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Advanced Seminar
Manuskriptlektüren im digitalen Zeitalter
Cornelia Ortlieb
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Das Seminar gibt an ausgewählten Beispielen vom 18. bis 21. Jahrhundert verschiedene Einblicke in die Mittel und Möglichkeiten handschriftlich verfasster (literarischer) Texte und ihrer Lektüren, im Grenzbereich von Schreib(prozess)forschung und Editionswissenschaft. Im (post-)digitalen Zeitalter stehen Manuskripte verschiedener Epochen in unvorstellbarer Menge und Qualität in Online-Archiven jederzeit zur Verfügung, häufig als Digitalisat mit photographischer Qualität und gelegentlich sogar in Doppelansichten mit Transkriptionen. Das Betrachten und Lesen historischer Handschriften an unterschiedlichen Endgeräten, potentiell überall und zu jeder Zeit, wird neuerdings zudem durch (KI-basierte) digitale Werkzeuge unterstützt und erleichtert. Digitalisate schaffen oder befördern so auch die Illusion einer Nähe des Originals, dessen Status entsprechend zugleich fragwürdig wird. Wie bestimmte Eigenschaften dinglich-materiell (anders) vorhandener Schriftträger die Lektüre steuern, lässt sich bei eigenhändig verfassten Schriftgebilden auf Papier oder anderen Schriftträgern jedoch nach wie vor nur in der Begegnung mit den archivierten Objekten selbst vollständig erfahren; digitale Reproduktionen geben typischerweise über bestimmte sinnlich wahrnehmbare Qualitäten etwa von Papier und Tinte oder Bleistift, darunter Größe, Farbe, Geruch oder Geschmack, keine adäquate Auskunft. Dabei gehören namentlich haptische Eindrücke aller Art nachweislich zu den wichtigsten Begleitumständen von Lesevorgängen, wie sich am Beispiel dickleibiger Romane mit je unterschiedlichem Cover und Einband sofort nachvollziehen lässt.
Projektförmige Fallstudien zu handschriftlichen Notizen, unterschiedlichen Schriftgebilden und Mischformen von Schreiben und Zeichnen, etwa bei Goethe, Hoffmann, Bettine von Arnim, Flaubert, Rimbaud, Trakl, Kafka und anderen, weniger kanonischen Beispielen, sollen um neuere Beispiele aus dem späten 20. und 21. Jahrhundert erweitert werden. Mit Schreibmaschine und Computer erhält, vermeintlich paradox, die Handschrift auch anderen (ästhetischen) Wert; Beispiele aus der Gegenwart können etwa auch der Konjunktur von Schrift-Tätowierungen und Kalligraphie gelten.
Zur Einführung und Vorbereitung, zum Querlesen und Entdecken:
Davide Giuriato, Martin Stingelin, Sandro Zanetti (Hg.): Zur Genealogie des Schreibens, München 2004 ff, siehe auch hier http://www.schreibszenen.net/publikationen.html, Martin Schubert (Hg.): Materialität in der Editionswissenschaft, Berlin, Boston 2010, Christian Benne: Die Erfindung des Manuskripts. Zur Theorie und Geschichte literarischer Gegenständlichkeit, Berlin 2015, Wiethölter, Waltraud (Hg.): Der Brief – Ereignis & Objekt. Frankfurter Tagung, Frankfurt 2010.
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Projektförmige Fallstudien zu handschriftlichen Notizen, unterschiedlichen Schriftgebilden und Mischformen von Schreiben und Zeichnen, etwa bei Goethe, Hoffmann, Bettine von Arnim, Flaubert, Rimbaud, Trakl, Kafka und anderen, weniger kanonischen Beispielen, sollen um neuere Beispiele aus dem späten 20. und 21. Jahrhundert erweitert werden. Mit Schreibmaschine und Computer erhält, vermeintlich paradox, die Handschrift auch anderen (ästhetischen) Wert; Beispiele aus der Gegenwart können etwa auch der Konjunktur von Schrift-Tätowierungen und Kalligraphie gelten.
Zur Einführung und Vorbereitung, zum Querlesen und Entdecken:
Davide Giuriato, Martin Stingelin, Sandro Zanetti (Hg.): Zur Genealogie des Schreibens, München 2004 ff, siehe auch hier http://www.schreibszenen.net/publikationen.html, Martin Schubert (Hg.): Materialität in der Editionswissenschaft, Berlin, Boston 2010, Christian Benne: Die Erfindung des Manuskripts. Zur Theorie und Geschichte literarischer Gegenständlichkeit, Berlin 2015, Wiethölter, Waltraud (Hg.): Der Brief – Ereignis & Objekt. Frankfurter Tagung, Frankfurt 2010.
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