SoSe 24: 10 x Amphitryon: Von Komik und Tragik der Verführung
Johannes Kleinbeck
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Zeus verführt Alkmene in Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon. Mehr als 2000 Jahre lang ist dieser mythologische Stoff der Anlass gewesen, um auf der Bühne das jeweils zeitgenössische Liebesideal und Eherecht zu problematisieren. Denn nach der Liebesnacht wird der Herrscher des Olymps plötzlich unsicher: Woher kann er eigentlich wissen, dass sich Alkmene ihm, dem göttlichen Liebhaber, und nicht ihrem irdischen Ehemann hingegeben hat? War die Liebesnacht also eine triste Pflichterfüllung, wie sie das christliche Eherecht verlangt? War sie die Freiheit eines himmlischen Genusses, wie sie das Bürgertum mit ihrem Traum von der Liebesheirat fordert? Oder war es ein sexueller Übergriff, für den selbst ein Gott zur Rechenschaft gezogen werden müsste?
Diesen und anderen Fragen wollen wir uns in der Lektüre der Amphitryon-Bearbeitungen von Plautus, Molière, John Dryden, Johann Daniel Falk und Heinrich von Kleist annähern und dabei gleichzeitig die Liebes- und Ehevorstellungen des antiken Rom, der höfischen Gesellschaft und des Bürgertums in den Blick nehmen. In einer Sitzung unseres Seminars wird die Theaterregisseurin Milena Michalek zu Gast sein, die in dieser Spielzeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus eine Bearbeitung von Kleists »Amphitryon« inszeniert hat.
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Peter Szondi, »Fünfmal Amphitryon: Plautus, Molière, Kleist, Giraudoux, Kaiser«, in: ders., Schriften II, hg. v. Jean Bollack u.a., Suhrkamp: Berlin 2024, S. 170–197.
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