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Practice seminar
SoSe 24: Die Ordnung der Welt bei Hesiod. Übung zur Poesie
Norbert Blößner
Information for students
Der Kurs ist ohne Griechischkenntnisse verständlich und wendet sich an Hörer aller Fakultäten sowie alle Interessierten.
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Hesiod ist der erste Dichter Griechenlands, der uns auch in biographischen Details kenntlich wird. Seine Texte behandeln die Frage nach Entstehung und Ordnung der Welt, in der wir leben. Dabei werden Prinzipien geklärt und entstehen neue Kategorien, die in Dichtung, Geschichtsschreibung und Philosophie weiterwirken.
In seinem Epos ‚Theogonie‘ (‚Gottwerdung‘) gestaltet Hesiod ältere (orientalische) Geschichten vom Ursprung der Welt und reichert sie mit Reflexionen und Erklärungspotentialen an, die reiche Nachwirkungen entfaltet haben. Lange bevor der Terminus ‚Aitiologien‘ geprägt wird, schafft Hesiod Aitiologien, die in Dichtung, Kunst und Philosophie weiterwirken.
‚Götter‘ sind in Griechenland nicht nur die personalen Gestalten des Mythos, etwa Zeus oder Athena; neben sie treten (z.T. namenlose, immer an bestimmte Orte gebundene) Gottheiten des Kults sowie all jene Kräfte, die das menschliche Leben bestimmen (zu dieser Vielfältigkeit des Götterkonzepts siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/den-menschen-so-nah-1149340.html).
Anders als die jüdisch-christliche Tradition schreiben der Dichter und seine Quellen die Vielfalt der Welt nicht dem Ideenreichtum eines einzelnen Weltschöpfers zu, sondern einer Evolution, in der Kinder Eigenschaften ihrer Eltern nicht einfach nur reproduzieren, sondern als neue Wesenheiten eigener Prägung entstehen.
Das zweite Epos (‚Werke und Tage‘) ergänzt und modifiziert das erste (was der Dichter auch reflektiert). Mit diesem Text wird Hesiod (ohne Absicht) auch zum Schöpfer des europäischen Lehrgedichts. Sein Anlass ist ein Rechtsstreit mit dem eigenen Bruder, bei dem gegen korrupte Richter eine höhere Macht ins Feld geführt wird; dieses Konzept einer unvergänglichen göttlichen Ordnung der Gerechtigkeit hat später (u.a.) Solon, Aischylos und Platon beeinflusst. Bereits bekannte Narrative (von Prometheus, Pandora oder den Weltaltern), die teils schon im Vorgängerepos behandelt wurden, werden aufgegriffen und mit Blick auf neue darstellerische Ziele adaptiert.
Von Hesiods Texten führen direkte Wege zur systematischen Mythologie, zur Theologie, zur Geschichtsschreibung und zur Philosophie der Vorsokratiker, aber auch bis zu Platon. close
In seinem Epos ‚Theogonie‘ (‚Gottwerdung‘) gestaltet Hesiod ältere (orientalische) Geschichten vom Ursprung der Welt und reichert sie mit Reflexionen und Erklärungspotentialen an, die reiche Nachwirkungen entfaltet haben. Lange bevor der Terminus ‚Aitiologien‘ geprägt wird, schafft Hesiod Aitiologien, die in Dichtung, Kunst und Philosophie weiterwirken.
‚Götter‘ sind in Griechenland nicht nur die personalen Gestalten des Mythos, etwa Zeus oder Athena; neben sie treten (z.T. namenlose, immer an bestimmte Orte gebundene) Gottheiten des Kults sowie all jene Kräfte, die das menschliche Leben bestimmen (zu dieser Vielfältigkeit des Götterkonzepts siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/den-menschen-so-nah-1149340.html).
Anders als die jüdisch-christliche Tradition schreiben der Dichter und seine Quellen die Vielfalt der Welt nicht dem Ideenreichtum eines einzelnen Weltschöpfers zu, sondern einer Evolution, in der Kinder Eigenschaften ihrer Eltern nicht einfach nur reproduzieren, sondern als neue Wesenheiten eigener Prägung entstehen.
Das zweite Epos (‚Werke und Tage‘) ergänzt und modifiziert das erste (was der Dichter auch reflektiert). Mit diesem Text wird Hesiod (ohne Absicht) auch zum Schöpfer des europäischen Lehrgedichts. Sein Anlass ist ein Rechtsstreit mit dem eigenen Bruder, bei dem gegen korrupte Richter eine höhere Macht ins Feld geführt wird; dieses Konzept einer unvergänglichen göttlichen Ordnung der Gerechtigkeit hat später (u.a.) Solon, Aischylos und Platon beeinflusst. Bereits bekannte Narrative (von Prometheus, Pandora oder den Weltaltern), die teils schon im Vorgängerepos behandelt wurden, werden aufgegriffen und mit Blick auf neue darstellerische Ziele adaptiert.
Von Hesiods Texten führen direkte Wege zur systematischen Mythologie, zur Theologie, zur Geschichtsschreibung und zur Philosophie der Vorsokratiker, aber auch bis zu Platon. close
Suggested reading
Übersetzungen beider Epen stammen von Albert von Schirnding (Tusculum) oder Otto Schönberger (Reclam). Eine (eigenwillige) neuere Übersetzung bietet Raoul Schrott.
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