt ragt ohne Zweifel eine Figur besonders heraus, Heinrich Seuse (1295-1366), der aus Konstanz stammende Dominikaner und Verfasser deutscher ebenso wie lateinischer Schriften. Nach der Verurteilung des großen Erneurers Eckhardt war offenkundig geworden, daß die Vereinigung mit Gott und die mit ihr verbundene Entgrenzungserfahrung von Seiten der Erleuchteten neu definiert werden mußten, um der Kritik aus der Amtskirche zu entgehen. Es war Seuse, der diese tragfähige Synthese vorlegte, eine geniale, zwischen dem Selbstvollendungsanspruch eines Eckhardt und der Tradition der Christushingabe und visionären Jenseitsschau seiner Vorgänger vermittelnde Form der Mystik, die sich in konkrete, der Kirche normkonforme Handlungsanweisungen übersetzen ließ. Mit seiner ‚Vita‘ schuf Seuse anhand seiner eigenen Biographie eine ideale, zur Imitation empfohlene Vorlage mystischer Lebensführung, die sich der klassischen Aufstiegsschemata bediente. Sein ‚Horologium sapientiae‘, das den deutschen Titel ‚Büchlein der ewigen Weisheit‘ trug, legt eine ganze Theologie der Mystik vor, die auch mit Zeitkritik nicht geizt. Im Seminar soll das ‚Horologium‘ lateinisch und deutsch gelesen und unter Rückgriff auch auf andere Schriften Seuses interpretiert werden. Die Texte werden zur Verfügung gestellt.
Literatur: Heinrich Seuse, Das Buch der Wahrheit. Mittelhochdeutsch – deutsch. Hrsg. von Loris Sturlese, Hamburg (Meiner Verlag) 1993, Heinrich Seuse, Stundenbuch der Weisheit, übersetzt von Sandra Fenten, Würzburg 2007, Heinrich Seuse, Horologium sapientiae, hg. von Pius Künzle, Freiburg 1977, Heinrich Seuse, Deutsche mystische Schriften, hg. von Georg Hofmann, Darmstadt 1966, Heinrich Seuse, Deutsche Schriften, hg. von Karl Bihlmeyer, Frankfurt 1961 (zuerst 1907).
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