Das Prosagedicht
Kathrin Wittler
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Prosagedicht – das klingt zunächst wie ein Widerspruch in sich. Aber es gibt sie, die Prosagedichte! Wir werden uns in historischer und systematischer Perspektive mit diesem faszinierenden Genre auseinandersetzen.
Um in systematischer Perspektive zu klären, was ein Prosagedicht ausmacht und was die Kategorie des Prosagedichts für die Gattungspoetik leistet, werden wir uns die berühmtesten genreprägenden Texte der französischen, englischen und deutschen Literatur genauer ansehen: von Charles Baudelaires „Petits poèmes en prose“ über Gertrude Steins „Tender Buttons“ bis zu Günter Eichs „Maulwürfen“ und Ilse Aichingers „Kurzschlüssen“.
Diese am europäischen Kanon entwickelte systematische Perspektive werden wir durch eine räumliche und zeitliche Erweiterung unseres Blicks herausfordern. In der westlichen Literaturgeschichtsschreibung gilt das Prosagedicht als dezidiert modernes Genre. In globaler Perspektive ist diese späte Entdeckung der kleinen poetischen Form, die nicht in Verse gebunden ist, allerdings ein Sonderfall. Um das in den Blick zu bekommen, werden wir uns mit vormodernen und nichtwestlichen Prosagedichtformen befassen und der in der Forschung verschiedentlich geäußerten Vermutung nachgehen, dass das moderne westliche Prosagedicht wesentliche Impulse aus (Pseudo-)Übersetzungen von hebräischen Psalmen, japanischen Haibun und altgälischen Gesängen bezogen hat. Ziel des Seminars wird es also sein, die globalen und archaischen Dimensionen dieses Genres zu erkunden.
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